wasser_schwechat Foto: Johannes Mayerbrugger
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Artarium

Jenseits von Jedem

Wie es inzwischen zur guten Gewohnheit geworden ist (“Es muss feste Bräuche geben, sagte der Fuchs”), spielen wir auch am heutigen Sonntag nach der Perlentaucher-Nachtfahrt wieder ein ganzes Album. Die bis zum Prädikat ­epochemachend stilprägende Band Blumfeld rund um den Autor und feinwahrnehmenden Musikpoeten Jochen Distelmeyer veröffentlichte anno 2003 eine hochverdichtete Gefühlsweltsythese namens “Jenseits von […]

Wie es inzwischenzur guten Gewohnheit geworden ist(“Es muss feste Bräuche geben, sagte der Fuchs”), spielen wir auch am heutigen Sonntag nach derPerlentaucher-Nachtfahrt wieder ein ganzes Album. Die bis zumPrädikat ­epochemachend stilprägende BandBlumfeld rund um denAutor und feinwahrnehmenden MusikpoetenJochen Distelmeyer veröffentlichteanno 2003 eine hochverdichtete Gefühlsweltsythese namens“Jenseits von Jedem”. Und aufdiese Reise quer durchdie ambivalentesten Mehrdeutigkeiten der darauf beschriebenen (und meisterlich in Musik umrahmten)Szenarien wollen wiruns und euch diesmal entführen (lassen). Dabei entdecken wir, dass wir alleTeil der selben Bewegung sind,sowohl von ihr bewegt werdend,als sie eben auch bewegend

Blumfeld - Jenseits von JedemGenau so ein“mediopassives Selbstverständnis”, von dem auchHartmut Rosa spricht, das kommt in denverschiedensten Liedern auf diesem Albumimmer wieder zum Ausdruck. Was das über die Jahre mit mirgemacht hat (und was ich daher damit mache) und – warum uns geradediese Musik in unserer letzten Perlentaucher-Nachtfahrt mit dem nicht ganz“eindeutigen” Titel“Ein multifaktorielles Umfangen”besonders beschäftigt, das sollendie einzelnen Stücke am bestenselbst erzählen. Denn, wie schon der großeAxel Corti in seinemletzten Schalldämpfer bemerkte:“Die Moral von der Geschicht IST die Geschicht.”Jenseits von jeglichemvon wem wie auch immerzugeschriebenen Schachterl, in daseine Begegnung,ein Berührtwerden,eine Erschütterung oder eben aucheine Geschicht,die sich daraus erzählt, einsortiert werden soll,wohnt,lebewest, gehtein Prozess vor,werdendes wie vergehendes Verwandeln, dem wirsowohl ob- als auch unterliegen. Und in derminimalen Zeit, die es brauchen würde, umdas gerade Stattfindende in irgendeine Definition zu befördern, hat sichdas Leben in mehrere Richtungen zugleich weiter entwickelt.

Kurz nach derAuflösung von Blumfeld habe ichanlässlich der Vorstellung seines ersten Soloalbums “Heavy” mit Jochen Distelmeyer gesprochen – überDepression,die Ungerechtigkeit auf der Welt und die eventuelle Möglichkeit,durch öffentliches Ausdrücken der eigenen radikalen Selbstwahrnehmung wenigstensein Stück von dieser immer in wechselseitiger Beziehung stehendenInnen-Außenwelt zu gestalten. Damals hatte ichden Eindruck,er antworte irgendwie ausweichend. Heute jedoch verstehe ich ihnals jahrelang gegen ihm auferlegte Kategorisierungen kämpfend.

Und als jemand, dersich entwickelnd seinen Weg geht. Der bis jetzt (soweit ich das aus der Ferne sehen kann)den meisten der über ihm abgeworfenen Käfigfallen in der Art von“Er ist dies,er ist das” entkommen konnte.Das macht mir Mut zu mir selbst, dazu, mir beim Entwickeln meiner Möglichkeitenwohlwollend und gelassenzuzuschauen.Die schlimmsten (und am schwersten zu entkräftenden)Verurteile sitzen ja schon längsttief in einem (oder einer)selbst.Denen wollen wir entgehen.

 

Jenseits von Jedem

 

Arielle wirft sich in Schale
Sie geht mit ihren Schwestern aus
Ihr Ex, der alte Egomane
Masturbiert und bleibt zu Haus
Und wer sie sieht, gerät ins Schwärmen
Was niemand weiß, sie ist verliebt
Sie möchte den DJ kennenlernen
Der zur Eröffnung Shanties spielt
Der Rabensohn ist auf der Flucht vor seinen Eltern
Er geht zum Karneval, verkleidet als Vampir

 

Lass uns nicht von Sex reden

Zuletzt geändert am 17.04.25, 14:02 Uhr

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Gesendet am Fr 18. Apr 2025 / 15 Uhr

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