| Zossener Straße | |
|---|---|
| Die Zossener Straße kurz vor der Fürbringerstraße, Blickrichtung Süden | |
| Basisdaten | |
| Ort | Berlin |
| Ortsteil | Kreuzberg |
| Angelegt | 1870er Jahre gemäßBebauungsplan |
| Anschlussstraßen | Lindenstraße(nördlich), Bergmannstraße(südlich) |
| Querstraßen | (Auswahl) Gneisenaustraße, Blücherstraße |
| Plätze | Marheinekeplatz |
| Bauwerke | Bauten und Grundstücke |
| Nutzung | |
| Nutzergruppen | Straßenverkehr |
| Technische Daten | |
| Straßenlänge | 1010 Meter |
DieZossener Straße imBerliner OrtsteilKreuzberg verläuft vomWaterloo-Ufer amLandwehrkanal im Norden bis zurBergmannstraße amMarheinekeplatz im Süden. Seit dem 26. Dezember 1874 trägt sie den Namen derbrandenburgischen StadtZossen. Ihre Wohn- und Gewerbegebäude sind überwiegend imGründerzeitstil errichtet und konnten nach den Zerstörungen imZweiten Weltkrieg wieder restauriert werden.
Nach demHobrecht-Plan, Abteilung II, entstanden in den 1860er Jahren die Straßen 6 und 32. Das städtische Territorium ging in das Eigentum der BaugesellschaftBelle Alliance über, die 1874 den Straßennamen beantragte und mit dem Bau von Wohnhäusern begann. In den mehrgeschossigen Miethäusern häufig mitQuer- und Seitenflügeln, teilweise auch zwei Hinterhöfe, fanden bis zu 30 Familien Unterkünfte. Die Bewohner waren Handwerker, kleinere Kaufleute oder Angestellte. Die Schauseite zur Straße hin erhielt häufig schmückende Fassaden im Stil der Zeit. Dem Adressbuch des Jahres 1900 ist folgende Straßenführung zu entnehmen: „von der Blücherstraße (Nummer 1), über Baruther Straße, Fürbringerstraße, Gneisenaustraße, Mariendorfer Straße bis zur Bergmannstraße (Nummer 27) und zurück“. Insgesamt waren 61 Hausnummern inHufeisenform vergeben.[1]
An der Ecke Blücher-/Zossener Straße befand sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Teilruine die Trödelhandlung vonKurt Mühlenhaupt.[2]
Am 19. Dezember 1912 erhielt die um 1905 angelegte Verlängerung der Zossener Straße zwischen Plan- und Waterloo-Ufer ebenfalls diesen Namen. Noch bevor es die Blücherstraße gab, entstanden in diesem Bereich nach und nachFriedhöfe für nahegelegene Kirchengemeinden.
Im Haus Nummer 1 befand sich von 1960 bis 1977Der Leierkasten, eine Künstlerkneipe, die von Kurt Mühlenhaupt gemeinsam mit seinem Bruder Willi betrieben wurde.[3] Die Kneipe war ein beliebter Treffpunkt derBerliner Malerpoeten.[4] Das Haus wurde 1977 abgerissen, das Grundstück neu bebaut.
Im Haus Nummer 29 wohnte dieJüdin Jeanette Jaffé (Verwandte des Schneiders Martin Jaffé). Sie wurde in derNS-Zeit aus der Wohnung geholt und in dasKZ Theresienstadt deportiert, wo sie starb. Ein in den 2000er Jahren verlegterStolperstein erinnert an ihr Schicksal.[5]

Haus Nummer 31 beherbergte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die BrauereiBelle Alliance, deren Angestellte im Vorderhaus wohnten. Im Haus 55 hatten sich zahlreiche Ärzte niedergelassen, die bereits damals alsPoliklinik hier praktizierten.[1] Das Haus Nr. 48 wurde im Jahr 2019 von einer Mieterinitiative alsHaus–GmbH erworben.[6]

Im Haus 52 befand sich von 1949 bis 1969 ein sogenannterTante-Emma-Laden und im Seitenflügel des Hauses lebte seit 1964 für längere Zeit der KünstlerArtur Märchen.
DieHeilig-Kreuz-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion, Zossener Straße 65 istdenkmalgeschützt.[7] Ihr gegenüber liegt ein Eingang zu denvier Friedhöfen vor dem Halleschen Tor, einer Beisetzungsstätte für viele prominente Persönlichkeiten, die in Berlin verstorben sind. Nahe bei diesem Eingang befindet sich auch die Ruhestätte vonJoachim Ritzkowsky, einem ehemaligen Pfarrer der Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion. Da er seine letzte Ruhe in der Nähe seiner jahrelangen Wirkungsstätte finden wollte, wurde er auf dem der Heilig-Kreuz-Kirche benachbarten Friedhof (Jerusalems- und Neue Kirche Friedhof I) beigesetzt. Auf seiner Grabstätte, einemErbbegräbnis in der Abteilung 1/1, findet als Vermächtnis seiner Obdachlosenarbeit auch die Beisetzung von verstorbenenObdachlosen aus dem von ihm begründeten Obdachlosenwohnheim der Kirchengemeinde statt.[8] Alle vier Friedhöfe sind Gartendenkmale.
In den 2000er und 2010er Jahren wurden die meisten Häuser der Straße umfassend saniert. Das Haus Zossener Straße / EckeFürbringerstraße 6 wurde 1878 fertiggestellt und steht in der Berliner Denkmalliste.[9] Zusammen mit den Gebäuden Nummer 18 und Nummer 31 wurde es bei der Sanierung in den späten 1990er Jahren auch hinsichtlich der Fassaden dem früheren Baustil angepasst. Einige der dort befindlichen ehemaligen Stallgebäude werden als Gewerbe- und Geschäftsräume weitergenutzt.

Die Straße endet im Süden an derMarheineke-Markthalle. Diese Halle wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Einige Händler hielten jedoch im Keller der Ruine noch bis zum Wiederaufbau im Jahr 1952 ihre Geschäfte offen. Um die Halle herum blühte derillegale Handel in derNachkriegszeit (siehe Bild), gegen den die Polizei öfter vorging. Im Jahr 2007 wurde die Halle umfassend saniert und insbesondere ihre Südfassade zur Bergmann- undFriesenstraße hin architektonisch neu gestaltet.
Unter der seinerzeitigen Adresse Zossener Straße 31 hatte sich ab 1901 die im Jahr 1867 gegründete Luxus- und Spitzenpapierfabrik vonGustav Demmler niedergelassen.[10] Der Sohn des Firmengründers war der spätere Architekt, Fußballspieler und SportfunktionärGeorg Demmler.[11] An der Ecke Gneisenaustraße befindet sich die traditionsreicheApotheke Zum Goldenen Einhorn.[12]
Im Jahr 1905 baute der Seifenhersteller Rudolf Herrmann auf dem Grundstück Zossener Straße 55–58 ein Gewerbegebäude. Die Handelsgesellschaft Hentschel & Co. ließ im Jahr 1911 auf dem Grundstück Zossener Straße 55 ihre fünfgeschossige Firmenrepräsentanz errichten. 1975 hat dieGewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin) beide Grundstücke erworben und zu einem großen Gewerbekomplex vereint. Die Gebäude wurden 1905–1911 alsStahlbeton-Industriebauten errichtet und Anfang der 2000er Jahre unterKofinanzierung durchEU-Fördermittel umfänglich saniert. Heute haben sich in dem Gewerbehof unter anderem Drucker, Rechtsanwälte, Architekten, bildende Künstler,Designer und Fotografen niedergelassen.[13]
Bis zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörten Heilig Kreuz-Kirche hatte die Kirchengemeinde in dem Gebäudekomplex in der ersten Etage Räume fürGottesdienste, kirchliche Amtshandlungen, für dieKüsterei und für die Jugendarbeit derJungen Gemeinde angemietet.
In der Zossener Straße 32 hatte die 1972 von Studenten des Fachbereichs Kulturwissenschaft derTU Berlin, darunterTom Fecht gegründete und zuerst in der Dresdener Straße amOranienplatz ansässigeElefanten Press Galerie ihren Sitz.[14][15][16][17]
Von überregionaler Bedeutung ist seit 1990 eine Filiale derComic-FachbuchhandlungGrober Unfug[18] in der Zossener Straße 33. Neben verschiedenen Boutiquen für Kleidung und Schuhe sowie dem seit 1987 in der Zossener Straße 10 bestehenden TraditionsbetriebKnopf-Paul fürKnöpfe und Modeaccessoires[19] finden sich insbesondere im südlichen Teil der Straße zahlreichegastronomische Betriebe.
Die Anbindung der Zossener Straße an öffentliche Verkehrsmittel erfolgt durch dieBuslinie 248 (Ostbahnhof –Breitenbachplatz viaSüdkreuz) im südlichen Teil und durch dieU-Bahn-Linie U7, derenBahnhof Gneisenaustraße mit seinem Ausgang zur Zossener Straße in der Mitte der Straße liegt. Im Norden ist derBahnhof Hallesches Tor mit den U-Bahn-LinienU1,U3 undU6 in wenigen Minuten Fußweg zu erreichen.
In der Zossener Straße fuhren früherPferde-, späterStraßenbahnen. 1904 bog die Straßenbahnlinie 14 zwischenMoabit undMarheinekeplatz an der Gneisenaustraße in die Zossener Straße ein und endete an derMarkthalle.[20] 1947 wurde eine Linie von der Kreuzung mit der Blücherstraße über Marheinekeplatz die Friesenstraße hinauf stillgelegt.[21] Seit dem 2. Oktober 1950 fuhr die Straßenbahnlinie 21 vonMoabit/Wiebestraße bis zur Friesenstraße/Schwiebusser Straße. Im Straßenverlauf gab es die HaltestellenZossener Brücke,Zossener Straße undMarheinekeplatz. Die Linie 21 wurde am 22. Januar 1953 stillgelegt und durch eine Buslinie ersetzt.[22]
Seit dem 2. Juli 1987 besitzt Berlin eine weitereZossener Straße, die im OrtsteilHellersdorf von derLandsberger Allee zur Stendaler Straße führt.
52.49227888888913.394608055556Koordinaten:52° 29′ 32,2″ N,13° 23′ 40,6″ O