Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Yves Coppens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Yves Coppens (2006)

Yves Coppens (*9. August1934 inVannes; †22. Juni2022[1]) war einfranzösischerPaläontologe undPaläoanthropologe. Er war Professor amCollège de France, Mitglied derAcadémie des sciences und galt als der bedeutendste französische Forscher auf dem Gebiet derStammesgeschichte des Menschen und generell derSäugetiere. Gemeinsam mitDonald Johanson undTim White veröffentlichte er 1978 dieErstbeschreibung desAustralopithecus afarensis und war daher gleichermaßen führend an der Erforschung des 1974 inÄthiopien entdeckten Skeletts einesAustralopithecus afarensis beteiligt, das unter dem Namen „Lucy“ berühmt wurde.

Werdegang

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Schulausbildung inRennes und dem Studium der Naturwissenschaften und der Archäologie an derSorbonne inParis ging Yves Coppens (gesprochen: Koppénns) 1956 ans PariserCentre national de la recherche scientifique (CNRS) und wurde am Institut für Paläontologie der Sorbonne tätig sowie ab 1969 als Vize-Direktor amMuséum national d’histoire naturelle und amMusée de l’Homme.

Jahrelang hielt er sich mehr als die Hälfte des Jahres zu Forschungsaufenthalten in Afrika und Asien auf, wodurch ab 1960 unter seiner Führung mehrere Dutzend Tonnen Tierfossilien eingesammelt wurden; ab 1969 war er als Nachfolger vonCamille Arambourg auch Leiter des französischen Teams derOmo Research Expedition in Äthiopien. Zu den geborgenen Fossilien gehörten u. a. rund tausend fossile Überreste von frühenVormenschen und anderen Vorfahren des heutigen Menschen, darunterAustralopithecus afarensis,Paranthropus aethiopicus,[2]Orrorin tugenensis und drei weitere neueArten. Seine zahllosen Tierfunde insbesondere aus der Zeit von vor 4 bis 2 Millionen Jahren trugen u. a. zu einer lückenlosen Beschreibung der Evolution derSchweineartigen (Suina) und derPferde (Equidae) sowie derFlusspferde bei. Aus dem Formenwandel dieser Gruppen konnte später auf ökologische Veränderungen in Afrika geschlossen werden, die auch eine entscheidende Rolle für dieMenschwerdung spielten. Außerhalb von Fachkreisen bekannt wurde Coppens nach der Veröffentlichung der Erstbeschreibung von „Lucy“ und der aus diesem Fund letztlich abgeleiteten neuenHominiden-ArtAustralopithecus afarensis. In seinem BuchThe Ancestor’s Tale schriebRichard Dawkins, dass Coppens in seiner Heimat als der Entdecker von „Lucy“ gilt, während dies in den USA Donald Johanson zugeschrieben wird (der das Skelett gemeinsam mit dem damaligen Postdoktoranden Tom Gray am 24. November 1974 fand).

1979 wurde Yves Coppens zum Direktor desMusée de l’Homme berufen, 1980 zum Professor für Anthropologie amMuséum national d’histoire naturelle und 1983 zum Professor für Paläoanthropologie amCollège de France. Er veröffentlichte seine Forschungsberichte meist in französischer Sprache, weswegen er im englischen Sprachgebiet und in Deutschland weniger bekannt wurde als englisch publizierende Paläoanthropologen.

Forschungsthemen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Prof. Yves Coppens im FrankfurterSenckenberg-Museum (Nov. 2006)

Neben intensiverFeldforschung betätigte sich Coppens auch als Evolutions-Theoretiker. 1983 erörterte er unter dem MottoEast Side Story als erster Forscher eine ökologische Hypothese, welche Umstände vor acht Millionen Jahren zur Abtrennung derHominini von den Vorfahren der Schimpansen geführt haben könnten. Die BezeichnungEast Side Story spielt darauf an, dass zu jener Zeit dasRift Valley entstand, das eine vorher einheitliche Population trennte. Dies – so die Hypothese – könnte zur Folge gehabt haben, dass auf der Westseite desGrabenbruchs die Menschenaffen entstanden und auf der Ostseite die Vormenschen. Neuere Fossilfunde u. a. imTschad haben diese Hypothese inzwischen zwar stark relativiert, sie hatte jedoch den Weg zu intensiven Studien über den Zusammenhang von Klimawandel und Artenentstehung eröffnet.

1999 folgte ein Erklärungsversuch für die Entfaltung der Australopithecinen und die Entstehung derGattungHomo in derOmo-Region vonÄthiopien. Aufgrund seiner zahlreichen Tierfossilien-Funde aus der Zeit vor 4 bis 2 Millionen Jahren konnte Yves Coppens nachweisen, dass vor ca. 2,7 Millionen Jahren eine lang anhaltende ökologische Veränderung – die Region wurde allmählich immer trockener undsteppenartiger – zum Verschwinden zahlreicher Tierarten und zu erheblichen Veränderungen am Knochenbau der verbleibenden Arten führte. So reduzierten beispielsweise die Pferde die Zahl ihrer Zehen (eine Anpassung an den harten Steppenboden), bei anderen Pflanzenfressern zeigten die Zähne eine allmähliche Anpassung an härtere Gräser. Parallel zu dieser Entwicklung war nachweisbar, dass aus den frühen Australopithecinen zwei unterschiedliche Nachfolgearten hervorgingen: zum einenAustralopithecus robustus, zum anderen (laut Coppens möglicherweise überAustralopithecus anamensis) die bislang unbekannten ersten Vertreter der GattungHomo. Auf Yves Coppens geht somit die heute allgemein anerkannte Hypothese zurück, dassAustralopithecus robustus infolge einer Anpassung speziell seiner Kauwerkzeuge an eine Kost von härteren Steppengräsern aus den grazilen, frühen Australopithecinen hervorging, während die GattungHomo infolge des zunehmend aufrechten Gangs, des hierdurch bedingten Freiwerdens der Hände für andere Aufgaben als die Fortbewegung und einer schließlich nachfolgenden Vergrößerung ihres Schädelvolumens (und – damit verbunden – des Gehirns) sich mit Hilfe von Werkzeuggebrauch an die veränderten ökologischen Bedingungen Ostafrikas anpasste.

Yves Coppens war 2002 einer der Co-Autoren derErstbeschreibung vonSahelanthropus.[3]

Im Jahr 2002 wurde er auf ausdrücklichen Wunsch des französischen StaatspräsidentenJacques Chirac zum Leiter einer in der Öffentlichkeit alsCommission Coppens bekannt gewordenen Arbeitsgruppe berufen. Deren Aufgabe bestand darin, eine Umwelt-Charta zu erarbeiten um die französische Verfassung mit Vorgaben für denUmweltschutz zu ergänzen. Dieses herausgehobene Ehrenamt sowie mehrere zur Hauptsendezeit im französischen Fernsehen ausgestrahlte Filme zu paläontologischen Themen führten dazu, dass Yves Coppens im Alter von 70 Jahren in seinem Heimatland zum bekanntesten Naturwissenschaftler Frankreichs wurde.

Auszeichnungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Yves Coppens wurde vielfach geehrt, u. a. mit der Goldmedaille des Kaisers von Äthiopien (1973), demGrand prix Jaffé der Académie des Sciences (1974), demGrand prix scientifique der Fondation de France (1975), demKalinga-Preis derUNESCO (1984) und derCarl Gustaf Bernhard-Medaille der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (1997). Er ist ferner Ehrendoktor der Universitäten vonBologna,Liège,Mons undChicago.

Im Jahr 1985 wurde er Ehrenmitglied(Honorary Fellow) der Royal Society of South Africa.[4] Seit 1988 war er ordentliches Mitglied derAcademia Europaea[5] und seit 1992 assoziiertes Mitglied derAcadémie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique.[6] Am 15. Juli 2014 wurde Coppens zum Mitglied derPäpstlichen Akademie der Wissenschaften berufen.[7]

Am 21. März 2008 wurde einAsteroid nach ihm benannt:(172850) Coppens.[8]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Earliest Man and Environments in the Lake Rudolf Basin: Stratigraphy, Paleoecology and Evolution (Prehistoric Archaeology and Ecology). University of Chicago Press, 1976,ISBN 0-226-11579-8.
  • mit D. C. Johanson und T. D. White:A new Species of the Genus Australopithecus (Primates: Hominidae) from the Pliocene of Eastern Africa. Kirtlandia, Nr. 28, 1978.
  • The differences between Australopithecus and Homo: preliminary conclusion from the Omo Research Expedition’s studies. In:Current Argument on Early Man, report from a Nobel symposium. Pergamon press, 1980, S. 207–225.
  • mit M. Brunat, A. Beauvilain et al.:The first australopithecine 2500 kilometres west of the Rift Valley. In:Nature. Band 378, 1995, S. 273–275.
  • mit B. Senut u. a.:First hominid from the Miocene (Lukeino formation, Kenya). In:C. R. Acad. Sci., Band 332, Paris 2001, S. 137–144.
  • Lucys Knie. dtv, 2002,ISBN 3-423-24297-3.
  • East Side Story, the origin of Humankind. In:Scientific American. April 1994, S. 88–95.
  • Die Wurzeln des Menschen. Das neue Bild unserer Herkunft. Ullstein Taschenbuchverlag, 1987,ISBN 3-548-34426-7.
  • Der Ursprung des Menschen. Aus dem Französischen von Ilse Rothfuß. Mit Illustrationen von Sacha Gepner.Carl Hanser Verlag, München 2008,ISBN 978-3-446-23087-3.
  • Die Geschichte der Affen. Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Mit Illustrationen von Sacha Gepner. Carl Hanser Verlag, München 2010,ISBN 978-3-446-23466-6.
  • Das Leben der frühen Menschen. Aus dem Französischen von Ursula Held. Mit Illustrationen von Sacha Gepner. Carl Hanser Verlag, München 2011,ISBN 978-3-446-23617-2.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Belege

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Yves Coppens, codécouvreur de Lucy et visage de la paléontologie française, est mort. In: Le Monde. 22. Juni 2022, abgerufen am 22. Juni 2022 (französisch). 
  2. Camille Arambourg und Yves Coppens:Sur la decouverte dans le Pleistocene inferieur de la valle de l’Omo (Ethiopie) d’une mandibule d’Australopithecien. In:Comptes Rendus des seances de l’Academie des Sciences. Band 265, 1968, S. 589–590
    Camille Arambourg und Yves Coppens:Decouverte d’un Australopithecien nouveau dans les gisements de l’Omo (Ethiopia). In:South African Journal of Science. Band 64, 1968, S. 58–59
  3. Michel Brunet u. a.:A new hominid from the Upper Miocene of Chad, Central Africa. In:Nature, Band 418, 2002, S. 145–151,doi:10.1038/nature00879
  4. Royal Society of South Africa:Honorary Fellows. (Memento vom 9. Oktober 2015 imInternet Archive)
  5. Mitgliederverzeichnis: Yves Coppens. Academia Europaea, abgerufen am 31. August 2017 (englisch). 
  6. Académicien décédé: Yves Coppens. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 28. August 2023 (französisch). 
  7. The Pontifical Academy of Sciences:Yves Coppens. (Memento vom 3. Februar 2018 imInternet Archive)
  8. (172850) Coppens in der Small-Body Database desJet Propulsion Laboratory (englisch).
Personendaten
NAMECoppens, Yves
KURZBESCHREIBUNGfranzösischer Paläontologe und Paläoanthropologe
GEBURTSDATUM9. August 1934
GEBURTSORTVannes
STERBEDATUM22. Juni 2022
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Yves_Coppens&oldid=243105969
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp