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Methanschlupf
Definition: das Entweichen von Methan in die Atmosphäre, z. B. bei Biogasanlagen und Gasmotoren
Englisch: methane leakage
Kategorien:erneuerbare Energie,Ökologie und Umwelttechnik
Autor:Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert;zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 15.04.2012; letzte Änderung: 04.05.2025
BeiBiogasanlagen können nennenswerte Mengen vonMethan (dem Hauptbestandteil des Biogases) entweichen, und zwar nicht nur durch Leckagen, sondern durch denMethanschlupf gewisser Anlagenkomponenten. Dies gilt für Anlagen zur Reinigung des Rohbiogases wie auch fürGasmotoren, mit denen das Biogas verstromt wird. Das Problem besteht nicht nur in einem Verlust an nutzbarer Energie, sondern vor allem darin, dass Methan in der Atmosphäre eine sehr starke Treibhausgaswirkung hat: über 20 Jahre gerechnet ca. 84 mal so stark wieKohlendioxid (pro kg). Erst im Verlauf von Jahren wird das Methan zu Kohlendioxid undWasserdampf oxidiert. Deswegen müssen Methanemissionen im Sinne desKlimaschutzes so weit wie möglich minimiert werden.
Man beachte, dass klimaschädliche Methanverluste nicht nur in Gasmotoren auftreten, z. B. inBiogasanlagen auch bei nicht abgedichteten Gärrestlagern und bei der Gewinnung und dem Transport vonErdgas undErdöl.
Herstellung von Biomethan
Wie wird Biogas zu Bioerdgas aufbereitet und welcher Methanverlust tritt dabei auf?Biogas wird teilweise zuBioerdgas (mit höherem Reinheitsgrad) aufbereitet, um alsBiomethan in dasErdgasnetz eingespeist zu werden. Hierfür werden unterschiedliche Verfahren verwendet, insbesondere die Druckwasserwäsche, die Druckwechseladsorption, die Aminwäsche oder die Seloxolwäsche. Hierbei entweichen je nach Verfahren gewisse Anteile des Methans in die Abluft. Nur bei der Aminwäsche sind diese Mengen vernachlässigbar, während es bei der Seloxolwäsche sogar weit über 10 % sein können. Die Druckwasserwäsche und die Druckwechseladsorption liegen mit Werten zwischen 1 % und 8 % dazwischen. Bereits Werte von 1 % sollten jedoch nicht toleriert werden, da sie Klimabilanz der Biogasnutzung erheblich verschlechtern.
Gegebenenfalls sollte eine thermische oder katalytische Nachbehandlung der Abluft vorgenommen werden, um das Methanproblem zu lösen. Für größere Anlagen kommt eine Nachverbrennung in Frage, siehe unten. Eine relativ einfache Lösung ist es in manchen Fällen, die Abluft einer ohnehin in der Nähe laufenden Verbrennungsanlage zuzuführen.
Beispielsweise bei in Deutschland betriebene Biomethan-Anlagen sind die Methanemission durch die gesetzlichen Bestimmungen beschränkt. Deshalb sollte normalerweise kein erheblicher verschlechternder Effekt auf die Klimabilanz auftreten. Es bleibt zu hoffen, dass solche Effekte nicht bei Defekten oder Störungen von Anlagen in erheblichen Maße vorkommen.
Gasmotoren
Diverse Arten vonGasmotoren werden genutzt, um Biogas zur Stromerzeugung z. B. inBlockheizkraftwerken zu nutzen. Leider ist dieVerbrennung im Motor nicht immer vollständig, so dass ein gewisser Methanschlupf auftreten kann; Methan entweicht dann mit demAbgas. Die Stärke des Methanschlupfes hängt stark von der Art des Motors ab und ggf. der Abgasnachbehandlung ab, außerdem auch von der Gasqualität und den Betriebsbedingungen:
- Ottomotoren können einen recht geringen Methanschlupf erreichen – weit unter 1 % und damit wenig problematisch, vor allem beim Betrieb mitErdgas oderBioerdgas. Probleme kann es aber z. B. durch eine für den Gasbetrieb ungünstige Ventilüberschneidung geben, beispielsweise bei manchen Dual-Fuel-Motoren.
- Zündstrahlmotoren, die fürBiogas häufig eingesetzt werden, können einen viel höheren Methanschlupf von z. B. 1 bis 2 % haben.
- ImTeillastbetrieb und bei schlechter Gasqualität (geringem Methananteil, was zu schlechterer Verbrennung führt) kann der Methanschlupf stark ansteigen.
- Im Prinzip kann auch ein Oxidationskatalysator Methan oxidieren, und damit weitgehend unschädlich machen kann. (Es verbleibt nur die viel schwächere Klimawirkung des Kohlendioxids.) Jedoch wurde verschiedentlich berichtet, dass eine nennenswerte Reduktion messtechnisch nicht bestätigt wurde (selbst bei guter Wirksamkeit gegenKohlenmonoxid). Die Reduktionswirkung dürfte zumindest stark von diversen technischen Details abhängen, insbesondere vomVerbrennungsluftverhältnis des Motors.
Methanreduktion durch Abgasnachbehandlung
Die einzige bekannte sehr gut wirksame Maßnahme der Abgasnachbehandlung von Gasmotoren zwecks Methanreduktion ist die thermische Nachverbrennung (TNV). Hier werden Methan und andere unerwünschteKohlenwasserstoffe bei Temperaturen von meist über 750 °C zuKohlendioxid undWasserdampf oxidiert. Auch eine starke Reduktion von Formaldehyd-Emissionen, wie sie bei Biogasanlagen oft auftreten, ist damit möglich.
Das Roh-Abgas wird hier z. B. mit Hilfe der Verbrennung von zusätzlichemBiogas stark erhitzt, was die Oxidation ermöglicht. EineWärmerückgewinnung z. B. mit einemWärmeübertrager reduziert den dafür notwendigen Brennstoffbedarf z. B. auf rund 2 % des Verbrauchs der Gesamtanlage. Die gesamteEnergieeffizienz der Anlage wird also durch die Nachverbrennung nur geringfügig reduziert.
Leider sind die Kosten für Nachverbrennungsanlagen bisher noch hoch, so dass ein Einsatz bei kleineren Biogasanlagen oft nicht in Frage kommt.
Siehe auch:Methan,Biogas,Biomethan,Klimaschutz,unverbrannte Kohlenwasserstoffe
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