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Legendäre Clubs: Drogenwahn auf der Dauerbaustelle

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv

Legendäre ClubsDrogenwahn auf der Dauerbaustelle

Angela Merkel als Trümmerfrau: Vor Im Jahr 1973 starteten Studenten in Leipzig ein spektakuläres Bauprojekt - aus einem verschütteten Teil der Stadtbefestigung entstand der legendäre Studentenklub Moritzbastei. Am größten Schwarzbau der DDR schippte auch die spätere Bundeskanzlerin mit.
VonTorsten Reitler
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv.Warum ist das wichtig?

Jedes Jahr zur Leipziger Buchmesse strömen alle in die Moritzbastei, direkt am legendären Gewandhaus: junge Literaten und ihre Lektoren, Verleger und Agenten. Über 1000 Menschen lockt die "Lange Leipziger Lesenacht" dann in die Ziegelgewölbe, romantische Nischen und verwinkelten Kellergängen eines der ungewöhnlichsten Veranstaltungsorte Deutschlands. Die Historie dieser alten Bastion der ursprünglichen Leipziger Stadtbefestigung reicht über 450 Jahre zurück - das eindruckvollste Kapitel ist jedoch die Geschichte ihrer unerwarteten Wiederauferstehung vor 35 Jahren.

Bei einem Spaziergang im Frühjahr 1973 hatte Werner Teichmann eine Idee: Er kroch durch Geröll und Gebüsch in die Trümmer der alten Moritzbastei gleich neben dem neuen Campus der Uni Leipzig - und war begeistert. Böten die alten Gewölbe nicht ein hervorragendes Ambiente für einen Studentenklub? Als Mitglied der FDJ-Kreisleitung suchte er nach einem solchen Ort, möglichst ähnlich spektakulär wie die der Nachbaruni in Halle ihn im nordöstlichen Turm der dortigen Moritzburg wenige Jahre zuvor eingerichtet hatte.

Beim Bau der neuen Leipziger Universität Ende der sechziger Jahre war zwar reichlich Platz zum Studieren geschaffen worden. Doch die Studenten des Arbeiter- und Bauernstaates wollten nach Seminar und Vorlesung auch ihre Freizeit genießen. Der Vorschlag Teichmanns und seiner Kollegen, die alte Bastion aus ihrem Trümmerhügel zu befreien und zum Kulturtempel für die Studierenden zu machen, fand Anfangs wenig Gegenliebe.

Der größte Schwarzbau der DDR

Der Universitätsleitung jedenfalls waren Kosten und Aufwand zu wenig kalkulierbar. Seit dreißig Jahren schlummerte das 1553 errichtete Gemäuer unter Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Außerdem sah die Universität sich nicht als Denkmalschutzverein - was die Leipziger Rektoren mit der Sprengung der alten Universitätskirche und des alten klassizistischen Hörsaalgebäudes 1968 so eindrucksvoll wie geschichtsvergessen demonstriert hatten.

Also suchten Teichmann und seine Mitstreiter andere Verbündete und fanden sie in den Genossen der Staatspartei. Im Rückblick war der Weg der Studenten zur Leipziger SED-Stadtführung das perfekte Alibi für die nun folgenden acht Jahre, in denen sie mitten in Leipzig de facto eine Schwarzbaustelle betrieben. Auf der wuchs aus einem Trümmerhaufen das heute wichtigste Leipziger Kulturzentrum entstehen sollte.

Großprojekte dieser Art waren im DDR-System entweder Teil des Wirtschaftsplans - oder schlicht unmöglich. Aber durch "sanften Druck und vollendete Tatsachen", erinnert sich Peter Kunz, in den achtziger Jahren Leiter der Moritzbastei, wurde die Universitätsleitung zum Handeln gedrängt. Im Mai 1973, zur Eröffnung der Studententage der Universität, kam es zu einem inoffiziellen ersten Spatenstich; zur gleichen Zeit übergaben die Leipziger Stadtoberen das "Objekt Moritzbastei" zum Ausbau an die FDJ-Kreisleitung. Eigentlich unumgängliche juristische Fragen "wie der Wechsel der Rechtsträgerschaft von der Stadt auf die Universität", beschreibt Kunz die Schweijkiade der Studenten, "blieben vorerst ungeklärt", ebenso die Finanzierung

40.000 Kubikmeter Trümmerschutt

Von nun an schufen die Studenten Fakten, und im Frühjahr 1974 gab Rektor Winkler, widerwillig und gedrängt von der SED-Stadtleitung, sein Einverständnis zum "Jugendobjekt Moritzbastei". Die FDJ-Kreisleitung organisierte postwendend die ersten der legendären Arbeitseinsätze auf dem Schutthügel am Augustusplatz. Am 30. März 1974 wurde das Wäldchen auf der alten Wehranlage gerodet und die provisorischen Einstiege in die unterirdischen Gewölbe gesichert. Mit Schippen und Eimern wurden Trümmer und Dreck aus den Kellern transportiert, nicht selten an Wochenenden, in den Semesterferien und bis tief in die Nacht hinein - über 40.000 Kubikmeter Schutt waren abzuräumen

Bis zur Fertigstellung 1982 kamen so mehr als 150.000 "Aufbaustunden" von Studenten zusammen. Die Listen des Universitätsarchivs Leipzig weisen die Namen von mehr als 30.000 Helfern in acht Jahren aus, darunter auch den der Physikstudentin Angela Kasner, die 1977 den Ehenamen Merkel annahm und heute Bundeskanzlerin des wiedervereinigten Deutschland ist.

Doch die Studenten vergaßen über der Plackerei keinen Augenblick lang, wofür sie sich in ihrer Freizeit abmühten. Kaum waren die ersten Gewölbe provisorisch geräumt und gesichert, stiegen bereits die ersten "Baukonzerte": Jazzbands, Literaten, Theatermacher gastierten auf der Baustelle; mehr als ein paar Stühle, Scheinwerfer und ein Notstromaggregat waren dafür nicht notwendig. Die Speisekarte wies Fettbrote und Bier aus, die Lesereihe "Der durstige Pegasus" machte sich diese kulinarische Übersichtlichkeit 1976 zum Markenzeichen und führt sie bis heute fort.

DDR-Konzert in Drogenwahn

Das Baustellenkonzert Nr. 5 gab im November 1974 die Rockgruppe "Renft", nur wenige Monate, bevor die Musiker wegen ihrer kritischen Texte mit Auftrittsverbot belegt wurden. Der Schriftsteller Jurek Becker las, der Schauspieler Eberhard Esche rezitierte, der griechische Musiker Mikis Theodorakis stellte sich in der Moritzbastei Studentenfragen. Ein besonderer Coup war 1977 das Konzert der Jazz-Legende James C. Booker, der ein Konzert zwischen Pianogenie und Drogenwahn ablieferte. Ein solches für damalige DDR-Verhältnisse spektakuläres Programm entschädigte nicht nur für die Schwielen an den Händen, es war auch die beste Werbung unter den Studenten, mit anzupacken. Schließlich gab es für fünfzig Arbeitsstunden eine "Erbauerkarte", die zum bevorzugten Besuch der Veranstaltungen berechtigte.

Allein, nur mit Begeisterung und Einsatz lässt sich die Umwandlung von 1400 Quadratmetern mittelalterlicher Stadtbefestigung in ein modernes Veranstaltungszentrum nicht stemmen. Das wurde nach der anfänglichen Euphorie allen Beteiligten bewusst, zumal die Kosten explodierten. Die Universitätsleitung bekam kalte Füße, und auch innerhalb der studentischen Bauleitung kam es zu Zerwürfnissen über den weiteren Verlauf der Rekonstruktion. Je weiter der Ausbau der Moritzbastei voranschritt, desto wichtiger wurde eine professionelle Baustellenplanung. Schuttmassen konnten die Studenten in Masseneinsätzen selbst wegräumen, für Installationsarbeiten und technische Belange brauchte es Fachwissen, Spezialgerät und vor allem: Material - alles Dinge, die im Bauwesen der DDR entweder Mangelware oder überhaupt nicht vorhanden waren.

Würde die SED-Stadtleitung weiter ihre schützende Hand über das einzigartige Projekt halten? Praktisch bedeutete das, Arbeitskräfte und Ressourcen auf kreative Weise für die in keiner Planung aufgeführte Moritzbastei abzuzweigen. Es bedeutete auch, die auflaufenden Rechnungen zu bezahlen. Denn statt der anfänglich geschätzten 300.000 Mark der DDR hatte die Baustelle längst Millionen verschlungen.

Das SED-Zentralkomitee greift ein

So übernahm ab 1978 schließlich ein Staatsbetrieb namens "Investcommerz" die Bauleitung. Auch wenn es der Name nicht vermuten ließ, so unterstand Investcommerz doch direkt dem Zentralkomitee der SED in Ost-Berlin - das Graswurzelprojekt Moritzbastei war in der DDR gewissermaßen zur Chefsache geworden. Lokale Befindlichkeiten zwischen Universität, Partei und Stadtverwaltung rückten nun in den Hintergrund. Die Studenten konnten die Schippen größtenteils aus den Händen legen und sich damit befassen, die Moritzbastei mit Leben zu erfüllen.

Am 1. Dezember 1982 konnte die Moritzbastei als Studentenklub endlich ganz offiziell eröffnet werden. Der Traum von Werner Teichmann und seinen Mitstreitern hatte sich erfüllt - wenngleich sie selbst längst keine Studenten mehr waren und inzwischen in der ganzen DDR verstreut lebten. Die Baustelle Moritzbastei allerdings hatte ihr Leben, wie das vieler anderer Leipziger Studenten, geprägt - so sehr, dass sie sich bis heute jährlich in den alten Gewölben hinter dem Neuen Gewandhaus treffen und in den alten Zeiten schwelgen.

So auch dieses Jahr: Am 9. April 2009 feiern sie in Leipzig den 35. Jahrestag des ersten Spatenstichs zum Wiederaufbau "ihrer" Moritzbastei. Eingeladen zur großen Party sind alle, die einst mithalfen, diesen einmaligen Ort wieder zum Leben zu erwecken und mit Leben zu erfüllen. Wer weiß - vielleicht hat die ehemalige Physikstudentin Angela Kasner, verheiratete Merkel, ja Zeit für einen kurzen Besuch.

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28 BilderLegendäre Clubs: Drogenwahn auf der Dauerbaustelle
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Studenten beim Baueinsatz: Die Arbeit auf der Moritzbastei-Baustelle war für die Studenten nicht nur körperliche Anstrengung. Für 50 Stunden Einsatz wurde eine "Erbauerkarte" ausgestellt, die zum bevorzugten Eintritt in die Bastei-Veranstaltungen berechtigte. Nicht zuletzt entstanden hier Freundschaften, die zum Teil bis heute halten. Am 9. April 2009 treffen sich die "Ehemaligen" zu einem großen Wiedersehensfest in der Moritzbastei.

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Blick vom Cityhochhaus auf die Moritzbastei: Die fünfeckige Form der Bastion ist gut zu erkennen, der ehemalige Stadtgraben davor ist zu einer Parkanlage umgestaltet. Nicht nur in der Leipziger Studentenschaft gilt die "MB", wie sie liebevoll genannt wird, als erste Adresse für Konzerte, Partys und Theaterabende.

Foto: Torsten Reitler/Detlev Endruhn
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Leipzig von Osten: Die Ansicht zeigt die massiven Befestigungsanlagen, die die Stadt Leipzig seit dem Mittelalter sicherten und die an dieser Seite noch vorhanden waren. Kurze Zeit nach der Entstehung des Gemäldes von Christian Friedrich Heinrich Schildbach wurden sie abgerissen und durch Grünanlagen ersetzt. Im Zentrum ist die Moritzbastei zu erkennen.

Foto: Torsten Reitler/Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
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Blick in den Hof: Nachdem die Moritzbastei ihren militärischen Sinn verloren hatte, bezogen Leipziger Handwerker die Gewölbe und nutzten sie als Lager und Werkstätten.

Foto: Torsten Reitler/Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
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Dauerbaustelle: Der Architekt Johann Carl Friedrich Dauthe plante die 1. Leipziger Bürgerschule auf der Moritzbastei. Das Bild zeigt die Schule und den Stadtgraben bis zur Pleißenburg, dem heutigen Neuen Rathaus in Leipzig. Dauthe, herausragender Architekt seiner Zeit, unterschätzte die Arbeiten gewaltig: Erst nach 34 Jahren wurde die Schule fertiggestellt.

Foto: Torsten Reitler/Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
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Zeichen der Zeit: Blick von der Moritzbastei zum Neuen Rathaus, der alten Pleißenburg. Die Mauern der Bastei, die einst fast zwölf Meter aus dem Stadtgraben ragten, sind in die Erde gesunken. Nur die oberen Aufbauten sind noch zu erkennen. Das kurfürstlich-sächsische Wappen ist von der Zeit und Graffitti-Sprayern gezeichnet.

Foto: Torsten Reitler
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Zerstörte Bürgerschule auf der Moritzbastei: Bei den Bombenangriffen auf die Leipziger Innenstadt 1943/44 wurde auch die Bürgerschule schwer getroffen. Die Trümmer der Schule und der umliegenden Gebäude wurden ins Innere der Keller der Moritzbastei verfüllt. Der Trümmerhügel bedeckte die alte Stadtbastion bis 1974.

Foto: Torsten Reitler/Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
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Das Trümmerfeld nach den ersten Rodungen: Bei den ersten Arbeitseinsätzen der Studenten wurde der Trümmerhügel gerodet und wurden die Fundamente der alten Bürgerschule freigelegt. Die heutigen Innenhöfe waren noch verfüllt und mit Gestrüpp bewachsen (Bildmitte).

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Freigelegt: Bei den ersten Arbeitseinsätzen der Studenten wurde der Trümmerhügel auf der Moritzbastei gerodet. Im Hintergrund ist der Blick frei zum Augustusplatz. Das heute direkt neben der Bastei liegende Neue Leipziger Gewandhaus wurde erst ab 1975 gebaut.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Einstieg in die Keller der alten Moritzbastei: In den Jahren nach dem Krieg galten die alten Gewölbe als idealer Abenteuerspielplatz für Kinder. Die Einstiege lagen versteckt unter Gestrüpp und Trümmern. Ältere Leipziger berichten auch von Champignonzüchtern, die die verschütteten Gewölbekeller nutzten. Auch die Feuerwehr übte in der Anlage.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Sonderseite zum Richtfest der Moritzbastei: Die Universitätszeitung begleitete die Baueinsätze der Studenten mit einer eigenen Rubrik, dem "bastei-report". Hier wurden nicht nur Baufortschritte und Veranstaltungen dokumentiert. Immer wieder finden sich auch Aufrufe an die Studenten, sich zu Baueinsätzen zu melden. Als "Bezahlung" lockte zum Beispiel eine Fahrt nach Dranske an die Ostsee in ein Ferienobjekt der Universität.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Arbeit unter Tage: Bei den ersten Arbeitseinsätzen der Studenten wurden die alten Gewölbe von Schutt und Trümmern befreit. Geschätzte 40.000 Kubikmeter mussten bewegt werden - das meiste mit Schippen und Eimern. Hier begutachten Spezialisten Senkungsrisse in den Gewölben. Das alte Holzfundament der Bastei war verfault, das absackende Gemäuer musste mit einem Betonfundament "unterspült" werden.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Bauleiter Klaus Röder im verfüllten Oberkeller: Wie tief die Moritzbastei in Trümmern "versunken" war, zeigt dieses Bild. Klaus Röder, Leiter der studentischen Baueinsätze, sitzt unter dem "Zwickel" im Oberkeller. Dessen Spitze ist heute circa drei Meter über der Tanzfläche.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Die Universitätsleitung besichtigt die Baustelle: Für den Fotografen wurde gelächelt, insgesamt stand die Universitätsleitung dem Bauprojekt lange skeptisch gegenüber. Die Kosten und die Verwaltung eines solchen Projektes waren unvorhersehbar, zumal es in der offiziellen Wirtschaftsplanung der DDR nicht auftauchte und somit streng genommen eine "Schwarzbaustelle" war. In der vorderen Reihe der damalige Rektor Winkler (Mitte), rechts daneben Werner Teichmann.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Freigelegte Gewölbekeller der Moritzbastei: Je mehr Schutt und Geröll beseitigt wurde, desto deutlicher wurden die wahren Ausmaße des Projektes. War am Anfang nur die Instandsetzung der oberen Gewölbekeller geplant, ging es im Laufe der Zeit um den Erhalt der gesamten Moritzbastei. Dabei wurde aber auch klar, dass die Fertigstellung Jahre dauern würde. Am Ende sollten es ganze acht werden.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Die erste Bühne: Kaum waren die ersten Trümmer beseitigt, wurden eine provisorische Bühne errichtet und Klappstühle für das Publikum in die Gewölbe getragen. Das erste Baukonzert gaben die "Leipziger Jazz-Enthusiasten" schon wenige Wochen nach dem ersten Spatenstich 1974.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Diskussion unter Baustrahlern: Die Veranstaltungstechnik der ersten Moritzbastei-Abende war der Atmosphäre angepasst, statt Scheinwerfern halfen Baulampen. Das kulinarische Angebot bestand aus Flaschenbier und Fettbroten.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Die Universitätszeitung berichtet: Das Baukonzert Nr. 5 gab die Leipziger Band "Renft". Die Gruppe galt damals als der rebellische Gegenentwurf zu den Puhdys, die von vielen als zu staatstragend empfunden wurden. Die Vorhersage des Reporters, dass Renft öfter in der Moritzbastei spielen werde, efüllte sich allerdings nicht: wegen ihrer kritischen Texte wurde Renft 1975 mit einem Auftrittsverbot belegt.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Anreise zum Konzert: Bis zur Fertigstellung der Moritzbastei im Jahr 1982 wurde den Künstlern schon bei der Anreise klar, dass sie auf einer Baustelle auftreten würden - wie hier den Mitgliedern der Bluesband um den Gitarristen Jürgen Kerth, der in der DDR Kultstatus genoss.

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Hilfe aus Vietnam: Der Fertigstellungstermin für die Moritzbastei wurde immer weiter nach hinten verschoben. Zum 30. Jahrestag der DDR 1979 wurde schließlich der erste Bauabschnitt eröffnet, bis zur Übergabe des gesamten Areals vergingen noch einmal fast drei Jahre. Das Bild zeigt vietnamesische Studenten bei einem "Subbotnik", einem samstäglichen Arbeitseinsatz auf der Moritzbastei (subbota - russ.: Samstag).

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Feier der 100.000. freiwilligen Arbeitsstunde: Über die Arbeitseinsätze der Studenten wurde akribisch Buch geführt. Im Laufe der acht Baujahre kamen 150.000 Arbeitsstunden zusammen. Hier erhalten besonders einsatzbereite Studenten ihre "Erbauerkarte" zur Feier der "100.000. Aufbaustunde" überreicht. Die Karte berechtigte bei Bastei-Veranstaltungen zu bevorzugtem Einlass. Im Hintergrund mit Vollbart der damalige Moritzbastei-Klubratschef Peter Kunz.

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Einzigartiger Einsatz: Einige Studenten arbeiteten weit mehr als die offiziell "erwünschten" fünf Stunden pro Semester auf der Moritzbastei-Baustelle. Dafür wurde ihnen eine Ehrenkarte verliehen, die zu lebenslangem freien Eintritt in die Moritzbastei berechtigte. Noch heute kommen mittlerweile ergraute Erbauer zu Konzerten, Lesungen und Theatervorstellungen. Bericht der Universitätszeitung vom 11. Juli 1975.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Seltene Farbaufnahme: Das Baustellenfoto zeigt den freigelegten Hof vor der heutigen "Veranstaltungstonne". Die kleine "Esse" in der Bildmitte war ein früherer Treppenaufgang auf die Zinnen der alten Bastei.

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Diskussion mit Jurek Becker: Der Film "Jacob der Lügner" nach dem Roman von Jurek Becker war der einzige Defa-Film, der für einen Oscar nominiert wurde. Auf der Baustelle der Moritzbastei stellte sich der Autor mit dem Filmteam der Diskussion mit den Studenten. Becker siedelte 1977 nach Querelen mit der Staatsmacht in die Bundesrepublik über, wo er als Drehbuchautor ("Liebling Kreuzberg") Erfolg hatte.

Foto: Torsten Reitler/Universität Leipzig
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Einladung zur Übergabe des ersten Bauabschnittes: Nach fünf langen Baujahren war die Fertigstellung der Bastei längst nicht in Sicht. Um die Studenten wenigstens in den Genuss der ersten Früchte ihrer Arbeit kommen zu lassen, wurde am 1. Dezember 1979 der "erste Bauabschnitt" offiziell übergeben. Von nun an gab es ein geregeltes Veranstaltungsprogramm, auch wenn die Bauarbeiten weitergingen.

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Oberkeller der Moritzbastei: Wie sehr sich die Ausdauer der Studenten gelohnt hat, ist bis heute zu sehen. Das Bild zeigt den sogenannten "Oberkeller" im Jahr 1989. Der langgestreckte Saal mit seinen Seitengewölben fasziniert Einheimische wie Besucher Leipzigs immer wieder. Während der Buchmesse 2009 lasen in den verwinkelten Nischen über 50 Autoren zur "Langen Leipziger Lesenacht".

Foto: Torsten Reitler/Moritzbastei-Archiv
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Phillip Boa in Leipzig: Die Moritzbastei ist heute ein beliebter Live-Club. Über 150 Konzerte finden hier jährlich statt. Die Nähe zwischen Fans und Künstlern begeistert manchen Künstler so sehr, dass er jedes Jahr wiederkommt. Phillip Boa spielt seit 2001 seine Weihnachtskonzerte in der Moritzbastei, hier im Jahr 2006.

Foto: Torsten Reitler/Detlev Endruhn
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Blick vom Cityhochhaus auf die Moritzbastei: Die Nähe zu den Studenten ist bis heute geblieben. Nicht nur, dass sie den größten Teil des Publikums ausmachen und über 120 studentische Mitarbeiter sich in der Bastei ihr BaFöG aufbessern. Auch die "Ehemaligen" treffen sich regelmäßig wieder, das nächste Mal am 9. April, um den 35. Jahrestages des 1. Spatenstiches zum Wiederaufbau der Moritzbastei zu feiern.

Foto: Torsten Reitler/Detlev Endruhn

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