Zentendorf
Zentendorf GemeindeNeißeaue | ||
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Koordinaten: | 51° 17′ N,15° 2′ O51.27861111111115.029444444444168Koordinaten:51° 16′ 43″ N,15° 1′ 46″ O | |
Höhe: | 168 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,13 km² | |
Einwohner: | 150 (30. Juni 2018)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 18 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Deschka | |
Postleitzahl: | 02829 | |
Vorwahl: | 035820 | |
Lage von Zentendorf in Sachsen | ||
![]() Zentendorf aus der Luft |
Zentendorf (obersorbischŠćeńc) ist ein Ortsteil der GemeindeNeißeaue imLandkreis Görlitz inSachsen. Bis zur Eingemeindung nach Neißeaue am 1. Januar 1999 war Zentendorf ein Ortsteil der GemeindeDeschka, bis zum 1. Juli 1950 war der Ort eine eigenständige Gemeinde. Zentendorf ist der östlichste Ort Sachsens sowie derBundesrepublik Deutschland. Der Ort gehört demVerwaltungsverband Weißer Schöps/Neiße an.
Lage
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Zentendorf liegt in derOberlausitz, etwa 15 Kilometer Luftlinie nordöstlich der StadtGörlitz und unmittelbar an der Grenze zuPolen. Östlich des Dorfes fließt dieLausitzer Neiße. Der östliche Ortsrand von Zentendorf liegt bei(51° 16′ 44″ N, 15° 2′ 2″ O)51.27898515.033778, somit ist Zentendorf sowohl der östlichste Ort Sachsens als auch der östlichste Ort Deutschlands und neben Deschka undZodel nur einer von drei Orten in Deutschland, die östlich des 15.Längengrades liegen.
Umliegende Ortschaften von Zentendorf sind die zur polnischenLandgemeinde Pieńsk gehörenden OrtschaftenBielawa Dolna(Nieder Bielau) im Nordosten undStojanów(Nieder Penzighammer) im Osten, die StadtPieńsk(Penzig) im Südosten, Deschka im Süden,Kaltwasser im Westen sowieBiehain und der zur StadtRothenburg gehörende OrtsteilNieder-Neundorf im Nordwesten.
Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Straße
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Durch Zentendorf führt dieStaatsstraße 127 vonBad Muskau zurBundesstraße 115 beiKunnersdorf. Die nächste Autobahnanschlussstelle ist an derA4 in Kodersdorf, etwa 13 Kilometern Wegstrecke südwestlich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges existierte eine Straßenbrücke über die Lausitzer Neiße, die von zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt wurde.
Schiene
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nördlich von Zentendorf verläuft dieBahnstrecke Węgliniec–Roßlau. Bis 1930 hatte Zentendorf eine Haltestelle; nächste Station ist heute Kodersdorf an derBahnstrecke Berlin–Görlitz in etwa 12 Kilometern Wegstrecke Entfernung westlich von Zentendorf.
Zentendorf ist über mehrere Regionalbuslinien an Görlitz, Rothenburg und Horka angebunden.
Radfernweg
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Westlich des Siedlungskerns verläuft derOder-Neiße-Radweg.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasStraßenangerdorf Zentendorf wurde erstmals im Jahr 1390 unter dem NamenCenetindorf urkundlich erwähnt. Für den Ort sind im weiteren Verlauf der Zeit verschiedenste Ortsnamensformen erwähnt. 1427 hieß der OrtCzenthendorf und 1533Zenttendorff, für 1560 ist der OrtsnameCentendorf verzeichnet. Im Jahr 1791 wurde Zentendorf erstmals unter seinem heutigen Namen erwähnt.[2] Der Ortsname ist von dem sorbischen Begriff für „junger Hund“ abgeleitet.[3]
Zentendorf war ab 1589 im Besitz der StadtGörlitz. Der Ort lag seit jeher imKönigreich Preußen und dort in derProvinz Schlesien desRegierungsbezirks Liegnitz. Im Jahr 1919 wurde die Provinz Schlesien geteilt und Zentendorf gehörte fortan zurProvinz Niederschlesien. 1938 wurden die Provinzen Ober- und Niederschlesien wieder zur Provinz Schlesien vereinigt, die 1941 jedoch wieder getrennt wurde. Seit dem Ende desZweiten Weltkrieges und der Festlegung derOder-Neiße-Grenze liegt Zentendorf unmittelbar an der Grenze zu Polen. Am 16. Januar 1947 wechselte die Gemeinde Zentendorf aus demLandkreis Görlitz in denLandkreis Niesky.
Am 1. Juli 1950 wurde Zentendorf in die südlich gelegene GemeindeDeschka eingegliedert. Bei der DDR-Kreisreform vom 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Deschka mit dem Ortsteil Zentendorf demKreis Görlitz-Land imBezirk Dresden zugeordnet. Nach derWende lag Zentendorf im zunächst Landkreis Görlitz inSachsen. Bei dersächsischen Gebietsreform von 1994 kam Zentendorf in den neu gegründetenNiederschlesischen Oberlausitzkreis. Am 1. Januar 1999 wurde die Gemeinde Deschka aufgelöst und Deschka und Zentendorf eigenständige Ortsteile der GemeindeNeißeaue. Bei der Kreisreform 2008 kam Zentendorf in denLandkreis Görlitz.[4]
Bevölkerung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1553 lebten in Zentendorf 17besessene Mann. Für das Jahr 1777 waren im Dorf wiederum 17 besessene Mann, elfGärtner und zweiHäusler verzeichnet; ein Gut war unbewirtschaftet. 1825 hatte Zentendorf insgesamt 228 Einwohner. Bis 1885 stieg die Zahl der Einwohner auf 269 an und blieb anschließend für lange Zeit relativ stabil. Im Jahr 1905 wurden 253 Einwohner gezählt; 1925 hatte Zentendorf 277 Einwohner. Vor Kriegsbeginn 1939 lebten in Zentendorf 266 Menschen, nach Kriegsende 1946 war die Einwohnerzahl bedingt durch Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten auf 325 angestiegen. Nach 1990 erlebte die Oberlausitz einen drastischen Bevölkerungseinbruch, vor allem jüngere Leute wanderten ab.[5] Bei der Kreisreform 2008 hatte Zentendorf noch 167 Einwohner. Die Einwohnerzahl ging in der Folgezeit aufgrund der altersbedingt hohen Sterberate und auswärtigen Heimunterbringungen älterer Einwohner stetig zurück.
Kulturdenkmale
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Für Zentendorf sind lautLandesamt für Denkmalpflege Sachsen acht Denkmale ausgewiesen. Darunter zählen einWasserturm aus dem Jahr 1930, einSowjetisches Ehrenmal für etwa 200 sowjetische Soldaten und ein ehemaligesGasthaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Sonstiges
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nordwestlich der Zentendorfer Ortslage befindet sich der Abenteuerfreizeitpark „Die geheime Welt von Turisede“ (ehemals „Kulturinsel Einsiedel“). Dieser erhielt 2008 einen Tourismuspreis und wurde 2009 als „auserwählter Ort imLand der Ideen“ ausgezeichnet. In dem Park findet das Festival „Folklorum“ statt, das nach demRudolstadt-Festival zweitgrößte Folkfestival Deutschlands.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Zentendorf imHistorischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wissenswertes über die Gemeinde. Gemeinde Neißeaue, abgerufen am 10. Juli 2020.
- ↑Zentendorf imHistorischen Ortsverzeichnis von Sachsen Abgerufen am 18. Juli 2018
- ↑Arnošt Muka:Serbski zemjepisny słowničk. Budyšin, 1927, S. 30 (Digitalisat).
- ↑Zentendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 18. Juli 2018.
- ↑Ernst Dohlus:Trotz alledem. In:Die Zeit, 14. Dezember 2014, abgerufen am 22. Juli 2020.