Zeitzeichen (EigenschreibweiseZeitZeichen) ist eine tägliche Sendung im Radio desWestdeutschen Rundfunks (WDR), die seit dem 4. April 1972[1] historische Ereignisse und bedeutende Personen der Geschichte in Form einer rund 15-minütigenRadio-Dokumentation vorstellt.
Das Sendeformat schuf der WDR-RedakteurWolf Dieter Ruppel 1972, der seine Idee in zwei Wochen zur Sendereife entwickelt haben soll. Ruppel hatte bereits imMorgenmagazin des WDR-Hörfunks runde Jahrestage wichtiger Ereignisse behandelt. In den ersten Monaten nach der Einführung behandelte eineZeitzeichen-Folge, im Gegensatz zu heute, mehrere Themen.
Im Mittelpunkt der Sendung steht inzwischen jeweils einhistorisches Ereignis („Heute vor … Jahren …“), das mit unterschiedlichen Mitteln (historische Tondokumente, Ausschnitte aus Interviews mit Fachleuten oder Zeitzeugen, atmosphärische Klänge und Geräusche, Musikeinspielungen) aus heutiger Sicht erläutert wird.
Der WDR strahlt das ZeitZeichen täglich um 9:45 Uhr aufWDR 5 aus.[2] Zusätzlich läuft es Montag bis Freitag imSR 2 Kulturradio um 9:05 Uhr.[3] AufNDR Info lief die Sendung bis zum 31. Dezember 2020 von Montag bis Freitag um 20.15 Uhr sowie am Sonnabend und Sonntag um 19.05 Uhr.[4]
Thema der Sendung können Jahrestage von Ereignissen aus Politik und Geschichte sein (zum Beispiel die Änderung desStrafgesetzbuches), es kann an Geburts- oder Todestage/sonstige Eigenheiten[5] berühmter Personen erinnern (etwa der GeburtstagLudwigs XIV.) oder an Erfindungen, kulturelle sowie Sportereignisse, aber auch randständige kulturgeschichtliche Phänomene wie die Erfindung desGummibärchens. Bedingung ist, dass dieses Ereignis vom Sendetermin aus betrachtet auf einem Fünf-Jahres-Raster liegt.
Von dieser Regel wird gelegentlich abgewichen. Bisweilen gibt es Beiträge zu Ereignissen, die sich nicht auf den Tag genau datieren lassen, etwa der Todestag desEratosthenes von Kyrene, was am 6. November 2011 unter dem Titel „Vor ca. 2200 Jahren stirbt der griechische Gelehrte Eratosthenes von Kyrene“ behandelt wurde. Außerdem wird jeweils am1. April meist ein erfundenes Ereignis thematisiert; so 2016 die Entdeckung, dass Text und Melodie derdeutschen Nationalhymne türkisch-osmanische Wurzeln haben.[6]
Autoren sind bekannteHörfunk-Journalisten, wobei diese ihre Texte selbst einsprechen. Das war in der Anfangsphase noch nicht üblich. DasJingle bestand lange Zeit aus demgemorsten Titel der Sendung, was in der Variation unter dem Namen „SR2-ZeitZeichen in der Morgenmusik“ aufSR 2 Kulturradio beibehalten wurde.
Die erste Sendung wurde am 4. April 1972 ausgestrahlt.[1] Sie handelte von derBelagerung Leningrads im Jahr 1942, einer Rede derFDP-PolitikerinHildegard Hamm-Brücher des Jahres 1967 sowie von dem Chemieunglück in Walsum im Jahr 1952.[7] In der Folge wechselte die Sendung mehrfach den Sendeplatz und auch den Sender innerhalb des WDR.
Seit Beginn des Jahres 2016 ist dasZeitzeichen täglich von 9.45 Uhr bis 10.00 Uhr aufWDR 5 und von 17.45 Uhr bis 18 Uhr aufWDR 3 zu hören. Außerdem übernimmtNDR Info die Sendungen montags bis freitags um 20.15 Uhr, sonnabends und sonntags um 19.05 Uhr.SR 2 Kulturradio sendet montags bis freitags von 9.05 bis 9.20 Uhr das Zeitzeichen.[1]
Zusätzlich gibt es inzwischen die Möglichkeit, die Sendungen auf den Internetseiten der Sender (WDR, NDR und SR 2) anzuhören und herunterzuladen (Podcast).
Teilweise produzieren die Zeitzeichen-Autoren auch einen etwa vier Minuten langenStichtag fürWDR 2 zum selben Thema. Dadurch versucht die Anstalt, Kosten zu senken. Ursprünglich hatte die SendereiheStichtag ausschließlich eigene Themen. Heute sind es oft kürzere Versionen derZeitzeichen-Sendung des Tages, aber auch eigenständige Sendungen. Seit 2004 werden beide Sendungen von einer Redaktion betreut.[8]
Auf WDR 2 wird der Stichtag täglich gegen 9.40 Uhr gesendet. Wiederholungen gibt es von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Nach der Ausstrahlung ist der Stichtag als Podcast abrufbar.
Im Jahr 2020 plante der NDR, aus derZeitzeichen-Finanzierungskooperation mit dem WDR und dem Saarländischem Rundfunk auszusteigen. Dies hätte die Einstellung des FormatsStichtag bedeutet.[9]
Ab 2004 zählen zu den häufigen AutorenBernd Ulrich,Christian Linder,Peter Hertel,Christoph Schmitz-Scholemann,Dirk Lorenzen,Doris Liebermann,Irene Meichsner,Karl Lippegaus,Katja Nicodemus,Maike Albath,Ralph Erdenberger, Matthias Bertsch,Maren Gottschalk,Heiner Wember,Daniela Wakonigg undHans Conrad Zander sowie gelegentliche freie und Autoren aus anderen Redaktionen. Die Redaktion bildenRonald Feisel,Michael Rüger,Gesa Rünker undHildegard Schulte.[10]
Bis zum 40-jährigen Jubiläum im Jahre 2012 wurden insgesamt über 14.600 Ausgaben produziert. Jede Folge erreicht etwa 300.000 Hörer, der Podcast wird im Monat von mehr als 500.000 Hörern heruntergeladen (Stand 2012).[11]Mit dem 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2022 gab es 18.250 Folgen mit 19 Millionen Podcast-Hörern pro Jahr.[12]
Andere ähnliche, aber kürzere Sendungen laufen imDeutschlandfunk undDeutschlandfunk Kultur unter dem Titel „Kalenderblatt“[13], aufBayern 2 unter dem Namen „Das Kalenderblatt“,[14] beiSWR2 als „Zeitwort“[15] sowie aufRadio Bremen unter dem Titel „As time goes by“.[16] Hinzu kommt „Der Stichtag“, ein kurzer Beitrag zum Ende derARD-Infonacht.[17]