Zagros-Gebirge
Zagros-Gebirge | |
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![]() Topografie Irans mit dem Zagros-Gebirge | |
Höchster Gipfel | Dena (4409 m) |
Lage | Iran undIrak |
Koordinaten | 28° N,54° O27.66666666666753.6666666666674409Koordinaten:28° N,54° O |
DasZagros-Gebirge (oderZagrosgebirge bzw.Zāgros-Gebirge) oderSagros (auchZāgros,persisch كوه هاى زاگرس,DMGKūh-hā-ye Zāgros;kurdischÇiyayên Zagrosê;lurischكۆیەل زاگرۥۇس) ist das größteGebirgeIrans, wobei kleinere Teile sich auch auf dem Gebiet desIrak bzw. derautonomen Region Kurdistan befinden. Es ist Teil desAlpidischen Gebirgssystems. Der höchste Punkt des Zagros ist mit 4409 m derGipfel des Qasch Mastan (persisch قاش مستان Qāsch Mastān,DMGQāš[-e] Mastān) oder Bizhan 3 (persisch بیژن ٣ Bīzhan Se,DMGBīžan se) in derDena-Kette.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Zagros zieht sich über etwa 1500 km von derProvinz Kurdistan an der irakischen Grenze bis zurStraße von Hormus, wo sich Vorderasien und dieArabische Halbinsel auf 50 km nähern. Das Gebirge läuft etwa parallel zum Schwemmland desTigris bzw. zumPersischen Golf in 50 bis 100 km Entfernung und ist in mehrerenGebirgszügen 200 bis 300 km breit.
Die höchstenGipfel erreichen nahe der GroßstadtIsfahan über 4400 m Höhe, während sie etwas südlicher beiSchiraz um ca. 1000 m niedriger sind.
DerKel-i-Schin-Pass zwischenRawanduz (Irak) undMiandoab (Iran) ist der einzige Pass durch den nördlichen Teil des Zagros.
Geologie
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Das Zagrosgebirge wurde im Zuge derAlpidischen Orogenese durch die Kollision zweier Kontinentalplatten – dereurasischen und derarabischen Platte – gebildet. AktuelleGPS-Messungen[1] in Iran haben gezeigt, dass diese Kollision noch aktiv ist. Die daraus resultierende Verformung ist aber nicht gleichmäßig in Iran verteilt, sondern hauptsächlich in den großen Gebirgsketten des Elburs und des Zagros anzutreffen.
Ein relativ dichtes GPS-gestütztes Netz, das den Zagros im iranischen Teil abdeckt, beweist auch eine hohe Verformung innerhalb des Zagros.[2] Die Messungen zeigen, dass die aktuelle Rate der Verkürzung im südöstlichen Teil des Zagros ~ 10 mm/a und im nordwestlichen Teil ~ 5 mm/a ist. Diese beiden Zonen unterschiedlicher Deformierung werden durch die Kazerun-Verwerfung getrennt. Die GPS-Ergebnisse zeigen auch verschiedene Verkürzungsrichtungen entlang des Gebirges an, d. h. normale Verkürzung im Südost und schräge Verkürzung im Nordwestzagros.
DieSedimentbedeckung des Zagros liegt im Südosten auf einer Schicht vonSteinsalz, während im Nordwesten keine oder nur eine sehr dünne Salzschicht vorhanden ist. Das Salz führt zu einerAbscherung. Diese unterschiedliche basale Abscherung bewirkt, dass es zu beiden Seiten derKazerun-Verwerfung unterschiedlicheTopografien gibt. So ist im Nordwesten das Gelände höher und weniger deformiert, wohingegen im Südosten das Gegenteil der Fall ist.[3]
Spannungen in der Erdkruste durch die Kollision verursachten eine umfangreiche Faltung der bestehenden geschichteten Sedimentgesteine. NachfolgendeErosion entfernte weiche Gesteine, wieTonstein undSchluffstein. Härtere Gesteine, wieKalkstein (calciumreiches Gestein, bestehend aus den Resten mariner Organismen) undDolomit (Felsen ähnlich wie Kalkstein, enthält Calcium undMagnesium) blieben übrig. Diese differentielle Erosion formte die geraden Bergrücken des Zagrosgebirges.
Salzstöcke undSalzgletscher sind ein häufiges Merkmal des Gebirges. Salzstöcke sind ein wichtiges Ziel für dieÖl-Exploration, da sich in ihrer Nähe, immer unterhalb undurchlässiger Erdschichten, oftErdgas und darunterErdöl ansammelt.
Die Berge sind in viele parallele Gebirgsketten (bis zu 10 oder 250 km breit) unterteilt und haben das gleiche Alter wie die Alpen. Die wichtigsten Ölfelder Irans liegen in den westlichen zentralen Ausläufern des Zagrosgebirges. Die südlichen Bereiche derProvinz Fars haben etwas niedrigere Gipfel (bis zu 4000 Meter). Sie enthalten einige Kalkfelsen mit reichlich marinenFossilien.
DasKuhrudgebirge bildet in 300 km Entfernung östlich des Zagros eine der parallelen Gebirgsketten. Der Bereich zwischen diesen beiden imposanten Bergketten ist die Heimat einer großen Bevölkerung, die in den dazwischen liegenden Tälern lebt. Die Täler liegen ziemlich hoch und haben ein gemäßigtes Klima. DieBinnenflüsse, welche in riesigeSalzseen münden, sorgen für angenehme Klimate auf den Hochflächen um Schiraz und Isfahan.
Paläogeographie und Vorzeitklima in Südostiran: Der Ost-Zagros (Kuhrud) während der Eiszeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die eigentlich zum eigenständigenKuhrud-Gebirge zu zählenden Gebirgsmassive östlich des Zagros, der Kuh-i-Jupar (29°40' – 30°15'N, 56°50' – 57°35'E, 4135 m ü. M.), Kuh-i-Lalezar (4374 m) und Kuh-i-Hezar (4469 m), die heute keine Gletscher aufweisen, waren während einer älteren Eiszeit (Riß-Kaltzeit bzw. pre-LGP = pre-Last Glacial Period) bis maximal auf 1900 m ü. M. hinab und während der letzten Eiszeit (Würm-Kaltzeit bzw. LGP) bis maximal auf 2160 m ü. M. hinab vergletschert. Dabei entstand z. B. auf der Nordseite des Kuh-i-Jupar ein ca. 20 km breiter Vorlandgletscher, der von einem 17 km langen Tal- bis Vorlandgletscher gespeist worden ist. Die Talgletschermächtigkeit erreichte 350 bis 550 m. Die Gletscherschneegrenze (ELA), als Höhengrenze zwischen Gletschernährgebiet und Abschmelzzone war um durchschnittlich 1590 (Ältere Vereisung) bzw. 1490 (Jüngere Vereisung) Höhenmeter abgesenkt. Hieraus ergäbe sich – unter der Bedingung vergleichbarer Niederschlagsverhältnisse – eine eiszeitliche Absenkung der Jahresmitteltemperatur von 11,2 °C für die Riß- und 10,5 °C für die Würm-Kaltzeit gegenüber heute. Wahrscheinlich jedoch war es trockener und darum kälter.[4][5][6][7]
Geschichte und Kultur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DieLandwirtschaft ist im Zagrosgebirge schon seit dem 10. Jahrtausend v. Chr. nachweisbar.[8] Es wird vermutet, dass der MenschZiegen zuerst im Zagrosgebirgedomestiziert hat. Völker wie die Bakhtiari, dieQashquai, dieKurden und dieLuri besiedeln das Zagrosgebirge seit mehreren Jahrtausenden und überlebten dort u. a. als nomadische Hirten.[9] Andere wichtige archäologische Fundplätze sindJarmo und die Höhlen vonShanidar im irakischen Teil. Die PlätzeHadschi Firuz Tepe undGodin Tepe zeigen, dass in der Zeit zwischen 5400 und 3500 v. Chr. im ZagrosWeinbau betrieben wurde.[10] Die ältesten Städte im Zagros sindAnschan undSusa.
Im Altertum sind die Bewohner des Zagrosgebirges durch Bodenfunde undsumerische bzw.akkadische Quellen bekannt.Lulubi undGutäer fielen in Mesopotamien ein, dieKassiten wanderten ein und begründeten eine langlebige Dynastie in Babylonien. In assyrischer Zeit befanden sich hier etwa die KönigreicheEllipi,Namri,Zamua,Parsua undKaralla. Das Gebirge bildete oft die Grenze zwischen Reichen, wie demRömischen Reich bzw.Byzantinischen Reich undPartherreich bzw.Sassanidenreich und zwischen denSafawiden und demOsmanischen Reich.
Heute leben unter anderemAraber,Bachtiaren,Kaschgai,Kurden,Luren undPerser im Zagros.
Andere Gebirge in Iran
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Etwa parallel zum Zagros – ostwärts gegen die großen Wüsten des Landesinneren (Lut/Kawir) – verläuft das etwas kürzere, aber stellenweise etwas höhereKuhrudgebirge. In Nordiran, in Sichtweite der auf 1600 m liegendenHauptstadtTeheran, zwischen den Wüsten und denKaspi-Provinzen, liegt dasElburs-Gebirge (Damavand5604 m).
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Zagros Mountains aufPeakbagger.com (englisch)
- Jona Lendering:Zagros. In:Livius.org (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑F. Nilforoushan, F. Masson, P. Vernant, C. Vigny, J. Martinod, M. Abbassi, H. Nankali, D. Hatzfeld, R. Bayer, F. Tavakoli, A. Ashtiani, E. Doerflinger, M. Daignières, P. Collard, J. Chéry:GPS network monitors the Arabia-Eurasia collision deformation in Iran. In:Journal of Geodesy. Band, 77, 2003, S. 411–422.
- ↑K. Hessami, F. Nilforoushan, C. J. Talbot:Active deformation within the Zagros Mountains deduced from GPS measurements. In:Journal of the Geological Society. Band 163, London 2006, S. 143–148.
- ↑F. Nilforoushan, H. A. Koyi, J. O. H. Swantesson, C. J. Talbot:Effect of basal friction on surface and volumetric strain in models of convergent settings measured by laser scanner. In:Journal of Structural Geology. Band 30, 2008, S. 366–379.
- ↑M. Kuhle:Vorläufige Ausführungen morphologischer Feldarbeitsergebnisse aus den SE-Iranischen Hochgebirgen am Beispiel des Kuh-i-Jupar. In:Zeitschrift für Geomorphologie. N.F., 18, (4), 1974, S. 472–483.
- ↑M. Kuhle:Beiträge zur Quartärgeomorphologie SE-Iranischer Hochgebirge. Die quartäre Vergletscherung des Kuh-i-Jupar. In:Göttinger Geographische Abhandlungen. 67, 1976, Vol. I, S. 1–209; Vol. II, S. 1–105.
- ↑M. Kuhle:The Pleistocene Glaciation (LGP and pre-LGP, pre-LGM) of SE-Iranian Mountains exemplified by the Kuh-i-Jupar, Kuh-i-Lalezar and Kuh-i-Hezar Massifs in the Zagros. In:Polarforschung. 77, (2–3), 2007, S. 71–88. (Erratum/ Clarification concerning Figure 15, Vol. 78, (1–2), 2008, S. 83.
- ↑M. Kuhle:The High Glacial (Last Ice Age and Last Glacial Maximum) Ice Cover of High and Central Asia, with a Critical Review of Some Recent OSL and TCN Dates. In: J. Ehlers, P. L. Gibbard, P. D. Hughes (Hrsg.):Quaternary Glaciation – Extent and Chronology, A Closer Look. Elsevier B.V, Amsterdam 2011, S. 943–965. (glacier maps downloadable:booksite.elsevier.com ).
- ↑Fernand Braudel:La Mediterranée. Flammarion, Paris 1985,ISBN 2-08-081156-8.
- ↑David J. Phillips:Peoples on the Move: Introducing the Nomads of the World. Pasadena 2001,ISBN 0-87808-352-9.
- ↑Rod. Phillips:A Short History of Wine. Harper Collins, New York 2000.