Startenor Kaufmann neuer Intendant in Erl
Freitagvormittag ist Startenor Jonas Kaufmann als neuer Intendant der Tiroler Festspiele Erl vorgestellt worden. Er setzte sich gegen 42 Mitbewerber und Mitbewerberinnen durch und löst mit September 2024 Bernd Loebe ab.
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Der Publikumsliebling solle der neue „Mr. Erl“ werden, gab Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner am Freitag in Wien bekannt. Kaufmanns Vertrag läuft bis 2030. Ein Ende für seine Bühnenkarriere bedeute der Schritt nicht, unterstrich Kaufmann: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich abtreten sollte, und ich will das auch nicht.“
Stück soll im Mittelpunkt stehen
Kaufmann, seit vielen Jahren herausragender Tenor auf den Opernbühnen der Welt, setzte sich mit Enthusiasmus und seinem Konzept gegen die Konkurrenz durch, hieß es vonseiten der Jury. In dem Gremium saßen neben Haselsteiner Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, Volksoperndirektorin Lotte de Beer und die Leiterin der Kulturabteilung im Land Kärnten, Brigitte Winkler-Komar.

Seine künftige Handschrift kündigte er wie folgt an: „Bei einer Inszenierung muss das Stück im Mittelpunkt stehen und nicht die Profilierung der Regie.“ Einer Modernisierung um zusätzliche Bedeutungsebenen stehe er keinesfalls im Wege. „Aber ich sehe nichts Verwerfliches darin, sich ab und zu zum Anwalt des Komponisten aufzuschwingen“, so Kaufmann. Klar sei, dass er an Festspielsäulen wie Richard Wagner im Sommer festhalten wolle. Hinzu kämen dann vielleicht Kontrapunkte wie der Belcanto oder die „frühen Lieben“ von Wagner wie Gluck oder von Weber – und nicht zuletzt die zeitgenössische Musik.

Haselsteiner sagt Unterstützung zu
Dass ihm für diese neue Aufgabe das Budget auch nicht gekürzt werde, davon zeigte sich Kaufmann überzeugt. Und Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner ging noch darüber hinaus: „Wenn der neue Intendant Ideen hat, wird man auch über den einen oder anderen Sonderposten sprechen können.“ Dass dabei Jonas Kaufmann weiterhin stark auf Richard Wagner setzen wolle, finde ebenfalls seine volle Zustimmung. „Wilder Kaiser statt Grüner Hügel“ laute hier das Motto.
„Nicht ausreichend wertgeschätzt“
Mitte Mai wurde bekannt, dass der Intendant der Tiroler Festspiele Erl, Bernd Loebe, bereits mit Ende der Sommersaison 2024 Abschied nimmt. „So sehr ich den Kollegen Bernd Loebe schätze, ist es vielleicht ein Punkt gewesen, der ihm nicht so gut gelungen ist: Die Identifikation seiner Person mit dem Festival.“ Dies brauche Erl jedoch, sagte Kaufmann am Freitag kritisch.

Der 70-jährige Deutsche, seit mehr als zwei Jahrzehnten Intendant der Frankfurter Oper, hatte erklärt, sich nicht um eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages bewerben zu wollen, denn er fühle sich von der Erl-Verantwortlichen aufgrund der Notwendigkeit einer Bewerbung bzw. der nicht automatischen Verlängerung seines Vertrages nicht ausreichend wertgeschätzt – mehr dazu inFestspiele Erl: Loebe geht mit Sommer 2024.
Tag der offenen Tür in Erl
Am Samstag öffnen die Festspiele Erl anlässlich des 25-jährigen Jubiläums ihre Pforten für einen exklusiven Blick hinter die Kulissen und laden ab 10.00 Uhr zum Tag der offenen Tür.