Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
BenachrichtigungPfeil nach linksPfeil nach rechtsMerklisteAufklappenKommentareAbspielenPauseAbspielenWiederholen
Menü
DIE ZEIT

Yannick Flohé:Er tanzt die Wände hinauf

Bei der olympischen Kletter-Premiere nervte ein skurriler Wettkampfmodus die Athleten. Nun bleiben die Spezialisten unter sich. Das kommt auch Yannick Flohé entgegen.
21Kommentare
Yannick Flohé: Yannick Flohé, hier beim Olympia-Qualifikationswettkampf in Budapest, klammert sich an der Wand fest.
Yannick Flohé, hier beim Olympia-Qualifikationswettkampf in Budapest, klammert sich an der Wand fest.© Jonathan Nackstrand For Ois/​Ioc/​dpa

Inhalt

Auf einer Seite lesen
Inhalt
  1. Seite 1Er tanzt die Wände hinauf
  2. Seite 2"Es könnte eine Runde geben, die ich zu 90 Prozent gewinne"

Yannick Flohé und Alexander Megos blicken in den Innsbrucker Himmel und gestikulieren. Vor einigen Momenten hing Megos an der Wand, die vor den beiden in die Höhe ragt. Im Überhang versuchte er, sich mit den Fingerspitzen an den gelben Klettergriffen festzuhalten, etwa zehn Meter war er über dem Boden, irgendwann ging es nicht mehr. Er fiel ein paar Meter, das Seil fing ihn auf.

Zurück auf dem Boden hat der blonde Megos eine Idee. Nimm den Griff so, sagt er seinem Teamkollegen, dreh an der Stelle die Hüfte in die Wand, mach den Zug schnell. Flohé hört aufmerksam zu. Und imitiert am Boden die Bewegungen, die er in fünf, zehn, fünfzehn Metern Höhe mit den Armen, den Händen, dem Oberkörper machen muss. Wie sie da stehen, die beiden Sportkletterer, nach oben schauend, die Finger in Bewegung, wirken sie wie zwei Tänzer bei der Choreografie.

Es ist Mitte Juli, zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele. Flohé und Megos sind in ihrem letzten großen Trainingslager. Sie sind nicht allein. "Die Österreicher haben in Innsbruck ihr Leistungszentrum, die trainieren auch hier", sagt Flohé. Und nicht nur die. Neben den Deutschen stehen Athleten der britischen Mannschaft an der Kletterwand, eigentlich alle Europäer kommen immer wieder nachInnsbruck. Die Anlage, mit mehr als 500 Routen und 4.500 Quadratmetern Kletterfläche, gehört zu den besten in Europa. Nirgendwo sonst sind die Bedingungen so gut, die Routen so schwer, die Alpen so nah.

In Paris ist das Sportklettern nach dem Debüt 2021 zum zweiten Mal olympisch. In Tokio gab es nur einen Wettbewerb, eine speziell fürOlympia konzipierte Kombination aus Vorstieg, Bouldering und Speedklettern. Diese fanden die Spezialisten aller drei Disziplinen nicht so gut.

Oben wird geklettert, unten wird simuliert. Yannick Flohé und Alexander Megos üben für eine Route.© Adam Pretty/​Getty Images

Nun wird es jeweils zwei Wettbewerbe geben: das Speedklettern zum einen, die Kombination aus Lead und Bouldering zum anderen. Die deutschen Teilnehmer, Yannick Flohé (DAV Aachen) und Alexander Megos (DAV Erlangen) bei den Männern, Lucia Dörffel (DAV Chemnitz) bei den Frauen, haben sich jeweils im kombinierten Wettbewerb qualifiziert.

© unsplash.com
Newsletter

Das tut mir gut – Der ZEIT-Gesundheitsnewsletter

Megos sammelte in Tokio Olympiaerfahrung und verpasste das Finale knapp. Für Flohé, den Deutschen Meister im Lead und imBouldern, sind es die ersten Spiele. "Natürlich ist Olympia etwas Besonderes. Aber Olympia hat im Klettern einen geringeren Stellenwert als in anderen Sportarten. Die meisten von uns sind groß geworden, als Klettern noch nicht olympisch war. Ein Weltcup-Sieg oder ein Weltmeistertitel waren eigentlich immer das Größte", sagt Flohé.

Der 24-Jährige aus Essen – kurze braune Haare, Fünf-Tage-Bart, die dünne, runde Brille trägt er auch an der Wand – stammt aus einer Kletterfamilie. Seine Eltern nahmen an Sportkletterwettbewerben teil, sein Vater sogar an einem Weltcup. "Ich bin mit drei Jahren meine erste Tour im Fels geklettert, mit vier Jahren dann zum ersten Mal Vorstieg. Da konnte mein Vater einfach ohne Seil nebenherklettern. Aber richtig angefangen zu trainieren, habe ich erst mit zwölf", sagt er.

Seit 2018 gehört Flohé zur Sportfördergruppe der Bundeswehr. Damals für ihn der einzige Weg, Kletterprofi zu werden. "Du verdienst mit Klettern in Deutschland kein Geld, außer du bist eben der Beste oder der Zweitbeste. Danach wird es schwer, Sponsoren zu kriegen oder Reichweite auf Instagram", sagt er. 

Deutschland, Klettererland

Das Klettern, in dessen Entwicklung Deutschland vor allem dank der Pionierarbeit von Sportlern wie Wolfgang Güllich und Kurt Albert in den Achtzigerjahren eine entscheidende Rolle spielte, hat in vergangenen Jahrzehnten deutlich an Popularität gewonnen. Der Deutsche Alpenverein schätzt die Zahl der aktiven Kletterer im Jahr 2023 in Deutschland auf etwa eine Million Menschen (1990 waren es etwa 70.000). Rund 550 öffentliche Kletter- und Boulder-Anlagen gibt es im Land.

Die Entscheidung, Klettern olympisch werden zu lassen, sowie der Oscar-prämierte KletterfilmFree Solo (2019) haben ihren Teil zur Popularität beigetragen. Aber vor allem das Bouldern, das dynamische Klettern ohne Seil auf niedrigerer Höhe, befeuert den Boom. "Die Einstiegshürde ist beim Bouldern sehr gering. Jeder kann in eine Halle gehen, allein und ohne Seil, und einfach klettern", sagt Flohé.

Man habe aufgrund der kurzen Routen immer wieder Erfolgserlebnisse, besonders zu Beginn sei die Lernkurve zudem sehr steil. "Und es macht Spaß. Ich bin mir sicher, dass jemand, der gerade anfängt, bei einer geschafften Route ein größeres Erfolgserlebnis hat, als wenn ich einen richtig schweren Boulder klettere, der mir keinen Spaß macht", sagt er.

Kommentieren

Jetzt teilen auf:

Teilen

Link kopieren Drucken

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp