Herman-Nohl-Schule
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Südstadt
- Objekttyp
- Schule
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 53609228
- Objekt-Nr.
- 206
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Herman-Nohl-Schule, erbaut 1955-1956 (-1963) nach Entwurf des Göttinger Architekten Diez Brandi. Vorangegangen war 1954 in der rasch an Einwohnern wachsenden Stadt ein unter maßgeblicher Beteiligung des Göttinger Stadtschulrats Max Buchheim ausgelobter Architektenwettbewerb, bei dem auch nebenan der Neubau der späteren evangelischen Kreuzkirche mit Gegenstand war. Beim pädagogischen Konzept und bei der Lehrerauswahl wirkte außerdem die Pädagogische Hochschule Göttingen mit. Letztlich entstanden (nach nochmals modifizierter Planung, u.a. unter Wegfall der Aula und in mehreren Bauabschnitten sowie) zur Vermeidung eines „Mammutsystems“ zwei getrennte co-existierende „Schulsysteme“ mit 2 x 12 Klassen für insgesamt 900 Schüler, mit gemeinsamer Turnhalle und Freiflächen, die abschnittsweise bereits ab Ende 1956 als Volksschulen (heute: Grundschulen) in Benutzung genommen wurden. Im November 1959 erhielt die ursprüngliche „Südschule“ den Namen „Herman-Nohl-Schule“, zum 80. Geburtstags und in Anwesenheit des bedeutenden Göttinger Pädagogen, emeritierten Hochschullehrers und Göttinger Ehrenbürgers. Nohl freute sich in seiner Dankesrede, „dass es gerade die schönste und pädagogisch durchdachteste Schule ist, die meinen Namen tragen soll.“ Die Schule ist wegen ihrer Vorbildlichkeit in den ersten Jahren von hunderten Fachleuten aus dem In- und Ausland besichtigt worden und war am 14.11.1958 Gegenstand eines ganzseitigen Berichts in der Londoner „Times“: Der Korrespondent urteilte, dass die Südschule „unique in Germany“ sei, und „an experiment in school design which, if successful, may take it the prototype of future ‚Volkschulen‘ throughout the country.“ 1966 erfolgte eine weitergehende organisatorische Teilung, wobei der östliche Teil weiterhin Grundschule (1.-4. Schuljahr) blieb und der westliche Teil Oberstufenschule wurde (5.-9. Schuljahr, mit Umbenennung zur Bert-Brecht-Schule, jetzt 2024 „Junior“-Außenstelle des Hainberg-Gymnasiums, Friedländer Weg 19).Die beiden Schulsysteme der Herman-Nohl-Schule bestehen aus zwei städtebaulich aufgelockerten, ähnlich gegliederten Teilkomplexen, die jeweils einen zweigeschossigen Verwaltungs- und Klassen-Trakte im Norden und südlich davon zwei Klassenraum-Zeilen mit einem Ost-West-ausgerichteten, eingeschossigen Gangsystem aufweisen, das auf besondere Weise modifiziert wurde: Jeweils vier zu einem Reihenhaus zusammengeschlossene und nach Süden ausgerichtete quadratische Klassenräume werden über einen langen Laubengang erschlossen, der mit Rundsäulen und unverkleideter Balkendecke gestalterisch Bezüge zu antiken Wandelgängen aufnimmt. Die Säulenreihen vermitteln ebenso eine mönchische Anmutung, was zusätzlich an den Querverbindungen durch Aufweitungen mit je einer Brunnenschalen unterstrichen wird, was an klösterliche Brunnenhäuser erinnert. „Cloister“, „monastic calm“ und „analogy with a monastery“ waren bereits Stichworte des „Times“-Artikels von 1958. Von den Laubengängen führen Eingangstüren nicht direkt in die Klassenräume, sondern es ist jeweils ein Garderobengang vorgeschaltet, der zugleich den zur Klasse gehörigen abgeschirmten kleinen Gartenhof rahmt. Dieser zum pädagogischen Konzept gehörende Gartenhof ermöglicht gleichzeitig eine zweite Belichtungsseite des lichtdurchfluteten quadratischen Klassenraums. In den Klassenräumen fällt also zu beiden Seiten der Blick ins Grüne, nicht aber ablenkend in andere Klassenräume. Die somit separierten Klassen-‚Reihenhäuser‘ mit ihren Gartenhöfen erinnern als klösterliche Kartausen mit ebenfalls voneinander getrennten Wohnhäusern und Gärtchen. Jeweils am Ende des Laubengangs liegen separate Toilettenhäuser, ebenfalls antikisch anmutend wegen ihrer Säulenvorhallen. Die Architektur ist in der typischen Brandi-Weise betont schlicht gehalten, mit roten Sichtbacksteinfassaden und Satteldächern ohne Giebelüberstände. Die gesamte weitläufige Schulanlage ist als „Schuldorf im Grünen“ in Frei- und Grünflächen eingebettet, für deren Gestaltung und Anpflanzungen Antje Brandi, die Ehefrau des Architekten, verantwortlich war. Abgerundet wird das Schulensemble durch das separat stehende, zeitgleich in ähnlichen Bauformen entstandene Hausmeisterhaus im Westen sowie eine im Eingangs-Freibereich beider Schulsysteme 1965 als „Kunst am Bau“ aufgestellte Bronzeplastik von Lisa Merkel, einer Cousine von Diez Brandi.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung der Anlage der „Herman-Nohl-Schule“ liegt wegen geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung im öffentlichen Interesse. Die geschichtliche Bedeutung im Rahmen der Ortsgeschichte Göttingens besteht aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für örtliche Schulgeschichte, die Baugeschichte der 1950er/1960er-Jahre, auch durch die beispielhafte Ausprägung als Schulbautypus. Ferner ist der Schulkomplex das Werk des überregional bekannten Architekten Diez Brandi. Städtebauliche Bedeutung liegt vor wegen des prägenden Einflusses nach außen auf das Straßenbild und nach innen, weil das ausgedehnte „Schuldorf“ selbst große städtebauliche Qualitäten entfaltet.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 52928468 |Schule | Göttingen, Stadt - Göttingen - Südstadt - Immanuel-Kant-Straße 44A
52928514 |Schule | Göttingen, Stadt - Göttingen - Südstadt - Immanuel-Kant-Straße 44B
53609257 |Wohnhaus | Göttingen, Stadt - Göttingen - Südstadt - Immanuel-Kant-Straße 44
53609280 |Plastik (visuelles Werk) | Göttingen, Stadt - Göttingen - Südstadt - Immanuel-Kant-Straße 44A
53730117 |Turnhalle | Göttingen, Stadt - Göttingen - Südstadt - Immanuel-Kant-Straße 44A
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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