Erinnerungen an Trainer-Legende Ernst Happel: "Hee, du Zauberer!"

Ernst Happel holte mit dem FC Tirol zwei Meistertitel und gewann den Cup
Ex-Spieler des FC Tirol erzählen von ihrer Zeit mit Ernst Happel. Einmal bestrafte er einen Spieler, weil er zu viel Suppe gegessen hat.
28.11.25, 12:00

„Disziplin. Härte. Und teilweise auch Angst.“ Diese drei Schlagwörter kommenRoland Kirchler in den Sinn, wenn er an seine Zeit unterErnst Happel zurückdenkt. 

Von 1987 bis 1991 war die Trainerlegende beim FC Tirol tätig, mit den Tirolern gewann Happel, der kommenden Samstag 100 geworden wäre, seine letzten Titel (2 x Meister, 1 x Cupsieger).

Kirchler war damals ein blutjunger Spieler und ihm war schon zu Ohren gekommen, welchstrenges Regiment Ernst Happel auf und neben dem Trainingsplatz führt.

 „Wenn du bei einer Übung falsch gerannt bist, hast du dir schon was anhören können. Dann hat’s geheißen: ,Hee, du Zauberer!‘“, erinnert sich Kirchler.

Ernst Happel als FC Tirol-Trainer im Hanappi-Stadion

Ernst Happel als FC Tirol-Trainer im Hanappi-Stadion

Großer Spundus

Und diese drei berühmten Worte kamen Happel gerade in seiner Anfangsphase beim FC Tirol häufig über die Lippen. „Als er nach Tirol gekommen ist, hatten wir alle gemischte Gefühle“, erzählt Heinz Peischl.

„Wir haben uns gefreut, dass der Klub so eine Persönlichkeit holt. Wir waren extrem neugierig, was er so macht. Aber natürlich hatten wir auch alle einen Spundus, weil er einen gewissen Ruf hatte.“

Hitzige Angelegenheit

Wenn Happel die Spieler im Hochsommer zum Beispielim hochgeschlossenen Trainingsanzug über den Platz hetzen ließ. „Natürlich haben wir uns intern darüber gewundert und Sachen hinterfragt“, erzählt Peischl. „Aber keiner hat sich öffentlich darüber beschwert.“

Auch nicht, als der FC Tirol im ersten Jahr unter Happel nicht auf Touren kam und die Startruppe rund umHansi Müller undBruno Pezzey das Cupfinale gegen Zweitligist Krems verlor.

Ernst Happel war eine Kultfigur als Trainer

Ernst Happel war eine Kultfigur als Trainer

Griesgrämig & wortkarg

Für die Tiroler Spieler blieb Happel bis zu seinem Abschiedein Mysterium. „Manchmal hat er kommuniziert, dass man gemeint hat, man sitzt am Schoß vom Großvater. Und dann war er wieder sehr griesgrämig und wortkarg“, berichtet Heinz Peischl. „Er hat oft das gemacht, mit dem man nicht gerechnet hat.“

Brutale Sanktionen

Bei Fehlverhalten und Undiszipliniertheiten war er freilich umso berechenbarer. „Dann hat es teilweise brutale Sanktionen gesetzt“, sagt Roland Kirchler. 

Arnold Koreimann fiel 1987 in Ungnade, weil er als Mannschaftssprecher Ernst Happel die Kunde überbrachte, das Training sei zu intensiv.Peter Hrstic kam nach der Sommerzeitumstellung zu spät zum Training und hatte fortan kein Leiberl mehr.

Ernst Happel ließ seinen Emotionen auf der Trainerbank gerne freien Lauf

Ernst Happel ließ auf der Trainerbank seinen Emotionen gerne freien Lauf

Suppen-Kasper

Und selbst beiKurt Garger, immerhin einer von Happels auserwählten Partnern beim Kartenspielen, kannte der Grantler nach einem kulinarischen Foul kein Pardon. 

„Der Kurt hat im Hotel statt der Hauptspeise zwei Suppen gegessen. Das hat der Happel mitgekriegt und ihn heimgeschickt. Ich war 18, da geht dir der Arsch auf Grundeis“, erinnert sich Kirchler.

Pressing & Viererkette

Eines hat Happel mit seinerStrenge und seinenDisziplinarmaßnahmen freilich erreicht: Die Spieler haben gespurt. „Wir waren topfit und vielen körperlich überlegen“, sagt Heinz Peischl. 

Dazu kamen die taktischen Finessen des Kulttrainers. „Er hat Pressing und Viererkette spielen lassen. Nur hatte das damals halt noch keinen Namen. Er war sicher der Zeit voraus“, ergänzt Kirchler.

Ernst Happel zählt zu den erfolgreichsten Fußballtrainer der Geschichte

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Großes Schweigen

Und heute? Hätte ein Trainer wie Ernst Happel 2025 noch Erfolg?

„Wieso nicht? Ich kenne heute Trainerpersönlichkeiten, die sehr ähnlich ticken“, sagt Heinz Peischl. „Der Alte war eine Kapazität.“

Und Ernst Happel wareine Autoritätsperson, der man am besten nicht widersprach, wie Kirchler berichtet. 

„Einmal hat Happel den Oliver Schnellrieder aufgestellt, obwohl der gesperrt war. Und keiner hat sich sagen getraut, dass der nicht spielen darf.“ 

Als Kirchler den Kapitän Manfred Linzmaier fragte, warum er den Trainer nicht auf den Fehler hingewiesen habe, antwortete er nur: „Wenn ich das anspreche, dann bin auch ich im Match nicht dabei.“

kurier.at, cg  | 

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