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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Sozialist, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sozial Adj. ‘das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft betreffend, gesellschaftlich, gemeinschaftlich, der Allgemeinheit verbunden’, auch ‘die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten Klasse, Schicht, Gruppe in der Gesellschaft, seine wirtschaftliche Situation sowie die ökonomische und politische Struktur der Gesellschaft betreffend’. Entlehnung (18. Jh.) vonfrz.social,lat.sociālis ‘die Gesellschaft betreffend, gemeinschaftlich, gesellig’, abgeleitet vonlat.socius ‘gemeinsam’ (s.Sozius).Frz.social, zu Beginn des 17. Jhs. in der Bedeutung ‘gesellig’, wird im 18. Jh. bei den Enzyklopädisten, die in der Tradition der Naturrechtler (Grotius,Pufendorf) stehen, im Sinne von ‘auf die Beziehungen des Zusammenlebens gerichtet, der Gemeinschaft verbunden und ihr dienend’ zum Ausdruck einer natur- und vernunftgemäßen Moral, die das menschliche Zusammenleben prägt. Der Gebrauch des Adjektivs durch die Physiokraten setzt es in Beziehung zur Wirtschaft, beiSaint-Simon entwickelt es sich zum Gegensatz vonfrz.individuel, im weiteren erhält es im Hinblick auf eine Lösung ökonomisch bedingter gesellschaftlicher Gegensätze den Sinn ‘durch Beseitigung überkommener Privilegien den gesellschaftlich und wirtschaftlich Benachteiligten stützend’. ImDt. begegnetsozial als selbständiges Adjektiv zuerst Anfang 19. Jh. (Schelling,Goethe), während die im Jahre 1800 erschienenen Übersetzungen vonRousseausContrat social“ dafürgesellschaftlich,Gesellschafts- oderöffentlich als Äquivalent benutzen. Erst in Zusammenhang mit dem nach 1830 merkbar eindringenden revolutionären französischen Ideengut bürgert sichsozial imDt. ein und wird zum politischen Schlagwort, vgl.soziale Frage,soziale Verhältnisse,soziales Leben,soziale Idee,soziale Reform (19. Jh.). Ältere Komposita wieSocial(zu)stand,Socialgesetz (Ende 18. Jh.) dürften dagegen auf einer früheren, direkten Entlehnung aus demLat. beruhen. –asozial Adj. ‘die Gesellschaft schädigend, gesellschaftliche Bindungen ablehnend, sich nicht in die Gemeinschaft einfügend’, gelehrte Bildung (Anfang 20. Jh.) zusozial mit verneinendem a- (griech. ἀ- privativum).Sozialismusm. ‘erste Entwicklungsstufe der sozialökonomischen Gesellschaftsformation des Kommunismus’ sowie ‘Lehre vom Aufbau und der Entwicklung der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft’, latinisierte Übernahme (1839) vonfrz.socialisme. Die Substantivbildung steht zunächst für jede Lehre, die das gesellschaftliche Zusammenleben durch Beseitigung extremer Gegensätze neu ordnen will. Diefrz. Bezeichnung ist zuerst 1831 in philosophisch-theologischem Zusammenhang belegt, gewinnt danach (1840) unterengl. Einfluß an Verbreitung, vgl.engl.socialism (1837), geprägt anstelle der alten BezeichnungOwenism. Der Ausdruck wird sowohl für die Theorie und das SystemOwens als auch für alle sozialen Systeme und Bestrebungen (einschließlich der historischen), die diesem nahe stehen, also auch für die VorstellungenFouriers undSaint-Simons verwendet, dann umfassend für alle Lehren, die eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse anstreben. 1842 wirdSozialismus im Sinne von ‘Sozial- oder Gesellschaftswissenschaft’ gebraucht, muß aber dem neuen TerminusSoziologie (s. d.) weichen. 1843 wirdSozialismus vonEngels, 1845 vonMarx undEngels im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen über die Zeitströmungen aufgenommen. Um eine Abgrenzung von utopischen Theorien vorzunehmen, prägtGrün 1845 den Ausdruckwissenschaftlicher Sozialismus, der später durchEngels („Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“) eine theoretische Begründung erhält. Der heutige Bedeutungsinhalt (s. oben) bildetsich im Laufe der geschichtlichen Entwicklung der Arbeiterbewegung heraus.Sozialistm. ‘Anhänger und Vertreter des Sozialismus und sozialistischen Gedankenguts’, Übernahme (1840) vonengl.socialist (1822), ‘Anhänger Owens’ (1827), dann ‘Vertreter ähnlicher Ideen außerhalb Englands’ (z. B. in Frankreich), vgl.frz.socialiste (1830). Älter ‘Vertreter des Naturrechts’ (Ende 18. Jh.).sozialistisch Adj. ‘den Sozialismus betreffend’ (1839),engl.socialistic; zuvor ‘die Naturrechtslehre betreffend’ (socialistisches System, 1802).sozialisieren Vb. ‘zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, humanisieren’ (vor Mitte 19. Jh.), ‘(Individuen) in die Gesellschaft eingliedern’ (Anfang 20. Jh.), dann ‘private Industrie verstaatlichen’ (um 1920);frz.socialiser.
Zitationshilfe
„Sozialist“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Sozialist>.

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