DerJarkon-Afek-Nationalpark (hebräischגַּן לְאֻמִּי יַרְקוֹןGan Ləʾummī Jarqōn, deutsch‚Nationaler Garten Jarqon‘) liegt inIsrael in derScharonebene am Oberlauf desJarkon und ist ein beliebtes Naherholungsziel imGusch Dan (Agglomeration vonTel Aviv). Er enthält mehrere historische und archäologische Sehenswürdigkeiten. Der Park wird mittig von derJarqonbahn gequert. Nördlich davon gehört der Park zum WeichbildPetach Tiquahs und südlich fällt er in denDrom HaScharon.
DenBeit haBeton (hebräischבֵּית הַבֵּטוֹןBejt haBeṭōn, deutsch‚Betonhaus‘,englischConcrete House) im Anteil des Nationalparks in Petach Tiqwah ließBezalel Jaffe auf Namen seiner FirmaPalestinah (פָּלֶשְׂתִּינָה, konzessionierte Wasserversorgerin Petach Tiqwahs) 1912 durch Gedaljahu Wilbuschewitz als Pumpenhaus und erstes Gebäude inPalästina ausStahlbeton errichten, das bis in die 1970er Jahre als solches betrieben wurde. Ein weiteres Gebäude ist das „Stone House“, die Ruine einer Plantagenbesitzer-Villa mit daneben stehendem Pumpenhaus. Direkt am Jarkon gelegene Farmen und Plantagen hatten seit der osmanischen Herrschaft die Berechtigung, Wasser zur Bewässerung direkt aus dem Fluss zu entnehmen. Insgesamt existierten entlang des Jarkon 18 Pumpstationen wie diese am „Stone House“. Am Nordhang derFestung Antipatris errichtete dasPublic Works Department für die StadtJerusalem 1936 ein Wasserwerk an den nahen Quellen desJarqons,[1] um dort Wasser in eine neueRohrleitung zur Versorgung der Stadt einzuspeisen. Am 7. Januar 1936 hatteHochkommissarArthur Grenfell Wauchope dazu den Grundstein gelegt. Im Krieg 1948 war die Pumpstation umkämpft zwischen israelischen und deninvasorischen irakischen Streitkräften,[2] die die Wasserversorgung der Heiligen Stadt vom Mai bis Juli 1948 unterbrachen.[3] Im Jahre 1955 wurde die Rohrleitung zur Wasserversorgung Jerusalems an dieLandeswasserleitung angeschlossen.[3]

Die Qassir-Farm (arabisch مزرعة قاصر,DMGMizraʿat Qāṣir ‚Bauernhof Qāṣirs‘,hebräischחֲצַר קָאסִרChatzar Qāssir, deutsch‚Hof Qāṣirs‘) besteht nur noch in ihrenGrundmauern. Sie ist benannt nach Salim Qāṣir (سليم قاصر) ausJaffa, der im 19. Jahrhundert hier am Jarkon eineZuckerrohr- undZitrusfruchtplantage betrieb. Das Farmgebäude war eine Pumpstation, bei der mit einemGöpelrad und einer SchöpfketteGrundwasser in ein oberirdischesBassin gefördert, und von dort durch Kanäle in diePlantagen geleitet wurde. 1895 verkaufte Qāṣir die wirtschaftlich erfolglose Farm anBaron de Rothschild, der sie den Bewohnern vonPetach Tikwa zur Verfügung stellte. Die neuen Betreiber wandelten die Farm um in eine Versuchsfarm für die Weiterentwicklung vonSaatgut.

Nahe der Qāṣir-Farm befinden sich die Überreste der Al-Mirr-Getreidemühle, die während der römischen Zeit errichtet wurde und bis in die osmanische Zeit in Betrieb war. Das langgezogene Gebäude hatte eine große Bogendecke, unter jedem Bogen waren zwei Mühlsteine untergebracht. Zur Blütezeit der Mühle waren 13 Mühlsteinpaare in Betrieb. Vermutlich reichte eine Erweiterung des Gebäudes bis über den Jarkon, so dass die Mühle gleichzeitig als Brücke über den Fluss diente. Das Wasser für den Mühlbetrieb wurde weiter flussaufwärts aufgestaut und in Kanälen herangeführt. Den Namenal-Mirr (arabisch المرّ al-Mirr) hat die Mühle von einem benachbarten kleinen Dorf, das bis 1948 in der Nähe bestand und das heute Petach Tiqwahs OrtsteilKfar ha-Baptistim einnimmt.

Südlich der Jarqonbahn befindet sich neben der JarkonquelleTel Afek (hebräischתֵּל אֲפֵקTel Afeq), ein antiker Siedlungshügel mit einer Festung ausosmanischer Zeit, die den Übergang aus derKüstenebene Scharon in dasjudäische Hügelland sowie die antike FernstraßeVia Maris von Ägypten nach Norden kontrollierte. Ausgrabungen brachten Siedlungsüberreste ans Tageslicht, die bis in das vierte Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. hatte die Siedlung eine städtische Struktur sowie eine Befestigungsmauer. Zur Zeit derRichter war Tel Afek eine Basis derPhilister im Kampf gegen Israel, in deren Verlauf die Philister die Bundeslade eroberten.[4] Tel Afek ist jedoch nicht identisch mit dem Heerlager der Philister bei der Schlacht, in derKönig Saul und seine Söhne starben; das Heerlager befand sich beiEin Afek in Nordisrael.[5]
Herodes der Große baute hier im ersten Jahrhundert v. Chr. die StadtAntipatris, benannt nach seinem VaterAntipatros. Später wurde Antipatris Sitz eines Bischofs. Aus dieser Zeit ist ein römischerCardo freigelegt und kann besichtigt werden. Nach der römischen Zeit verlor Tel Afek nach und nach seine Bedeutung als Wohnort, die militärische und strategische Bedeutung behielt es aber bei. So wurde in der osmanischen Zeit dieFestung Pinar Başı (arabisch قَلْعَة رَأْس ٱلْعَيْن Qalʿat Raʾs al-ʿAin ‚Festung Haupt der Quelle‘,hebräischמִבְצַר אָנְטִיפָּטְרִיסMivzar Anṭīpaṭrīs, deutsch‚Festung Antipatris‘) auf den Grundmauern von Antipatris errichtet. Die Ruine dieser Festung dominiert bis heute das Tal. ImErsten Weltkrieg stationierte dieosmanische Armee Soldaten darin.[6] Und 1915 eröffnete die osmanische Militärbahn 400 Meter östlich der Festung denBahnhof Raʾs al-ʿAin. Mit der unter dem Druck derTriple Entente nordwärts rückendenPalästinafront nahm die 54th (East Anglian) Infantry Division derEgyptian Expeditionary Force am 11./12. März 1918 Festung wie Bahnhof und beendete hier die osmanische Herrschaft.[1] In der Zeit des britischenVölkerbundsmandats für Palästina war dieses imZweiten Weltkrieg unter anderem Rückraum für dieNordafrikafront und denMilitärputsch von Nazi-Sympathisanten im Irak 1941, weshalb dieRoyal Air Force an der Festung[7] im Mai 1943 die im Irak gegründete120 Maintenance Unit herverlegte.[3] An der Festung stehen noch Gebäude des britischen Lagers, einige davon unter Denkmalschutz.[3]

Am Sonnabend, den 15. Mai 1948, dem Tag nach derUnabhängigkeitserklärung Israels, marschierten die Streitkräfte Ägyptens, des Iraks, des Libanons, Syriens undTransjordaniens in Israel und Palästina ein und eröffneten denKrieg um Israels Unabhängigkeit.[7] Am 30. Mai 1948 besetzten Israelis die verlassene britische Militärbasis und die Festung, worauf am folgenden Tag Kämpfer der arabischenArmee des heiligen Krieges unterHasan Salama, der vor Ort tödlich verwundet wurde, sie im Kampf vertrieben.[1] Am 1. Juni 1948 besetzte das 1. Bataillon der Ersten Brigade derirakischen Armee die Festung,[2] und richtete sich südöstlich davon ein Feldlager ein.[3] Die Iraker kontrollierten die Jarqonquellen und unterbrachen die Wasserlieferung nach Jerusalem.[3]
Wegen der kritischen Wasserversorgung Jerusalems befahlDavid Ben-Gurion den eben gegründetenisraelischen Verteidigungsstreitkräften, die Festung wiedereinzunehmen.[3] Am 12. Juli 1948 eroberte das 32. Bataillon derAlexandroni-Brigade (3. Brigade des ZaHaL) das benachbarte Dorf.[3] Noch am gleichen Tag räumten die Iraker die Festung und zogen ab,[1] worauf die Brigade sie, das Lager und die Pumpstation am 13. Juli 1948 einnahm.[8][3]

Im Jahre 1949 ließ dasMinisterium für Alija und Integration zwischen Festung, Wasserwerk, ehemaliger Militärbasis und dem nahenBahnhof Rosch haʿAjin 1.500 Zelte errichten, um eineMaʿebbarah / מַעְבָּרָה (Übergangslager) fürNeueinwanderer anzulegen.[3] Etwa 35.000 jüdische Jemeniten, die muslimischen Nachstellungen mithilfe derOperation fliegender Teppich nach Israel entkommen waren, durchliefen dieMaʿebbarat Rosch haʿAjin (מַעְבָּרַת רֹאשׁ הָעַיִן) bis zum Jahr 1951.[3] Im Jahre 1951 begann östlich vom Bahnhof der Bau fester Behausungen, die die Keimzelle des heutigenRosch haʿAjins bilden.[3]
In einem künstlich angelegten Teich direkt neben der Al-Mirr-Mühle, der von Jarkonwasser gespeist wird, betreibt dieUniversität Tel Aviv gemeinsam mit der INPA ein Wiederansiedelungsprojekt fürAcanthobrama telavivensis. Dieser Fisch war einst in den israelischen Küstenflüssen weit verbreitet. Heute ist der Fisch aufgrund von Wasserverschmutzung und Wassermangel nahezu ausgestorben. In dem Pool ist der Fisch vor natürlichen Feinden geschützt und kann sich in einem natürlichen Umfeld fortpflanzen. Im Fluss selbst kann sich der Fisch derzeit noch nicht fortpflanzen, der Teich dient der Erforschung der Ursachen, mit dem Ziel einer erfolgreichen Wiederansiedelung der Fische.
In den Quellbecken und Teichen oberhalb des Regulierungsdammes gedeiht die gelbeTeichrose. Weiter flussab finden sich auch die blaue Teichrose undLaichkraut. Da diese Wasserpflanzen empfindlich auf Verschmutzung reagieren, sind die großen Teichrosenfelder ein Hinweis auf die erfolgreich wiederhergestellte hohe Wasserqualität. Entlang des Ufers gedeihen derRohrkolben undSchilfrohr,Echter Papyrus und verschiedeneRubus-Gewächse. In direkter Flussnähe stehenWeiden- undEukalyptuswälder, in denen unter anderem derGewöhnliche Blutweiderich blüht.
32.10637434.9299Koordinaten:32° 6′ 23″ N,34° 55′ 48″ O