:Preußische Beschwörung
Von Bodo Scheurig
Kurt Hesse: "Der Geist von Potsdam"; v. Hase & Koehler Verlag, Mainz; 271 S., 22,–DM.
Hesses Werk will keine unanfechtbare Historie bieten. Es ist ein Buch der Erinnerung, von dem der Autor hofft, daß es vor allem die Jugend zur Hand nehme, Diese Jugend, so glaubt Hesse zu Recht, erstrebt über allem Skeptizismus Ideale; sie nicht nach Inhalten und Vorbildern, die ihr eine gute Richtung und vor allem Ziele weisen. Hier vermöchte – nach des Autors Meinung – noch immer der Geist vonPotsdam einzustehen.
Der Titel des Buches ist unglücklich gewählt. Potsdam war nicht Preußen; zudem erinnert der "Geist von Potsdam" an ein zutiefst unpreußische Datum, den 21. März 1933, an dem sich der blindgewordene deutsche Konservativismus mit dem Staat Hitlers auszusöhnen, ja, mehr noch: endgültig zu verbinden schien. Hesse jedoch nimmt den "Geist von Potsdam" für den Preußens, und so haben denn auch wir ihn zu verstehen, wenn wir seinem Buch nicht von vornherein Unrecht tun wollen.