Chirurgisches Tunnelierinstrument
Die Erfindung betrifft ein chirurgisches Tunnelierinstrumentzum Einziehen von Gefäßimplantaten mit zwei gegeneinander verschwenkbaren Branchen, die am proximalenEnde Griffe tragen und am distalen Ende eine Faßzange mit zwei gegeneinanderdrückbaren, distalen Klemmflächenausbilden.
Gefäßprothesen können in die Gliedmaßen beziehungsweise den Körper mit speziellen Tunnelierungs- oder Durchzugsinstrumenteneingesetzt werden. Es ist beispielsweise bekannt, mittels eines Tunnelierungsinstrumenteseinen rohrförmigen Platzhalter in das Gewebe einzuschieben und dann durch diesen rohrförmigen Platzhaltermittels eines zangenförmigen Instrumentes eine Gefäßprothese hindurchzuziehen (AESCULAP-Prospekt S-07912/88"JENKNER" Tunnelierungs- und Durchzugsinstrumentarium für Gefäßprothesen").
Um die Gefäßprothesen beim Einsetzen sicher halten zu können, sind erhebliche Druckkräfte notwendig, die zuSchädigungen des Gefäßmaterials führen können. Dies ist bei künstlichen Implantaten nicht gravierend, da diesein beliebiger Länge zur Verfügung stehen, so daß beschädigte Bereiche entfernt werden können. Bei Verwendungvon natürlichen Implantaten jedoch ist man be-
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strebt, derartige Verletzungen zu vermeiden. Insbesondere bei natürlichen Gefäßprothesen ist es daher bekannt,diese nicht mittels einer Faßzange zu ergreifen, die hohe Druckkräfte ausübt und zu Beschädigung führenkann, sondern die Gefäßprothesen mit sogenannten Bulldog-Klammern zu fassen, das sind federnde Klammern, diedie Gefäßimplantate mit Klemmkräften halten, die allein durch ihre Federkraft bestimmt wird und die daher bestimmtevorgegebene Werte nicht übersteigen. Allerdings ist es schwierig, diese Bulldog-Klemmen mit dem eingeklemmtenGefäßimplantat sicher durch den Körper zu ziehen, da die Bulldog-Klemmen durch einen Druck auf ihreSeitenflächen gegen die Federkraft öffnen. Es sind daher spezielle Vorsichtsmaßnahmen notwendig, um ein geschütztesDurchziehen derartiger Bulldog-Klemmen zu ermöglichen.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein chirurgisches Tunnelierinstrumentzur Verfügung zu stellen, mit dem sowohl künstliche Implantate als auch natürliche Implantate inder angemessenen Weise erfaßt werden können.
Diese Aufgabe wird bei einem chirurgischen Tunnelierinstrument der eingangs beschriebenen Art erfindungsgemäßdadurch gelöst, daß die Klemmflächen gegenüber dem distalen Ende in proximaler Richtung zurückgesetzt sind.
Diese gegenüber dem distalen Ende der Branchen zurückgesetzten Klemmflächen sind unmittelbar geeignet, umkünstliche Gefäßimplantate mit hohen Klemmkräften zwischen sich zu halten, sie können aber auch Verwendung
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finden, um Gefäßklammern, also beispielsweise Bulldog-Klammern, an ihrem Fuß zu ergreifen. Die Gefäßklammernwerden mit ihren seitlichen Öffnungsflächen zwischenden Branchen aufgenommen und geschützt, diese Branchen erstrecken sich von den in proximaler Richtung zurückgesetztenKlemmflächen bis zum distalen Ende und bilden somit eine schützende Umhüllung für die Gefäßklammer,die in ihrem Klemmbereich auch ein empfindliches Gefäßimplantat sicher halten kann und auf diese Weise geschütztdurch den Implantierungsbereich im Körper gezogen werden kann.
Es ist somit möglich, mit demselben Instrument das Gefäßimplantat entweder unmittelbar zu ergreifen oderüber eine Gefäßklemme, die dann geschützt im Instrument gehalten wird.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen,daß am distalen Ende zusätzlich distale Klemmflächen angeordnet sind, wobei zwischen diesen distalen Klemmflächenund den in proximaler Richtung zurückgesetzten proximalen Klemmflächen ein Abstand liegt. Bei dieserAusgestaltung dienen die distalen Klemmflächen als Halterung für künstliche Gefäßimplantate, die mit hoherKlemmkraft gehalten werden können, während die proximalen Klemmflächen die Halteflächen für Gefäßklemmensind.
Es ist vorteilhaft, wenn zwischen dem distalen Ende der Branchen und den proximalen Klemmflächen der Branchenein Rücksprung in den Branchen angeordnet ist. Dieser
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Rücksprung bildet einen Freiraum für die seitlich abstehenden Öffnungsflächen der Gefäßklemme aus, die somitberührungsfrei zwischen den Branchen angeordnet ist, ein Kontakt besteht ausschließlich im Bereich derin proximaler Richtung zurückgesetzten Klemmflächen.
Die Klemmflächen sind vorzugsweise profiliert, dabei kann die Profilierung der zurückgesetzten Klemmflächenmit einer entsprechenden Profilierung am Fuß einer Gefäßklemme übereinstimmen.
Bei einer Konstruktion mit distalen und proximalen Klemmflächen ist es vorteilhaft, wenn die proximalenKlemmflächen bei geschlossenen Branchen und aneinander anliegenden distalen Klemmflächen einen Abstand zwischensich aufweisen, so daß sichergestellt ist, daß bei geschlossenen Branchen nur die distalen Klemmflächenin Klemmkontakt gelangen. Diese sind dann zum Halten von Gefäßimplantaten geeignet. Trotz dieses Abstandeszwischen den proximalen Klemmflächen sind diese ihrerseits in der Lage, den Fuß einer Gefäßklemme zu halten,da dieser Fuß eine gewisse Dicke aufweist.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß die Branchen an ihrem distalen Ende gegenüber ihremübrigen Verlauf dicker ausgebildet sind. Dies ermöglicht es, das Instrument auch als eigentliches Tunnelierinstrumenteinzusetzen, d.h. das Instrument ist zum Durchstoßen des Gewebes geeignet, in das ein Gefäßimplantateingezogen werden soll. Das verdickte distale Ende verdrängt das Gewebe beim Einschieben des Instru-
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mentes und stellt sicher, daß die anschließenden Bereiche der Branchen problemlos nachgeschoben werden können.
Günstig ist es, wenn die Branchen an ihrem distalen Ende abgerundet sind, so daß eine Verletzungsgefahr beimEinschieben vermieden wird.
Mit einem Tunnelierinstrument der beschriebenen Art können relativ lange Gefäßimplantate eingezogen werden,beispielsweise ist es vorteilhaft, wenn die Branchen eine Länge zwischen 30 cm und 70 cm aufweisen, insbesonderezwischen 45 cm und 60 cm.
Es ist vorteilhaft, wenn die Branchen aus einer senkrecht auf der Schwenkachse stehenden Ebene herausgebogensind. Dies führt einmal zu einer Stabilisierung der relativ langen Branchen, zum anderen ermöglicht diesergebogene Verlauf ein vereinfachtes Einschieben zwischen einer Eintrittsstelle und einer Austrittsstelle. Insbesonderekönnen die Branchen im Bereich zwischen den Griffen und der Schwenkachse in der senkrecht auf derSchwenkachse stehenden Ebene verlaufen, während der abgebogene Bereich sich ausschließlich zwischen dem distalenEnde und der Schwenkachse befindet.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist den Brancheneine die Branchen in der geschlossenen Stellung fixierende Sperre zugeordnet, so daß die Klemmkraft nach demSchließen dauerhaft aufrechterhalten werden kann.
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Die nachfolgende Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung dient im Zusammenhang mit derZeichnung der näheren Erläuterung. Es zeigen:
Figur 1 eine Draufsicht auf ein Tunnelierin-
strument mit zwei gegeneinander verschwenkbaren Branchen;
Figur 2 eine Seitenansicht des Tunnelierinstru-
ments der Figur 1;
Figur 3 eine perspektivische Teilansicht des
Instruments der Figur 1 im Bereich A;
Figur 4 eine Draufsicht auf den distalen Endbereich des Instruments der Figur 1 miteingeklemmter Gefäßklemme und
Figur 5 eine Ansicht ähnlich Figur 4 mit eingeklemmtem Gefäßimplantat.
Das in der Zeichnung dargestellte Tunnelierinstrument Iumfaßt zwei längliche Branchen 2,3, die im wesentlichen gleich, jedoch spiegelbildlich aufgebaut sind. DieBranchen 2 und 3 sind an einer Schwenkachse 4 gegeneinander verdrehbar gelagert, diese befindet sich vom distalenEnde 5 der Branchen aus gesehen etwa im Abstand von einem Drittel der Gesamtlänge der Branchen.
Am proximalen Ende 6 der Branchen tragen diese jeweils einen Griffring 7 sowie einen in Richtung auf die je-
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weils andere Branche gerichteten Vorsprung 8, welcherseitlich am entsprechenden Vorsprung der jeweils anderen Branche anliegt und durch eine Profilierung in diesemBereich eine Sperre 9 ausbildet, welche die Branchen 2, 3 im geschlossenen Zustand lösbar fixiert, alsoin dem Zustand, in dem die beiden Griffringe 7 einander angenähert sind.
Die Branchen 2 und 3 sind zwischen dem distalen Ende 5 und dem proximalen Ende 6 als schlanke, langgestreckteStäbe ausgebildet, die beispielsweise eine Länge zwischen 45 cm und 60 cm haben können. Zwischen dem proximalenEnde 6 und der Schwenkachse 4 verlaufen die Branchen in einer Ebene, die senkrecht auf der Schwenkachse4 steht, zwischen dem distalen Ende 5 und der Schwenkachse 4 sind die Branchen jedoch aus dieser Ebeneherausgebogen (Figur 2), so daß sich ein insgesamt bogenförmiger Verlauf ergibt.
Im Bereich des distalen Endes 5 sind die Branchen 2 und 3 gegenüber dem übrigen Branchenbereich verdickt undbilden dort nach außen hin abgerundete Maulteile 10, 11 aus, die bei geschlossenem Instrument einen abgerundeten,verdickten Kopf für das Tunnelierinstrument formen,der das Einschieben des Instrumentes in das Gewebe ermöglicht und einen Weg für das Instrument im Gewebefreilegt.
Jedes dieser Maulteile 10, 11 weist unmittelbar am distalen Ende eine ebene, zum jeweils anderen Maulteilweisende distale Klemmfläche 12 auf, die durch paralle-
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le, gegenüber der Längsachse des Instruments um 45° schräg verlaufende Längsnuten 13 profiliert ist.
In proximaler Richtung im Abstand von diesen distalen Klemmflächen 12 sind proximale Klemmflächen 14 vorgesehen,die sich ebenfalls gegenüberliegen und die ebenfalls durch Längsnuten 15 profiliert sind, diese Längsnuten15 verlaufen quer zur Längsrichtung des Tunnelierinstruments 1. Der Abstand der proximalen Klemmflächen14 ist so gewählt, daß sie sich nicht berühren, wenn die distalen Klemmflächen 12 flächig aneinanderanliegen.
Zwischen den distalen Klemmflächen 12 und den proximalen Klemmflächen 14 ist in den Branchen 2 und 3 jeweilsein Rücksprung 16 eingearbeitet, so daß zwischen diesen Klemmflächen ein Aufnahmeraum 17 für eine Gefäßklemme
18 verbleibt.
Eine solche Gefäßklemme 18 weist einen quaderförmigen Fuß 19 mit auf gegenüberliegenden Seiten durch Quernuten20 profilierten Halteflächen 21 auf, an diesen Fuß
19 schließen sich zwei Federarme 22 und 23 an, die in flächig aneinanderliegenden, atraumatisch profiliertenKlemmflächen 24, 25 enden. Die Klemmflächen 24, 25 werden durch die Federkraft der Federarme 22 und 23 gegeneinandergedrückt,zwischen den Klemmflächen einerseits und dem Fuß andererseits sind die Federarme 22 und 23nach außen ausgebaucht und bilden dort Öffnungsflächen26, 27 aus. Durch Druck auf diese Öffnungsflächen 26und 27 können die Klemmflächen 24 und 25 federnd von-
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einander entfernt werden, da sich die Federarme 22 und 23 überkreuzen.
Eine solche Gefäßklemme kann somit zwischen den Klemmflächen 24 und 25 ein Gefäßimplantat halten mit einerKlemmkraft, die ausschließlich von der Federkraft der Federarme 22 und 23 bestimmt wird.
Das beschriebene Tunnelierinstrument I kann zunächsteingesetzt werden, um im Körper von einer Eintrittsstelle zu einer Austrittsstelle einen Kanal zu schaffen,in den ein Gefäßimplantat eingezogen werden kann. Nach der Ausbildung dieses Kanals wird dasselbe Instrumentzum Einziehen des Gefäßimplantates benutzt, wobei zwei verschiedene Möglichkeiten gegeben sind. Zwischenden distalen Klemmflächen 12 kann unmittelbar ein Gefäßimplantat 28 eingeklemmt werden, welches dort mitgroßer Klemmkraft gehalten wird. Durch Zurückziehen des Tunnelierinstruments 1 wird das Gefäßimplantat 28 inden Körper eingezogen. Falls der zwischen den Klemmflächen 12 eingeklemmte Bereich dabei beschädigt wordensein sollte, wird er verworfen.
Bei einer anderen Einsatzweise wird das Gefäßimplantat an seinem Ende zwischen den Klemmflächen 24 und 25 derGefäßklemme 18 gehalten, und zwar mit einer relativ geringen, gerade noch ausreichenden Klemmkraft, die Verletzungenvermeidet. Die Gefäßklemme 18 selbst wird mittels ihres Fußes 19 zwischen den Klemmflächen 14 gehalten,die sich an die Halteflächen 21 des Fußes 19 anlegen. Hier kann mit großer Klemmkraft sicher gehal-
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ten werden, trotzdem wird auf das Gefäßimplantat nur eine ausschließlich durch die Gefäßklemme 18 bestimmtegeringe Klemmkraft ausgeübt. Die Gefäßklemme 18 ist bei dieser Art der Halterung zwischen den distalen Endabschnittender Branchen 2 und 3 sicher geschützt und dort berührungsfrei gehalten, so daß keine Gefahr besteht,daß beim Zurückziehen des Tunnelierinstrumentes 1 die Öffnungsflächen 26 unbeabsichtigt betätigt werden.