Die Nutzung von Zisternen lässt sich bis in dieJungsteinzeit zurückverfolgen, als man in derLevante, in Lebwe und Ramad Zisternen aus Kalkputz in die Hausfußböden einbaute. Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. waren Zisternen wesentliche Elemente des Wassermanagements, die in der Trockenlandwirtschaft eingesetzt wurden, wie auf dem Tell Jawa.
In Gebieten mit ungleichmäßigenNiederschlägen und schwer erreichbarenGrundwasservorkommen werden Zisternen als Pufferbehälter für dieWasserspeicherung für Haussysteme oder kleine Orte verwendet. Sie dienen dazu, den zugeleitetenNiederschlag oder dasOberflächenwasser zu speichern. In Gebieten mit Trockenperioden und felsigem Untergrund hängt von ihnen die gesamteWasserversorgung ab, so dass dort eine Zivilisation ohne den Zisternenbau nicht möglich gewesen wäre.
Weit häufiger als Trinkwasser- sind heute Nutzwasserzisternen. Sie werden je nach Bauart auch alsRückhaltebecken bezeichnet. Im Jahr 2002 waren in Deutschland etwa 24.000 meist offene Regenrückhaltebecken in Betrieb. Im wasserreichen Mitteleuropa wird im Privathausbereich zunehmend Zisternenwasser alsBetriebswasser fürWaschmaschinen,Toiletten und Gartenbewässerung verwendet, da für diese Zwecke keine Aufbereitung nötig und die Qualität ausreichend ist.[1][2] Bei unzureichender öffentlicher Wasserversorgung können Zisternen auch alsLöschwasserreservoir dienen.
Im mediterranen Raum werden seit über 7000 Jahren Zisternen angelegt. Oftmals sind sie aus großen Steinblöcken gefügt und mit einem Deckstein oder einer Deckenkonstruktion versehen, um eine Verschmutzung zu vermeiden. Das Erreichen des wechselnden Wasserstands wird durch eine Treppe oder durch geeigneteHebevorrichtungen sichergestellt.
Die historischen Baustoffe für Zisternen sind Mauerwerk oderBeton. Wenn möglich, hat man die Zisternen auch in den anstehenden Fels geschlagen. Heute sind komplette, fertige Behälter (1,5 bis 120 m³[3]) ausKunststoff (Polyethylen) oder Beton erhältlich. Sie dienen fast ausschließlich der Nutzung vonRegenwasser.
Teilweise werden aufgelassene gereinigteKlärgruben oder gereinigte ehemalige Öltanks als Zisterne zur Gartenbewässerung verwendet.
Regenwasser ist für den Trinkwasserbereich problematisch: In der Regel gelangt dieses mit Vogelkot, Laub, Staub und sonstigen Verunreinigungen versetzte Wasser ohne oder mit einer geringen Vorbehandlung in die Zisterne. Aufgrund der möglichen bakteriellen Belastung muss es mindestens gründlich entkeimt werden (z. B. durch Abkochen), ehe es als Trinkwasser geeignet ist.[1]
Auch bei der Verwendung als Brauchwasser muss mit Geruchsproblemen gerechnet werden, weil organische Substanzen in der Zisterne in Fäulnis übergehen können.
Bei der Bewässerung des Gartens kann Regenwasser von Vorteil sein, da Regenwasser praktisch frei vonKalk ist.[4][5]
Zisterne von La Malga inKarthago, Aufnahme von 1930
Zisternen wurden bereits in derStein- undBronzezeit verwendet. Im Mittelalter findet man sie oft inHöhenburgen, daBurgbrunnen aufgrund des großen Höhenunterschiedes zum Grundwasser besonders aufwendig zu erstellen sind. Gleiches gilt fürFestungen in der Neuzeit. Dabei ist zwischen Tankzisternen und Filterzisternen zu unterscheiden. Eine Filterzisterne wurde z. B. auf derRiegersburg in der Steiermark gebaut, wo eine Zisterne insLavagestein geschlagen wurde. Das Regenwasser wurde durchSandfilter in der Zisterne gesammelt. Durch die Filter wurde das Regenwasser gereinigt und mit Mineralstoffen angereichert. Oftmals wurden Zisternen auch dort angelegt, wo eine von außerhalb in die Burg oder Festung führende Wasserleitung vorhanden war, da diese bei einerBelagerung vom Feind leicht zerstört werden konnte.
Zisternen und alle öffentlichen und Privatbrunnen mussten bei einem ausgebrochenen Brand unverzüglich geöffnet werden, um die Löschwasserentnahme sicherzustellen. Diesbezügliche Anordnungen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts hinsichtlich der Brandverhütung gemäß baupolizeilichen Verordnungen in Textform erlassen. Beispielsweise erließ dieherzoglich-nassauische Regierung im November 1826 eine solche Verordnung für ihr Herrschaftsgebiet.[6]
Als eine der beeindruckendsten Zisternen giltYerebatan Sarnıcı in Istanbul (Drehort für den James-Bond-FilmLiebesgrüße aus Moskau[7]). Neben dieser ist die am höchsten Punkt der Altstadt vonCáceres in den Fels gehauene Zisterne, die sog. Aljibe von Cáceres, die größte der Welt. Im Jahr 1986 wurde dieser Ort in derspanischenExtremadura zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Ein weiterer gut erhaltener Aljibe ist der vonMérida.
Das arabische Wort „ǧubb“ für Zisterne wurde als „aljibe“ ins Spanische übernommen. Seine Bedeutung hat es bis heute bewahrt. Trotz der Konkurrenz des lat. „cisterna“ ist das Wort so vital, dass es auch auf moderne Begriffe wie „camión aljibe“ „Zisternenwagen“ übertragen worden ist. Ab derReconquista, als man sich mit den Mauren kriegerisch auseinandersetzte, hatte das Wort eine weitere Bedeutung, nämlich „Verlies“, „Gefängnis“. Dies rührt daher, dass man die Gefangenen zu Tausenden in unterirdische Zisternengewölbe gesperrt hat, wie man sie heute noch eindrucksvoll im marokkanischenMeknès besichtigen kann. Mit dem Ende der Feindseligkeiten verschwand auch diese Wortbedeutung. Dieusbekische Form der Zisterne ist der Sardoba, der aber auch durch Fließgewässer gespeist werden kann. Beeindruckend istMalik Sardoba zwischenSamarkand undBuchara. Auf der InselPantelleria dienen einigepunische Zisternen noch heute als Wasserspeicher. Sie sind durch ein kompliziertes Überlaufsystem miteinander verbunden und weisen eine langovale Form auf, wie sie aus punischen Niederlassungen bekannt ist. Möglicherweise bereits aus der Zeit derjemenitischenHimyariten stammt im StadtteilCrater vonAden der Zisternenkomplex derTanks von Tawila.
Thomas Bitterli-Waldvogel:Begriffe erkunden. Sodbrunnen, Zisterne und Sickerschacht. In:Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege. Jahrgang 65, Nr. 3, 2024,ISSN0007-6201, S. 180–182.
G. Ore, H. J. Bruins, I. A. Meir:Ancient cisterns in the Negev Highlands: Types and spatial correlation with Bronze and Iron Age sites In:Journal of Archaeological Science: Reports. Volume 30, 2020.
Giovanni Rizzo, Laura Ercoli:The Lining of the Ancient Cisterns in the Volcanic Island of Pantelleria. In: Gilbert Wiplinger:Cura Aquarum in Ephesus. Band 1. Peeters, Leuven/Paris/Dudley 2006,ISBN 90-429-1829-2, S. 515–522.
↑abNaturnaher Umgang mit Regenwasser. (PDF) In: Bayerisches Landesamt für Umwelt – LfU Bayern. Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 12. April 2020.
↑Mit Regenwasser Wäsche waschen. In: Ökologisch Bauen – Infos zu Naturbaustoffe und Holzhäuser. Markus Boos, Gerd Hansen & Hendrik Röhm GbR, abgerufen am 12. April 2020.
↑Franz-Josef Sehr:Das Entstehen der Pflichtfeuerwehren im Heimatgebiet – Ein staatlicher Versuch zur Brandbekämpfung. In: Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.):Jahrbuch für den Landkreis Limburg-Weilburg 2024. Limburg 2023,ISBN 3-927006-61-0,S.230–237.