Im Nordosten grenzt die Gemeinde Zetel bei Idagroden in einem schmalen Streifen an denJadebusen, eine große Nordseebucht, die durchSturmfluten während des Mittelalters entstand. Der ältere Teil des Ortes Zetel liegt auf einemGeestrücken, auch Esch genannt, der weiter nach Norden hin insMarschland mündet. Im Osten und Westen der Gemeinde gibt es größere Waldgebiete. Der südwestliche Teil wird vonMooren dominiert.
Die Nachbargemeinden Zetels sind Bockhorn (Friesland) im Osten,Sande im Norden,Friedeburg im Westen undUplengen im Süden. Die nächsten größeren Städte sindWilhelmshaven (ca. 20 Kilometer nordöstlich),Oldenburg (ca. 40 Kilometer südöstlich) undEmden (ca. 50 Kilometer südwestlich).
Obwohl die erste urkundliche ErwähnungZetels erst aus dem Jahre 1423 stammt – damals hieß der Ort nochSethle –, war das Gemeindegebiet bereits lange vorher bewohnt. DieSt.-Martins-Kirche, das älteste Gebäude des Ortes, wurde nämlich 1249 fertiggestellt, und bei Arbeiten an derKirche fand man vor etlichen Jahren Reste einer noch älterenKapelle. Vermutlich schon vor derZeitenwende lebtenChauken auf dem Gemeindegebiet.
Im Dezember 1517 wurde der „Zeteler Frieden“ zwischen Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Lüneburg, Graf Johann V. von Oldenburg und Edzard, Graf von Ostfriesland, geschlossen. Der Friedensvertrag, der die „Sächsische Fehde“ beendete, wurde in Zetel feierlich beurkundet.
Im Gegensatz zu anderen Orten in Küstennähe wurde der Ort Zetel selbst niemals von Sturmfluten heimgesucht, da er auf einem ca. 15 Meter hohen Geestrücken liegt, so dass die Wassermassen nie weiter als bis zum Ortsrand kamen. Weiter nördlich gelegene Ortsteile wurden aber in unregelmäßigen Abständen verwüstet. Ellens z. B. war im ausgehendenMittelalter nach heftigen Wassereinbrüchen teilweise eineInsel. Nördlich des Zeteler Eschs erstreckte sich damals das sogenannteSchwarze Brack, ein dauerhaft überschwemmtes Marschgebiet, das erst mit dem Bau desEllenser Dammes, der sich bis zum Jahr 1615 hinzog, eingedeicht und dem Jadebusen abgetrotzt werden konnte.
Motivation für den Bau des Dammes war, dass das zumOldenburger Land gehörendeJeverland wegen der Wassereinbrüche nur noch mit Schiffen oder über das verfeindeteOstfriesland erreicht werden konnte – angesichts der Tatsache, dass man mit Ostfriesland des ÖfterenKrieg führte, einstrategischer Nachteil. So fiel 1475 der Sohn desOldenburgerGrafen in die Hände der Ostfriesen und kam erst sechs Jahre später frei, als Zetel an Ostfriesland abgetreten wurde. Erst durch einenFriedensvertrag aus dem Jahre 1517 kam Zetel endgültig zu Oldenburg. Noch heute eckt man gelegentlich an, wenn man das Oldenburger Friesland und Ostfriesland nicht auseinanderhalten kann.
VomDreißigjährigen Krieg blieb Zetel durch geschicktes Taktieren der Oldenburger Grafen weitgehend verschont. 1807 geriet der Ort jedoch wiederum in fremde Hände, alsNapoleonNorddeutschland besetzte. Danach verlief die weitere Geschichte bis zumZweiten Weltkrieg relativ ruhig. Im Zuge derIndustrialisierung entstand in Zetel und den umliegenden Gemeinden aufgrund des Lehmbodens eine ausgeprägteKlinkerindustrie. Auch siedelten sich vieleWebereien und Textilfabriken hier an, die jedoch durch starkeKonkurrenz ausFernost bis in die 1980er Jahre allesamt verschwanden.
1894 erhielt Zetel Anschluss an das Eisenbahnnetz, 1896 auch die damals noch eigenständige Gemeinde Neuenburg. Durch den zunehmendenIndividualverkehr sanken nach dem Zweiten Weltkrieg die Fahrgastzahlen, so dass die Bahnstrecke Neuenburg – Zetel – Bockhorn – Varel im Mai 1954 für den Personenverkehr stillgelegt wurde. Der Güterverkehr rollte noch bis Anfang der 1990er Jahre. Die endgültige Stilllegung erfolgte zum 1. August 1993.[2]
Zwischen 1977 und 1980 gehörte die Gemeinde zum benachbartenLandkreis Ammerland.
Während derErste Weltkrieg keine Schäden in Zetel anrichtete, kam es in der Endphase des Zweiten Weltkrieges vermehrt zu Opfern unter der Zivilbevölkerung. Einige Kilometer westlich Zetels befanden sichFlakstellungen, derEinsatzhafen Marx und ein Munitionslager. Außerdem stellte das nahe Wilhelmshaven als bedeutenderMarinestützpunkt ein wichtiges strategisches Ziel dar. So kam es, dass auch Zetel öfter von Bomben getroffen und etliche Häuser im Gemeindegebiet zerstört und Leben vernichtet wurden.
Im Zuge derGebietsreform wurde die Gemeinde Neuenburg am 1. Juli 1972 eingegliedert.[3] Zusätzlich bestanden Überlegungen, Teile des Gemeindegebietes der benachbarten Gemeinde Sande anzugliedern. Diese Pläne wurden 1975 jedoch aufgegeben.[4]
Der Gemeinderat der Gemeinde Zetel besteht aus 28 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 11.001 und 12.000.[5] Der Gemeinderat wird durch eineKommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die nächste Amtszeit beginnt am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Stimmberechtigt im Rat der Stadt ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister Olaf Oetken.
DieWahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2021 lag mit 57,13 %[6] ungefähr beim niedersächsischen Durchschnitt von 57,1 %.[7] Zum Vergleich – bei der vorherigen Kommunalwahl vom 11. September 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 57,45 %.
HauptamtlicherBürgermeister der Gemeinde Zetel ist der parteilose Olaf Oetken. Als einziger Kandidat wurde er am 22. Mai 2022 mit 94,45 % Ja-Stimmen für eine Amtszeit vom 14. September 2022 bis zum 31. Oktober 2031 gewählt.[8] Sein Vorgänger Heiner Lauxtermann trat nicht mehr an. Bei der vorletzten Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 wurde dieser als Amtsinhaber ohne Gegenkandidaten mit 84,1 % der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt, die er am 1. November 2014 antrat.[9] Im Jahr 2017 trat er aus der SPD aus.[10] Sein Vorgänger im Amt war seit 1996 Bernd Pauluschke (SPD).[11]
Das Wappen der Gemeinde Zetel zeigt ein blaues Schild mit fünf gelbenÄhren. Davor ein gelber Balken mit einem rotenWeberschiffchen mit gelber Spule und Faden.[14]
Die Flagge der Gemeinde Zetel zeigt in zwei gleich breiten Querstreifen von oben nach unten die Farben Blau und Rot mit dem aufgelegten Gemeindewappen.[14]
Das am Ortsrand Neuenburgs gelegeneVereenshuus ist gewissermaßen das kulturelle Zentrum der Gemeinde. Es dient als Sitz derNiederdeutschen Bühne Neuenburg, die dort jährlich mehrere Theaterstücke aufPlattdeutsch aufführt. Zudem finden viele andere Veranstaltungen wie z. B.Kabarettabende statt. Alle zwei Jahre werden zudem von der Niederdeutschen BühneFreilichtspiele vor dem Neuenburger Schloss veranstaltet.
ImNordwestdeutschen Schulmuseum in Bohlenbergerfeld befand sich früher eine Volksschule, bis diese wie viele andere zugunsten größerer, zentral gelegenerSchulen aufgelöst wurde. Seit 1978 besteht in dem alten Schulgebäude dasMuseum, dessen Herzstück ein originalgetreuer Klassenraum vom Anfang des20. Jahrhunderts ist, in dem auf Anfrage Schulstunden wie zuKaisers Zeiten abgehalten werden. Darüber hinaus gibt es noch eine Dauer- und weitere wechselnde Ausstellungen zur Geschichte der Region zu betrachten.
DieRutteler Mühle, ein sogenannterGalerieholländer wurde1865 errichtet und ist eine von ganz wenigenWindmühlen inDeutschland, die heute noch kommerziell in Betrieb sind. An die Mühle angeschlossen sind ein kleines Sägewerk sowie ein Ausflugscafé. Zudem gibt es auf dem Hof der Mühle eine Sammlung von Miniaturwindmühlen und eine kurze, nachgebauteFeldbahnstrecke zu bewundern.
Der Kunstverein „Die Bahner“ veranstaltet jährlich dieNeuenburger Kunstwochen. Die Kunstwochen sind eine wichtige kulturelle Veranstaltung in der Region.[16]
Im Jahr 2009 eröffnete im ehemaligen Teppenhaus in der Neuenburger Straße dieGalerie Südliches Friesland. Die Galerie zeigt wechselnde Ausstellungen mit nationalen und internationalen Künstlern.[17]
Idagroden liegt am so genanntenSkulpturenpfad Kunst am Deich. Der Skulpturenpfad wurde im Expo-Jahr 2000 angelegt und verläuft entlang des Radweges am Seedeich vonMariensiel bis nachDangast. Die sieben Skulpturen entstanden während einesBildhauersymposiums und wurden von sieben verschiedenen Künstlern geschaffen. Die Skulpturen stellen die sieben Tage derSchöpfungsgeschichte dar. Die Skulptur neben dem Radweg am Idagrodener Seedeich steht für den 4. Schöpfungstag. Jo und Jutta Klose nannten ihr Werk: „Sonne, Mond und Sterne – die Lichter“.[18]
Im Jahre 1462 ließ GrafGerd zu Oldenburg dasSchloss Neuenburg alsTrutzburg gegen die Ostfriesen erbauen. Bis zu seiner Umwidmung zum Dorfgemeinschaftshaus 1965 beherbergte das Schloss unter anderem einLandgericht, eine Ackerschule und eine Landfrauenschule. Heute befinden sich im Schloss einvogelkundliches Museum, die Schlosskapelle derevangelisch-lutherischen Gemeinde, eine Kindertagesstätte sowie der Trausaal, der zugleich Sitzungssaal des Zeteler Gemeinderates ist.
Die ZetelerSt.-Martins-Kirche ist das älteste Gebäude des Ortes. Sie wurde im Jahre 1249 am Nordrand Zetels errichtet. Wie viele andere Kirchen in Norddeutschland wurde sie aus großenSandsteinquadern erbaut, steht inmitten eines Friedhofs auf einerWarft und verfügt über einen separaten Kirchturm. Bei Sturmfluten, die Zetel selbst zum Glück nie erreichten, diente sie der Bevölkerung als Zuflucht. Das Kircheninnere ist sehr schlicht ausgestattet, da die hiesige Region nie allzu wohlhabend war; wirklich sehenswert ist aber derAltar. Neben den obligatorischenGottesdiensten finden hier gelegentlich Konzerte statt.
DerNeuenburger Urwald ist der Rest eines großen Waldgebietes in der Friesischen Wehde. Er ist ein Mischwald und steht weitgehend unter Naturschutz, weswegen hier zahllose seltene Tier- und Pflanzenarten aus der Region anzutreffen sind, ebenso teils über 500 Jahre alte Bäume. Zahlreiche Wanderwege laden zu Spaziergängen oder Fahrradtouren durch den Wald ein.
DasSpolsener Moor umfasst 245 Hektar Fläche und steht seit 1986 unter Naturschutz.
DerZeteler Markt ist der größte Jahrmarkt inFriesland und Umgebung und findet regelmäßig am Novemberwochenende vor dem Volkstrauertag statt. Vor Hunderten Jahren als reinerViehmarkt gegründet, bereichern inzwischen auch weit über 100 Schausteller das Marktgeschehen. Insgesamt dauert der Markt vier Tage: Nach dem Wochenende findet am Montag ein Familientag mit Feuerwerk statt, und nach der Ruhepause am Dienstag folgt am Mittwoch, an dem alle Zeteler Schüler frei haben, der eigentliche Viehmarkt.
Die Gemeinde Zetel verfügt über das einzige Kino auf dem Festland des Landkreises Friesland. Der Verein Zeli - Zeteler Lichtspiele e. V. betreibt das 1958 neu errichtete Kino seit 2012 voll ehrenamtlich, es bietet 126 Sitzplätze. Zetel verfügt damit über 1,03 Sitzplätze pro 100 Einwohner. Das Kino ist voll-digitalisiert nach DCI-Standard, erhält gleichzeitig aber auch die 35mm Projektionsanlage und präsentiert mit ihr in unregelmäßigen Abständen historische Filme.[19] Das reguläre Programm findet immer Freitags und Montags mit wöchentlich wechselnden aktuellen Filmen statt.
Als eine von ganz wenigenGemeinden Deutschlands ist Zetel fast schuldenfrei. Durch zahlreiche Zuzüge von Pendlern aus dem nahen Wilhelmshaven in den letzten 20 Jahren sind die Einnahmen ausSteuern undAbgaben trotz relativ hoherArbeitslosigkeit meist nahezu kostendeckend. Zum 1. Januar 2000 belief sich die Schuldenlast pro Einwohner auf rund 230 Euro.
Im Norden der Gemeinde führt dieAutobahn 29 von Wilhelmshaven überOldenburg zumDreieck Ahlhorner Heide, wo sie in dieA 1 mündet, und schließt Zetel an das Bundesfernstraßennetz an. Durch Neuenburg verläuft zusätzlich dieB 437 vonFriedeburg überVarel zum neugebautenWesertunnel. Das Straßennetz besteht aus Bundesstraßen (8 Kilometer), Landesstraßen (13 Kilometer), Kreisstraßen (14 Kilometer) und Gemeindestraßen (150 Kilometer).
Die Linienbusse derWeser-Ems-Bus fahren von Zetel aus nach Varel (annähernd stündlich), Wilhelmshaven undWesterstede. Zetel besitzt heute keinen Bahnanschluss mehr.
Während die gesamteTextilindustrie vor über 20 Jahren verschwand, konnte sich vor allem die Klinkerindustrie in Zetel sowie Bockhorn und Varel behaupten. Einer der wichtigsten Arbeitgeber ist das in Schweinebrück ansässige Klinkerwerk der Röben-Gruppe, die dort auch ihren Hauptsitz hat und weltweit tätig ist. Im WaldgebietSchweinebrücker Fuhrenkämpe liegt dasMunitionsdepot Zetel derBundeswehr. Die Einrichtung ist mit rund 140 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region.[20] Weitere wichtige Arbeitgeber sind dreiSpeditionen in Zetel, Schweinebrück und Collstede. Insbesondere in den letzten zehn Jahren gab es vermehrt Bemühungen, neue Arbeitsplätze nach Zetel zu holen. Zu diesem Zweck entstanden zwei mittelgroßeGewerbegebiete in Driefel und Collstede.
Insbesondere Neuenburg lebt vom Tourismus. Der staatlich anerkannteLuftkurort bringt es auf viele tausend Übernachtungen pro Jahr. Besucher werden außer durch die naheNordsee noch durch die weite Marsch- und Moorlandschaften der Umgebung angelockt. Allerdings ist die Gemeinde Zetel nicht so abhängig von Touristen wie andere Ferienorte direkt an der Küste.
Regionale und lokale Tageszeitung für die Gemeinde ist dieNordwest-Zeitung ausOldenburg mit dem Lokalteil und der eigenständigen RedaktionDer Gemeinnützige. Neben der Printausgabe existiert eine Online-Ausgabe.[21]
Die Gemeinde Zetel gehört mit zum Verbreitungsgebiet desAnzeigenblattsFriesländer Bote. Er erscheint wöchentlich mit einer Gesamtauflage von rund 28.000 Exemplaren und wird kostenlos an die Haushalte in Varel sowie in den angrenzenden Gemeinden Bockhorn, Zetel und Jade abgegeben. Neben der Printausgabe existiert eine Online-Ausgabe.[22]
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983,ISBN 3-17-003263-1,S.276.