Cellulosehydrat

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Klare Cellophanverpackung und bedruckte Cellophantüte

Cellulosehydrat oderZellglas (auchGlaspapier), vor allem bekannt unter dem früherenMarkennamenCellophan (derKalle & Co. AG, Wiesbaden, bzw. der MuttergesellschaftHoechst AG, Frankfurt)[1] bzw.Zellophan, ist einer der ältestenKunststoffe fürVerpackungen, die direkt mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Es handelt sich um eine dünne, farblose und transparenteFolie aus einemRegenerat vonCellulose (vergleicheViskosefaser). Im Gegensatz zu anderen bekanntenKlarsichtfolien basiert reines Cellophan also nicht auf Erdöl, sondern auf Holz, ist also leicht recycelbar und dadurchnachhaltig.

Zellglas ist weder besonders plastisch noch elastisch verformbar und nur in geringem Maße dehnbar. Zudem erzeugt Cellophan beim Greifen ein charakteristisches knisterndes Geräusch, das von manchen als unangenehm empfunden wird. Jedoch ist Zellglas ein Kunststoff, der voll ausnachwachsenden statt fossilenRohstoffen hergestellt werden kann und istwasserdicht. Zellglas lässt aberWasserdampf passieren.[2] Dadurch verhindert eine entsprechendeVerpackung, dass sich im InnerenKondenswasser bildet, was Schimmel vorbeugt. Bei Wasserkontakt oder hoher Luftfeuchte sinkt die Barrierefunktion weiter.[2] Um der Wasserdampfdurchlässigkeit des Zellglases entgegenzuwirken, wird es teilweise mit anderen Kunststoffen beschichtet.[3] Zwar gewinnt damit die Zellglasfolie zusätzliche gewünschte Eigenschaften, verliert aber an Umweltverträglichkeit.

Reines Zellglas kann man sowohlkompostieren als auch zumAltpapier geben, und es brennt auch wie Papier. Beschichtetes Zellglas hingegen ist nicht mehr vollständigbiologisch abbaubar und beim Verbrennen verhält es sich wie andere Kunststoffe aus Erdöl, schmilzt und stinkt.[4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Zellglas wurde 1908 von dem SchweizerJacques E. Brandenberger erfunden und unter der MarkeCellophan auf den Markt gebracht. Der Name ist vom RohstoffCellulose undaltgriechischδιαφανήςdiaphanés („durchscheinend“, „durchsichtig“) abgeleitet. Bis in die 1950er Jahre war Zellglas praktisch die einzige Verpackungsfolie. Die Tatsache, dass die verpackte Ware sichtbar blieb, verhalf dem Pionierkunststoff zum großen Erfolg. Erst nach demZweiten Weltkrieg folgte eine Reihe von Kunststofffolien, deren Eigenschaften noch wesentlich marktgerechter für ihre jeweilige Aufgabe zu bestimmen waren, darunter insbesonderePolyvinylchlorid (PVC),Polyethylen (PE),Polypropylen (PP) undPolystyrol (PS). Heute sind auchPolyesterfolien, etwa ausPET, verbreitet.

Herstellung

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Schema der Herstellung von „Viscose-Lösung“ aus Cellulose (oben). Im Beispiel sind alle Hydroxygruppen verestert.
Beim Verspinnen von „Viscose-Lösung“ in ein Säurebad (Schwefelsäure) erhält man Viscosefasern (Kunstseide), beim Verpressen durch einen engen Spalt erhält manCellophan.[5]

Zur Herstellung des Cellulosehydrats wirdChemiezellstoff aus der sogenannten Holzpulpe, einemCellulosebrei, inNatronlauge (NaOH) undSchwefelkohlenstoff (CS2) aufgelöst. Die dabei erhaltene Viskose (dickflüssige Masse) wird mittels Filterpressen gereinigt und durch eine Spaltdüse in ein Fällbad aus verdünnterSchwefelsäure gegossen, wobei die Cellulose ausfällt. Die entstandene Folie wird im weiteren Verlauf noch in mehreren Bädern gewässert, um Reste des im Fällbad gebildetenGlaubersalzes (Natriumsulfat) zu entfernen. Nach Durchlaufen des letzten Bades, demGlycerin alsWeichmacher zugegeben ist, wird die Folie auf beheizten Walzen getrocknet und anschließend aufgewickelt.

Die Herstellungskosten von Zellglas sind relativ hoch; nur wenige Betriebe stellen es heute noch her. Die Folie kann bedruckt oder auch lackiert werden, sie lässt sich kleben und auch thermisch verbinden (schweißen).

Verwendung

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In der Verpackungsindustrie wird für bestimmte Waren und Güter – wegen der besonderen Mikroklima-Eigenschaften – das teurere Zellglas anderen, billigeren Plastikfolien vorgezogen. Bis heute werdenZigaretten undTabakwaren,Süßwaren, Backwaren, Käse, Fleischwaren und manche andereLebensmittel, aber auchPapierwaren,Medikamente,Bekleidung und Blumen bevorzugt in Zellglas statt in Kunststofffolie verpackt. Auch in der Elektroindustrie wird Zellglas als Isolation (Kondensatoren, Kabel, Spulen) nach wie vor verwendet.

Anfang des 20. Jahrhunderts war die NudelfabrikLoeser & Richter eine der ersten deutschen Firmen, die ihre Markenprodukte ausnahmslos in Cellophan verpackte. In der firmeneigenen HausmitteilungNach Ladenschluß führte man aus: Cellophan und gute Qualität waren Faktoren, die Ruf und Erfolg der Marke Anker verbreiteten.[6]

Seit langem wird Zellglas zusammen mit einem Gummiring als Verschluss für ein Glas hausgemachter Marmelade benutzt. Dazu können Konservengläser mit Gewinde für Blechdeckel verwendet werden. Solche runden BlätterEinmachfolie werden oft im Kombipack mit Gummiringen und Klebeetiketten verkauft. Die Folie ist anzufeuchten, was sie geschmeidig macht und aufquellen lässt, so legt sie sich dichtend an den Glasrand und zieht sich beim Trocknen zusammen. Da der Gasraum über der heißen Marmelade viel Wasserdampf enthält, dieser kondensiert oder durch die (luftdichte) Folie abdiffundiert und sich die eingeschlossene Luft durch Abkühlung zusammenzieht, wölbt sich die Folie nach innen.

Säckchen (Kreuzbodenbeutel[7]) ganz oder teilweise aus Zellglas werden zum schonenden, das Füllgut zeigenden Verpacken insbesondere von Nüssen und (etwas Wasser enthaltenden) Trockenfrüchten verwendet.

Typische Folienstärke ist 21 µm Dicke (30 g/m²Flächengewicht) und mehr. Erzeugt wird Zellglas mit 7 bis 90 µm (10 bis 120 g/m²) Stärke. Zellglasstreifen werden auch verwebt oder anderweitig für Textilien verwendet.[8]

Beschichtung von Zellglas mit Lack oder Kunststoffschichten verändert Eigenschaften wieGleitreibungszahl und die Abzugskraft (vom Stapel).[9]

Seit einiger Zeit findet man durchsichtigesZigarettenpapier, das mit dem gleichen Verfahren wie Cellophan hergestellt wird. In den Anfängen desHängegleiters wurde zu Beginn der 1960er Jahre Cellophan für die Flügelbespannung benutzt. Bis in die 1970er Jahre bestandTesafilm aus Zellglas. Weiterhin wird Cellophan als Membranwerkstoff fürDialysatoren verwendet.

Pergamentpapier,Vulkanfiber (Koffer, Behälter, Dichtungsscheiben, Schutzschirme) undViskose-Reyon (textile und technische Anwendungen) sowie Viskose-Folien (Cellophan etc.) werden in erheblichem Umfang technisch hergestellt.[10]

Werbeständer für Eiernudeln in Cellophan, 1937
Kisten mit Anker-Ware in Cellophan

Ökologie und Umwelt

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Während reines Cellulosehydrat problemlos über dasAltpapier oder denKompost entsorgt werden kann, stellt sich die Entsorgung vonbeschichtetem Zellglas deutlich komplizierter dar und es wird meistthermisch verwertet.

Die Verwendung gilt als problemlos, wobei die Anforderungen an die Herstellung von (beschichtetem) Zellglas in derBedarfsgegenständeverordnung streng reglementiert sind.

Siehe auch

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Literatur

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  • Hans-Josef Endres, Andrea Siebert-Raths:Technische Biopolymere. Hanser-Verlag, München 2009,ISBN 978-3-446-41683-3, S. 140.

Weblinks

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Wiktionary: Zellophan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Markenregister Cellophan
  2. abLiesl K. Massey:Permeability Properties of Plastics and Elastomers, 2nd Ed. Cambridge University Press, 2003,ISBN 0-08-095057-4, S. 3.
  3. Sukhareva:Polymers for Packaging and Containers in Food Industry. CRC Press, 2008,ISBN 978-90-04-18820-4, S. 112.
  4. Purenature.de — Folien und Beutel. Abgerufen am 19. Juli 2023. 
  5. Siegfried Hauptmann:Organische Chemie, 2. durchgesehene Auflage, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1985,ISBN 3-342-00280-8, S. 652.
  6. Nach Ladenschluß. Juni 1939.
  7. Cellophan/Zellglas Kreuzbodenbeutel transbags.de, abgerufen am 7. November 2011.
  8. Zellglasbändchen.In: Herbert M. Ulrich:Handbuch der chemischen Untersuchung der Textilfaserstoffe. Springer-Verlag, 2013, S. 311.
  9. Riemenabzug (Tabelle). In: Jochen Hertlein:Untersuchungen über Veränderungen der Barriereeigenschaften metallisierter Kunststoffolien beim maschinellen Verarbeiten. Herbert Utz Verlag, 1998, S. 40 f.
  10. Karlheinz Biederbick:Kunststoffe. 4. Auflage, Vogel-Verlag, 1977,ISBN 3-8023-0010-6, S. 166–168.
  11. Otto-Albrecht Neumüller (Hrsg.):Römpps Chemie-Lexikon. Band 3:H–L. 8. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1983,ISBN 3-440-04513-7, S. 1779.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4190664-0(lobid,OGND,AKS)
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