Zukunft

DieZukunft ist dieZeit, die subjektiv gesehen derGegenwart nachfolgt. Das Wort geht auf das Verbkommen zurück und hatte imMittelhochdeutschen noch eine religiöse Dimension im Sinne eines bevorstehenden „Herabkommens Gottes“, was sich auch an der identischen Wortbildung deslat.ad-ventus „An-kunft, Zu-kunft“ (vgl.Advent) zeigt. Forschungsansätze, die sich mit den Methoden unterschiedlicher Disziplinen mit Zukunft befassen, werden als Zukunftsforschung undFuturologie bezeichnet.
Physik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Klassische Physik
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In der klassischen Mechanik ist Zeit eineDimension, d. h. eine Größe zur Parametrisierung einesEreignisses. Hierbei wird nicht zwischenGegenwart, Zukunft undVergangenheit unterschieden. Erst der zweite Hauptsatz derThermodynamik gibt der Zeit eine festgelegte Richtung. Danach ist dieEntropie, welche die Anzahl der möglichen Zustände eines abgeschlossenen Systems angibt, in der Zukunft stets höher (oder zumindest nicht niedriger) als in der Vergangenheit. Hierdurch definiert die Thermodynamik einenZeitpfeil von der Vergangenheit in die Zukunft. Die Zukunft relativ zu einemZeitpunkt (Gegenwart) ist somit jener Bereich derZeitskala, in dem ein abgeschlossenes System eine höhere Entropie als in der Gegenwart hat.
Relativitätstheorie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Zusammenhang mit der Veränderung der Vorstellung des Begriffs der Zeit seit Einführung derspeziellen Relativitätstheorie vonAlbert Einstein haben auch die Begriffe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Umdeutung erfahren. Da zwei Ereignisse, die für einenBeobachter gleichzeitig stattfinden, für einen relativ dazu bewegten Beobachter nicht mehr gleichzeitig stattfinden, ersetzt der Begriff der „Raumartigkeit“ die „Gleichzeitigkeit“.
Die gegenwärtige physikalische Definition des Begriffs der Zukunft ergibt sich aus derallgemeinen Relativitätstheorie. Dort wird dieZukunft einesEreignisses als der Raumzeitbereich verstanden, der von dem Ereignis ausgehend durch kausaleWeltlinien erreicht wird. Ein Beobachter kann also jedes Ereignis in seiner Zukunft erleben, wenn er sich auf die entsprechende Weltlinie begibt.
Psychologie und Soziologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eng verbunden mit der Zukunft ist das Bedürfnis des Menschen nachPrognose,Planung und Vorhersage.
Robert Jungk, Zukunftsdenker und Erfinder vonZukunftswerkstätten, schrieb 1952: „Das Morgen ist schon im Heute vorhanden, aber es maskiert sich noch als harmlos, es tarnt und entlarvt sich hinter dem Gewohnten. Die Zukunft ist keine sauber von der jeweiligen Gegenwart abgelöste Utopie: die Zukunft hat schon begonnen. Aber noch kann sie, wenn rechtzeitig erkannt, verändert werden.“[1]
- Gesellschaftliche Aspekte
Jede Aussage über die Zukunft erfolgt notwendig vomgegenwärtigen Standpunkt aus, sodass sich prinzipiell zweiModalitäten ergeben: Im Falle der „gegenwärtigen Zukunft“ wird einepragmatische Perspektive eingenommen, der künftige Verlauf wird aufgrund vorliegender Datenerfahrungswissenschaftlich vorausberechnet bzw.extrapoliert (Planung). Dabei zeigt sich, dass man bestimmteEreignisse sehr genau vorausberechnen kann, wie zum Beispiel die Flugbahnen von Himmelskörpern, das Schwingen von Pendeln und das Entladen einer Batterie, während andere Bereiche einchaotisches Verhalten zeigen, wie das Wetter und die Börsenkurse.
Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei derImagination „zukünftiger Gegenwarten“. Hier werden gerade nicht die zu jener Zeit gültigen Rationalitätsstandards zur Konstruktion eines „realistischen“, gegenwartsangepassten Zukunftsbildes angewendet. Vielmehr wird davon bewusst abgesehen, um zu einemutopischen Gegenentwurf zur jeweils vorherrschendenRealität zu gelangen. Innerhalb von Methoden zurPartizipation wie beispielsweise der Zukunftswerkstatt wird dies durch eine besonderePhantasie- und Utopiephase verwirklicht. Somit werden mittels Imaginationfähigkeiten undKreativität weitergehende „Zukünfte“ (d. h. mehrere Gestaltungsalternativen von Zukunft) gedanklich vorweggenommen.
Aus sozialphilosophischer Sicht ergibt sich zudem ein enger Zusammenhang mit dem Begriff der (Handlungs-)Erwartung, worunter allgemein dieAntizipation eines künftigen Zustandes verstanden wird. Zwei Stile lassen sich unterscheiden: Erwartet die handelnde Personnormativ, so orientiert sie sich an Konventionen und Regeln (Recht). Erwartet sie hingegenkognitiv, so steht die aktive Suche nach Handlungsoptionen und Kombinationsmöglichkeiten im Vordergrund (Wissenschaft).
Fiktion und Utopie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Zukunft ist Gegenstand vieler bedeutender literarischer und filmischer Werke. Die Tradition der neuzeitlichenutopischen Literatur reicht bis zuThomas Morus’Utopia zurück.
Während ein Teil desGenres derScience-Fiction mit Werken wieStar Trek,Raumpatrouille Orion,Zurück in die Zukunft aber auchDie Zeitmaschine undUtopia sich eher mit technischen Utopien beschäftigt, haben andere Autoren wie z. B.Ursula K. Le Guin oderAldous Huxley im Rahmen dieses Genres gesellschaftliche Utopien (bzw.Dystopien) dargestellt.
Zitate
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- „Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz.“ Friedrich Nietzsche[2]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Tristan Horx,Matthias Horx, Lena Papasabbas und Nina Pfuderer: 15 Gegentrends. Wie die Zukunft ihre Richtung ändert. The Future Project, 2024,ISBN 978-3-910992-05-4.
- Johannes Becker/Benjamin Bühler/Sandra Pravica/Stefan Willer (Hg.): Zukunftssicherung. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. transcript, Bielefeld 2019,ISBN 978-3-8394-3741-4.
- Ulrich Grober:Der leise Atem der Zukunft – Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise. oekom Verlag, München 2016,ISBN 978-3-96238-066-3.
- Lucian Hölscher:Die Entdeckung der Zukunft. Fischer, Frankfurt am Main 1999,ISBN 3-596-60137-1.
- Reinhart Koselleck:Vergangene Zukunft – Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979 (Neuauflage 1989),ISBN 3-518-06410-X.
- Niklas Luhmann:Soziale Systeme. Frankfurt am Main, Suhrkamp 1984,ISBN 3-518-28266-2.
- Georges Minois:Geschichte der Zukunft. Orakel – Prophezeiungen – Utopien – Prognosen. Sonderausgabe, Düsseldorf, Artemis & Winkler, 1998,ISBN 3-538-07072-5.
- Bernhard von Mutius:Die Verwandlung der Welt. Ein Dialog mit der Zukunft. Stuttgart, Klett-Cotta 2000,ISBN 3-608-94271-8.
- Talcott Parsons:The Structure of Social Action. New York, McGraw Hill 1937,ISBN 0-02-924260-6.
- Karl Popper/Konrad Lorenz:Die Zukunft ist offen. München, Piper 1985,ISBN 3-492-10340-5.
- Elke Seefried:Politische Zukünfte im 20. Jahrhundert. Parteien, Bewegungen, Umbrüche. Frankfurt am Main/New York Campus Verlag 2022,ISBN 978-3-593-50958-7.
- Eva Stubenrauch:Die Ordnung der Zukunft. Ästhetische Verfahren der Zeitmodellierung seit 1800. Berlin/Boston, De Gruyter 2023,ISBN 978-3-11-101511-8.
- Gereon Uerz:ÜberMorgen. Zukunftsvorstellungen als Elemente der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit. Wilhelm Fink Verlag, München 2006,ISBN 978-3-7705-4305-2.
- Horst W. Opaschowski:Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013,ISBN 978-3-579-06635-6.
- Alvin Toffler:Future Shock. (1970), deutsch:Der Zukunftsschock. Strategien für die Welt von morgen. Goldmann Sachbuch 11364,ISBN 3-442-11364-4.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Zitate von Robert Jungk zum Thema Zukunft, www.zwnetz.de/jungk (2004).
- ↑Friedrich Wilhelm Nietzsche:Fragmente Juli 1882 bis Herbst 1885. Band 4, Kapitel 5.