DasWeltwirtschaftsforum (WEF),englischWorld Economic Forum (IPA: /ˈwɜːld ˌiːkəˈnɒmɪk ˈfɔːɹəm/),französischForum économique mondial,italienischForum economico mondiale,rätoromanischForum economic mundial, ist eineSchweizer Stiftung undLobbyorganisation,[1] die in erster Linie für das von ihr veranstaltete gleichnamige Jahrestreffen inDavos bekannt ist. Hierbei kommen zahlende Mitglieder, international führende Wirtschaftsexperten, Politiker, Wissenschaftler, gesellschaftliche Akteure und Journalisten zusammen, um über aktuelle globale Fragen zu diskutieren. Neben derWirtschaftspolitik, welche traditionell im Fokus stand, konzentriert sich das WEF im Rahmen seiner Agenda zunehmend auch auf Themen wieUmweltschutz[2] undsoziales Unternehmertum.[3]
Das Forum, das sich hauptsächlich durch seine 1000 Mitgliedsunternehmen – typischerweise globale Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als fünf MilliardenUS-Dollar – sowie durch öffentliche Zuschüsse finanziert, wurde 1971 vonKlaus Schwab, zusammen mit seiner damaligen Mitarbeiterin und späteren FrauHilde Schwab, als «European Management Symposium» gegründet.[4] Es organisiert im Verlauf des Jahres weitere Treffen weltweit, darunter dasAnnual Meeting of the New Champions inChina. 1987 erfolgte erstmals die Umbenennung inWeltwirtschaftsforum.
Neben den Veranstaltungen publiziert das WEF regelmässig selbst finanzierte Forschungsberichte. Seine Mitglieder betätigen sich in branchenspezifischen Initiativen.[5]
Im Mai 2024 gab das WEF bekannt, dass Schwab im Januar 2025 von seiner Rolle als Executive Chairman auf den Vorsitz des Kuratoriums wechseln wird.[6][7] Am 21. April erklärte er dann jedoch überraschend den sofortigen Rücktritt auch aus diesem Gremium, vorerst ohne Angabe von Gründen.[8]
Das Weltwirtschaftsforum wurde 1971 als Stiftung gegründet und hat seit 2015 offiziell den Status einer internationalen Organisation.[9] Es bezeichnet sich selbst als unparteiisch und an keinerlei politische oder nationale Interessen gebunden. Das WEF hatBeobachterstatus beimWirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und steht unter der externen Aufsicht desEidgenössischen Departement des Innern. Sein höchstes internes Aufsichtsgremium ist der Stiftungsrat. Mitglieder und Direktoren ergeben sich aus dem Eintrag im Handelsregister desKantons Genf. Die Mission des Forums lautet, «den Zustand der Welt zu verbessern» (englischcommitted to improving the state of the world).[10]
Das typische Mitgliedsunternehmen ist ein globales Unternehmen mit einem Umsatz von über 5 Milliarden US-Dollar, wobei dies je nach Branche und Region variieren kann. Ausserdem zählen die meisten dieser Unternehmen zu den wichtigsten Unternehmen ihrer Branche und/oder ihres Landes und spielen bei der Zukunftsgestaltung ihrer Branche und/oder Region eine wichtige Rolle.[12] Seit 2005 bezahlt jedes Mitgliedsunternehmen eine Basis-Jahresmitgliedsgebühr von 42'500Schweizer Franken und eine Gebühr von 18'000 Franken für die Teilnahme ihresPräsidenten am Jahrestreffen in Davos. Industrie- und strategische Partner bezahlen jeweils 250'000 Franken und 500'000 Franken, um massgeblich an den Initiativen des Forums mitzuwirken.[13][14]
Für das Jahr 2019 hatBloomberg insgesamt 436 börsennotierte Unternehmen identifiziert, die am Jahrestreffen teilgenommen haben, und dabei eine Underperformance der Davos-Teilnehmer von rund −10 Prozent gegenüber dem S&P 500 im selben Jahr gemessen. Treiber sind u. a. eine Überrepräsentation von Finanzunternehmen und eine Unterrepräsentation von wachstumsstarken Unternehmen aus dem Gesundheitswesen und der Informationstechnologie auf der Konferenz.[15]The Economist hatte in einer früheren Studie ähnliche Ergebnisse gefunden, die eine Underperformance der Davos-Teilnehmer gegenüber dem MSCI World Index und dem S&P 500 zwischen 2009 und 2014 zeigten.[16]
Das Forum wird von seinen rund 1000 Mitgliedsunternehmen sowie durch staatliche Zuschüsse finanziert.
An den Kosten der Veranstaltung ist die Schweiz mit Aufwendungen für Polizei- und Militäreinsatz beteiligt. So wurden für das Treffen im Jahr 2019 knapp elf Millionen Franken (9,5 Millionen Euro) veranschlagt. An den Polizeikosten von neun Millionen Franken – vornehmlich für Personenschutz – beteiligt sich die Stiftung mit einem Viertel. Der Grossteil entfällt auf dieöffentliche Hand, aufgeteilt auf den Bund, den Kanton Graubünden und die Gemeinde Davos. Die Armee schützt die Verkehrswege und Gebäude und überwacht den Luftraum. Bis zu 5000 Angehörige der Streitkräfte können eingesetzt werden. Die Kosten sind im regulären Verteidigungsbudget eingeplant. Eingesetzt werden zu einem grossen Teil Wehrpflichtige in ihrer jährlichen Militärdienstleistung. Dafür entstehen Kosten in Höhe von 32 Millionen Franken, die ohnehin für die Übungen anfallen würden, zuzüglich etwa vier Millionen Franken für Material und Fahrzeuge. Diese Kosten trägt der Bund.[17]
Nach Kritik aus Politik und Zivilgesellschaft zur Finanzierung der Sicherheitsmassnahmen, gab das WEF 2021 bekannt, ihre Beteiligung an der Finanzierung zu erhöhen. Dadurch sinken die Kosten für den Bund von 3,675 Millionen Franken auf 2,55 Millionen Franken pro Jahr für die Jahrestreffen 2022, 2023 und 2024.[18]
In Davos gibt es während des WEF einige Einschränkungen. Über das Aufgebot derPolizei und derSchweizer Armee (2005 standen etwa 5'500 Soldaten im Einsatz) wird regelmässig berichtet.[19] Auch auf österreichischer Seite derGrenze wird die Luftraumsicherung[20] für das Treffen im Rahmen derOperation Dädalus des österreichischenBundesheers gewährleistet.
Die Gewährleistung der Sicherheit des Forums kostet die Schweiz jährlich mehrere Millionen Franken. Die Kosten der Sicherheitsmassnahmen, die vom Forum und von den Schweizer Kantonal- und Bundesbehörden gemeinsam getragen werden, werden in der Schweiz auch häufig kritisiert[21] und sind auch Gegenstand politischer Auseinandersetzungen.[22]
Im Februar 2021 hat der Bundesrat eine Botschaft zuhanden des Parlaments verabschiedet, bei welcher der Kanton Graubünden für die Jahre 2022 bis 2024 mit einem Beitrag von maximal 2,55 Millionen Franken pro Jahr für die Sicherheitskosten unterstützt werden soll.[23]
Das WEF fordert mit Initiativen wie dem «Global Redesign»[24] und dem «Great Reset»[25] einenMultistakeholder-Governance-Ansatz,[26] um globale Entscheidungen nicht zwischenstaatlich, sondern in «Koalitionen» mitmultinationalen Konzernen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu treffen.[27][28] Es sieht dabei Phasen globaler Instabilität – wie während derWeltfinanzkrise 2007–2008 und derCOVID-19-Pandemie – als Zeitfenster, seine Programmatik intensiviert voranzutreiben.[29]
Die Gäste können während der fünftägigen Veranstaltung an rund 220 Sitzungen des offiziellen Programms teilnehmen. In den Diskussionen des offiziellen Programms werden wichtige Fragen von globaler Bedeutung (z. B. internationaleHandelshemmnisse,Konflikte,Armut undUmweltprobleme) sowie mögliche Lösungen behandelt.[5]
Das Ladenlokal von Ettinger Sport während des WEF 2018 als «Caspian week»
Daneben finden viele informelle Treffen sowie Empfänge undPräsentationen von Unternehmen und Staaten statt. Davoser Ladengeschäfte werden von Unternehmen oder Staaten während des Treffens angemietet, um darin Veranstaltungen durchzuführen.[32]
Am Jahrestreffen nehmen rund 500 Internet-,Druck-, Radio- und Fernsehjournalisten teil. Medienvertreter haben Zugang zu allen Veranstaltungen des offiziellen Programms, die auch alsWebcast live übertragen werden.[33]
2007 führte das Forum das «Jahrestreffen derNew Champions» ein, das alljährlich in China stattfindet[34] und auch als «Sommer-Davos» bezeichnet wird.[35] Dabei handelt es sich um ein Treffen von Teilnehmern, die das Forum als Vertreter «globaler Wachstumsunternehmen» bezeichnet. Bei diesen Unternehmen handelt es sich in erster Linie um Vorzeigeunternehmen aus schnell wachsenden Schwellenländern wie China undIndien, aber auch um Schnellstarter ausIndustrieländern. Bei den Treffen kommen auch die globalen Führungskräfte der nächsten Generation und führende Vertreter schnell wachsender Regionen und konkurrierender Städte sowie Technologiepioniere aus der ganzen Welt zusammen.[36][37] Das Treffen 2013 fand vom 11. bis 13. September in der chinesischen HafenstadtDalian statt[38] und wurde vom damaligen chinesischen PremierministerLi Keqiang eröffnet.[35]
Zusätzlich zum Jahrestreffen in Davos finden regionale Veranstaltungen statt. Im Jahr 2014 zählten dazu dasIndia Economic Summit,[39] dasAnnual Meeting of the New Champions in China,[40] dasJapan Meeting,[41] dasWorld Economic Forum on East Asia, zuletzt auf denPhilippinen,[42] dasWorld Economic Forum on Africa, zuletzt inNigeria,[43] dasWorld Economic Forum on Latin America, zuletzt inPanama,[44] und dasSummit on the Global Agenda inDubai.[45] Hinzu kommen Einzelveranstaltungen mit nationalen Schwerpunkten, so im November 2013 zur Lage in derUkraine.[46]
2005 rief das Forum die Community derYoung Global Leaders (YGL) ins Leben.[47] Sie ist alsSchweizer Stiftung organisiert und wird von einem 14-köpfigenStiftungsrat geleitet.[48] Sie ist aus der Gemeinschaft derGlobal Leaders of Tomorrow hervorgegangen, die von 1993 bis 2003 bestand.[49]
Die Mitglieder von YGL sind junge Führungskräfte, die verschiedensten Sparten und Disziplinen angehören und aus allen Teilen der Welt stammen. Sie werden für sechs Jahre berufen und dürfen zum Zeitpunkt der Berufung das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.[47] Nach dem Ablauf ihrer Zugehörigkeit zu den YGL können Mitglieder derYGL Alumni Community beitreten.[50]
2011 gründete das Forum das weltweite NetzwerkGlobal Shapers für Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, die grosses Potenzial für zukünftige Führungsrollen in der Gesellschaft besitzen. DieGlobal Shapers Community besteht aus selbstorganisierten lokalen Hubs (Zentren) in Grossstädten. Die Zielsetzung der Aktivitäten und Veranstaltungen der Global Shapers ist, einen positiven Einfluss auf die jeweilige lokale Gemeinschaft zu erzielen. Am 24. Oktober 2020 zählte Global Shapers 500 Hubs und 10251 Shapers in 152 Ländern. In Deutschland ist Global Shapers in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart aktiv. In Österreich gibt es jeweils einen Hub in Salzburg und Wien. Dazu existieren in der Schweiz Hubs in Bern, Davos, Genf und Zürich und es gibt einen Hub in der Stadt Luxemburg.[55]
Seit 2000 fördert das Forum Modelle, die von führendenSozialunternehmern der Welt in enger Zusammenarbeit mit derSchwab Foundation for Social Entrepreneurship[56] entwickelt werden. Die Stiftung betrachtet Sozialunternehmer und ihre Arbeit als wichtiges Element für den Fortschritt von Gesellschaften und für die Lösung sozialer Probleme.[57][58] Ausgewählte Sozialunternehmer werden zur Teilnahme an den regionalen Treffen und zum Jahrestreffen eingeladen, bei denen sie Gelegenheit haben, mit Top-Managern und leitenden Regierungsbeamten in Kontakt zu kommen.
Das Forum ernennt alljährlich rund 30 Technologiepioniere, Unternehmen deren Technologie bahnbrechend ist. Seit 2003 wurde diese Auszeichnung bereits 391 Unternehmen verliehen.[59]
Das Forum, das auch alsThinktank fungiert, produziert eine Reihe von jährlichen Wirtschaftsberichten (Erstveröffentlichung in Klammern): DerGlobal Competitiveness Report (1979) misst die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern und Volkswirtschaften; derGlobal Information Technology Report (2001) beurteilt ihre Wettbewerbsfähigkeit aufgrund ihrer Bereitschaft, IT zu verwenden; derGlobal Gender Gap Report (2005) beleuchtet kritische Bereiche der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen; derGlobal Risk Report (2006) erfasst wichtige globale Risiken; derGlobal Travel and Tourism Report (2007) misst die Wettbewerbsfähigkeit der Reise- und Tourismusbranche, und derGlobal Enabling Trade Report (2008) präsentiert eine landesübergreifende Analyse der vielfältigen Massnahmen, die den Handel zwischen den Nationen erleichtern.[60] Im Januar 2011 veröffentlichte das Weltwirtschaftsforum, als Initiative seines Risk Response Network, einen erstenOutlook on the Global Agenda mit den Ergebnissen desSummit on the Global Agenda 2010 in Dubai.[61] Der Report wird seither jährlich veröffentlicht und berichtet zu grossen Herausforderungen der Zeit.[62]
DieGlobal Health Initiative (GHI) wurde vonKofi Annan beim Jahrestreffen 2002 gegründet. Die Mission der GHI besteht darin, öffentlich-private Partnerschaften zwischen Unternehmen in den BereichenHIV/AIDS,Tuberkulose,Malaria und Gesundheitssystemen zu fördern.
DieGlobal Education Initiative (GEI), gegründet beim Jahrestreffen 2003, bringt internationale IT-Unternehmen und Regierungen inJordanien,Ägypten undIndien zusammen. Diese Initiative führte dazu, dass neuePC-Hardware in Schulen eingesetzt wird und mehr lokale Lehrkräfte inE-Learning ausgebildet werden. Diese Neuerungen haben reale Auswirkungen auf das Leben der Kinder. Das skalierbare und nachhaltige GEI-Modell wird jetzt in anderen Ländern wieRuanda als Bildungsmodell eingesetzt.
In dem Bestreben, die Korruption zu bekämpfen, wurde im Januar 2004 beim Jahrestreffen in Davos diePartnering Against Corruption Initiative (PACI) von CEOs aus den BranchenEngineering undBauwesen,Energie undMetalle sowieBergbau ins Leben gerufen. PACI ist eine Plattform für Peer-Austausch über praktische Erfahrungen und Dilemmasituationen. Rund 140 Unternehmen haben die Initiative unterzeichnet.[65]
Alle öffentlichen Debatten und Pressekonferenzen des Jahrestreffens in Davos und der Regionalkonferenzen werden auf der Website des Weltwirtschaftsforums[66] live gestreamt und sind aufYouTube[67] verfügbar. Fotos können für nicht kommerzielle Verwendungen vonFlickr[68] heruntergeladen werden. Das Weltwirtschaftsforum listet seine zum Teil mehrsprachigen Social-Media-Auftritte und die Zahl der Fans, Follower und Views aufFacebook,LinkedIn,Twitter, YouTube undInstagram auf einer eigenen Webseite.[69] Der Blog des Weltwirtschaftsforums («Agenda») veröffentlicht täglich Artikel auf Englisch,[70] Französisch,[71] Spanisch,[72] Chinesisch[73] und Japanisch.[74] Das Weltwirtschaftsforum betreibt zudem seit April 2019 eineWhatsApp-Gruppe.[75]
Klaus Schwab eröffnet 1971 das erste Europäische Management Forum in DavosFrederik de Klerk und Nelson Mandela beim Händeschütteln beim Jahrestreffen in Davos im Januar 1992
1971 lud Klaus Schwab, damals Professor für Unternehmenspolitik an derUniversität Genf, 444 Führungskräftewesteuropäischer Unternehmen zum erstenEuropean Management Symposium ein, das in dem damals neu erbautenKongresszentrum von Davos stattfand. Schwab beabsichtigte, unter der Schirmherrschaft derEuropäischen Kommission und europäischer Industrieverbände europäische Unternehmen mit Managementpraktiken der Vereinigten Staaten bekannt zu machen. Zu diesem Zweck gründete er dasEuropean Management Forum als Stiftung mit Sitz in Genf und lud alljährlich im Januar führende europäische Wirtschaftsvertreter nach Davos zum Jahrestreffen ein.[76]
„Ich dachte mir, Europa aufzurütteln und den Leuten die fortschrittlichsten Management-Konzepte vorzustellen, sei eine gute Sache“
–Schwab
Schwab propagierte den Managementansatz derStakeholder, dem zufolge der Erfolg eines Unternehmens davon abhängt, dass die Manager nicht nur die Interessen derAktionäre, der Klienten und Kunden berücksichtigen, sondern auch jene der Mitarbeiter, der Gemeinde, in der das Unternehmen seinen Sitz hat, und der Regierungen. Einschneidende Ereignisse des Jahres 1973, namentlich der Zusammenbruch des Mechanismus der festen Wechselkurse vonBretton Woods und derJom-Kippur-Krieg, führten dazu, dass das Jahrestreffen seinen Fokus von Managementfragen auf wirtschaftliche und soziale Themenbereiche ausweitete und im Januar 1974 erstmals führende Politiker nach Davos eingeladen wurden.[77]
DasEuropean Management Forum änderte seinen Namen 1987 aufWorld Economic Forum und war in der Folge bestrebt, seine Vision zu erweitern und sich zu einer Plattform für die Lösung internationaler Konflikte zu entwickeln. Führende Politiker nutzen Davos als neutrale Plattform zur Beilegung ihrer Differenzen. So wurde dieDavos Declaration, dieGriechenland und dieTürkei in letzter Minute davon abhielt, einen Krieg zu beginnen, 1988 von diesen beiden Ländern unterzeichnet. Beim Jahrestreffen 1992 traten der südafrikanische PräsidentFrederik Willem de Klerk,Nelson Mandela undMangosuthu Buthelezi erstmals gemeinsam ausserhalb Afrikas auf. Beim Jahrestreffen 1994 unterzeichneten der israelische AussenministerSchimon Peres undPLO-VorsitzenderJassir Arafat einen Vertragsentwurf überGaza undJericho.[78] 2008 hieltBill Gates einen Keynote-Vortrag überCreative Capitalism – die Kapitalismusform, die einerseits Gewinne generiert und andererseits die Ungleichheiten der Welt beseitigt, indem sie die Marktkräfte dazu nutzt, den Bedürfnissen der Armen besser Rechnung zu tragen.[79][80] Kurz vor Weihnachten 2013 wurde bekannt, dass der ehemaligedeutsche Bundesminister für Wirtschaft und TechnologiePhilipp Rösler mit Wirkung zum 20. Februar 2014 in das Management des Weltwirtschaftsforums berufen worden war.[81] Der frühere Bundesvorsitzende derFDP übernahm dort Verantwortung für die weltweiten Regierungskontakte des Forums[82] und wurde zuständig für die regionalen Aktivitäten ausserhalb der Schweiz.[83][84]
Im Mai 2024 gab Klaus Schwab bekannt, sich aus dem Tagesgeschäft des Weltwirtschaftsforums zurückzuziehen, was Fragen über die Zukunft der Davos-Konferenz aufwarf.[85]
Im Kontext der Proteste gegen das Weltwirtschaftsforum vom 23. bis zum 28. Januar 2003,[86][87][88][89][90][91][92][93] kam es zu einer Aufsehen erregendenantisemitischen Aktion innerhalb der Demonstration gegen das Treffen. Zwei Personen demonstrierten mit Masken vor dem Gesicht, eine davon zeigte das Gesicht vonGeorge H. W. Bush und gelben Stern auf der Kleidung, neben einer großen Figur, die eingoldenes Kalb darstellte. Dies wurde u. a. dokumentiert in einer Broschüre derAmadeu Antonio Stiftung mit dem TitelWas tun gegen Antisemitismus? von 2005[94] und auf der Titelseite des vonHanno Loewy herausgegebenen EssaybandsGerüchte über die Juden. Antisemitismus, Philosemitismus und aktuelle Verschwörungstheorien[95], veröffentlicht anlässlich der AusstellungAntijüdischer Nippes, populäre Judenbilder und aktuelle Verschwörungstheorien. Die Sammlung Finkelstein imJüdischen Museum Hohenems, vom 16. Oktober 2005 bis 26. Februar 2006.
Gordon Brown, britischer Premierminister, undKönigin Rania von Jordanien beim Jahrestreffen 2008 in DavosDer japanische PremierYasuo Fukuda beim Treffen 2008Prinz Andrew in seiner Rolle als Sonderbeauftragter des Vereinigten Königreichs für internationalen Handel und Investitionen auf dem Weltwirtschaftsforum zum Nahen Osten, 2008.
Das 38. Jahrestreffen fand vom 23. bis 27. Januar 2008 statt und stand unter dem Motto «The Power of Collaborative Innovation» (Die Kraft gemeinsamer Erneuerung).[98][99] Unmittelbar vor Eröffnung des Jahrestreffens in Davos war es an den internationalen Börsen zu massiven Kursverlusten gekommen.[100] Die Eröffnungsrede des Treffens hielt die amerikanische AussenministerinCondoleezza Rice.[101] In ihrer Rede warb Rice für Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft[102] und verwies auf günstige Wachstumsperspektiven.[103] Der britische PremierministerGordon Brown warnte im Zusammenhang mit der Kreditkrise vor einem neuen Protektionismus, forderte aber Reformen bei denVereinten Nationen und derWeltbank.[104] Ein kurz zuvor vonUS-PräsidentGeorge W. Bush verkündetesKonjunkturpaket[105] wurde auf dem Treffen von Experten als unzureichend kritisiert.[106] So bezweifelte der amerikanischeWirtschaftswissenschaftler undNobelpreisträgerJoseph E. Stiglitz dessen Wirksamkeit[107] und regte für die Vereinigten Staaten einInsolvenzrecht für Hausbesitzer an.[106] Stiglitz forderte zudem Zinssenkungen von derEuropäischen Zentralbank.[108]
Besondere Aufmerksamkeit wurde während des Treffens dem US-amerikanischenWirtschaftswissenschaftlerNouriel Roubini zuteil, der beim Jahrestreffen 2007 für die Vereinigten Staaten zutreffend einen wirtschaftlichen Abschwung vorhergesagt hatte.[109][110] Roubini äusserte sich angesichts der wirkungslosen Zinssenkung durch dieUS-Notenbank[111] pessimistisch zum weiteren Verlauf der Krise und prognostizierte eine «schwere Rezession».[112] Der Wissenschaftler sagte der US-Wirtschaft eine «harte Landung» voraus und sah für den europäischen Wirtschaftsraum keine Möglichkeit, der Krise zu entkommen. Unterstützung erhielt Roubine von Stephen Roach, Volkswirt der US-InvestmentbankMorgan Stanley.[113]
Wladimir Putin, russischer Ministerpräsident, beim 39. Jahrestreffen 2009 in DavosBill Gates spricht während des Annual Meetings in Davos 2009.Carlos Ghosn, der damalige Vorsitzende und CEO vonRenault,Nissan, Renault-Nissan Alliance und Vorsitzender vonAvtoVAZ im Jahr 2009.
Das 39. Jahrestreffen fand vom 28. Januar bis 1. Februar 2009 statt und stand unter dem Motto «Shaping the Post-Crisis World» (Gestaltung der Welt nach der Krise).[117] Mit mehr als 40 Staats- und Regierungschefs nahmen deutlich mehr Spitzenpolitiker an dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums teil.[118][119] Der russische MinisterpräsidentWladimir Putin hielt die Eröffnungsrede des Treffens.[120] In seiner Rede warnte Putin vor Protektionismus[119] und zu vielen staatlichen Interventionen in der bestehenden Wirtschafts- und Finanzkrise. Der russische Ministerpräsident verwies auf dieSowjetunion als Beispiel staatlicher Überregulierung.[121] Putin warnte vor der Abhängigkeit vom Dollar als einziger globaler Reservewährung und bezeichnete diese als «Gefahr für die Weltwirtschaft».[122] Der russische Ministerpräsident empfahl, sämtliche faulen Finanzwerte in den Bilanzen der Banken offenzulegen und abzuschreiben. Dies sei, so Putin, ein schmerzhafter Prozess, der aber eine Verlängerung der Krise verhindere.[123] Vor dem Hintergrund einerrussisch-ukrainischen Auseinandersetzung um Gaslieferungen sprach sich Putin für neue internationale rechtliche Rahmenbedingungen für Energielieferungen aus.[121]
In seiner Rede[124] erklärte der chinesische PremierministerWen Jiabao, dass China für das Jahr 2009 ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent anstrebe.[125] Der chinesische Premier machte die Vereinigten Staaten für die Krise verantwortlich, ohne sie jedoch namentlich zu nennen. Wen sprach vielmehr von einer «unpassenden makroökonomischen Politik mancher Volkswirtschaften», die zu einem Missverhältnis von Konsum und Sparen geführt habe.[122] Wen beschrieb die Konsequenzen der Krise auf sein eigenes Land. Dazu gehörten eine deutlich gesunkene Auslandsnachfrage, Überkapazitäten in einigen Wirtschaftszweigen, verschlechterte Bedingungen für Unternehmen, steigende Arbeitslosigkeit in den städtischen Gebieten und gedrücktes Wirtschaftswachstum. Trotzdem zeigte sich der Premier überzeugt, dass sein Land einen Weg aus der Krise finden und zusätzlich auch der Weltwirtschaft wichtige Impulse geben werde.[126]
Wens japanischer AmtskollegeTarō Asō betonte die Bedeutung des asiatischen Wirtschaftsraums für die Weltwirtschaft und bei der Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise.[127] Der Premier kündigte in seiner Rede ein Hilfspaket seines Landes im Umfang von 17 Milliarden Dollar an, mit dem asiatische Staaten bei der Überwindung der Wirtschaftskrise unterstützt werden sollten. Die Mittel seien für Investitionen zur Infrastruktur und für die Förderungen des Handels vorgesehen.[128] Asō warnte zudem vor Protektionismus,[129] ebenso wie der britische PremierministerGordon Brown.[130]
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte auf dem Treffen die Schaffung einer «Charta des nachhaltigen Wirtschaftens» und die Einrichtung eines Weltwirtschaftsrates bei den Vereinten Nationen.[131][132]
Die französische FinanzministerinChristine Lagarde warnte vor sozialen Unruhen in Europa, solange die globale Wirtschaftskrise nicht erfolgreich bekämpft werde. Die Regierungen forderte die Ministerin auf, ihre Bürger klar und unmissverständlich über künftige Massnahmen zu informieren. Lagarde bezeichnete Protektionismus und soziale Unruhen als grösste Risiken der Krise. Sie betonte, dass verlorenes Vertrauen wiederhergestellt werden müsse.[133] Zugleich bezeichnete die französische Finanzministerin ein gewisses Mass an Protektionismus als «notwendiges Übel».[134] Scharfe Kritik übte Lagarde an der Entscheidung der amerikanischen Regierungen unterGeorge W. Bush, das amerikanische FinanzinstitutLehman Brothers nicht durch eineRettungsaktion vor der Insolvenz zu bewahren. Dies habe einer Vereinbarung der Finanzminister widersprochen, systemrelevante Finanzinstitute zu stützen.[135]
Zu einem Eklat kam es während einer Diskussionsveranstaltung zur Lage imGazastreifen, an der auch UNO-GeneralsekretärBan Ki-moon und der israelische PräsidentSchimon Peres teilnahmen, als der türkische MinisterpräsidentRecep Tayyip Erdoğan aus Protest das Podium verliess.[136]
Der Präsident der Europäischen ZentralbankJean-Claude Trichet erklärte, dass demEuro durch die Finanzkrise keine Gefahr drohe. DerPräsident der Europäischen Kommission,José Manuel Barroso, bezeichnete den Euro als einen «Schutzschild für die Länder, die ihm angehören» und beschrieb ihn als «Anker für die Stabilität».[137] Die neue US-Regierung wurde durchValerie Jarrett repräsentiert.[138] Insgesamt nahmen etwa 2200 Teilnehmer am WEF 2009 teil.[139]
Der spanische MinisterpräsidentJosé Zapatero beim Jahrestreffen 2010
Das 40. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums fand vom 27. bis 31. Januar 2010[140] statt und stand unter dem Motto «Improve the State of the World: Rethink, Redesign, Rebuild» (Den Zustand der Welt verbessern: Neu denken, neu gestalten, neu schaffen).[141] In seiner Eröffnungsrede sprach sich der französische StaatspräsidentNicolas Sarkozy für eine grundlegende Reform des Finanz- und Währungssystems aus.[142] Sarkozy forderte ein neuesBretton-Woods-Abkommen und sprach von einer Krise der Globalisierung.[143] Der französische Präsident prangerte die Selbstbedienungsmentalität von Bankern ebenso an wie unfaire Handelspraktiken von Schwellenländern wie China.[144] Sarkozy plädierte im Zusammenhang mit der Globalisierung für die Durchsetzung einer «moralischen Dimensio».[145] Nachdem US-Präsident Obama vor dem WEF eine Regulierung des amerikanischen Banken-Sektors angekündigt hatte,[146][147][148] war dies auch Thema beim Jahrestreffen in Davos.[149] Anwesende Bankmanager warnten vor einer zu weitreichenden Regulierung des Finanzsektors.
Der kanadische PremierStephen Harper auf dem Jahrestreffen 2010
So sahPeter Sands, Vorstandschef der britischenStandard Chartered Bank, im Fall einer Überregulierung die Gefahr von Wachstumseinbussen voraus.Josef Ackermann, Chef derDeutschen Bank, warnte vor einem Effizienzverlust bei den Kapitalmärkten.[150] Zugleich forderte er dazu auf, Bankenschelte und Schuldzuweisungen zu beenden,[151][152] ermahnte jedoch ebenfalls seine Branche: «Banken müssen proaktiver sein und zeigen, dass sie zu helfen bereit sind. Weil am Ende arbeiten wir nicht für uns selbst und nicht allein für die Volkswirtschaft, sondern wir arbeiten zum Wohl von Menschen weltweit.»[153] Ackermann brachte erneut seine Idee eines gemeinsamen von europäischen Staaten und Banken finanzierten Fonds zur Rettung oder Abwicklung gefährdeter Banken in die Diskussion ein.[154] Ackermann war nebenMelinda Gates Co-Vorsitzender des Treffens.[155] Im Zusammenhang mit der von Barack Obama geplanten Aufspaltung von Grossbanken inInvestmentbanken und Banken mit Einlagen- und Kreditgeschäft verwies Axel Weber, Präsident derBundesbank, auf die guten Erfahrungen, die Europa mit demUniversalbankensystem gemacht habe.Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank, befürwortete die Pläne Obamas, insbesondere die geplante Begrenzung von Eigenhandel und Institutsgrösse.[156] Auch der chinesische Vize-RegierungschefLi Keqiang forderte Reformen bei internationalen Finanzinstituten und -märkten sowie eine internationale Koordination von staatlichen Stützungsmassnahmen.[151][157]
Das 41. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums fand vom 26. bis zum 30. Januar 2011 statt und stand unter dem Motto «Shared Norms for the New Reality» (Gemeinsame Normen für eine neue Realität).[158][159] Das Treffen, zu dem 2.500 Teilnehmer angereist waren,[160] wurde vom russischen PräsidentenDmitri Medwedew eröffnet.[161] In seiner Eröffnungsrede bezeichnete Medwedew den Sturz destunesischen StaatschefsZine el-Abidine Ben Ali als «Lektion».[162] Zunehmende Ungleichheit führe zu wachsenden sozialen Spannungen, erklärte der russische Präsident und mahnte: «Was sich ereignet hat, ist, glaube ich, eine ernste Lektion für alle Amtsträger in allen Ländern.»[163] Medwedew sagte die Unterstützung für eine völlige Freiheit des Internets zu und erklärte: «Russland wird keine Initiativen unterstützen, die Freiheit des Internets zu beschneiden.»[162][164]
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Forum 2012George Soros, Vorsitzender von Soros Fund Management, während einer Sitzung zur Neugestaltung des internationalen Währungssystems auf dem Jahrestreffen 2011 in Davos.
Das 42. Jahrestreffen fand vom 25. bis 29. Januar 2012 statt und stand unter dem Motto «The Great Transformation: Shaping New Models» (Die grosse Verwandlung: Neue Modelle gestalten).[165] Das Treffen hatte 2600 Teilnehmer, was laut Veranstalter einen Rekord darstellte. Zu den Teilnehmern zählten 40 Staats- und Regierungschefs, darunter auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Eröffnungsrede hielt.[166] In ihrer Rede warnte Merkel im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Überwindung der Schuldenkrise vor einer Überforderung Deutschlands.[167] BundesfinanzministerWolfgang Schäuble kritisierte während des Treffens die griechische Regierung und warf ihr mangelnde Sparanstrengungen vor.[168][169] Der Finanzminister wehrte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion auch gegen eine vomfranzösischen FinanzministerFrançois Baroin geforderte Aufstockung desEFSF-Rettungsfonds.[170] Schäuble widersprach damit zugleich dem britischen Premier Cameron, der am Vortag ebenfalls eine Anhebung der Bürgschaften gefordert[171] und das Krisenmanagement der deutschen Bundeskanzlerin Merkel heftig kritisiert hatte.[172] Auch US-FinanzministerTimothy Geithner kritisierte die europäischen Schritte zur Überwindung der Finanzkrise als zu einseitig an Sparmassnahmen orientiert. Geithner forderte die stärkere Ausrichtung auf ein künftiges Wirtschaftswachstum, das die Voraussetzung für eine Überwindung der Krise sei.[173]
Das 43. Jahrestreffen fand vom 23. bis 27. Januar 2013 statt. Das Motto des Treffens lautete «Resilient Dynamism» (Widerstandsfähige Dynamik).[174] Das Treffen zählte mehr als 2500 Teilnehmer,[175] darunter über 1500 hochrangige Manager aus 100 Ländern. Über 40 Staats- und Regierungschefs reisten ebenfalls an.[176] Dazu zählten neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auch der britische PremierministerDavid Cameron und die Ministerpräsidenten Russlands und Italiens,Dmitri Medwedew undMario Monti,[176] der die Eröffnungsrede hielt.[177] Darin übte der italienische Premier deutliche Kritik an der Politik seines AmtsvorgängersSilvio Berlusconi.[178] Zu dem vom britischen Premier Cameron kurz zuvor angekündigten Referendum zum Verbleib seines Landes in der EU äusserte Monti, dass er mit einer Zustimmung der Briten rechne, da die Vorteile einer Mitgliedschaft deren Nachteile deutlich überwiegen würden.[179] «Die EU braucht keine Europäer, die keine Europäer sein wollen», erklärte Monti weiter.[180] Während des Treffens forderte Bundeskanzlerin Merkel in einer Rede[181] weitere Massnahmen innerhalb der EU zur Senkung der Arbeitslosigkeit[176] und erklärte die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zur zentralen Aufgabe bei der künftigen Sicherung des europäischen Wohlstands.[182] Der britische Premier Cameron verteidigte auf dem Treffen das angekündigte Referendum zum Verbleib seines Landes in der EU und bekräftigte seinen Widerstand gegen eine vertiefte politische Integration der EU-Staaten.[183] Die Präsidentin desInternationalen Währungsfonds (IWF),Christine Lagarde, gab während des Jahrestreffens eine IWF-Prognose zur ökonomischen Entwicklung des Jahres 2013 bekannt, die von einer «zerbrechlichen und ängstlichen Erholung» der Weltwirtschaft ausging.[184] Lagarde warnte zugleich, dass die Weltwirtschaft die Krise noch nicht überwunden habe. Vielmehr sei die weitere wirtschaftliche Erholung von einer konsequenten Fortführung des bisherigen Stabilitätspolitik abhängig, erläuterte die IWF-Chefin weiter.[185] Der amerikanische InvestorGeorge Soros kritisierte die Sparpolitik Deutschlands und warnte vor einem Währungskrieg. Soros befürwortete weitere geldpolitische Lockerungen.[186]Axel A. Weber, Verwaltungsratsvorsitzender der Schweizer BankUBS und ehemaliger Präsident derDeutschen Bundesbank, trat für eine einheitliche globale Regulierung des Bankensektors ein und mahnte die Banken, sich bei Managergehältern und Boni auf ethisch vertretbare Standards festzulegen.[187]
Das 44. Jahrestreffen fand vom 22. bis 25. Januar 2014 statt und stand unter dem Motto «The Reshaping of the World: Consequences for Politics, Business and Society» (deutschDie Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft).[188]
Die Eröffnungsrede des Treffens hielt derjapanische PremierministerShinzō Abe. Der Premier präsentierte dabei seine alsAbenomics bezeichneten Wirtschaftspolitik,[189] mit der die bestehendeDeflation in Japan überwunden[190] und sich das Land zur weltweit wirtschaftsfreundlichsten Nation entwickeln soll.[191] Die von Abe als Folge der expansiven Fiskalpolitik desdeficit spending tolerierte Schwächung desYen zur Ankurbelung japanischer Exporte wurde in Davos auch als Angriff auf die vonDeutschland verfolgte Stabilitätspolitik bezeichnet.[189] Abe sprach sich gegen weitere militärische Expansionen im asiatischen Raum und für Transparenz bei den Verteidigungsausgaben in der Region aus. Seine im Zusammenhang mit dem Konflikt um dieSenkaku-Inseln geäusserte Forderung nach Einhaltung desinternationalen Seerechts richtete sich an China, dessen direkte Erwähnung Abe jedoch vermied.[191] Gegenüber Journalisten verglich Abe das Verhältnis zwischen Japan und China mit dem von Deutschland und demVereinigten Königreich vor Ausbruch desErsten Weltkriegs.[189] Seinen von China und anderen Nachbarn kritisierten Besuch imYasukuni-Schrein Ende 2013[192] wollte Abe als «Antikriegsgeste» verstanden wissen.[189]
US-AussenministerKerry mit Ruandas PräsidentKagame beim Jahrestreffen 2014
Erstmals hatte derVatikan mit KardinalPeter Turkson einen Sondergesandten zum Weltwirtschaftsforum geschickt,[193] der am Eröffnungstag eine Botschaft vonPapst Franziskus an die Konferenzteilnehmer verlas. Darin lobte der Papst die Erfolge desmodernen Unternehmertums und forderte zugleich eine gerechtere Verteilung des globalen Wohlstands. Franziskus erinnerte an die «klare Verantwortung gegenüber anderen, vor allem denjenigen, die am zerbrechlichsten, schwächsten und verwundbarsten sind» und verurteilte den weltweitenHunger als «nicht hinnehmbar».[194]
Die erstmals anwesendebrasilianische PräsidentinDilma Rousseff[195] schilderte eine positive Lage ihres Landes, nachdem eineBloomberg-Umfrage unter Investoren im November 2013 pessimistische Erwartungen zur wirtschaftlichen Entwicklung Brasiliens und negative Einschätzungen zu Rousseffs Wirtschaftspolitik ergeben hatte.[196] Rousseff verwies auf grosse soziale Fortschritte, die für breite Schichten der Bevölkerung zu einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage geführt hätten. Auch seien in den vorangegangenen zehn Jahren in Brasilien über vier Millionen neue Arbeitsplätze entstanden, während das Durchschnittseinkommen um sieben Prozent zugenommen habe. Als entscheidend für den bisherigen und künftigen wirtschaftlichen Aufstieg Brasiliens bezeichnete Rousseff Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur des Landes. Als wichtige Ziele ihrer künftigen Politik nannte sie die Konsolidierung öffentlicher Finanzen, den Abbau von Inflation und die Stabilisierung derbrasilianischen Währung.[197] Rousseff versprach, die Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens zu steigern,[198] und versicherte ausländischen Investoren, dass ihr Land über sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen verfüge und geschlossene Verträge eingehalten würden.[195] Als konkretes Ziel ihrer Wirtschaftspolitik nannte Rousseff die Verringerung der jährlichen Inflation von 6 auf 4,5 Prozent.[198] Nach Angaben ihrer Berater diente Rousseffs Rede vor allem dem Ziel, das Vertrauen von Investoren zurückzugewinnen.[195] Zur brasilianischen Delegation zählten neben Rousseff auch ihr FinanzministerGuido Mantega und die Präsidenten derbrasilianischen Zentralbank, Alexandre Tombini, und derBrasilianischen Entwicklungsbank, Luciano Coutinho.[199]
Deriranische PräsidentHassan Rohani nutzte die erste Rede eines Präsidenten der Islamischen Republik seit zehn Jahren dazu, das Interesse seines Landes an besseren Beziehungen zum Westen zu verkünden. Rohani warb um ausländische Investitionen für sein Land, vor allem für die Ölindustrie, für die er ein neues Investitionsmodell ankündigte. In einem Interview hatte er zuvor als Signal der Entspannung eine Wiedereröffnung der US-Botschaft inTeheran in Aussicht gestellt.[200] Rohani bekräftigte den «friedlichen Charakter» desiranischen Atomprogramms. Iran habe nicht die Absicht, Atomwaffen zu produzieren, sondern wolle innerhalb von 30 Jahren zu den zehn grössten Volkswirtschaften der Welt aufsteigen, so der Präsident weiter.[201] Nachfragen des WEF-GründersKlaus Schwab bei einer späteren Podiumsdiskussion bezüglich freundschaftlicher Beziehungen zu Israel erteilte Rohani eine Absage.[202]
Der britische PremierDavid Cameron forderte In seiner Rede die europäischen Staaten auf, die Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents zu erhöhen. Um dies zu erreichen, müsse das wirtschaftliche Umfeld liberalisiert und die Steuern gesenkt werden, erklärte der Premier.[203] Ziel sei es, so Cameron, möglichst viele der in der Vergangenheit aus Europa abgewanderten Arbeitsplätze zurückzuholen, vor allem aus Asien und Osteuropa. Für sein Land gab er die Vorgabe aus, zu einer «Reshore»-Nation zu werden. Der Premier wiederholte seine Forderung nach Begrenzung von Immigration und seine Ablehnung einer Zuwanderung in die Sozialsysteme. Immigration müsse mit «Wohlfahrt und Ausbildung kombiniert werden», so Cameron.[204]
Am Abschlusstag des Treffens bekräftigte derEU-WährungskommissarOlli Rehn, dass die Existenzkrise des Euro überwunden sei und sich die Währung in einer Erholungsphase befände.[205] Zuvor hatteAxel A. Weber,Verwaltungsratspräsident der SchweizerGrossbankUBS und bis 2011Bundesbankpräsident, vor einer erneuten Verschärfung der Euro-Krise gewarnt.[206] Weber mahnte, aufgrund einer leichten wirtschaftlichen Erholung in Europa und günstiger Prognosen für das Jahr 2014 nicht in Euphorie zu verfallen. Als drohende Risiken für 2015 nannte Weber das Erstarken EU-kritischer Parteien bei derEuropawahl im Mai und das Ergebnis desEZB-Bankenstresstests im November.[207] Weber äusserte sich skeptisch zur ökonomischen Situation der EU-Länder, von denen nur Deutschland bereits wieder Vorkrisenniveau erreicht habe, während in vielen südeuropäischen Staaten die wirtschaftliche Situation für grosse Teile der Bevölkerung weiter angespannt sei. Unterschiedlich bewertete er auch die Situation in Europa und den Vereinigten Staaten bei der Krisenbewältigung: «Die USA sind zurück, Europa nicht.»[208]
Das 45. Jahrestreffen fand vom 21. bis 24. Januar 2015 statt[209] und stand unter dem MottoThe New Global Context (Der neue globale Kontext). Es wurden vier Kernthemen diskutiert:Crisis & Cooperation (Krise und Zusammenarbeit),Growth & Stability (Wachstum und Stabilität),Innovation & Industry (Erneuerung und Industrie) sowieSociety & Security (Gesellschaft und Sicherheit).[210]
Über 2.500 Personen aus 140 Ländern nahmen teil.[211] Eine Berechnung ergab, dass bei der Anreise der Teilnehmer mit Flugzeugen, darunter ungefähr 200 Privatjets, ca. 1400Tonnen desTreibhausgasesCO2 ausgestossen wurden.[212]
Der chinesische MinisterpräsidentLi Keqiang hielt die offizielle Eröffnungsrede[213] des Treffens. In seiner Ansprache versuchte der Premier Ängste auszuräumen, dass das Wirtschaftswachstum Chinas künftig erlahmen könne, nachdem das Wirtschaftswachstum seines Landes 2014 auf den niedrigsten Stand seit 1990 gesunken war. Li sagte für 2015 ein Wachstum der chinesischen Wirtschaft von sieben Prozent voraus und bezeichnete dies als «neue Normalität», bei der die Steigerungsraten niedriger ausfielen, aber stabiler seien.[214] Der chinesische Premier warb in Davos zugleich um internationale Investoren und kündigte für sein Land Reformen bei Eigentumsrechten, Rechtsstandards und Marktzugangsbeschränkungen an.[215] Li nannte hier auch eine schrittweise Freigabe des Yuan und die Förderung von privatem Unternehmertums in der chinesischen Bevölkerung zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage.[216]
In seiner Rede lobte der französische PräsidentHollande das EZB-Programm zumAufkauf von Staatsanleihen und bezeichnete es als Aufforderung, bei künftigen Reformen innerhalb der EU mutiger zu sein, um Wachstums- und Beschäftigungshemmnisse zu beseitigen. Zugleich bezeichnete Hollande die Steigerung des Wirtschaftswachstums innerhalb der EU als vorrangig und erklärte, das EZB-Programm werde die Finanzierung für europäische Unternehmen erleichtern und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern.[218]
Mit demAnschlag auf Charlie Hebdo vom 7. Januar 2015 sei nicht nur Frankreich angegriffen worden, sondern die Fundamente jeder freien Gesellschaft, erklärte der französische Präsident. Hollande forderte die Wirtschaft auf, sich am Kampf gegen den Terror zu beteiligen, und hob die Verantwortung von Internetkonzernen und Banken hervor, um den Terrorismus von seinen Ressourcen abzuscheiden.[219] Er forderte in diesem Zusammenhang, die Überwachung von Unternehmensnetzwerken und des Internets auszuweiten.[220] Hollande warnte die anwesenden Unternehmer: «Alimentieren Sie nicht heute eine Bestie, die Sie angreifen kann.» Zugleich sprach sich der Präsident für ein verstärktes internationales Engagement in Syrien aus und kündigte für sein Land eine Ausweitung der militärischen und humanitären Einsätze an.[219]
Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel betonte in ihrer Rede[221] die Unabhängigkeit der EZB bei ihrer Entscheidung für das Aufkaufprogramm und forderte zugleich von der Politik, Wachstumsimpulse durch «vernünftige Rahmenbedingungen» zu setzen.[222] Merkel warnte davor, dass die Flut an Liquidität die wirkliche ökonomische Lage von einzelnen Staaten verdecken könne. Staaten, die schon in der andauernden Niedrigzinsphase ihre Haushaltsprobleme nicht lösen könnten, sagte sie Probleme für den Fall einer Normalisierung des Zinsniveaus voraus und nannte dieAufhebung der Euro-Bindung beimSchweizer Franken als Beispiel einer Normalisierung.[223] ZurEurokrise sagte die Kanzlerin: «Sie haben wir einigermaßen im Griff, überwunden aber ist sie nicht. Europa hat noch nicht ausreichend Vertrauen und noch nicht ausreichend Wettbewerbsfähigkeit zurückgewonnen.»[221] Für Deutschland kündigte sie eine Fortsetzung des Spar- und Reformkurses an.[224] Ausdrücklich lobte Merkel den Reformfortschritt inItalien.[223] Sie warb auch für das geplante Freihandelsabkommen TTIP mit den Vereinigten Staaten und erklärte, ein «großes Plädoyer» für Freihandelsabkommen abgeben zu wollen. Merkel nannte die Abkommen eine «einzigartige Chance», Wachstumsmöglichkeiten durch den Abbau transatlantischer Handelshemmnisse zu vergrössern und europäische Standards beim Umwelt- und Verbraucherschutz durchzusetzen.[225] Merkel kündigte eine Aufholjagd Europas bei der Digitalisierung an.[226]
Der amerikanische AussenministerKerry rief in seiner Rede beim Jahrestreffen die Anwesenden zur Einigkeit auf: «Wir müssen dem Terrorismus zeigen, dass wir immer stärker werden, je mehr man uns versucht zu trennen.» Zugleich müsse man die Faktoren verstehen lernen, die Menschen in den Terrorismus führten, so Kerry weiter. Der Aussenminister betonte weiterhin den Unterschied zwischen Verstehen und Akzeptanz und erklärte, es gebe keinen Grund, der Terror rechtfertigen könne.[227] In einer emotionalen Rede schilderte Kerry persönliche Eindrücke von Gräueltaten desIS, die er bei Besuchen in betroffenen Gebieten erhalten habe. Den «IS zu besiegen» sei eine zentrale Herausforderung, so der Aussenminister weiter,[228] der die internationalen Massnahmen und Absprachen zur Bekämpfung der Terrorgruppe ausdrücklich lobte.[227] Das Vorgehen dernigerianischen TerrorgruppeBoko Haram, ganze Landstriche zu erobern und zu halten, beschrieb er als ein neues Phänomen. Von der internationalen Staatengemeinschaft forderte Kerry, mehr Mittel zur Terrorbekämpfung zur Verfügung zu stellen. Der amerikanische Aussenminister warnte davor, Muslime unter Generalverdacht zu stellen: «Der größte Fehler wäre, Muslime kollektiv zu beschuldigen. Der gewalttätige Extremismus macht sich in allen Gegenden der Welt und in allen Religionen breit.»[228] Von Unternehmen und Konzernen forderte der US-Aussenminister stärkere Unterstützung im politischen Kampf gegen den Terror. So müsse die Jugendarbeitslosigkeit verringert und die Möglichkeiten zur beruflichen Bildung verbessert werden, um dem Terrorismus den Nährboden zu entziehen. Dazu brauche man die Privatwirtschaft, so Kerry weiter.[229]
AusRussland war im Vorfeld des Treffens berichtet worden, dassPräsidentPutin undMinisterpräsidentMedwedew 2015 nicht nach Davos reisen würden. Stattdessen nahmen dierussischen RegierungsmitgliederIgor Schuwalow (seit 2008 Erster Vize-Ministerpräsident) undArkadi Dworkowitsch (seit Mai 2012 einer der Vize-Ministerpräsidenten) an dem Treffen teil. Während einer Podiumsdiskussion erklärte Schuwalow, dass Sanktionen gegenüber Russland wirkungslos bleiben würden. Sie seien der Versuch, Russland in eine Ecke zu drängen und zu bevormunden. Dem werde sein Land nicht nachgeben, so Schuwalow weiter. Seinem Hinweis, dass westliche Freiheiten in Russland bereits seit der Zarenzeit unterKatharina der Grossen zwangsläufig zu Chaos führen würden, was sich auch nachGlasnost undPerestroika unterGorbatschow bestätigt habe, wurde auch von russischen Diskussionsteilnehmern widersprochen. Der ehemalige russische FinanzministerKudrin nannte Gorbatschows Reformen notwendig, da die sowjetische Führung das Land vorher durch Inkompetenz abgewirtschaftet habe. Ursache der russischen Probleme sei nicht ein Übermass an Freiheit, sondern weiterhin unterentwickelte Institutionen, schilderte Kudrin.[230] Schuwalow gestand ein, dass die Lage in seinem Land «sehr schwierig» sei, und widersprach zugleich Gerüchten, seine Regierung werde die Unabhängigkeit derrussischen Zentralbank beenden oder Währungskontrollen einführen.[231] Er sagte eine weitere Intensivierung der wirtschaftlichen Kooperation mit China voraus.[232]
DerukrainischePräsidentPoroschenko verkürzte aufgrund des Wiederaufflammens dermilitärischen Auseinandersetzungen in derOstukraine («Donbass») seine Anwesenheit auf lediglich den ersten Tag.[233] In einer Rede verglich Poroschenko das russische Vorgehen mit Terroranschlägen islamistischer Attentäter und forderte von den europäischen Staaten Solidarität. Er erklärte, die Ukraine sei «komplett europäisch» und kämpfe «für die europäische Einheit und für die europäischen Werte».[234] Russland sei als Aggressor mit mehr als 9000 Soldaten und 500 Panzern in die Ukraine eingerückt, so Poroschenko weiter.[235] Während seiner Rede hielt der ukrainische Präsident ein zerschossenes Blech in die Runde und gab an, dies stamme von einem Passagierbus, der unter russischen Raketenbeschuss geraten sei. Nach Angaben Poroschenkos befürwortet eine breite Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung die Westintegration ihres Landes und mehr als 50 Prozent einen Beitritt zurNATO. Zur Unterstützung seines Landes forderte der Präsident von der internationalen Gemeinschaft Kredite. Nach einem Treffen mit Poroschenko sagte die IWF-Chefin Lagarde ihre Unterstützung zu.[234]
Hohe Resonanz rief Google-Chairman Eric Schmidt mit seiner Prognose zum «Verschwinden des Internets» hervor.[236][237] Auf einer Podiumsdiskussion, an der auchMicrosoft-CEOSatya Nadella,Facebook-COOSheryl Sandberg,Yahoo-ChefinMarissa Mayer[238] undVodafone-CEOVittorio Colao teilnahmen, erklärte Schmidt, dass das Internet so in den menschlichen Alltag integriert sein werde, dass es künftig nicht mehr als solches spürbar sein werde. Nach Schmidt werde die «Grenze zwischen dem Online- und Offline-Sein» verschwinden.[239]
Die unabhängigeNicht-Regierungs-,Entwicklungs- undKatastrophenschutzhilfeorganisationOxfam wies anlässlich der Konferenz auf die zunehmende Auseinanderentwicklung von Einkommen («Einkommensschere») undVermögensverteilung innerhalb der Weltbevölkerung («2016 besitzt 1 Prozent der Weltbevölkerung mehr als der gesamte Rest»)[240] sowie auf die umfangreicheLobbyarbeit der Vermögenden und ihrer Institutionen unter massivem Geldeinsatz hin.[241][242][243]Winnie Byanyima, amtierende Geschäftsführerin von Oxfam International, nahm ebenfalls als Co-Vorsitzende an dem Treffen teil.[240] Nach einer Diskussion zum Thema prognostizierte die Mehrheit der Anwesenden, die Ungleichheit auch in denIndustrieländern werde weiter zunehmen.[244]
Der amerikanische Investor und Dollar-Multi-MilliardärGeorge Soros kritisierte gegen Schluss der Veranstaltung, dass das am 22. Januar von der Europäischen Zentralbank (EZB) verkündete «Expanded asset purchase programme»[245] (erweitertes Programm zum Ankauf von Vermögenswerten[246]) zum Ankauf von europäischenStaatsanleihen die weltweite Spaltung zwischen Arm und Reich verstärken, vor allemAktionäre massiv unterstützen sowie dieLöhne weiter unter Druck halten werde.[247]
Das Treffen ging mit Beratungen zu Krisenbewältigungen sowie der Suche nach Möglichkeiten zur Reduzierung der zunehmenden weltweiten Armut und nach weiteremWirtschaftswachstum zu Ende.[248]
Der britische PremierDavid Cameron und der argentinische PräsidentMauricio Macri während des Jahrestreffens 2016
Das 46. Jahrestreffen fand vom 20. bis 23. Januar 2016 statt und stand unter dem MottoMastering the Fourth Industrial Revolution (Die Vierte Industrielle Revolution meistern).[249][250][251] Zum Treffen eingeladen waren 2795 Teilnehmer, darunter mehr als 90 Minister sowie über 40 Staats- und Regierungschefs.[252][253] Nach zwölf Jahren nahm mitJoe Biden erstmals wieder einUS-Vizepräsident an dem Treffen teil.[254] Von der US-Regierung waren zugleich AussenministerJohn Kerry, VerteidigungsministerAshton Carter, JustizministerinLoretta Lynch und GesundheitsministerinSylvia Mathews Burwell in Davos vertreten. Auch der britische PremierministerDavid Cameron nahm an dem Treffen teil.
Im Herbst 2015 hatte das Weltwirtschaftsforum anNordkorea eine Einladung zum Jahrestreffen ausgesprochen,[255] so dass Pjöngjang erstmals nach 18 Jahren eine Delegation für Davos angemeldet hatte. Die Delegation sollte unter der Leitung des nordkoreanischen Aussenministers Ri Su-yong stehen, der zuvor für sein Land schon Botschafter in der Schweiz und Repräsentant bei denVereinten Nationen inGenf gewesen war.[256] Im Zusammenhang mit einem nordkoreanischenKernwaffentest Anfang Januar 2016 zog das Weltwirtschaftsforum seine Einladung aber zurück, da diese nach den Worten des WEF-VorstandsRösler nicht mehr angemessen gewesen sei.[257] Die Ausladung wurde von der nordkoreanischen Führung scharf kritisiert.[258]
Aus Deutschland waren FinanzministerWolfgang Schäuble und BundespräsidentJoachim Gauck angereist,[259] der die Eröffnungsrede hielt.[260] Thema seiner Rede war dieFlüchtlingskrise in Europa. Gauck sprach sich für eine offene Debatte über die Aufnahmefähigkeit Deutschlands aus und erklärte, eine Strategie zur Begrenzung könne «moralisch und politisch sogar geboten sein, um die Handlungsfähigkeit des Staates zu erhalten» oder «die Unterstützung für eine menschenfreundliche Aufnahme der Flüchtlinge zu sichern». Sie sei daher «nicht per se unethisch», so Gauck weiter. Zugleich bezeichnete er die Aufnahme von Flüchtlingen als ein humanitäres Gebot, das nicht aus Kostengründen verweigert werden dürfe. Der Bundespräsident forderte auch eine offene Diskussion über die Probleme im Zusammenhang mit Migration und Integration, um nicht «Populisten und Fremdenfeinden das Feld» zu überlassen. Kritik äusserte er an der fehlenden Solidarität in derEuropäischen Union,[261] und vor allem in Osteuropa. «Ich kann aber nur schwer verstehen, wenn ausgerechnet Länder Verfolgten ihre Solidarität entziehen, deren Bürger als politisch Verfolgte einst selbst Solidarität erfahren haben», kritisierte Gauck.[262]
Der deutsche Finanzminister Schäuble debattierte in Davos mit den MinisterpräsidentenMark Rutte,Niederlande undAlexis Tsipras,Griechenland, sowie demfranzösischen PremierministerManuel Valls zur «Zukunft Europas».[263] Schäuble forderte einen neuen europäischenMarshallplan, dessen Gelder nicht nach Europa fliessen, sondern für die Versorgung von Flüchtlingen in den Nachbarstaaten Syriens und zum Wiederaufbau der vom Bürgerkrieg zerstörten Landesteile dienen sollten. Er kündigte an, dass viele Milliarden ausserhalb von Europa investiert würden, «um den Druck auf die Außengrenzen zu verringern».[264] Das Ertrinken von Flüchtlingen an den europäischen Aussengrenzen erklärte der Finanzminister zu einer «Schande für unsere europäische Kultur und Zivilisation.» Die Krisenherde im Nahen Osten und in Afrika nannte er ein europäisches Problem: «Was dort schiefgeht, landet nicht in den USA oder in Australien, es landet in Europa.» Weil feste europäische Schlüssel zur Verteilung von Flüchtlingen zuvor gescheitert waren, sprach sich Schäuble bei der Versorgung von Flüchtlingen für eine «Koalition der Willigen» aus. Zu den Kosten der Flüchtlingskrise sagte er, dass diese Europa viel mehr kosten werde als bislang angenommen.[265] Schäuble wiederholte in Davos seinen Vorschlag, zur Finanzierung der Flüchtlingskrise eine Benzinsteuer einzuführen.[266] Der griechische Ministerpräsident Tsipras sprach sich gegen eine Abriegelung der europäischen Aussengrenzen aus. Sein niederländischer Kollege Rutte nannte die folgenden sechs bis acht Wochen entscheidend, um die Zuwanderung zu reduzieren.[263]
US-AussenministerJohn Kerry während des Jahrestreffens 2016
Zu den von Tsipras während der Diskussion geäusserten Klagen über die Härte der Auflagen für das dritte Hilfspaket erklärte der Bundesfinanzminister, dass die getroffenen Vereinbarungen umgesetzt werden müssten. Schäuble bekräftige seine Forderung dabei durch eine Abwandlung eines Wahlkampfmottos des früheren US-PräsidentenBill Clinton: «It’s the implementation, stupid!» Vorwürfe, er habe mit dieser Äusserung den griechischen Ministerpräsident beleidigt, wies eine Sprecherin Schäubles kurz darauf zurück.[267] Einige ökonomische Aussagen von Tsipras führten bei Teilnehmern in Davos zu Irritationen und an den internationalen Finanzmärkten zu steigenden Renditen bei griechischen Staatsanleihen.[268]
Der US-amerikanische InvestorGeorge Soros warnte im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise vor einem Auseinanderfallen Europas. Sollte es der EU nicht gelingen, sich auf eine gemeinsame Asylpolitik zu einigen, werde der Konflikt die Union sprengen, sagte Soros in Davos voraus.[269] Der Investor verglich Europa mit einem «Kino ohne Notausgänge, in dem Feuer ausgebrochen ist.» Die Situation in Griechenland bezeichnete er als ein dauerhaftes Problem, für das es keine Lösung gebe und bei dem man sich weiter «durchwursteln» müsse. Soros beschrieb die wirtschaftliche Lage in Asien als problematisch und erklärte weiter, dass China mit hoher Wahrscheinlichkeit einen starken Wirtschaftseinbruch erleben werde.[270] Diese Sorge um die künftige wirtschaftliche Entwicklung Chinas wurde in Davos von vielen geteilt. Die anwesenden Vertreter chinesischer Unternehmen, darunterJiang Jianqing, Vorsitzender derIndustrial and Commercial Bank of China, undJack Ma, der Gründer undCEO derAlibaba Group, sprachen sich für eine differenziertere Beurteilung der ökonomischen Lage aus. Viele Konferenzteilnehmer äusserten sich in Davos besorgt zu den unbeabsichtigten wirtschaftlichen Folgen der Anti-Korruptionskampagne des chinesischen StaatspräsidentenXi Jinping, welche die Finanzmärkte erschütterten. IWF-DirektorinChristine Lagarde kritisierte in diesem Zusammenhang das Kommunikationsverhalten der chinesischen Führung.[271] «Es führt zu Unsicherheit, wenn die Märkte nicht wissen, was die Politik macht und wie das einzuschätzen ist», erklärte Lagarde auf dem Jahrestreffen. Zugleich rief sie zu mehr Geduld auf.[272] Zur Flüchtlingskrise erklärte die IWF-Chefin, dass diese zu mehr Wirtschaftswachstum führen werde. Für Gesamteuropa nannte Lagarde ein Plus von 0,2 Prozent und für Deutschland ein Plus von 0,5 Prozent. Zugleich warnte sie vor den wirtschaftlichen Folgen für den Fall, dass dasSchengener Abkommen scheitere.[273] Lagarde kündigte in Davos ihre Kandidatur für eine weitere Amtszeit an.[274]
Im Zusammenhang mit der vierten Industriellen Revolution forderte US-Vizepräsident Biden in einer Rede die Regierungen in Davos auf, sich auf die Kernaufgaben des Staates zu konzentrieren, um den Herausforderungen einer weiteren Digitalisierung der Gesellschaft begegnen zu können. Biden warnte im Zusammenhang mit der Digitalisierung vor Arbeitsplatzverlusten.[275] Er betonte vor allem die Risiken für den gesellschaftliche Mittelstand, den er als «Gewebe, das die Gesellschaft zusammenhält» bezeichnete.[276] Er forderte in diesem Zusammenhang, die Digitalisierungsgewinne durch progressive Steuergesetze gerechter zu verteilen, um den Mittelstand zu stärken und eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich beschrieb Biden als Wachstumshemmnis und als Nährboden für eine Radikalisierung. Der Vizepräsident bekräftigte die Bedeutung von Bildung und Infrastruktur für die Schaffung neuer Arbeitsplätze.[275] Gemäss seiner Verbundenheit mit der Mittelklasse beschrieb Biden sich selbst in Davos als «Mittelklassen-Joe».[276] Auch der Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums Schwab warnte vor den Gefahren einer weiteren Verschmelzung der physikalischen und digitalen Welt und erklärte zur Digitalisierung: «In ihrer pessimistischsten Form hat sie das Potential, die Menschheit zu Robotern zu machen und uns unsere Seele zu nehmen». Um dieses zu verhindern, forderte Schwab von den Teilnehmern einen grösseren Willen zur aktiven Gestaltung der laufenden Veränderungsprozesse.[275]
Im Zusammenhang mit dem Motto des Weltwirtschaftsforums, derVierten industriellen Revolution, wurden Themen rund umkünstliche Intelligenz und ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten diskutiert.Ulrich Spiesshofer, Chef des Schweizer KonzernsABB, Vishal Sikka, Chef des indischen IT-DienstleistersInfosys, undGünther Oettinger,Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, betonten die Chancen von intelligentenRobotern und selbstlernenden Softwareprogrammen. Das Thema künstliche Intelligenz verbanden die Vertreter der Wirtschaft mit grossen Fortschritts- und Wachstumsvoraussagen.RWE-ChefPeter Terium forderte einheitliche europäische Datenschutzregeln, die Unternehmen nicht zu sehr einschränkten.[277]
US-VizepräsidentJoe Biden während des Jahrestreffens 2017
Das 47. Jahrestreffen fand vom 17. bis 20. Januar 2017 statt und stand unter dem MottoResponsive and Responsible Leadership (Anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung).[278] An dem Treffen nahmen über 3000 Besucher aus über 100 Ländern teil, darunter mehr als 40Staats- und Regierungschefs.
MitXi Jinping nahm erstmals ein chinesischerStaatspräsident am Jahrestreffen teil. Xi hielt auch die Eröffnungsrede.[279] Weitere Gäste waren derUS-VizepräsidentJoe Biden undUS-AussenministerJohn Kerry, deren Amtszeit allerdings mit der Amtseinführung des neuenPräsidentenDonald Trump am 20. Januar 2017, dem letzten Tag des Jahrestreffens, offiziell endete.[280] Ein Vertreter der neuenUS-Administration war Anthony Scaramucci, ein frühererHedgefonds-Manager.[281] Von den Regierungschefs derG7-Staaten war nur diebritischePremierministerinTheresa May angereist. Sie erläuterte den Teilnehmern des Jahrestreffens das Vorgehen ihrer Regierung im Zusammenhang mit dem zuvor angekündigten «hartenBrexit». Beobachter beschrieben die Reaktionen auf ihren Vortrag als fast unhöflich,[282] da die Teilnehmer von ihrer zuvor bereits in gleichem Wortlaut gehaltenen Rede enttäuscht gewesen seien.[283] DerLondonerBürgermeisterSadiq Khan warnte in Davos vor den Folgen eines «harten Brexits», da Unternehmen nicht einfach von London auf den Kontinent ausweichen würden, sondern nach «Hongkong,Singapur oder irgendwo sonst».[284]
Eröffnungsrede des chinesischen PräsidentenXi Jinping
Ein zentrales Thema des Jahrestreffens war die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.[286] Auch die Rede des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping stand im Zusammenhang mit der Wahl Trumps, obwohl er den neuen amerikanischen Präsidenten namentlich nicht erwähnte. In seiner Rede bekräftigte Xi die Unterstützung seines Landes fürGlobalisierung undFreihandel. Er sprach sich zugleich gegenProtektionismus aus[287] und erklärte: «Protektionismus ist, als ob man sich in einen dunklen Raum einschließt».[288] Xi appellierte unmittelbar an Trump: «Niemand wird als Sieger aus einemHandelskrieg hervorgehen. Wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen, sollten wir uns nicht beschweren, anderen die Schuld geben oder weglaufen. Stattdessen sollten wir Hand in Hand gehen und uns der Herausforderung stellen».[286] Beobachter werteten die Rede von Xi positiv, beschrieben aber zugleich die gravierenden Defizite Chinas bei der Öffnung seiner eigenenWirtschaft, beiMenschenrechten,Zensur und beimUmweltschutz.[289][290] Xi Jinpings Äusserungen wurden auch als Beleg für ein Erstarken des Landes im internationalen Vergleich gedeutet.[291] Beobachter berichteten, die Stimmung auf der Konferenz sei von Sorgen über ein Versagen der liberalen Ordnung bestimmt gewesen.[292]
Deritalienische Finanz- und WirtschaftsministerPier Carlo Padoan erklärte die in vieleneuropäischen Staaten zu beobachtende Hinwendung bestimmter Bevölkerungsgruppen zumPopulismus durch eine Desillusionierung vieler Arbeitnehmer. Diese seien enttäuscht von einem schlechten Schutz durch ihre Sozialsysteme und den geringen Zukunftschancen ihrer Kinder, so Padoan weiter, der zugleich davon sprach, dass die Ablehnung dieser Menschen gegenüber demEstablishment «die politische Landschaft dominiert». Und während die Herausforderungen offenkundig seien, fehlten Europa Visionen, wie diese Probleme durch glaubwürdige Politik gelöst werden könnten. Der frühere Chefökonom der WeltbankLarry Summers bezeichnete als Hauptgrund für die Unzufriedenheit der Menschen nicht Globalisierung oder Digitalisierung, sondern ein schweres Versagen der Politik. Hätte die Politik weltweit «nur ein Zehntel» der Energie, die zum Schutz der Patente grosser Konzerne aufgewendet wurde, in die Bekämpfung der Steuerflucht investiert, wäre die Welt heute ein lebenswerterer Ort, so Summers weiter. Und in einer solchen Welt wäre auch die Mittelklasse viel einfacher von der Politik zu überzeugen. Christine Lagarde fügte hinzu, dass der Internationale Währungsfonds bereits vor Jahren vor den Folgen wachsender Ungleichheit gewarnt habe, diese Mahnungen jedoch ungehört verklungen seien. Nachdem in den Vereinigten Staaten ca. 50 Prozent statt zuvor 60 Prozent zur Mittelklasse gerechnet werden könnten, seien geringes Wirtschaftswachstum und Ungleichheit Elemente einer «Krise der Mittelklasse in den Industriestaaten».[293]
Klaus Schwab, der Gründer und Vorsitzende des WEF, forderte in seiner Rede, dass der «Kapitalismus inklusiver» werden und das weltwirtschaftliche Wachstum einer möglichst grossen Zahl von Menschen zugutekommen müsse.[294] In diesem Zusammenhang wurden vier Themenblöcke erörtert:Wirtschaftswachstum, «Ausgleichsmechanismen zwischen den Verlierern und den Gewinnern in einerMarktwirtschaft»,Digitalisierung und gerechtere Märkte.[295]
Das 48. Jahrestreffen fand vom 23. bis 26. Januar 2018 statt. Es zählte mehr als 3000 Teilnehmer, darunter mehr als 70 Staats- und Regierungschefs, ein neuer Rekord.[296] Es stand unter dem MottoCreating a Shared Future in a Fractured World («Für eine gemeinsame Zukunft in einer fragmentierten Welt»). Schwerpunkte des Treffens warenUmweltprobleme (z. B.Artensterben oderWetterextreme) sowieCyberattacken, politische Krisen und wirtschaftlicheUngleichheit. Der Gründer des WEF, Klaus Schwab, appellierte im Vorfeld angesichts «der Chance wirtschaftlicher Erholung» an Staats- und Regierungschefs, «entschlossen und gemeinsam gegen komplexe Probleme in allen Bereichen vorzugehen».[297]
Laut Konferenzleiter Schwab stammte ein Drittel der über 3000 Teilnehmer aus Entwicklungs- und Schwellenländern.[298]
Weitere Delegationsmitglieder waren HandelsbeauftragterRobert Lighthizer, Thomas Bossert, Assistent des Präsidenten für Sicherheit und Terrorabwehr, Chefberater und Schwiegersohn des PräsidentenJared Kushner undMark Andrew Green, Administrator der US-Agentur für internationale Entwicklung. Die Delegation wurde von FinanzministerSteven Mnuchin angeführt.[303]
Ein zentrales Thema des Treffens war die Teilnahme des seit einem Jahr amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, der am 9. Januar 2018, 14 Tage vor Beginn der Veranstaltung, seine Einladung angenommen hatte.[304] Medien spekulierten, dass die Zusage durch Trumps Trennung von seinem früheren ChefberaterStephen Bannon begünstigt wurde, der das WEF als «Hort der feigen globalen Elite» beschrieben hatte.[305][306][307] Es gab auch Berichte, dass Donald Trump von Emmanuel Macron in einem Telefonat zur Teilnahme bewegt worden sei.[308] Trump gab durch seine SprecherinSarah Huckabee Sanders an, er wolle in Davos seine «America First»-Politik voranbringen.[304][309]
In Davos nahm Trump erstmals am WEF teil. Als Geschäftsmann hatte er allerdings bereits im Jahr 2002 das WEF inNew York besucht, berichtete der deutsche Unternehmer und WEF-Mitgründer Ulrich L. Bettermann.[310] Einen amtierenden US-Präsidenten als Teilnehmer des WEF hatte es vor Donald Trump nur einmal mitBill Clinton im Jahr 2000 gegeben.[311][312]
US-PräsidentDonald Trump – wenn auch gerade er als Symbol einer «Welt der Fragmentierung» mit nationalistischer und protektionistischer Rhetorik gesehen werden konnte[314] – erhöhte kurz vor dem WEF die US-Zölle auf Waschmaschinen undSolarzellen, von denen ein Grossteil in China undSüdkorea produziert werden.[315][316]
In ihrem alljährlich vor dem WEF-Jahrestreffen veröffentlichten BerichtReward Work, not Wealth («Belohnt Arbeit, nicht Vermögen») warnte die EntwicklungsdachorganisationOxfam vor weiter zunehmender weltweiter Ungleichheit: 82 Prozent des 2017 neu erwirtschafteten Vermögens seien an das reichste Prozent der Weltbevölkerung geflossen; dieses besitze damit mehr als die anderen 99 Prozent zusammen, während 2002 dieser Wert noch bei 43 Prozent gelegen habe.[317]
Das 49. Jahrestreffen in Davos wurde am 22. Januar 2019 zum ThemaGlobalization 4.0: Shaping a Global Architecture in the Age of the Fourth Industrial Revolution (Globalisierung 4.0: Gestaltung einer globalen Architektur im Zeitalter dervierten industriellen Revolution) eröffnet.[318] Das Treffen hatte 3000 Teilnehmer aus 110 Ländern und umfasste 400 Vorträge und Workshops.[319] Die Anzahl der Gäste lag damit auf dem Niveau des Vorjahres.[296]
Die Schwerpunkte der Veranstaltung waren dieFinanzkrise,Handelskriege,wirtschaftliche Ungleichheit[320] sowie derKlimawandel.[321][322] Das gewählte Thema derGlobalisierung 4.0 werteten Beobachter als einen Versuch, die Umgestaltung der Gesellschaft im technologischen Wandel zu diskutieren.[323] «Die nie da gewesene Geschwindigkeit der technologischen Modernisierung bedeutet, dass unsere Systeme der Gesundheit, Kommunikation, Produktion, Verteilung und Energie – um nur einige zu nennen – vollständig umgestaltet werden», sagteKlaus Schwab, der Gründer des WEF auf der Veranstaltung.[324] Das Konzept dervierten industriellen Revolution wurde erstmals 2016 auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums 2016 thematisiert.[325][249][250][251]
Wenige Tage vor dem Jahrestreffen erschien der jährliche Risikobericht des Weltwirtschaftsforums, der als Diskussionsvorschlag für die Veranstaltung gewertet wurde.[326][327][328] Über 90 Prozent der Befragten rechneten mit wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen wichtigen Staaten. «In vielen Ländern ist die Polarisierung auf dem Vormarsch. In manchen Fällen fasern die sozialen Verträge aus, die die Gesellschaften zusammenhalten», erklärteBørge Brende, der Präsident des WEF.[329]
Die Eröffnungsrede hielt derSchweizer BundespräsidentUeli Maurer am Dienstag, nach einer Rede von WEF Gründer Klaus Schwab.[331] Am Nachmittag hielt der seit Jahresbeginn 2019 regierende brasilianische Präsident Jair Bolsonaro seine erste offizielle Rede in Europa. Diesen Auftritt hatten Beobachter mit Spannung erwartet, weil Bolsonaro seit seinem Amtsantritt widersprüchliche politische Signale gegeben hatte.[332][333]
Die Teilnahme einer US-Delegation mit US-Präsident Trump wurde wegen desGovernment Shutdowns abgesagt und durch eine Rede von AussenministerMike Pompeo per Live-Schaltung ersetzt. Er verteidigte die amerikanische Aussen- und Handelspolitik und nannte dieDisruption eine positive Entwicklung.[334]
Ihre Teilnahme sagten auch diebritische PremierministerinTheresa May wegen des ungeklärten «Brexits» ab und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron aufgrund der Auseinandersetzungen mit derGelbwestenbewegung. Das Fehlen wichtiger europäischer Staatschefs und eine Teilnahme vonAutokraten wieİlham Əliyev hinterfragte der SchweizerTages-Anzeiger kritisch; das WEF betonte dagegen seine Offenheit als Raum für Dialog, in dem alle Teilnehmer verpflichtet seien, sich «auch mit den offiziellen Themen auseinander[zu]setzen».[335]
Als einen der Höhepunkte der Veranstaltung werteten Beobachter die Rede des US-amerikanischenPhilanthropen undInvestorsGeorge Soros.[339] Soros bezeichnete Chinas Präsident und StaatschefXi Jinping als den «gefährlichsten Gegner offener Gesellschaften» und hielt ihm vor, mitKünstlicher Intelligenz (KI) einenÜberwachungsstaat aufbauen zu wollen.[340] Seine Rede wurde inDavos unter vielen Teilnehmern diskutiert.[341]
Ein neues Thema auf diesem Treffen war die sogenannte «Vertrauenskrise» in der Technologie-Branche bedingt durch zahlreiche Datenskandale wieCambridge Analytica.[342] «Wir stecken tief in einer Vertrauenskrise», sagte der Vorstandschef eines amerikanischen Technologie-Unternehmens.[339] «Vertrauen ist im Moment das wichtigste Thema der Branche», sagte Eileen Donahoe von der amerikanischenDenkfabrik Global Digital Policy Incubator auf dem Treffen.[343] In diesem Zusammenhang stand auch die Aussage der Facebook Co-Geschäftsführerin (COO) Sheryl Sandberg: «Bitte vergessen Sie nicht, wie viel Gutes wir tun». Diese Aussage werteten Beobachter als Ausdruck einer Verunsicherung. Teilnehmer warnten vor der Gefahr, dass Europa als Folge zu starker RegulierungInnovation verhindern und so in dem Technologiewettlauf mit den Vereinigten Staaten und China weiter verlieren könnte.[339]
Das 50. WEF fand zwischen dem 21. und 24. Januar 2020 wiederum in Davos-Klosters statt.[344] Es stand unter dem Motto «Stakeholders for a Cohesive and Sustainable World» («Akteure für eine kohärente und nachhaltige Welt») und erwartet wurden erneut ca. 3000 Teilnehmer. Das Treffen wollte – bereits zum vierten Mal –klimaneutral organisiert sein.[345] Themen waren z. B.[346] die Auswirkungen und Potentiale des neuen Mobilfunkübertragungsstandards5G,[347]Deepfakes,[348] die spezifische Mobilität von Frauen,[349] die «skandalöse»Kobalt-Schürfung («wir brauchen eine ethische Batterie»),[350] unternehmerische Möglichkeiten zu Deeskalation des US-amerikanisch/chinesischen «Handelskriegs»,[351] die Beseitigung finanzieller und politischer Hürden für eine «Zukunft mit sauberer Energie»[352] sowie eine technologische Marktführerschaft Europas.[353]
Wenige Tage vor dem Jahrestreffen erschien der jährliche Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums als Arbeitsgrundlage für das Treffen. Das «Scheitern des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel» wurden als langfristiges Hauptrisiko genannt.[354] Erstmals in der fünfzehnjährigen Geschichte des wohl wichtigsten Berichts über globale Risiken belegten dieGefahren des Klimawandels, der Verlust derBiodiversität und damit verbundene Umweltrisiken einige der zehn Spitzenplätze der wahrscheinlichsten Bedrohungen im kommenden Jahrzehnt. Die kurzfristigen Auswirkungen des Klimawandels könnten sich demnach zu einem «planetarischen Notfall» summieren, der Todesfälle, soziale und geopolitische Spannungen sowie negative wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen werde.[355][356]
Die schwedische KlimaaktivistinGreta Thunberg vonFridays for Future kündigte über ein Interview im britischenGuardian an, mit ihrer Bewegung in Davos «die Staats- und Regierungschefs aufzufordern, die Wirtschaft mit fossilen Brennstoffen aufzugeben»;[357][358] WEF-Gründer Klaus Schwab verwahrte sich in einem Interview dagegen, das Treffen in Davos von Klimaaktivisten instrumentalisieren zu lassen.[359] Zusammen auf dem Podium mit drei weiteren jungen Aktivisten aus Kanada, Puerto Rico und Sambia[360] begann Thunberg ihre Teilnahme mit dem Ignorieren einer Panelfrage und forderte die anwesenden Journalisten stattdessen auf, endlich über den aktuellenIPCC-Report über die Erderwärmung zu berichten und zitierte Zahlen zumCO2-Budget aus dem Bericht mit Betonung der sozialen Komponente im Klimaschutz (Klimagerechtigkeit für Menschen in weniger begünstigten Gegenden der Welt).[361][362]
Aufgrund derCOVID-19-Pandemie in Europa wurde das Treffen 2021 auf den 25. bis 28. Mai nachSingapur verlegt, infolge der weltweiten gestiegenen Fallzahlen jedoch abgesagt;[363][364] bereits vom 25. bis 29. Januar fand einvirtuelles Treffen unter dem NamenDavos Agenda statt.[365]
Das Forum fand vom 22. bis 26. Mai 2022 in Davos statt und stand unter dem Motto «Working Together, Restoring Trust».[366] Auf der Agenda standen der Klimanotstand, die Ernährungskrise, die Unsicherheit hinsichtlich der Energie, der digitale Umbruch, die Inflation, Gesundheitskrisen sowie die politischen, humanitären und wirtschaftlichen Konsequenzen des Ukraine-Kriegs. Unter den mehr als 2200 Teilnehmern waren Olaf Scholz und Robert Habeck (Bundeskanzler bzw. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Deutschlands), Pedro Sánchez (Ministerpräsident Spaniens), Andrzej Duda (Präsident Polens), Tamim Bin Hamad Bin Khalifa Al Thani (Emir von Katar), rund 50 Finanzminister, Vorsitzende internationaler Organisationen und politischer Organe wie Christine Lagarde (IWF), Ursula von der Leyen (Europäische Kommission) und Jens Stoltenberg (NATO). Zudem kamen Bill Gates, Al Gore und George Soros, fast alle Schweizer Bundesräte und viele Vorsitzende von Schweizer Unternehmen. Die Regierungschefs der Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China fehlten. Russland wurde komplett ausgeladen, hingegen waren der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko sowie sein Bruder, Wladimir Klitschko, anwesend; der ukrainische PräsidentWolodymyr Selenskyj wurde zur Eröffnung per Video zugeschaltet.[367]
Das Forum fand vom 16. bis 20. Januar 2023 in Davos statt und stand unter dem Motto «Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt». Grundgedanke des Programms ist die Annahme, dass die aktuellen weltweiten Krisen durch «größere systemische Mängel» verursacht sind, die nach Überzeugung der Veranstalter nur in einem öffentlich-privaten Dialog bewältigt werden können.[368]
Zum Abschluss des Treffens begrüsste der Harvard-ÖkonomLawrence Summers die aktuellen US-Subventionen in grüne Technologien («Inflation Reduction Act»), es dürfe jedoch nicht darum gehen, andere Länder zu schädigen, sondern der besten grünen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Der französische WirtschaftsministerBruno Le Maire plädierte dafür, darauf zu achten, dass der Streit über solche Subventionen die Welt nicht noch weiter zersplittert. In der Debatte zum mögliche Ende der marktgetriebenenGlobalisierung vertrat er die Ansicht, dass die Welt in eine Ära der politisch-machtgetriebenen Globalisierung eingetreten ist.[369]
Das Forum fand vom 15. bis 19. Januar 2024 in Davos statt und stand unter dem Motto «Rebuilding Trust» (deutschVertrauen wieder aufbauen). Gemeint waren die drei wesentlichen Ebenen «Vertrauen in die Zukunft, innerhalb von Gesellschaften und zwischen den Staaten». Zu den Gesprächen wurden Vertreter von mehr als einhundert Regierungen und derZivilgesellschaft sowie der jungen Generation, die wichtigsteninternationalen Organisationen, Unternehmen, Experten,Sozialunternehmer und die Medien erwartet. Die vier Hauptthemen der Tagesordnung waren: «Sicherheit und Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt erreichen», «Wachstum und Arbeitsplätze für ein neues Zeitalter schaffen», «Künstliche Intelligenz als treibende Kraft von Wirtschaft und Gesellschaft» sowie «eine Langfriststrategie für Klima, Natur und Energie».[370]
Das Weltwirtschaftsforum ist immer wieder Ziel öffentlicher Kritik und Demonstrationen. VonGlobalisierungskritikern wird das WEF alsneoliberale Organisation angesehen, daher zieht es die Aufmerksamkeit zahlreicher linker Gruppen auf sich – ähnlich wie derG8-Gipfel oder die WTO wird das WEF als «Symbol desKapitalismus» betrachtet. Ende der 1990er-Jahre gerieten das Forum, der G8-Gipfel, dieWeltbank, dieWTO und der IWF unter die massive Kritik von Globalisierungskritikern, deren Meinung nach Kapitalismus und Globalisierung die Armut verstärken und die Umwelt zerstören.
Das Weltwirtschaftsforum und sein jährliches Treffen in Davos werden zusammenfassend in folgenden Punkten kritisiert:
Es entstünden öffentliche Kosten für Sicherheit, gleichzeitig würden hunderte Millionen Schweizer Franken an Finanzreserven gebildet und keine Bundessteuern bezahlt.
Es handele sich um Treffen einer wohlhabenden globalen Elite ohne Bindung an die Mehrheit der Gesellschaft. Mit dem Ziel noch reicher zu werden, während es allen anderen Menschen immer schlechter geht.
Demonstration gegen das WEF am 28. Januar 2006 inBasel
1500 Demonstranten störten im September 2000 das World Economic Forum inMelbourne,Australien, indem sie 200 Delegierten den Zutritt zu dem Treffen verwehrten.[376]
Auch Davos war wiederholt Schauplatz von Demonstrationen gegen das Treffen von «Bonzen im Schnee» (fat cats in the snow), wie Rocksänger Bono es ausdrückte.[377] Im Januar 2000 marschierten 1000 Demonstranten durch Davos und zerschmetterten das Schaufenster der lokalenMcDonald’s-Filiale.[378]Bruno Manser flog mit einem Gleitschirm auf Davos hinunter, da er von Klaus Schwab keine Einladung erhielt.[379] Während des Treffens 2012 errichteten 45 Aktivisten derOccupy-Bewegung unter dem Motto «Occupy WEF» ein Iglu-Camp in Davos.[380][381]
Sicherheitsmassnahmen rund um Davos halten Demonstranten von dem Alpenurlaubsort fern, ein Grossteil der Demonstrationen fand inZürich,Bern oder inBasel statt.[382] Nach Jahren der relativen Ruhe war 2018 auch wegen der Anwesenheit von Donald Trump demonstriert worden.[383][384] Mit einer dreitägigenStrike-Winterwanderung für Klimagerechtigkeit vonLandquart überSchiers zum50. WEF im Jahr 2020 ermahnte das Bündnis Klimawanderung mit Payal Parekh und etwa 1000 weiteren Demonstrierenden derKlimabewegung die Gipfelteilnehmer und Wirtschaftsbosse zu mehrsozialer Verantwortung. Die weltweit 1000 grössten Unternehmen seien massgeblich Verursacher derKlimakatastrophe,[385] diePariser Klimaziele gelten auch für öffentliche Institutionen wie die Europäische Zentralbank, soAttac Deutschland;Christine Lagarde solle der EZB neue Leitlinien für Umwelt- und Klimaschutz mit sozialem Ausgleich geben.[386]
Am 29. Juni 2024 veröffentlichte dasThe Wall Street Journal einen Artikel, verfasst von den Reportern Shalini Ramachandran und Khadeeja Safdar, in dem behauptet wird, dass WEF-GründerKlaus Schwab von ehemaligen WEF-Mitarbeitern beschuldigt wird, in zwei Fällen sexuelle Belästigung begangen zu haben. Darüber hinaus behauptet eine ehemalige Mitarbeiterin, dass sie nach einer kurzen Probezeit aus ihrer Rolle als Leiterin einer Initiative für Start-ups „herausgedrängt“ wurde, nachdem sie Schwab mitgeteilt hatte, dass sie schwanger sei. Schwab sei verärgert darüber gewesen, dass sie nicht in der Lage wäre, im gleichen Tempo weiterzuarbeiten, sagten Personen, die mit dem Vorfall vertraut sind, und teilte ihr mit, dass sie für ihre neue Führungsrolle nicht geeignet sei. Ein weiterer Vorwurf war, dass Schwab die Entlassung aller Personen über 50 Jahre beim WEF angeordnet habe, was der damalige Personalchef Paolo Gallo verweigerte. Daraufhin habe Schwab Gallo angeblich entlassen. Der Artikel ging dann auf angebliches Fehlverhalten anderer hochrangiger WEF-Mitarbeiter ein, das nicht direkt mit Schwab in Verbindung stand. Der WSJ-Artikel zitierte die Reaktion des WEF auf die spezifischen Vorwürfe gegen Schwab, die die Autoren vor der Veröffentlichung des Artikels gesammelt hatten, wie folgt: „Schwab hat niemals sexuelle Annäherungsversuche gegenüber einem Mitarbeiter gemacht, und die Anschuldigungen der Frauen waren vage und falsch“ und dass „Herr Schwab sich nicht und hat sich niemals so vulgär verhalten, wie Sie es beschreiben“.[387] Drei Tage später wurde der WSJ-Artikel separat und jeweils in den Schweizer TageszeitungenTages-Anzeiger undNeue Zürcher Zeitung berichtet, wobei das WEF weiter kommentierte, dass „es zutiefst enttäuschend ist, dass das WSJ nachweislich falsche Anschuldigungen gemacht hat“ und dass es eine Null-Toleranz-Politik für derartiges Fehlverhalten gebe.[388][389]
In der Folge dieser Enthüllungen spekulierten einige Kommentatoren über die Zukunft des WEF.[390]
Eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen hat das Weltwirtschaftsforum genutzt, um auf wachsende Ungleichheiten undWohlstandsgefälle hinzuweisen, die ihrer Ansicht nach nicht umfassend genug angegangen oder sogar durch Institutionen wie das WEF verstärkt würden.Winnie Byanyima, die Exekutivdirektorin der Anti-ArmutsorganisationOxfam International, war Ko-Vorsitzende des Treffens 2015, wo sie einen kritischen Bericht über die globale Vermögensverteilung vorstellte, der auf statistischen Untersuchungen desCredit Suisse Research Institute beruht. Laut dieser Studie besitzt das reichste eine Prozent der Menschen auf der Welt 48 Prozent des weltweiten Reichtums.[391] Auf der Tagung 2019 stellte sie einen weiteren Bericht vor, in dem sie behauptete, die Kluft zwischen Arm und Reich habe sich nur vergrössert. In dem Bericht «Public Good or Private Wealth» heisst es, dass das Vermögen von 2.200 Milliardären weltweit um 12 Prozent gestiegen sei, während das Vermögen der ärmsten Hälfte um 11 Prozent gesunken sei. Oxfam fordert eine globale Steuerreform, um die Steuersätze für Unternehmen und reiche Privatpersonen zu erhöhen und zu harmonisieren.[392]
Die Herausbildung einer losgelösten Elite, die oft mit demNeologismus «Davos Man» bezeichnet wird, bezieht sich auf eine globale Gruppe, deren Mitglieder sich als vollkommen «international» betrachten. Der Begriff bezieht sich auf Menschen, die «wenig Bedarf an nationaler Loyalität haben, nationale Grenzen als Hindernisse betrachten, die zum Glück verschwinden, und nationale Regierungen als Überbleibsel aus der Vergangenheit ansehen, deren einzige nützliche Funktion darin besteht, die globalen Operationen der Elite zu erleichtern», so der PolitikwissenschaftlerSamuel P. Huntington, dem die Erfindung des Neologismus zugeschrieben wird.[393] In seinem 2004 erschienenen Artikel «Dead Souls: The Denationalization of the American Elite» argumentiert Huntington, dass diese internationale Perspektive eine elitäre Minderheitsposition sei, die von der nationalistischen Mehrheit des Volkes nicht geteilt werde.[394]
Das Transnational Institute (TNI) beschreibt den Hauptzweck des Weltwirtschaftsforums als «eine sozialisierende Institution für die entstehende globale Elite, die ‹Mafiokratie› der Globalisierung aus Bankern, Industriellen, Oligarchen, Technokraten und Politikern. Sie fördern gemeinsame Ideen und dienen gemeinsamen Interessen: ihren eigenen.»[395]
DerManager Magazin-Journalist Henrik Müller argumentierte 2019, dass der «Davos Man» bereits in verschiedene Gruppen und Lager zerfallen sei. Er sieht drei zentrale Treiber für diese Entwicklung:[396]
Ideologisch: Das liberale westliche Modell wird nicht mehr als universelles Vorbild angesehen, nach dem andere Länder streben (mit Chinas digitalem Totalitarismus oder dem traditionellen Absolutismus am Persischen Golf als Gegenentwurf, die alle durch Regierungsmitglieder in Davos vertreten sind).
Gesellschaftlich: Die Gesellschaften zerfallen zunehmend in verschiedene Gruppen, von denen jede ihre eigene Identität hervorruft (z. B. durch das Brexit-Votum oder Kongressblockaden in den Vereinigten Staaten).
Wirtschaftlich: Die gemessene wirtschaftliche Realität widerspricht weitgehend den etablierten Vorstellungen, wie die Wirtschaft eigentlich funktionieren sollte (trotz Wirtschaftsaufschwung steigen z. B. Löhne und Preise kaum).
Vereinnahmung demokratischer Strukturen und Institutionen
Das Weltwirtschaftsforum fordert in seinem «Global Redesign»-Bericht aus dem Jahr 2010, dass eine globalisierte Welt am besten von einer Koalition ausmultinationalen Unternehmen,Regierungen (auch über das System derVereinten Nationen) und ausgewählten zivilgesellschaftlichen Organisationen (CSO) gesteuert wird.[397] Darin wird argumentiert, dass Regierungen nicht mehr «die überwältigend dominierenden Akteure auf der Weltbühne» seien und dass «die Zeit für ein neues Stakeholder-Paradigma der internationalen Governance gekommen ist». Die Vision des WEF beinhaltet den Aufbau einer «öffentlich-privaten» UNO, in der bestimmte Sonderorganisationen unter gemeinsamen staatlichen und nicht-staatlichen Governance-Systemen arbeiten.[28] In seinem Buch „COVID-19: Der große Umbruch“ (2020) betont jedoch gegenteilig dazu der Gründer des Forums Klaus Schwab, zusammen mit CoautorThierry Malleret, die seiner Ansicht nach zukünftig notwendigerweise steigende Bedeutung nationaler Regierungen,[398] besonders in Bezug auf wirtschaftliche Regulierungen.[399]
Laut des Transnationalen Instituts (TNI) plane das Forum, ein anerkanntes demokratisches Modell durch ein Modell zu ersetzen, bei dem eine selbstgewählte Gruppe von «Stakeholdern» Entscheidungen im Namen des Volkes treffe.[400] Der Think Tank fasst zusammen, dass wir zunehmend in eine Welt eintreten würden, in der Versammlungen wie Davos «ein stiller globalerStaatsstreich» seien, um globale Führungsstrukturen zu übernehmen.[401]
Im September 2019 kritisierten mehr als 400 zivilgesellschaftliche Organisationen und 40 internationale Netzwerke ein Partnerschaftsabkommen zwischen dem WEF und den Vereinten Nationen scharf und forderten denUN-Generalsekretär auf, diese zu beenden.[402] Sie sehen in einem solchen Abkommen eine «beunruhigende unternehmerische Vereinnahmung der UN, die die Welt gefährlich in Richtung einer privatisierten Global Governance bewegt».[403]
Seit 2011 befasst sich das Weltwirtschaftsforum mit seiner eigenenGeschlechterquote, um mindestens eine Frau pro fünf anwesenden Führungskräften zu garantieren. Der Frauenanteil stieg zwischen 2001 und 2005 von 9 Prozent auf 15 Prozent. 2016 waren 18 Prozent der WEF-Teilnehmer weiblich; Diese Zahl stieg 2017 auf 21 % und 2020 auf 24 %.[404][405]
Mehrere Frauen haben seitdem ihre persönlichen Eindrücke aus Davos in Medienartikeln geteilt und hervorgehoben, dass die Probleme tiefgreifender seien als «eine Quote für weibliche Führungskräfte in Davos oder Treffen zum Thema Vielfalt und Inklusion».[406][407][408]
Das Weltwirtschaftsforum hat in diesem Zusammenhang rechtliche Schritte gegen mindestens drei investigative Artikel der Reporter Katie Gibbons und Billy Kenber eingeleitet, die von der britischen ZeitungThe Times im März 2020 veröffentlicht wurden.[409][410][411][412]
Unter anderem als Ergänzung zum jährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos, auch, weil es sich bislang sehr männerlastig und -dominiert darstellt, treffen sich führende Managerinnen aus der ganzen Welt seit 2014 einmal jährlich auf demGlobal Female Leaders-Kongress. Er fand erstmals in Zürich statt,[413] die zweite Auflage 2015 inBerlin.[414][415]
Nach Ansicht des Think Tanks desEuropäischen Parlaments sähen Kritiker das WEF auch als Instrument für politische und wirtschaftliche Führungskräfte, «Entscheidungen ohne Rechenschaft gegenüber Wählern oder Aktionären treffen zu können».[416]
Das deutscheCicero Magazin fasste die Situation so zusammen, dass akademische, kulturelle, mediale und wirtschaftliche Eliten nach gesellschaftlicher Macht greiften und dabei politische Entscheidungsprozesse ausser Acht liessen. Ein materiell gut ausgestattetes Milieu würde in diesem Zusammenhang versuchen, seine «Meinungsherrschaft zu zementieren und die einfachen Menschen maternalistisch-paternalistisch mit sozialen Wohltaten zu sedieren», sodass man beim Lenken nicht durch das Volk gestört werde.[417]
José María Figueres trat 2004 als CEO des Weltwirtschaftsforums wegen des nicht deklarierten Empfangs von mehr als 900'000 US-Dollar an Beratungshonoraren zurück.[418]
Der ehemalige Journalist derFrankfurter Allgemeine Zeitung, Jürgen Dunsch, kritisierte Anfang 2017, dass Finanzberichte des WEF wenig transparent seien, wobei «weder die Einnahmen noch die Ausgaben aufgeschlüsselt» würden. Die offenbar nicht unbeträchtlichen Gewinne würden reinvestiert. Wie reich das Forum wirklich ist, sei unklar. «Tatsache ist, dass das Forum auf einer starken, über die Jahrzehnte angehäuften finanziellen Basis ruht», resümierte Dunsch.[419]
Die zuletzt durch das WEF veröffentlichten Jahresberichte enthalten eine detailliertere Aufschlüsselung seiner Finanzdaten und zeigen einen Umsatz von 349 Millionen Schweizer Franken für das Jahr 2019 mit Reserven von 310 Millionen und einem Grundkapital von 34 Millionen Franken. Zu den Anlageklassen oder Titeln werden keine weiteren Details angegeben, in die das WEF seine finanziellen Vermögenswerte in Höhe von 261 Millionen Frankenalloziert hat.[420]
In einer Anfrage an denSchweizerischer Nationalrat kritisierte 2020 die Schweizer Grüne Partei, dass Einladungen zum Jahrestreffen und Programme des Weltwirtschaftsforums nach unklaren Kriterien vergeben werden. Sie betonten, dass «Despoten» wieSaif al-Islam al-Gaddafi, der Sohn des ehemaligen libyschen DiktatorsMuammar al-Gaddafi, regelmässig zu den WEF-Jahrestreffen eingeladen und sogar in den Club der «Young Global Leaders» aufgenommen worden seien.[421]
Kritiker betonen, dass das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums kontraproduktiv sei, wenn es um die Bekämpfung drängender Menschheitsprobleme wie der Klimakrise geht. Noch im Jahr 2020 reisten die Teilnehmer mit rund 1300 Privatjets zum WEF-Jahrestreffen nach Davos, die gesamte Emissionsbelastung durch Transport und Unterkunft sei ihrer Ansicht nach enorm.[422][421]
2019 erhielt die Schweizer ZeitungWOZ eine Ablehnung ihres Akkreditierungsantrags für das Jahrestreffen, woraufhin die Redaktion das Weltwirtschaftsforum beschuldigte, bestimmte Medien zu bevorzugen. Die Zeitung hob hervor, dass das WEF in seiner Ablehnungsmitteilung erklärte, es bevorzuge Medien, mit denen es das ganze Jahr über zusammenarbeite. Der stellvertretende Leiter derWOZ, Yves Wegelin, nannte dies eine merkwürdige Vorstellung von Journalismus, denn «im Journalismus muss man nicht unbedingt mit grossen Unternehmen zusammenarbeiten, sondern sie eher kritisieren».[423]
Michael Burkard, Generalsekretär des Schweizer Journalistenverbandes «Impressum», kritisierte den Entscheid des WEF als «höchst beunruhigend». Er sieht die Gefahr, dass andere Unternehmen, die in exponierten Bereichen tätig sind, diese Strategie kopieren und kritischen Journalisten den Zugang zu ihren Generalversammlungen oder anderen Informationsveranstaltungen verweigern, sollte das WEF mit dieser Strategie durchkommen.
In einem Dezember 2020 inThe Intercept veröffentlichtem Artikel beschreibt AutorinNaomi Klein, dass die WEF-Initiativen wie «The Great Reset» lediglich ein «Coronavirus-getriebenesRebranding» von Dingen seien, die das WEF bereits tat, und dass es sich um einen Versuch der Reichen handele, sich selbst gut aussehen zu lassen. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Great Reset lediglich die jüngste Ausgabe dieser Tradition war, die sich kaum von früheren Davoser «Big Ideas» unterscheidet.[424]
Auch in seiner Rezension vonCOVID-19: The Great Reset übt der Ethiker Steven Umbrello parallele Kritik an der Agenda. Er sagt, dass das WEF «eine scheinbar optimistische Zukunft nach dem Großen Reset mit Schlagworten wie Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit beschönigt», während es diese Ziele funktionell gefährde.[425]
Eine imJournal of Consumer Research veröffentlichte Studie untersuchte die soziologischen Auswirkungen des WEF. Sie kam zu dem Schluss, dass es keine Probleme wie Armut, globale Erwärmung, chronische Krankheiten oder Schulden löse. Es habe lediglich die Last für die Lösung dieser Probleme von Regierungen und Unternehmen auf «verantwortungsbewussteVerbraucherthemen» verlagert: den grünen Verbraucher, den gesundheitsbewussten Verbraucher und den finanziell gebildeten Verbraucher.[426]
Im Dezember 2021 kritisierte der Kardinal und frühere Präfekt derKongregation für die Glaubenslehre,Gerhard Ludwig Müller, in einem kontrovers diskutierten Interview, dass Menschen wie der Gründer des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab «auf dem Thron ihres Reichtums» sässen und von den alltäglichen Schwierigkeiten und Leiden der Menschen durch die Corona-Pandemie nicht berührt würden. Im Gegenteil sähen sie in solchen Krisen laut Müller eine Chance, jetzt ihre Agenda einesmeritokratischen globalen «Great Reset» durchzusetzen. Er kritisierte vor allem ein steigendes Mass an Kontrolle, das solche Leute über die Gesellschaften und Menschen ausüben wollten, sowie deren Unterstützung und Förderung von Bereichen wie demTranshumanismus.[427][428] DerZentralrat der Juden verurteilte diese Kritik, die auch in Verbindung mit jüdischen Finanzinvestoren steht, alsantisemitisch.[429][430]
Dasandere Davos ist ein früher grösstenteils vonAttac Schweiz organisiertes Forum, das sich mit allen Themen derGlobalisierung auseinandersetzt. So hatten auch eine Gruppe Schauspieler ihre Hauptprobe imanderen Davos, bevor sie beimPublic Eye on Davos (Public Eye Awards) spielten. Dazu kommen jedes Jahr noch überall in der Schweiz Demonstrationen, Filmabende, Diskussionsveranstaltungen und Konzerte gegen das WEF. Seit 2016 wird das Andere Davos als politische Gegenveranstaltung zum WEF von derBewegung für den Sozialismus wieder jährlich organisiert. Es findet jeweils imVolkshaus Zürich statt und legt den Fokus auf die internationale Vernetzung verschiedener sozialer Bewegungen und die Perspektive der Lohnabhängigen auf die unterschiedlichen globalen Probleme, wie dieZerstörung der Umwelt, die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen,wirtschaftliche Krisen und den Abbau desService public.[431]
Globalisierungskritiker organisieren seit 2001 parallel zum Weltwirtschaftsforum den Gegengipfel desWeltsozialforums (WSF). Er fand von 2001 bis 2003 und 2005 in Brasiliens Porto Alegre statt, 2004 im indischen Mumbai (früher: Bombay), 2006 an drei Orten in Afrika, Asien und Südamerika gleichzeitig und 2007 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. 2008 fand das WSF in Form eines globalen Aktionstages statt, 2009 wurde es in Belém (Brasilien) organisiert.
Ferner gab es von 2000 bis 2015 simultan zum WEF in Davos das TreffenPublic Eye on Davos, das am Eröffnungstag jeweils denNegativpreisPublic Eye Award in vier Kategorien verlieh. Dazu kam der Positivpreis.
Beim Jahrestreffen im Januar 2002 wurde in Zusammenarbeit mit demSchweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) undBrot für alle in Davos parallel zu der Hauptveranstaltung erstmals dasOpen Forum Davos abgehalten, das die Diskussion über die Globalisierung für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich machte. Das Open Forum findet alljährlich[432] in der örtlichen Alpinen Mittelschule statt, in gut besuchten Veranstaltungen hatten u. a. Bundesrat Couchepin 2005 mitPeter Brabeck vonNestlé und mit dem WirtschaftsethikerPeter Ulrich das Thema «Die Schweiz – vom Musterland zum Durchschnittsstaat?» diskutiert.[433][434][435]Das Jahrestreffen wurde unter anderem als «Mischung von Pomp und Plattitüden» kritisiert. Laut Kritikern bewegt es sich weg von ernsthaften wirtschaftswissenschaftlichen Analysen und bringt kaum nennenswerte Ergebnisse, insbesondere aufgrund der zunehmenden Einbindung von Nichtregierungsorganisationen, die über wenig oder kein wirtschaftliches Fachwissen verfügen.
Davos ist heute nicht länger Schauplatz von Diskussionen zwischen Experten, führenden Wirtschaftsvertretern und Spitzenpolitikern über die Weltwirtschaft, sondern eher ein Forum für die wichtigsten medienpolitischen Themen (wie den weltweiten Klimawandel oder AIDS in Afrika).[436]
Im November 2014 gaben die Veranstalter von Public Eye on Davos,Erklärung von Bern undGreenpeace, bekannt, dass Public Eye sich 2015 vom Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos zurückziehen werde.[437]
Die Stiftung «In the Spirit of Davos», vonBund, vomKanton Graubünden und vonLandschaft Davos mit je 100'000 Franken alimentiert, bestand von 2002 bis 2004. Sie sollte den Dialog über Auswirkungen der Globalisierung parallel zum WEF fördern. Der Auftrag war schwierig zu erfüllen, ohne anderen Veranstaltungen wie dem «Public Eye of Davos» in die Quere zu kommen, weshalb die Stiftung im Frühjahr 2004 aufgelöst wurde.[438]
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