Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv.Warum ist das wichtig?
Fotostrecke

Dieter Althaus: Neue Karriere bei Magna

Foto: Z5533 Hendrik Schmidt/ dpa

Dieter Althaus

Magna

Berlin/Erfurt - An diesem Freitag sitztauf seinem Abgeordnetenplatz im Thüringer Landtag. Aber der Ex-Ministerpräsident steht nochmals richtig im Mittelpunkt, ständig hat der CDU-Politiker einen Pulk von Kollegen und Journalisten um sich - denn es ist einer seiner letzten Auftritte im Parlament: Schon kommenden Montag wechselt Althaus zum austro-kanadischen Automobilzulieferer. Dem Unternehmen zufolge wird der Noch-Politiker bei Magna "Vice President für den Kunden Volkswagen" und zuständig für "Kontakte zu öffentlichen Stellen in Deutschland" sein. Magna hat weltweit rund 74.000 Beschäftigte.

Der künftige Autolobbyist Althaus erklärte zu seinem neuen Job: "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit, zumal ich Magna aus meiner Zeit als Ministerpräsident gut kenne und seitdem von der außergewöhnlichen Firmenkultur und der Erfolgsgeschichte beeindruckt bin." Sein Landtagsmandat werde er Ende April niederlegen.Magna-Vorstandschef Siegfried Wolf sagte zur Personalie Althaus: "Ich freue mich, dass wir Dieter Althaus für diese wichtige Aufgabe gewinnen konnten." Das Engagement des CDU-Politikers verdeutliche, "dass wir die Stellung von Magna in Deutschland, aber vor allem in die Regionen hinein weiter ausbauen und stärken wollen."

Opposition ist empört

Bodo Ramelow

Thüringens Oppositionsführerist über den Althaus-Deal empört. "Das ist ein eklatanter Fall von Lobbykratie", sagte der Linken-Fraktionschef im Landtag SPIEGEL ONLINE. "Diese Form des freundlichen Überwechsels verschafft den deutschen Parlamenten den Ruf der gekauften Republik." Dass Althaus sein Mandat nicht sofort niederlege, sei "nicht akzeptabel". Seine Partei habe immer ein schärferes Trennungsgebot für Regierungsmitglieder verlangt, sagte Linken-Mann Ramelow. "Wir fordern mindestens eine Karenzzeit von einer Legislaturperiode bei Tätigkeiten in der Wirtschaft oder Verbänden, für die man vorher zuständig war."

Der Koalitionspartner SPD äußerte sich dagegen zurückhaltend. Christoph Matschie, Vize-Ministerpräsident und Vorsitzender der Thüringer Sozialdemokraten, sagte SPIEGEL ONLINE: "Althaus Rückzug aus der Politik kommt für mich nicht überraschend." Das war, glaubt Matschie, "nur eine Frage der Zeit".

In einem Interview mit der "Thüringer Allgemeine" Ende 2009 hatte Althaus auf die Frage nach seinen künftigen Plänen geantwortet, er wolle sich um verschiedene Themengebiete und ehrenamtliche Aufgaben kümmern. Und dann angefügt: "Für weiteres bin ich offen." Auf die Nachfrage, ob er schon konkrete Pläne hätte, sagte Althaus: "Nein."

Aus dem Umfeld Althaus' hieß es, die Kontakte zu Magna seien während der versuchten Opel-Übernahme entstanden. Magna hatte sich im vergangenen Jahr darum bemüht, den angeschlagenen deutschen Autobauer gemeinsam mit russischen Geschäftspartnern zu kaufen und sich dabei gegen prominente Mitbewerber wie Fiat durchgesetzt.Die Übernahme scheiterte allerdings am Veto von General Motors, der US-Mutter von Opel.

Althaus war eng an dem Beinahe-Deal mit Opel beteiligt

Althaus war als Thüringer Ministerpräsident stets eng an den Verhandlungen mit Magna beteiligt gewesen, weil in Eisenach einer von vier deutschen Opel-Standorten steht. Zudem soll Althaus schon seit längerem mit Magna-Chef Wolf befreundet sein.

Bei Magna ist man stolz über den Zugang aus Thüringen. Vorstandschef Wolf sagte: "Es ist erfreulich, wenn Politiker ihre exzellenten Kontakte und Erfahrungen nach der aktiven Zeit der Wirtschaft zur Verfügung stellen und sich nicht auf Funktionärstätigkeiten zurückziehen." Man brauche "viel mehr Durchlässigkeit zwischen Wirtschaft und Politik".

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass der hessische CDU-Landtagsabgeordnete Volker Hoff neuer Cheflobbyist bei Opel wird. Der Ex-Staatsminister für Bundesangelegenheiten wird ebenfalls am Montag als sogenannter Vice President für Beziehungen zu Regierungen zuständig sein. Anders als Althaus will Hoff allerdings sein Landtagsmandat behalten.

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

10 BilderDieter Althaus: Neue Karriere bei Magna
1 / 10

Branchenwechsler: Dieter Althaus kehrt der Politik den Rücken - Thüringens Ex-Ministerpräsident wird Chef-Lobbyist des Automobilzulieferers Magna

Foto: Z5533 Hendrik Schmidt/ dpa
2 / 10

Partner: CDU-Mann Althaus, der nach der Wahlpleite bei der Thüringer Landtagswahl im August als Parteichef und Ministerpräsident aufgab - galt lange Jahre als Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel

Foto: ddp
3 / 10

Tiefpunkt: Nach den dramatischen Verlusten von fast zwölf Prozentpunkten bei der Landtagswahl war Allthaus auch in der eigenen Partei massiv in die Kritik geraten. Zudem hatten SPD-Politiker seinen Rücktritt zur Bedingung für eine Große Koalition in Erfurt gemacht.

Foto: ddp
4 / 10

Rückblick auf eine politische Karriere: Dieter Althaus, geboren am 29. Juni 1958 im thüringischen Heiligenstadt, diente nach dem Abitur 18 Monate bei der Nationalen Volksarmee, bevor er von 1979 bis 1983 an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt Physik und Mathematik studierte. 1985 trat er in die CDU der DDR ein. 1999 schlug ihn Thüringens damaliger Ministerpräsident Bernhard Vogel als neuen Fraktionschef im Thüringer Landtag vor - und später auch als seinen Nachfolger.

Foto: Heinz_Hirndorf/ picture-alliance / dpa
5 / 10

2003 wurde Dieter Althaus zum Ministerpräsidenten gewählt, bei den folgenden Landtagswahlen verteidigte er mit 43 Prozent knapp die absolute Mandatsmehrheit der CDU. 2005 empfängt er die damalige Kanzlerkandatin Angela Merkel zu einem Bier auf dem Sommerfest in der thüringischen Landesvertretung in Berlin.

Foto: A3534 Michael Hanschke/ dpa/dpaweb
6 / 10

Audienz bei Benedikt XVI: Im Januar 2006 trifft der praktizierende Christ Althaus den Papst - die Nähe des CDU-Politikers zur katholischen Kirche ist eines seiner Markenzeichen. Profil erarbeitet er sich bis 2006 mit Vorschlägen zur Reform des Föderalismus, seiner "Familienoffensive" und dem Konzept des "solidarischen Bürgergeldes", das für einen radikalen steuer- und sozialpolitischen Systemwechsel steht.

Foto: epa ansa Osservatore Romano/Hano/ picture-alliance/ dpa/dpaweb
7 / 10

Pechvogel Althaus: Bei der Explosion eines gasbetriebenen Heizstrahlers verbrannte er sich 2005 den rechten Arm und die rechte Gesichtshälfte. Der Unfall passierte beim Grillen im Garten. Althaus' politisches Gewicht innerhalb der Bundes-CDU zeigt sich, als die damalige Kanzlerkandidatin Merkel ihn vor der Bundestagswahl 2005 in ihr Kompetenzteam beruft. Ein Jahr später folgt beim Parteitag in Dresden seine Wahl in das CDU-Präsidium.

Foto: JENS MEYER/ ASSOCIATED PRESS
8 / 10

"Nahe beim Volk": Zwei Karnevalsprinzessinnen küssen den CDU-Mann bei einem Karnevalsprogramm in der Staatskanzlei in Erfurt im Februar 2007. Althaus ist seit 1982 verheiratet und hat mit seiner Frau Katharina zwei Töchter. Bis zu seinem schweren Skiunfall im Januar 2009 spielte Althaus gerne Fußball, außerdem fuhr der Thüringer Mountainbike und Motorrad.

Foto: Martin Schutt/ picture-alliance/ dpa
9 / 10

Ski-Fan Dieter Althaus (hier ein Bild von 2006): Am Neujahrstag 2009 verletzt sich Althaus bei einem Skiunfall in Österreich schwer. Beim Zusammenstoß mit einer Skifahrerin zieht er sich eine schwere Schädelverletzung zu und wird in ein künstliches Koma versetzt - die Frau überlebt den Unfall nicht. Vom Bezirksgericht im österreichischen Irdning wird der 51-Jährige im März wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33.000 Euro verurteilt. Aber Althaus kehrt zurück: Noch in Abwesenheit wird er von der Landesvertreterversammlung seiner Partei mit 94,6 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt.

Foto: Z5062 Stefan Thomas/ dpa
10 / 10

Comeback: Am 20. April nimmt der Ministerpräsident die Regierungsarbeit wieder auf. Aus Oppositionskreisen wird kritisiert, Althaus spiele seine Schuld am Tod der Skifahrerin herunter.

Foto: DDP

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp