Ab 2027 Pflicht: Der digitale Batteriepass kommt. Erste Umsetzungen gehen bereits in die Testphase. Führende Unternehmen arbeiten zusammen am Projekt: BatteryPass. Damit soll die Wiederverwertung von Batterien einfacher, digitaler und umweltfreundlicher werden. Nach mehrjähriger Entwicklung beginnt für das Batteriepass-System nun die Umsetzungsphase. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK, das zu den zentralen Projektpartnern gehört, entwickeln die technischen Standards für den Pass. Auf der Hannover Messe 2024 stellten sie eine Software vor, mit der sich die Daten über Materialien, CO2-Bilanz, Nutzungsverlauf und Wiederverwertbarkeit gesammelt und verwalten lassen. Die Struktur des Passes sieht vor, dass Hersteller bestimmte Informationen veröffentlichen, während andere Informationen nur von Behörden einsehbar sind. Ein zentrales Datenportal auf EU-Ebene soll zusätzlich helfen, die Daten zu verwalten und Transparenz zu schaffen. BMW, Audi, BASF, Circularise und Systemiq testen den Pass in der Pilotphase. Es werden LFP-Batterien in stationären Speichern und NMC-Batterien in E-Autos verwendet. Ziel ist es, dass der Pass automatisch schon während der Herstellung gefüttert wird. Es gibt noch viele offene Fragen zur Zusammenarbeit, Datensicherheit und internationalen Standardisierung. Das Konsortium will bis Ende 2025 alle Regeln fertig haben. Dann können Industrie und Importeure die EU-Vorgaben rechtzeitig umsetzen. In der Umsetzungsphase wird sich nun zeigen, ob die Technik hält, was sie verspricht. Ein Sprecher der Kooperation sagt, der Batteriepass könnte ein Vorbild für weitere digitale Produktpässe sein. Auch Textilien, Elektronik oder Baustoffe könnten in Zukunft mit digitalen Datenprofilen versehen werden. So können Umwelt- und Sozialstandards besser kontrolliert und honoriert werden. Ab Februar 2027 müssen alle neu in der EU in Verkehr gebrachten Akkus oder Industriebatterien mit mehr als 2 kWh sowie Batterien in E-Bikes und E-Rollern einen digitalen Pass vorweisen. Ziel ist es, im Sinne der Kreislaufwirtschaft Umweltbelastungen zu verringern, Lieferketten transparent zu machen und die Wiederverwertung von Batterien zu verbessern. Der digitale Batteriepass soll die gesamte Lebensreise einer Batterie dokumentieren: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zum Recycling. Quellen: Das Konsortium BatteryPass-Ready Fraunhover entwickelt Testumgebung für den Batterie Pass
Dank hoher Recyclingquoten und geringer Deponierung schafft Deutschland es im Global Waste Index 2025 auf den 4. Platz. Die Studie von Sensoneo vergleicht das Abfallmanagement in 38 OECD-Ländern. Israel, Chile und die USA bilden die Schlusslichter mit besonders hohen Müllmengen und wenig Recycling. Japan steht an der Spitze des neuen Global Waste Index 2025 des Unternehmens Sensoneo und gilt damit als das OECD-Land mit dem derzeit umweltverträglichsten Abfallmanagement. Vom japanischen Hausmüll landen pro Kopf nur 3 Kilogramm Hausmüll in Deponien. Obwohl jährlich rund 326 Kilogramm Hausmüll pro Kopf anfallen. Gefolgt von Südkorea auf Platz zwei mit einer Recyclingquote von 54 Prozent, dem höchsten Wert weltweit. Neu in den Top drei ist Estland, das kaum noch Müll deponiert. Deutschland liegt auf dem vierten Platz und verbessert sich im Vergleich zu früheren Ausgaben leicht. Pro Kopf fallen hierzulande 601 Kilogramm Hausmüll an. Recycelt werden davon 270 Kilogramm, verbrannt 184 Kilogramm und deponiert sieben Kilogramm pro Kopf. Die Recyclingquote beträgt 45 Prozent und ist eine der höchsten im OECD-Vergleich. Deutschland hat trotz eines hohen Abfallaufkommens eine vergleichsweise geringe Deponierate. Dies ist durch eine Kombination aus getrennter Sammlung, thermischer Verwertung und digitalisierten Rücknahmesystemen möglich. Einige Länder konnten ihre Müllmengen pro Kopf deutlich senken. Neuseeland verzeichnete mit minus 173 Kilogramm den größten Rückgang seit der letzten Erhebung, gefolgt von Finnland (–128 kg) und Island (–107 kg). Diese Entwicklung deutet auf einen erfolgreichen Wandel in der Abfallpolitik hin. Sei es dank besserer Mülltrennung, striktere Vermeidungsstrategien oder neuer gesetzlicher Vorgaben. Solche Rückgänge sind innerhalb kurzer Zeit selten und könnten Modellcharakter für andere Länder haben. Am unteren Ende des Rankings stehen Israel, Chile und die USA. Die Vereinigten Staaten gelten weiterhin als Müllweltmeister: Mit fast einer Tonne (951 Kilogramm) fällt dort die höchste pro-Kopf-Menge an. Davon landen 447 Kilogramm auf Deponien, wofür strukturelle Defizite im Abfallmanagement verantwortlich sind. Auch Kanada verzeichnet ähnlich hohe Deponieraten. Beide Länder gehören laut der Studie zu den größten Umwelt-Belastern unter den OECD-Mitgliedern. Der Global Waste Index erscheint seit 2019 alle drei Jahre. Für die aktuelle Ausgabe wurden Daten aus 38 Ländern ausgewertet und nach Müllaufkommen, Recycling, Verbrennung und Deponierung gewichtet. Neu ist eine stärkere Gewichtung der Müllvermeidung. Die Daten stammen von Eurostat, der OECD sowie nationalen Umweltbehörden. Für die USA wurde auf Daten einzelner Staaten zurückgegriffen, da es keine zentrale oder einheitliche Datensammlung gibt. Insgesamt zeigt der Bericht, dass moderne Technologien, politische Steuerung und gesellschaftliche Verantwortung entscheidend sind. Ein gutes Ranking im Index bedeutet laut Sensoneo nicht zwangsläufig, dass die jeweilige Müllsituation umweltfreundlich ist, sondern lediglich, dass bestimmte Systeme effizienter arbeiten als andere. Entscheidend bleibt das Ziel, möglichst wenig Müll zu erzeugen, und vor allem zu vermeiden, dass Abfälle dauerhaft aus dem Kreislauf fallen, etwa durch Deponierung oder nicht recycelbare Verbrennung. Quelle: Global Waste Index 2025
In Costa Rica warnen Insektenforscher eindringlich vor einem beispiellosen Rückgang von Insekten, der sich sogar in streng geschützten Naturreservaten zeigt. Die Insektenvielfalt ist seit den späten 1970er Jahren kontinuierlich zurückgegangen und der Rückgang nimmt derzeit rapide zu. Die Forschenden Janzen und Hallwachs dokumentieren seit 1978 mit Lichtfallen die Vielfalt nachtaktiver Falter im Naturschutzgebiet in Costa Rica(„Área de Conservación Guanacaste“, kurz: ACG). Fotos von 1984, 1995, 2007 und 2019 zeigen denselben Standort zur gleichen Jahres- und Mondphase, jedoch eine dramatische Abnahme der Arten. In den 1980er Jahren bedeckten tausende Falter das weiße Beobachtungstuch. Heute sind nur noch wenige übrig. Laut den Forschern habe in den ACG-Wäldern die Biomasse aller Insekten abgenommen. Selbst im Naturschutzgebiet sinke die Populationsdichte, obwohl dort keine Pestizide eingesetzt werden. Untersuchungen in ähnlichen Schutzgebieten bestätigen diese Entwicklung. So seien in Deutschland in 63 ausgewiesenen Insektenreservaten die fliegenden Insekten um rund 75 Prozent zurückgegangen und in den USA hätten die Käferpopulationen zwischen 1975 und 2020 um 83 Prozent abgenommen. Selbst in renaturierten Gebieten und trotz jahrzehntelanger Wiederaufforstung zeigt sich ein kontinuierlicher Rückgang. Laut Studie treibt der Klimawandel diese Verluste. Vergleichswerte belegen, dass die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 32 °C in der Region um das ACG von 116 im Jahr 1963 auf 193 im Jahr 2018 gestiegen ist. Zugleich hat sich die Trockenzeit von vier auf über sechs Monate verlängert, während die Regenmengen und Niederschlagszeiten unregelmäßiger geworden sind. Ein trauriges Beispiel ist die Raupe der Manduca dilucida. Sie legt aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen im späten Sommer ihre Eier oft schon nach kurzen Abkühlungen. Abkühlungen sind eigentlich das Signal für die kommende Regenzeit, doch aufgrund der zusätzlichen Hitze-Tage können diese Eier die ausgedehnte, heiße Periode nicht überleben. Zusätzliche einfache Trockenphasen führen laut Experten zu massenhaftem Insektensterben, da Insekten kaum Wasser speichern können. Auch das Empfinden von Temperatur- und Feuchtigkeitshinweisen für Entwicklung, Verpuppung und Migration ist gestört. In den Bergwäldern drängen wärmere Luftmassen die Wolkenschicht höher, sodass kühlende Feuchtigkeit ausbleibt. Arten, die sich an diese kühl-feuchten Klimabedingungen angepasst haben, finden heute keine geeigneten Bedingungen mehr. Der bisherige Fokus auf reine Gebietsschutz-Ansätze genügt nicht, wenn sich die Lebensräume selbst unter Schutz weiter erwärmen und austrocknen. Stattdessen müsse für den Erhalt der biologischen Vielfalt in eine umfassende „grüne Transformation“ eingebettet werden. Ein zentrales Projekt dafür ist BioAlfa, ein staatlich gefördertes Programm, das sämtliche Arten Costa Ricas mittels DNA-Barcoding erfassen will. Das Ziel besteht darin, das Wissen über die lokale Biodiversität in die Gesellschaft zu tragen und eine „Bioliteracy“ zu fördern. Zudem soll eine nachhaltige Nutzung von Lebensräumen etabliert werden, die nicht nur auf Schutz, sondern auch auf Anpassung an den Klimawandel setzt. Dies erfordert die Zusammenarbeit von Gemeinden, Forstwirt:innen, Landwirt:innen und politischen Entscheidungsträger:innen, um zu definieren, wie Wälder bewirtschaftet, Wasserressourcen genutzt und landwirtschaftliche Flächen gemanagt werden. Die Auswirkungen des Klimawandels durchzieht alle möglichen Sektoren und Gegenden. Die Insektenvielfalt ist nicht zuletzt auch ein Teil von Nahrungsketten und ganzen Ökosystemen, die irreparable Schäden erleiden und ihre Basis verlieren könnten. Quelle: Research paper: „..insect decline in our Costa Rican tropics is real..“ BioAlfa
30 zusätzliche Tage extremer Hitze. Das war im vergangenen Jahr (Mai 2024 bis Mai 2025) Realität für rund vier Milliarden Menschen. Ein dramatischer Anstieg, der direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Der neue Bericht von Climate Central, dem Red Cross Red Crescent Climate Centre und World Weather Attribution, zeigt, dass sich die globale Hitze weiter verschärft und häufiger auftritt. Im Vergleich zu einer Welt ohne menschengemachte Erderwärmung hat sich die Anzahl der extrem heißen Tage mehr als verdoppelt. Die Hitzeereignisse zeigen die Rolle des Klimawandels: Jedes dieser Ereignisse wurde nachweislich durch den Klimawandel verschärft. Besonders extrem war die Hitzewelle in Zentralasien im März 2025, die Temperaturen lagen hier bis zu zehn Grad Celsius höher als ohne menschliche Einflüsse. Am stärksten betroffen war die Karibikinsel Aruba: Dort wurden 187 Hitzetage verzeichnet, während es ohne den Einfluss des Klimawandels nur 45 Tage gewesen wären.Auch in Deutschland war die Hitze deutlich spürbar. Im vergangenen Jahr wurden deutlich mehr Hitzetage verzeichnet als im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte. Während zwischen 1961 und 1990 im Schnitt nur etwa neun Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius gemessen wurden, stieg diese Zahl in den letzten Jahren bereits auf über 20 Tage. Besonders leiden ältere Menschen, Kranke, Schwangere sowie Menschen, die im Freien arbeiten. Die Auswirkungen von Hitze werden unterschätzt und werden oft nicht dokumentiert. Viele betroffene Länder erheben keine Daten zu hitzebedingten Erkrankungen oder Todesfällen. Gerade in ärmeren Ländern fehlen systematische Erhebungen und Statistiken zu Erkrankungen und Todesfällen durch Hitze. Dies erschwert die weltweiten Bemühungen, angemessene Präventionsmaßnahmen einzuleiten und Risikogruppen zu schützen. Um künftig besser vorbereitet zu sein, fordert der Bericht den Ausbau wirksamer Schutzmaßnahmen und Frühwarnsysteme, sogenannte Heat Action Plans. Solche Maßnahmen können nachweislich helfen, Gesundheitsrisiken deutlich zu verringern. Allerdings sind solche Systeme gerade in besonders gefährdeten Regionen wie Afrika, dem Nahen Osten, Lateinamerika und kleinen Inselstaaten noch kaum vorhanden. Der Bericht zeigt auch, dass Anpassungsmaßnahmen alleine nicht ausreichen, um mit der zunehmenden Hitze fertigzuwerden. Langfristig braucht es eine entschlossene weltweite Klimapolitik, die die Treibhausgasemissionen stark senkt. Nur so lassen sich weitere, immer heftigere Hitzewellen stoppen. Neben großen Investitionen in Schutz- und Anpassungsprojekte muss die internationale Gemeinschaft ihre Anstrengungen gegen den Klimawandel deutlich verstärken. Quelle: Climate Central: Klimawandel und die Eskalation der weltweiten Extrem-Hitze
Die Weltwirtschaft entfernt sich vom Recyclingziel: Immer mehr Rohstoffe werden verbraucht, immer weniger davon wiederverwendet. Der neue Circularity Gap Report warnt vor einem Stagnieren der Kreislaufwirtschaft. Trotz des wachsendem Interesses an Nachhaltigkeit stehe die globale Kreislaufwirtschaft auf der Bremse. Laut dem neuen Circularity Gap Report 2025 schrumpft der Anteil wiederverwendeter Materialien im globalen Ressourcenverbrauch von 7,2 % im Vorjahr auf nur noch 6,9 %. Das entspricht einem Rückgang von über 20 % seit 2018. Gleichzeitig steigt der weltweite Materialverbrauch rasant: Über 100 Milliarden Tonnen Ressourcen wurden 2023 entnommen. Ein historischer Höchststand. Der Report zeigt: Der Großteil der eingesetzten Materialien stammt nach wie vor aus Primärquellen. Während die absolute Menge recycelter Materialien zwar leicht gestiegen ist, wird sie von der wachsenden Nachfrage nach neuen Rohstoffen in den Schatten gestellt. Besonders kritisch: Knapp ein Fünftel aller eingesetzten Materialien landet direkt auf Deponien oder wird verbrannt. Würden alle derzeit nicht recycelten Materialien wiederverwendet, könnte der Anteil zirkulärer Materialien auf etwa 25 % steigen. Die Autoren betonen, dass besonders reiche Länder („Shift-Länder“) ihren Konsum radikal umstellen müssen. Hier ließe sich viel erreichen. Mit langlebigem Produktdesign, verbindlichen Recyclingquoten und Standards für Sekundärrohstoffe. In Ländern mit mittlerem Einkommen („Grow-Länder“) liegt der Fokus auf zirkulären Lösungen für Landwirtschaft und Industrie. Etwa durch erweiterte Herstellerverantwortung und Mindesteinsatzquoten für recycelte Materialien. Drei Handlungsfelder sind laut Report entscheidend: Politik, Finanzierung und Arbeitsmarkt. Regierungen sollen gesetzliche Rahmen schaffen, die lineare Wirtschaftsweisen unattraktiver machen und zirkuläre Geschäftsmodelle fördern. Finanzströme müssten gezielt in nachhaltige Projekte gelenkt werden. Und es braucht massive Investitionen in Aus- und Weiterbildung, um die Fachkräfte für den Wandel zu gewinnen. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft scheitere oft am fehlenden politischen Willen und globalen Steuerungsmechanismen. Der Report schlägt die Schaffung eines internationalen Gremiums für Ressourcenmanagement vor, das klare Ziele setzt und Fortschritte überwacht. Verfasser des Berichts ist die unabhängige Stiftung Circle Economy mit Sitz in den Niederlanden. Die Organisation sammelt und analysiert seit 2012 globale Daten zur Ressourcennutzung und berät Unternehmen, Städte und Regierungen beim Aufbau zirkulärer Wirtschaftsstrukturen. Deloitte, eines der weltweit größten Beratungsunternehmen, unterstützte die Analyse methodisch. Weitere Beiträge stammen von Fachleuten internationaler Organisationen wie der UNIDO, dem WWF, dem Weltwirtschaftsrat und nationalen Umweltministerien. Gemeinsam liefern sie mit dem Bericht eine faktenbasierte Grundlage für politische Weichenstellungen. Der Report endet mit einer klaren Botschaft: Wenn Wirtschaft, Politik und Gesellschaft jetzt nicht gemeinsam handeln, wird der Übergang zu einer ressourcenschonenden und klimafreundlichen Wirtschaftsweise scheitern – mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Klima und künftige Generationen. Quelle: Circularity Gap Report 2025: A global call to action
20 Milliarden Euro neue Investitionszusagen konnte Präsident Emmanuel Macron beim „Choose France“-Gipfel präsentieren. Mehr als die Hälfte der angekündigten Projekte zielen auf Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung ab. Beim achten „Choose France“-Gipfel am 19. Mai 2025 in Versailles kündigte Präsident Emmanuel Macron neue Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro an. Die Summe ist Teil eines Gesamtpakets von 37 Milliarden Euro, das sowohl neue als auch bereits zuvor zugesagte Projekte umfasst. Neben einem großen Investitionspaket in künstliche Intelligenz ist ein besonders ambitioniertes Vorhaben die geplante molekulare Recyclinganlage in der Normandie. Mit einer Investition von bis zu 1 Milliarde US-Dollar soll sie jährlich über 110.000 Tonnen schwer recycelbaren Polyesterabfalls verarbeiten. In einer möglichen zweiten Ausbaustufe könnte die Kapazität auf über 200.000 Tonnen steigen. Ab 2027 soll dort Altplastik mit rund 80 Prozent CO2-Ersparnis gegenüber Neuware wiederverwertet werdenn. Ein Großprojekt für den Kunststoffkreislauf, das internationale Maßstäbe setzen dürfte. Auch die Textilbranche steht im Fokus: Ein führendes Recyclingunternehmen errichtet in Grand Est eine 250-Millionen-Euro-Fabrik, die Altkleidung chemisch in hochwertige Fasern für die Mode- und Automobilindustrie umwandelt. Damit wird das seit 2020 geltende französische Sammelgebot für Textilien erstmals im industriellen Maßstab umgesetzt. Auch klassische Infrastruktur wird zirkulär gedacht: Das Unternehmen Prologis errichtet vier energieeffiziente Rechenzentren im Großraum Paris, deren Abwärme in lokale Fernwärmenetze eingespeist werden soll. Less Common Metals plant eine Rückgewinnungsanlage für seltene Erden aus ausgedienten Magneten von Elektrofahrzeugen, während Tekever in Südwestfrankreich Drohnen mit Leichtbauteilen aus recyceltem Kohlenstofffasermaterial fertigen will. Vor rund 200 Spitzenmanager*innen betonte Macron, dass der Gipfel Investitionen in Künstliche Intelligenz, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft vereint. Es laufe ein „Rennen um strategische Autonomie“. Das französische Ökosystem wachse rasant: Die Initiative Choose Paris zählt über 300 Start-ups, die an Sharing-Plattformen, Second-Life-Batterien oder industriellen Symbiosen arbeiten. Bis 2030 soll der Anteil lokal wieder- und weiterverwendeter Ressourcen verdoppelt werden. Die Projekte stehen auch im Kontext des französischen Anti-Abfall-Gesetze für eine Kreislaufwirtschaft (AGEC-Gesetz) von 2020, das Reparatur-Möglichkeiten, ein „Recht auf Wiederverwendung“ und ambitionierte Recyclingquoten festlegt. Das Programm zeigt: Klimafreundliche Wertschöpfung und wirtschaftlicher Erfolg können verbunden werden. Mit Regulierung, digitaler Rückverfolgbarkeit und modernen Recyclingtechnologien etabliert sich Frankreich als Vorreiter in der EU. Trotz europaweit sinkender Investitionen blieb Frankreich laut EY 2024/25 das im Vergleich attraktivste Ziel für Industrieinvestitionen. Quellen: 8. „Choose France“ Gipfel Anit-Wegwerf-Gesetz für eine Kreislaufwirtschaft EY: „2025 Report on International Investments in France
Recyclingverbände Deutschlands und Österreichs fordern einen politischen Kurswechsel. Hintergrund sind die neu gebildeten Regierungen in beiden Ländern. Nach Einschätzung der Verbände bietet dieser politische Neustart die Chance, Recycling und Ressourcennutzung stärker in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik zu rücken. Wie kann Europa seine Wirtschaftskraft erhalten, ohne sich immer stärker von Rohstoffimporten abhängig zu machen? Die Antwort lautet: Kreislaufwirtschaft. Dabei werden Materialien und Produkte so lange wie möglich im Umlauf gehalten, wiederverwendet oder recycelt. Für den Deutschen Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) und den österreichischen Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist sie die Antwort auf Rohstoffabhängigkeit, Umweltbelastung und wirtschaftliche Unsicherheit. Beide Verbände haben nun ein gemeinsames Signal gesendet und fordern klare politische Rahmenbedingungen. Der BDE vertritt über 750 deutsche Unternehmen aus den Bereichen Abfallentsorgung, Recycling und Wasserwirtschaft. Der VOEB ist die zentrale Interessenvertretung der österreichischen Abfall- und Ressourcenbranche. Konkret fordern BDE und VOEB gesetzliche Mindestquoten für den Einsatz von Rezyklaten (recycelten Rohstoffen) in neuen Produkten. So soll sichergestellt werden, dass diese Materialien nicht länger gegenüber günstigeren Primärrohstoffen benachteiligt sind. Außerdem fordern sie wirtschaftliche Anreize, etwa durch reduzierte Mehrwertsteuersätze auf Rezyklate und daraus hergestellte Produkte. Zudem müsse das Prinzip „Design for Recycling“ gesetzlich verankert werden: Produkte sollen künftig so gestaltet sein, dass sie einfacher und effizienter recycelbar sind. Eine weitere Forderung liegt auf der öffentlichen Beschaffung. Öffentliche Stellen sollen Recyclingmaterialien bevorzugen, um die Nachfrage zu stärken und der Kreislaufwirtschaft wirtschaftliche Tragfähigkeit zu verleihen. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, seien zudem Umweltstandards für Rezyklate aus Drittstaaten notwendig, inklusive verbindlicher Nachweispflichten für importierte Sekundärrohstoffe. Außerdem sollen Hersteller künftig an den Kosten beteiligt werden, wenn ihre Produkte im Entsorgungsprozess Schäden verursachen. Die Verbände warnen vor Risiken, die den Ausbau der Kreislaufwirtschaft behindern. Die Recyclinginfrastruktur sei zunehmend durch Brände gefährdet, die unter anderem durch falsch entsorgte Batterien verursacht würden. Deshalb sprechen sich BDE und VOEB für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten aus und fordern ein EU-weites Batteriepfandsystem. Die neuen Regierungen in Deutschland und Österreich stehen aus Sicht der Verbände nun in der Pflicht, klare Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Dazu gehören verbindliche Rezyklatquoten, steuerliche Anreize, gezielte Beschaffungsvorgaben sowie der Schutz der Recyclinginfrastruktur. Nur so könne die Branche die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Innovationskraft voll entfalten. BDE und VOEB erwarten, dass die neuen Koalitionen diese Weichenstellungen zügig angehen. Nicht nur als Umweltmaßnahme, sondern als industriepolitische Notwendigkeit. Europas wirtschaftliche Zukunft beginne dort, wo Abfall zur Ressource wird. Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von BDE und VOEB