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Corona-Lockerungen:Maske ist nicht mehr

Die Maskenpflicht ist gefallen. Das war es also? Keine Maske in der Schule, beim Bäcker, im Supermarkt? Ein Streifzug zwischen neuer Freiheit und altem Risiko
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Corona-Lockerungen: Maske ist nicht mehr
© Antje Solveig/​plainpicture

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  1. Seite 1Maske ist nicht mehr
  2. Seite 2Keine Schule ohne Corona, ohne Maske
  3. Seite 3Ein buntes Bild der Willkür

Ich dachte, es würde ein großer Moment werden. Wie auf dem Video einer amerikanischen Schulklasse, die auf dem Schulhof steht, herunterzählt und dann gemeinsam ihre weißen Masken in die Luft wirft. Ich dachte, wenn man so lange auf etwas wartet, muss es sich episch anfühlen.

Und dann verpasse ich den Moment fast.

Es ist Samstagnacht. Ich sitze mit Freunden in einer Bar, wir wollen weiterziehen und bestellen ein Taxi. Als wir einsteigen wollen, sucht ein Freund seine Maske, bis der Taxifahrer etwas genervt nach hinten schreit: "Scheiß drauf, jetzt steig halt ein, Maske ist eh nicht mehr."

Da ist er also. Der Moment, den ich fast nicht mitbekomme, weil ich vorne auf dem Beifahrersitz schon nach einem guten Radiosender suche. Ich trage eine FFP2-Maske, ohne es wirklich zu bemerken. Es ist kurz nach ein Uhr nachts. Seit einer Stunde ist die bundesweiteMaskenpflicht aufgehoben, strengere Regelungen nun in der Verantwortung der Länder. Nur Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern erklären sich zum sogenannten Hotspot und verlängern die Maßnahmen, darunter auch die Maskenpflicht. In Nordrhein-Westfalen hingegen sind die meisten Corona-Auflagen gefallen, Masken müssen nur noch in der Bahn, in Arztpraxen und Alten- und Pflegeeinrichtungen getragen werden.

"Sorry, ist kein Corona."
Taxifahrer

Noch traut sich niemand, die Maske wirklich abzunehmen. Auch der Freund zieht sich noch schnell seine OP-Maske über Mund und Nase. Wir fahren in Richtung Club.

Der Taxifahrer entschuldigt sich, als er neben mir hustet: "Sorry, ist kein Corona." Er trägt als einziger im Auto keine Maske. Wir, der Rest im Auto, trauen uns noch nicht. So scheint es zumindest.

Das war es jetzt also? Nie wieder Maske?

Ich erinnere mich an meine erste FFP2-Maske. Januar 2021, gekauft in einer Münchener Apotheke. Damals habe ich in Bayern gewohnt, die Maske nicht freiwillig aufgezogen, sondern weil wir per Gesetz mussten. Wie ich mich die ersten Male beim Blick in den Spiegel selbst ausgelacht habe, weil ich mich so hässlich damit fand, wie ich mich damals über die FFP2-Maskenpflicht in Bayernaufgeregt habe, weil diese bizarren Masken kaum zu kriegen und kaum zu bezahlen waren. Ich erinnere mich an die Zeit davor, die ersten MonateCorona in Deutschland, bunte Stoffmasken. Meine Schwester nähte so viele, dass ich meine Maske auf mein Outfit abstimmen konnte. Wie wir irgendwann darüber gelacht haben, dass wir mal ernsthaft dachten, dass diese Stofflappen uns schützen würden.

Es ist fünf Uhr morgens. Auf dem Rückweg aus dem Club steige ich ins Taxi und trage keine Maske. Es ist eine kurze Strecke, ich versuche mir zu merken, wie ich mich fühle und weiß es am nächsten Morgen doch nicht mehr. Es kann so episch nicht gewesen sein. Es fühlt sich eher nach einer betrunkenen Dummheit an. Ist es das nicht auch? Masken absetzen, während die Inzidenz am Wochenende inKöln noch immer bei über 1.000 liegt?  

Am Sonntag verschlafe ich den halben historischen Tag, dann gehe ich in einen Kiosk, kaufe mir eine Fanta. Ohne darüber nachzudenken, ziehe ich die Maske auf, die in meiner Jackentasche steckt, merke kaum, dass es einige andere um mich herum nicht mehr tun. Auch sonst sieht das Maskenbild im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ein bisschen aus wie immer: Vor dem Bäcker gegenüber tragen fast alle Maske. Ein paar Nasen, die oben aus der Maske herausschauen, ein paar, die gar keine Maske tragen. Es ist, als hätte sich kaum etwas verändert. Gab es nicht schon immer die wenigen, die sich nicht daran gehalten haben?

Aber eine Sache hat sich wohl seit Sonntag verändert. Es gibt ein neues Narrativ.

Von: Ich lasse sie trotzdem weg.
Zu: Ich setze sie trotzdem auf.

Solidarität ist jetzt ein freiwilliges Konzept.

Ein Freund ruft mich an. Er sagt, es sei gut, dass wir weiter lockern. Er sagt etwas von Normalität, nach der er sich sehnt. Nach Ausgelassen-Sein, nach Spontanität, nach Einfach-Dinge-tun-Können, ohne darüber nachzudenken. Ohne eine Maske aufzusetzen, ohne vorher zu testen, ohne die Gesichter zu verstecken.

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