Ziselieren

UnterZiselieren versteht man eine Form der Metallbearbeitung, bei der das Metall nicht geschnitten, sondern über eine weiche Unterlage mitHammer undPunzengetrieben odergedrückt wird, so dass Linien und reliefplastische Formen entstehen, die ähnlich aussehen wie Abgüsse von negativen Hohlschnitten, jedoch mit weicheren Kanten. Durch Ziselieren wird eineVerzierung vonmetallischen Oberflächen beispielsweise bei einemSchmuckgegenstand, einerUhr (Taschenuhr) oderWaffen (insbesondere beiRevolvern) erreicht.
Ableitung des Namens
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Begriff stammtetymologisch vonfranzösischciseau (dt. „Meißel“). Wie aus der Herkunft des Namens ableitbar, wurde unter dem Begriff zunächst nicht nur die spanlose Bearbeitung von Metall verstanden, sondern grundsätzlich dieplastische Verformung.
Verfahren
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Das Ziselieren ist wie dasTreiben eine spanlose Verformung glatter Metalloberflächen. Im Gegensatz dazu ist dasGravieren (zum Beispiel dieWaffengravur) einespanabhebende Technik. Ziselieren bedeutet, Muster in Metall zu treiben; das heißt, kaltes Metall zu modellieren.
Durch Verwendung von verschieden geformtenPunzen, aber auch durch Werkzeuge wieStichel,Feile,Meißel und ähnliche, werden in die zumeistpoliertenMetalloberflächenMuster oderOrnamente eingearbeitet. Mit einer Ziselierung entsteht so eine neue Oberfläche: dasRelief. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten muss das Metall immer wieder erhitzt werden, damit es sich entspannen kann.
Das Werkstück wird auf ein Sandkissen gelegt oder besser in eine nach allen Seiten drehbareZiselierkugel (eine hohle, gusseiserne Halbkugel mit 20–30 cm Durchmesser) eingebettet und frei aus der Hand, von der Rückseite beginnend, bearbeitet. Die Halbkugel ist, um eine elastische Unterlage zu erhalten, mitZiselierkitt ausgegossen. Dieser besteht aus einem Gemenge aus gleichen Teilen von schwarzemPech und feinem Ziegelmehl, dem je nach gewünschter Geschmeidigkeit etwas Rindertalg oder zur AushärtungBienenwachs oder echtesTerpentin beigefügt wird. Die Masse muss elastisch sein und sich je nach Bedarf durch Erwärmung weicher und nachgiebiger machen lassen. Der erkaltete Kitt dient als stabiler Rückhalt.
Die Hauptwerkzeuge für das Ziselieren sind derZiselierhammer undPunzen,Meißel und Stichel. EinZiseleur hat viele Dutzend Meißel verschiedenster Formen und meist über hundert Punzen, die er mehrheitlich selbst anfertigen muss. Dazu kommen eine Vielzahl Stichel, die er nach seiner Arbeitsgewohnheit ebenfalls selbst anfertigen muss. Die Graveur-Ziselur, bei der auch die Werkzeuge und die Arbeitstechniken des Graveurs benötigt werden, nutzt beide Arbeitsverfahren. Waffengravuren wiederum werden nur mit Meißeln hergestellt und sind ein Spezialgebiet.
Anwendung
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Ziselieren ist eine sehr alte Technik, die bereits die frühen Hochkulturen aus derInkazeit (Bronzezeit) benutzten, um kostbare plastische Schmuckstücke herzustellen. Quer durch alle Kulturepochen haben Schmuckschaffende diese feine und zeitaufwändige Technik angewendet und je nach Zeitgeist sehr unterschiedliche Stücke, wie Uhren,Schmuck und andere Gegenstände des vornehmen Gebrauchs sowiesakrale Gefäße geschaffen. Auch hochwertige Faustfeuerwaffen wurden oft ziseliert.
Es gibt drei verschiedene Arten des Ziseleurberufs (früherCiseleur geschrieben): den Treib-Ziseleur, den Guss-Ziseleur und den Glasformen-Ziseleur.
DerTreib-Ziseleur treibt mit überwiegend rund polierten Punzen und einem Ziselierhammer Reliefs/Bilder in ein Kupferblech, das in ein Pechbad eingebettet wird. Es gibt ganze Skulpturen/Figuren, die aus Kupferblech gefertigt und dann mit Zinn verlötet wurden.
DerGuss-Ziseleur arbeitet in Kunstgusswerkstätten und ist der Guss-Veredler des Bildhauers, der Reste des Gussvorgangs entfernt und dem Gussstück die endgültige Form gibt. Kunstgüsse in Bronze, Silber oder Gold werden vom Guss-Ziseleur so überarbeitet und patiniert (eingefärbt), wie der Bildhauer/Künstler es sich vorstellt. Es gibt noch Ziseleure, die diesen Beruf erlernt haben und auch ausüben, zumeist in Bronzegießereien. Das Ziselieren wird heute manchmal von den Künstlern selbst ausgeübt, die durch Bearbeitung mit Punzen, Ziselierwerkzeugen und Treibeisen Metallkunstobjekte herstellen.
DerGlasformen-Ziseleur ist in der Gegend umZwiesel (Glasherstellung) beheimatet. Er stellte die Metall-Negativ-Formen für Schalen, Schüsselchen und Becher her. Diese Arbeit war sehr aufwändig, weil sehr exakt und sauber gearbeitet werden musste. Auch wurden die Negativformen mit Meißeln bearbeitet und dann von Hand poliert. Den Beruf des Ziseleurs gibt es offiziell seit ein paar Jahren nicht mehr. Der Ziseleur heißt jetztMetallbildner – Ziseliertechnik.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Erhard Brepohl:Theorie und Praxis des Goldschmieds. 15., erweiterte Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Hanser-Verlag, München u. a. 2003,ISBN 3-446-22364-9.
- Manfred Kluge (Lektorat):Metalltechnik. Metallbau- und Fertigungstechnik, Grundbildung (=Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe.). 9., erweiterte Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2007,ISBN 978-3-8085-1139-8.
- Gert Lindner:Das große Mosaikbuch vom Werken. Kreatives Gestalten, Werkstoffe und Techniken. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Mosaik-Verlag, München 1979,ISBN 3-570-06469-7.