Ysengrimus

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AlsYsengrimus (Isengrimus, -grinus) wird einmittellateinischesTierepos bezeichnet, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts (wohl 1148/49) entstanden ist, vermutlich verfasst von einemKleriker inGent.

Inhaltsverzeichnis

Verfasserschaft

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In späteren Handschriften wird das Epos je einmal einemNivardus,[1] einem Balduinus Cecus[2] und einem Bernardus[3] zugeschrieben. Der Verfassername Nivardus war der Forschung die längste Zeit bekannt, da die anderen beiden Namensangaben erst spät entdeckt wurden. Deswegen wird Nivardus trotz der unsicheren Zuschreibung auch heute noch oft als Verfassername genannt.

Der Text selbst enthält viele Hinweise, die darauf schließen lassen, dass derYsengrimus in der Mitte des12. Jahrhunderts inFlandern (vermutlichGent) von einem Kleriker gedichtet wurde. So werden unter anderemBernhard von Clairvaux, Anselm (Bischof von Tournai) und das Kloster Blandinium bei Gent erwähnt und der Misserfolg deszweiten Kreuzzugs beklagt.

Inhalt und Überlieferung

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Renart (l.) besiegt Ysengrim (r.). Miniatur aus demRenart le Nouvel von Jacquemart Gielée; Handschrift, um 1290/1300.BNF, Paris, Ms fr. 1581f. 6v

Das Epos ist in elegischenDistichen geschrieben und umfasst fast 6600 Verse. Hauptfigur ist der Wolf Ysengrimus, dessen Name daher als Titel verwendet wurde. Sein Gegenspieler ist der Fuchs Reinardus, der den allmählichen Untergang des Wolfes herbeiführt. Es handelt sich daher beimYsengrimus um das erste Werk, in dem Wolf und Fuchs ihre später weit verbreitetenFabelnamenIsegrim undReinhart bzw. Reineke tragen.

Der als dumm und gierig charakterisierte Wolf wird vom schlauen, hinterhältigen Fuchs in etwa einem Dutzend Episoden überlistet und kommt zum Schluss ums Leben. Der Stoff greift auf älteres Erzählgut (äsopische und mittelalterliche Tierfabeln, dieEcbasis captivi, die Spruch- und ErzählsammlungFecunda ratisEgberts von Lüttich, den um 1100 entstandenen TextDe lupo) zurück. Lediglich der Schluss (Tod des Wolfes durch eine Schweineherde) ist eine Hinzudichtung des Autors, wahrscheinlich angelehnt an dieVita Mahumeti desEmbricho von Mainz.

Die wesentliche Leistung des Dichters besteht in der Komposition eines in sich geschlossenen Epos, das die vielfältigen Einzelelemente aus der zu seiner Zeit schriftlich vorliegenden oder mündlich überlieferten Fabel- und Tierdichtung kunstvoll vereinte. Im Unterschied zum antiken oder mittelalterlichen Heldenepos ist der Protagonist imYsengrimus eine negative, zu Recht zum Untergang bestimmte Figur. Indem der Autor den gierigen und dummen Wolf immer wieder als Mönch und Inhaber geistlicher Würden vorführt, karikiert er in ihm das seiner Meinung nach in vieler Hinsicht kritikwürdige Mönchtum seiner Zeit. Neben vielerlei anderen Motiven, zum Beispiel den Gegensatzpaaren „Tor und Weiser“, „arm und reich“ oder demFortuna-Motiv ist die antiklerikale Satire das vorherrschende Thema der Dichtung.

Das Werk ist durchzogen von Ironie und gekennzeichnet durch pointenreichen sprachlichen Stil, lebendigen Ausdruck bei Verbindung volkstümlicher Drastik und klassischer Bildung. Später diente der Text als Lieferant von Sprichwörtern (Florilegien) undTierschwänken, die in anderen Tierdichtungen (zum Beispiel imRoman de Renart und durch weitere Vermittlung, unter anderem auch durch das mittelniederländische TiereposVan den vos Reynaerde, imReineke Fuchs) Verwendung fanden. Eine Umdichtung der vierten und fünften Episode,Ysengrimus abbreviatus genannt, wird in der Forschung als etwas unbeholfenes Werk betrachtet und frühestens auf das Ende des 13. Jahrhunderts datiert. Auch diese gekürzte Fassung hat mit zur Verbreitung des Werkes beigetragen.

Das Tierepos ist in 17 Handschriften überliefert, von denen jedoch nur vier den vollständigen Text bieten.

Editionen und Übersetzungen

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Ysengrimus abbreviatus:

Literatur

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Weblinks

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Commons: Ysengrimus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hs. desFlorilegium Gallicum (Staatsbibliothek zu Berlin, cod.Diez. B. Santen, 60, 5v. - 13./14. Jh.), Auszüge des Ysengrimus sind betitelt mit "magister Niuardus de Ysengrino et reinardo"; siehe denEintrag im Handschriftenkatalog von Ursula Winter
  2. Paris, Bibl. Nat., cod. lat. 16708, auf Seite 26v heißt es „Flosculi Balduini Ceci“
  3. Staatsbibliothek zu Berlin, cod. Phillipps 1827 (= lat. 193), 25v: „Proverbia Bernardi“, vgl. denEintrag im Handschriftenkatalog von Valentin Rose.
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