Diepholz - (ej) · Während sich die meisten Besucher der Innenstadt beim „Gänsetag“ dem Konsum in den geöffneten Geschäften widmeten, hatte eine Gruppe am Sonntagnachmittag andere Ziele: Etwa 20 Bürger waren auf den Spuren jüdischer Geschichte in Diepholz.
Am Vortag des 9. November, der nicht nur durch den Mauerfall vor 20 Jahren, sondern auch durch den Beginn der Judenverfolgung durch die Nazis 1938 eine geschichtliche Bedeutung hat, an die erinnert werden muss, hatte die Volkshochschule den besonderen Rundgang organisiert.
Geleitet wurde dieser von Falk Liebezeit, Archivar der Stadt und des Landkreises Diepholz und großer Kenner der jüdischen Familiengeschichte, sowie von Religionspädagoge Peter Sobetzki-Petzold, der sich seit Jahren mit der Gedenkstättenpädagogik und der aktuellen pädagogischen Umsetzung der Schoa beschäftigt.
Die Gruppe machte zuerst an der Mühlenstraße 5 Halt. An der Stelle des Gebäudes neben dem Parkplatz, das heute einen Finanzdienstleister beherbergt, stand die 1835 erbaute Synagoge. Diese wurde am 10. November 1938 durch die SA zerstört und 1946 auf Kosten der Täter wieder hergerichtet. 1952 ging sie in den Besitz der Jewish Trust Corporation über. 1953 wurde sie wegen Einsturzgefahr verkauft und wich 1960 dem jetzigen Wohn- und Geschäftshaus.
Weitere Ziele waren Häuser jüdischer Familien an der Langen Straße (beziehungsweise Stellen, an denen diese früher standen), das Rathaus und die Gedenktafel jüdischer Mitbürger im Turm der St. Nicolai-Kirche.