Über das Projekt
von Tim Laubscher
Das Projekt „Denunziation – Repression – Verfolgung: Politischer Dissens und Alltagskriminalität vor den nationalsozialistischen Sondergerichten“ hat sich zum Ziel gesetzt, durch wissenschaftliche Forschung und pädagogische Vermittlung Aufklärung über die nationalsozialistische Justiz zu leisten. Anhand ausgewählter Fälle, die auf Originalquellen aus den überlieferten Akten der badischen Sondergerichte beruhen, wird der zugrunde liegende Repressionsapparat des NS-Staates sichtbar gemacht. Durch diese Form politischer Bildungsarbeit soll die Auseinandersetzung mit den Grundprinzipien einer Demokratie sowie das Verständnis für eine unabhängige Justiz und einen demokratischen Rechtsstaat nachhaltig gestärkt werden.
Das Projekt wurde in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert und in Kooperation zwischen der Schülerakademie Karlsruhe e. V. und dem Generallandesarchiv Karlsruhe durchgeführt. Um sowohl dem wissenschaftlichen als auch dem pädagogischen Anspruch gerecht zu werden, setzte sich das Projektteam aus einem Archivar, Historikern und Lehrkräften zusammen.
Inhaltlich gliedert sich das Projekt in drei zentrale Bereiche: Wissenschaft, Pädagogik und Social Media. Der wissenschaftliche Teil umfasst insbesondere die historische Forschung, deren Ergebnisse im Themenmodul auf LEO-BW dargestellt werden. Grundlage dieses Moduls ist eine Auswahl aufbereiteter Fälle, die mithilfe von Filter- und Suchfunktionen sowie einer interaktiven Karte ausgewählt und eingesehen werden können. Ergänzend zur Fallauswahl bietet das Modul einehistorische Einführung in die NS-Sondergerichtsbarkeit, einenE-Guide zum besseren Verständnis der Quellen sowie einGlossar mit Erläuterungen zentraler Begriffe.
Neben der wissenschaftlichen Aufbereitung der Fälle ist die Vermittlung der Arbeitsweise der Sondergerichte als wesentlicher Baustein der NS-Diktatur zentrales Anliegen dieses Projekts. Erprobt an einem schulübergreifenden Seminarkurs, an dem junge Menschen dreier Karlsruher Gymnasien teilnahmen, werden Materialien für die Bildungsarbeit mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zur Verfügung gestellt, die auch in Fortbildungen für Multipikatorinnen und Multiplikatoren vorgestellt und diskutiert wurden. Neben Handreichungen zur vertieften Auseinandersetzung mit individuell ausgewählten Fällen werden Anregungen zur Auseinandersetzung mit der NS-Sondergerichtsbarkeit im öffentlichen Raum angeboten.
Ein weiterer zentraler Baustein war die Erweiterung der Bildungsarbeit in den digitalen Raum. Über Social Media (@ns_sondergericht_mannheim) wurden in kurzen Erklärvideos die Errichtung und Funktionsweise der nationalsozialistischen Sondergerichte, zentrale Akteure sowie die Entwicklung der Sondergerichtsbarkeit anschaulich vermittelt. Anhand ausgewählter Fallbeispiele, die aus den Originalquellen rekonstruiert wurden, werden unterschiedliche Verfolgungsgruppen, vermeintliche Delikte und Akteure exemplarisch vorgestellt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Zitierhinweis: Tim Laubscher, Über das Projekt, in: NS-Justiz in Baden, URL: […], Stand: 13.11.2025.
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