BundeskanzlerKonrad Adenauer versuchte ab 1959, auf die bestehende Rundfunkordnung Einfluss zu nehmen, und plante ein zweites, bundesweites Fernsehprogramm. Dieses sollte anders als dasARD-Programm Deutsches Fernsehen (heute:Das Erste) nicht den Ländern, sondern dem Bund unterstehen. Die Pläne scheiterten jedoch amBundesverfassungsgericht durch das1. Rundfunk-Urteil. Stattdessen wurde durch die Länder 1961 mit demZweiten Deutschen Fernsehen eine zentrale, gemeinnützige Fernsehanstalt gegründet.
Für das zweite öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm begann dieDeutsche Bundespost um 1960 mit dem Aufbau einer zweiten Senderkette. Diese sendete imUHF-Bereich, was eine zweiteAntenne und einen Fernsehapparat mit erweitertem Frequenzbereich erforderte. Für ältere Empfänger hielt der Handel spezielle, ca. 80 DM teureUHF-Konverter bereit. Bei der Senderplanung spielte – genau wie beim ersten Programm – ein optimaler Empfang in möglichst vielen Teilen derDDR eine wichtige Rolle. Um die Senderkette schon einmal nutzen zu können und die Zuschauer zum UHF-Empfang zu animieren, gestattete man der ARD mit dem ProgrammARD 2 ein befristetes zweites Programm, das täglich von 20 bis 22 Uhr sendete. Sendestart war am 1. Mai 1961 im Sendegebiet deshr und einen Monat später bundesweit.
Als Sendebeginn war der 1. Juli 1962 vorgesehen, der sich jedoch verzögerte. Die erste Versuchssendung strahlte das ZDF in der Nacht vom 19. auf den 20. März 1963 ohne Ankündigung über denSender Feldberg aus. Um 23:51 Uhr erschien der SchriftzugZweites Deutsches Fernsehen und um 0:10 Uhr wurden zufällige Zuschauer gebeten, eine Postkarte mit der Beschreibung der Empfangsqualität an die Anstalt zu senden. Es folgte eine Dokumentation über Hongkong, wobei es sich um eineFFG-Produktion handelte, zwei Folgen aus der US-SerieDrei gute Freunde und der österreichischen ProduktionWolken über Kaprun. Um 1:28 Uhr endete die Ausstrahlung. Die zweite Versuchssendung lief in der Nacht vom 26. auf den 27. März über alle Sender der Kette. Sie zeigte auch Live-Bilder: eine Nachrichtensendung mit Schaltungen in die Inlandsstudios Hamburg und München.[3]
Offizieller Sendebeginn des ZDF war der 1. April 1963. Zu diesem Zeitpunkt konnten 61 Prozent der Fernsehteilnehmer erreicht werden, die aber noch nicht alle ein Empfangsgerät für den UHF-Frequenzbereich besaßen. Bei der ARD hoffte man, nach dem Start des ZDF ein drittes Programm ausstrahlen zu dürfen. Dies ließ sich jedoch mangels freier Frequenzen nicht sofort realisieren.
Die erste Farbversuchssendung des ZDF lief wie bei derARD am 3. Juli 1967, der Regelbetrieb begann am 25. August 1967. Inzwischen war die Reichweite so erhöht, dass ca. 80 Prozent der Teilnehmer versorgt wurden.
Mit der großen Programmreform vom Oktober 1973 führte man die ZDF-Hausschrift ein. Hierzu nahmOtl Aicher die SchriftartUnivers und wandelte sie etwas ab. Da bei der damaligen Technik, mit der Schriften ins Bild eingeblendet wurden, die Buchstaben leicht abgerundete Ecken bekommen konnten, umging Aicher das Problem mit von vornherein stark abgerundeten Buchstaben. Die Einführung der Hausschrift ging einher mit einerCorporate Identity, das ebenfalls von Otl Aicher stammte. Dazu gehörte die Gestaltung der Bildschirm-Zeituhr wie auch ein einheitliches Design der Studios und Übertragungswagen mit viel Blau, aber ohne Rot und Schwarz. Für politische Sendungen beschaffte man ein variables Rohrgestell-System von einem Schweizer Hersteller, an das man Schrifttafeln hängen konnte.[4]
Nach Umsatz ist das ZDF im Jahr 2023 nach den Rundfunkanstalten derARD,BBC,NHK undFrance Télévisions die fünftgrößte öffentlich-rechtliche Medienanstalt weltweit.[5]
Wie auchDas Erste darf das ZDF anWerktagen entsprechend demRundfunkstaatsvertrag nur bis 20 Uhr Werbung zeigen, und zwar maximal 20 Minuten täglich und ausschließlich im Hauptprogramm. An Sonn- und bundesweiten Feiertagen darf keine Werbung gesendet werden. Seit dem Beginn der Werbung im ZDF werden die einzelnen Werbespots durch dieMainzelmännchen unterbrochen. Mit der Novellierung des Rundfunkstaatsvertrages wurde die bisherige Unterscheidung zwischen Werbung und Sponsoring weitgehend aufgehoben, weswegen es seit Januar 2013 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach 20 Uhr und an bundeseinheitlichen Feiertagen auch kein Sponsoring mehr gibt.
Zuschauer
Media Control errechnete die höchste Zuschauerzahl der letzten 20 Jahre inRheinland-Pfalz undHessen, wohingegen sie inMecklenburg-Vorpommern am geringsten ausfalle. Insgesamt liege das ZDF aber im Jahr 2013 „in der Gunst des Publikums vorne.“ Rekorde mit mehr als 20 Millionen Zuschauern wurden vor allem in den 1980er Jahren mit Sendungen wieDas Traumschiff oderDie Schwarzwaldklinik erreicht, 1992 erreichte eineWetten, dass..?-Ausgabe 20,47 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil lag lautmedia control bei 65,8 Prozent. Aufgrund der Aufsplitterung des Fernsehmarktes findet man solche Quoten nur noch selten, zuletzt wurden solche Reichweiten nur bei Sportübertragungen wie der bisher höchsten Reichweite des ZDF 2006 im WM-Halbfinale Italien gegen Deutschland mit 29,66 Millionen Zuschauern ermittelt.[6]
Das Durchschnittsalter der ZDF-Zuschauer lag Mitte 2012 bei 61 Jahren. Durch dieOlympischen Spiele 2012 und dieFußball-Europameisterschaft 2012 sank es auf 60 Jahre.[7] Im ersten Halbjahr 2022 lag das Durchschnittsalter bei 65 Jahren.[8] Dementsprechend wurde das ZDF gelegentlich „Kukident-Sender“ genannt.[9]Diese Bezeichnung soll auf den früheren RTL-GeschäftsführerHelmut Thoma zurückgehen. Das ZDF reagierte auf die in den Medien „längst zumAllgemeinplatz“ gewordenen Vorwürfe, das „ZDF mit Häme als ‚Kukident-‘ oder ‚Heizdecken-Sender‘“ zu bezeichnen. Dies verletze zurecht die älteren Zuschauer, „die zu Recht danach fragen, was eigentlich so schlimm daran ist, wenn ein Sender für sie attraktiv ist.“[10] Das ZDF sehe solche Anwürfe mittlerweile souverän – vor allem deshalb, weil die Verjüngung des Programms längst eingeleitet worden sei.Thomas Bellut erklärte bei seinem Amtsantritt: „[…] DieZielgruppe des ZDF ist die ganze Gesellschaft. Deshalb müssen wir mit unserem Programm verstärkt jüngere Zuschauer erreichen. Die Erfolge der Digitalkanäle und Online-Angebote reichen dafür allein nicht aus.“ Allerdings werde es „keine krampfhaften Verjüngungsversuche geben, sondern eine konsequente Modernisierung, die alle Altersgruppen“ ansprechen werde.[10]
Übertragung
Streaming Playoutcenter der Sendezentrale in Mainz
In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens strahlte das ZDF bzw. dessen Sendezentrum inMainz-Lerchenberg sein Programm ausschließlich über die zweiteterrestrische Senderkette in der Bundesrepublik Deutschland aus. Diese wird, anders als die Sender desErsten Fernsehprogramms der ARD, vonMedia Broadcast, früher von der Deutschen Bundespost, betrieben. Wie bei der ARD waren auch hier vor 1990 viele Sender so platziert, dass sie auch in weiten Gebieten der DDR empfangbar waren, wo das ZDF viele Zuschauer hatte. Seit Dezember 1990 wird das Programm auch über diverse Sender in den neuen Bundesländern abgestrahlt. Genutzt werden hierbei Frequenzen, die einmal für ein eventuelles drittesFernsehprogramm der DDR vorgesehen waren.
Seit 2002 ist das ZDF überDVB-T auch alsDigitales Fernsehen in den ausgebauten Regionen zu empfangen. In der Anfangszeit wurde über DVB-T das Tonsignal im FormatDolby Digital ausgestrahlt. Aus Kapazitätsgründen ist dieser Dienst zwischenzeitlich eingestellt worden.
Im Internet wird über die seit 2001 bestehendeZDFmediathek viaLive-Stream oderVideo-on-Demand eine Auswahl an Sendungen angeboten. Das Angebot ist auch für mobile Endgeräte abrufbar, seit Mitte 2011 wird auch eine App für diverse Betriebssysteme angeboten.[11] Nach einemRelaunch im März 2025 verabschiedete man sich vom Begriff und der Logik einer klassischen TV-Mediathek und fungiert fortan alsStreamingportal des ZDF.[12] Ein Live-Stream des kompletten Programms wird seit April 2008 über die SoftwareZattoo angeboten. Seit 12. Februar 2013 sendet das ZDF – sofern lizenzrechtlich möglich – seine Kanäle endgültig als rund um die Uhr Internet-Livestream.[13]Für denHLS-Livestream kooperiert das ZDF mit dem US-amerikanischen AnbieterAkamai. Neben dem Player innerhalb des Webauftritts des ZDF lässt sich dieser auch über Player-Programme wieVLC media player oder Apps sowie Geräte, welche die Wiedergabe von HLS-Streams unterstützen, wiedergeben.
Als erster Sender in Deutschland begann das ZDF, seine Magazin- und Nachrichtensendungen ausschließlich im16:9-Format zu senden. Bereits im Jahr 2006 hatte das ZDF dieFußball-Weltmeisterschaft in 16:9 gesendet und im Laufe des Jahres Zug um Zug Magazinsendungen wieFrontal oder dasMorgenmagazin auf Breitbild umgestellt. Die letzte Umstellung vom bisherigen TV-Format 4:3 auf 16:9 erfolgte am 25. Juni 2007 mit denheute-Nachrichten.
Am 12. Februar 2010 ging derHD-AblegerZDF HD in den Regelbetrieb über. Das ZDF sendet seit 1. Mai 2016 über dieDVB-T2-HD-Plattform in Deutschland im Rahmen des Pilotprojektes von Media Broadcast sein Hauptprogramm inFull-HD-Auflösung, das Bild wurde anfänglich jedoch nur von einem720p-Signal hochskaliert. Seit 15. Juli 2024 entfällt der HD-Zusatz im Logo. Am 18. November 2025 hat das ZDF das Signal in SD-Auflösung abgeschaltet und verbreitet sein Signal seitdem nur noch in HD-Qualität.[14]
Seit 1975 wird das Programm auch von derRAS inSüdtirol verbreitet.[15]
Manipulationen beim ZDF 2014 bei der FernsehsendungDeutschlands Beste!
Wie sich erst im Nachhinein beim ZDF 2014 nach der FernsehsendungDeutschlands Beste! herausstellte, beginnend mit Anfragen desZapp-Magazins und des MedienjournalistenStefan Niggemeier,[16][17] wurde lediglich eine zweite Forsa-Umfrage zum Ranking der jeweils „besten“ 50 herangezogen; das ZDF-Online- und dasHörzu-Voting wurden nicht berücksichtigt.[18] Begründet wurde dies unter anderem mit der angeblichen Einflussnahme von Fangruppen auf das Onlinevoting. Darüber hinaus kam es zu willkürlichen Manipulationen durch die Redaktion, bei denen eingeladene Gäste wieClaus Kleber undFranz Beckenbauer auf vordere Positionen verschoben wurden, dafür hingegen der Moderator vonRTL aktuell,Peter Kloeppel, auf eine hintere Position gesetzt wurde.[19][20][21][22]
Im Zusammenhang mit dem Voting-Skandal um die SendungDeutschlands Beste! wurde auch bekannt, dass bereits 2007 ein Votingergebnis der BandBöhse Onkelz von Platz 1 auf Platz 25 heimlich und mit Wissen des damaligen ProgrammdirektorsThomas Bellut manipuliert wurde.[23]
Daraufhin bot ZDF-UnterhaltungschefOliver Fuchs seinen Rücktritt an. Außerdem wurde die für die beiden Shows 2014 zuständige Teamleiterin ihrer Führungsfunktion enthoben und eine weitere Redakteurin abgemahnt. In diesem Zusammenhang wurde zudem die Einstellung der ReiheDeutschlands Beste! verkündet.[24] Das Rücktrittsgesuch von Fuchs wurde von ZDF-Intendant Thomas Bellut und ProgrammdirektorNorbert Himmler angenommen.[25]
Vorwurf der Quotenhörigkeit und des Qualitätsverlusts
Wolfgang Herles kritisierte nach seiner Pensionierung in seiner PublikationDie Gefallsüchtigen den „Quotenfetischismus“ des ZDF, dem nichts ferner sei als Kritik, Provokation und Aufklärung. Medien und Politiker folgten der „Macht des Marktes“, was zu einem platten homogenen Unterhaltungsprogramm und zur Niveausenkung führe. Die Aufgabe, vierte Gewalt zu sein, würden die Gebührensender „dramatisch verfehlen“. Herles plädiert daher für eine radikale Programmreform, die Abschaffung des Gebührenfernsehens und eine Finanzierung aus Steuermitteln.[26][27][28][29]
Vorwurf der einseitigen Berichterstattung über die Staatsschuldenkrise in Griechenland
Sowohl dem ZDF als auch derARD legt eine wissenschaftliche Studie derOtto-Brenner-Stiftung zur Last, im Rahmen ihrer Programme zur griechischen Staatsschuldenkrise einseitig und unausgewogen berichtet zu haben. Persönliche Meinungen von Journalisten und objektive Tatsachen waren gegenüber den Zuschauern nicht eindeutig voneinander zu trennen, allgemeine Themen und die Reformbemühungen dergriechischen Regierung wurden oberflächlich widergespiegelt, die griechische Regierung konnte ferner seltener zu Wort kommen als die deutsche, die Titel waren oft plakativ. Die Studie kam in einer Dauer von mehreren Monaten zu ihren Schlüssen. Wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung kritisierte die ARD die Studie vollständig.[30][31]
Diskussion um Verwendung geschlechtergerechter Sprache
Die vermehrte Verwendunggeschlechtergerechter Sprache im ZDF führte zu Kontroversen.[32][33] Verschiedene Medien kritisierten im August 2021, dass der Sender bei den afghanischenTaliban von „Islamist*innen“ sprach, obwohl eine Zugehörigkeit von Transgender-Menschen bei den Taliban nicht bekannt und nahezu ausgeschlossen sei.[34][35]
↑abStefan Hofmeir: ZDF ändert HD-Signalisierung ab Montag. In: digitalfernsehen.de. Auerbach Verlag und Infodienste GmbH, 14. Juli 2024, abgerufen am 15. Juli 2024.
↑Wolfgang Herles:Die Gefallsüchtigen. Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik. Knaus-Verlag, München 2015,ISBN 978-3-8135-0668-6.
↑derstandard.at ZDF-Journalist-uebt-Medienkritik Rudolf Walther in der Standard vom 30. Oktober 2015.
↑Charlotte Parnack:Gendergerechte Sprache im ZDF: Islamist*innen und vegane Bären. In:Die Zeit. 17. September 2021,ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. August 2025]).