Wurm (Rur)
Wurm | ||
![]() Zwei Mühlen an der Wurm zwischenSchloss Rimburg (D) und Ort Rimburg (NL) | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 2828 | |
Lage | Deutschland![]() Niederlande | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Rur →Maas →Hollands Diep →Nordsee | |
Flussgebietseinheit | Maas | |
Quelle | südlich vonAachen 50° 44′ 15″ N,6° 5′ 16″ O50.7374694444446.0877111111111265 | |
Quellhöhe | 265 m ü. NN[1] | |
Mündung | nördlich vonHeinsberg in dieRur51.0977222222226.1062532Koordinaten:51° 5′ 52″ N,6° 6′ 23″ O 51° 5′ 52″ N,6° 6′ 23″ O51.0977222222226.1062532 | |
Mündungshöhe | 32 m ü. NN[1] | |
Höhenunterschied | 233 m | |
Sohlgefälle | 4,1 ‰ | |
Länge | 57 km[2] | |
Einzugsgebiet | 355,518 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Randerath[3] AEo: 310,52 km² Lage: 13,76 km oberhalb der Mündung | NNQ MNQ 1966–2017 MQ 1966–2017 Mq 1966–2017 MHQ 1966–2017 HHQ | 1,131 m³/s 1,743 m³/s 3,382 m³/s 10,9 l/(s km²) 25,538 m³/s 35,678 m³/s |
Großstädte | Aachen | |
Mittelstädte | Würselen,Herzogenrath,Geilenkirchen,Heinsberg | |
(zur Wurm sieheOSM) Flussgebiet der Rur mit dem Verlauf der Wurm |
DieWurm (niederl.Worm) ist ein 53 Kilometer langer Nebenfluss derRur in derEuregio Maas-Rhein.
Name
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ihren Namen soll die Wurm durch die im Aachener Becken siedelndenKelten bekommen haben. Er wird dabei als Ableitung des Worteswarm erklärt, der sich auf dieThermalquellen bezieht, aus denen sich die Wurm teilweise speist (siehe auchHerleitung des Städtenamens von Würselen). Für diese Herleitung fehlen allerdings schlüssige Belege.
Eine weitere Erklärungsmöglichkeit ist einealteuropäische Bildung mit m-Suffix zuindogermanisch*uer-,*our- mit der Bedeutung „Wasser, Regen, Fluss“.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wurm entspringt dem Quellhorizont am Fuße desDüsbergkopfes, einer Erhebung imAachener Wald, südlich vonAachen, nahe derB 57 beiSteinebrück (Diepenbenden), und fließt in Richtung Norden ins Aachener Becken. Von ihren Quellen auf zirka 260–280 m ü. NN verläuft die Wurm mit einer durchschnittlichen Durchflussmenge von 1,4 m³/s hinunter zurRur, in die sie nach 53 Kilometern beiHeinsberg-Kempen auf einer Höhe von nur noch 32 m über NN mündet. Die Wassertiefe beträgt dort etwa einen Meter und die Breite etwa acht Meter. Das oberirdische Einzugsgebiet beträgt rund 354 Quadratkilometer. Zuständig für die Wurm ist derWasserverband Eifel-Rur (WVER).[4]
Aachener Becken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wurm entspringt am Nordabhang des südlich von Aachen gelegenen Aachener Waldes auf Aachener Stadtgebiet beiSteinebrück (Diepenbenden) und fließt in Richtung Norden, hinab ins Aachener Becken. Am nördlichen Ende derSoers verlässt die Wurm als einziger Abfluss das Aachener Becken. Der Aachener Wald ist eine Höhenstufe im Übergangsbereich von derNorddeutschen Tiefebene (Kölner Bucht) zumRheinischen Schiefergebirge (Eifel). Er bildet einen Teil einerWasserscheide; an seinem Südhang entspringende Gewässer fließen über dieGöhl direkt westlich zurMaas, während die am Nordhang entspringenden Gewässer über Wurm und Rur nördlich zur Maas fließen.
Im Stadtgebiet von Aachen sind über 20 Thermalwasserquellen mit einer Austrittstemperatur von über 50 °C bekannt, inBurtscheid bis zu 74 °C. Bereits inrömischer Zeit wurde ein Teil des Bachwassers der Wurm oberhalb des Quellgebietes derBurtscheider Thermalquellen kanalisiert (Kalter Bach) und an den Thermalquellen vorbei geleitet, um die Frischwasserversorgung der Ansiedelung im Aachener Kessel zu gewährleisten. Der natürliche Bachlauf nahm im tiefsten Teil des Burtscheider Tales die Abwässer der Thermalquellen auf und wurde alsWarmer Bach bezeichnet. In späteren Zeiten war das kalte Wurmwasser äußerst wichtig für die Aachener und BurtscheiderTuchfabrikation, die viel weiches Wasser benötigte. Dieses Wasser konnte nur aus Bächen entnommen werden, die nicht mit Thermalwasser „verunreinigt“ waren, da dieses aufgrund des hohen Gehalts an Mineralien und Carbonaten zu hart und für einige Arbeitsschritte unbrauchbar war. ImStadtarchiv Aachen existieren viele historische Dokumente, mit denen die Wassergerechtsame an der Wurm und anderen Bächen geregelt wurden, wobei die Tuchfabrikanten den Löwenanteil erhielten. DerKalte und derWarme Bach vereinigen sich erst unterhalb der nordöstlichstenBurtscheider Quellenaustritte im Frankenberger Viertel.
Noch im Bereich des Aachener Beckens nimmt die Wurm die Mehrzahl der anderen Aachener Bäche auf, darunter denBeverbach, den Gillesbach, den Kupferbach, den Predigerbach, den Goldbach und denPaubach (alle südlich und östlich des Aachener Stadtzentrums einmündend) sowie denKannegießerbach, denJohannisbach und denHaarbach.[5] Damit ist die Wurm derVorfluter des Aachener Beckens und der natürliche Ablauf der im Aachener Becken zusammenfließenden kalten und warmen Bäche.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Wurm unter Aachen kanalisiert. Im heutigen Aachener Stadtgebiet befinden sich Teile der Wurm nur noch nahe der Quelle und südlich des Ortsteils Haaren, etwa ab demEuropaplatz an der Erdoberfläche. Im Übrigen verläuft der Bach von Burtscheid kommend, wo er bereits unterirdisch verläuft, etwa entlang von Bachstraße, Brabantstraße, Kongressstraße, Aretzstraße und Talstraße zum Europaplatz. Nördlich des Europaplatzes tritt die Wurm wieder zutage, passiertGut Kalkofen,Haaren und dieSoers und erreicht dort das Wurmtal. Kurz bevor sie das Aachener Stadtgebiet verlässt, haben 2009–2010 umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen stattgefunden. Das Wurmtal ist einKerbsohlental, das sich mit teilweise sehr steilen Hängen in die nördlich von Aachen gelegenen Gebiete einschneidet. In diesem Bereich hat die Wurm vieleMäander, insbesondere im Wurmtal zwischenWürselen undHerzogenrath.
- Wurm im Aachener Becken um 1569
- Übersichtskarte der Aachener und Burtscheider Thermalquellen
- Wurm-Stauanlage Diepenbenden
- Wurm bei Gut Kalkofen
Naturschutzgebiet Wurmtal
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Auf dem Gebiet der Städte Würselen und Herzogenrath liegt zu beiden Seiten der Wurm das auch als Naherholungsgebiet genutzte NaturschutzgebietWurmtal, das geografisch in die zwei Einzelgebiete „Wurmtal südlich Herzogenrath, einschließlich Meisbach“ und „Wurmtal nördlich Herzogenrath“ unterteilt ist. Südlich der Stadt Herzogenrath ist es ca. 445 Hektar groß und wird in weiten Teilen von frei schwingenden Flussmäandern der Wurm in der offenen, vielfach landwirtschaftlich genutzten Talaue geprägt. Im Bereich von Würselen liegen am östlichen Rand des Wurmtals die ökologisch wertvolleWeiße Halde (Kalkrückstände der Soda-Industrie) sowie die auf Steinkohlenbergbau zurückgehendeSchwarze Halde mit interessanter Trockenflora. In Würselen-Morsbach findet sich das Stollenmundloch der ehemaligenGrube Gouley (Steinkohle), das in die Wurm entwässert. Bereits 1989 wurde das Wurmtal als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Naturschutzgebiet Wurmtal nördlich von Herzogenrath ist nur etwa 19 Hektar groß. Die Wurm fließt dort als unverbauter Tieflandfluss in einemSilberweiden-Aubruchwald. Dort sind auch entsprechende Hinweistafeln (Naturlehrpfad) mit vielen Informationen zur Wurm und der von ihr beeinflussten Naturlandschaft zu entdecken.
Der unverbaute Talraum der Wurm ist teilweise nur wenige hundert Meter breit, und die Bebauung der Siedlungen reicht oftmals bis unmittelbar an die häufig bewaldeten Hänge heran. Die Wurm mit ihren krautreichen Uferlinien weist durch viele Steiluferabbrüche und Anlandungen einen ökologisch bedeutsamen Strukturreichtum auf. Überhängende Abbruchkanten und breite, mit Kies und Geröll überdeckte Anlandungen kennzeichnen den Verlauf der Wurm.
Wegen der von den Kies- und Sandanlandungen der Wurm geprägten kleinräumigen Ökosysteme wirkt das Gewässer besonders anziehend auf bestimmte, teils seltene Vogelarten wie beispielsweise denFlussuferläufer, denWaldwasserläufer, dieBekassine sowie denWasserpieper. In den Uferabbruchkanten der Wurm findet auch der selteneEisvogel, der als Brutvogel im Wurmtal und im Amstelbachtal vorkommt, ideale Nistmöglichkeiten. Als stark gegliederter Naturraum hebt sich das Wurmtal deutlich von der umgebenden, ausgeräumtenBördelandschaft mit hoher Siedlungsdichte ab und ist deshalb von überregionaler Bedeutung für Durchzügler und überwinternde Vögel sowie als Lebensraum für eine Vielzahl teils seltener, teils bedrohter Tier- und Pflanzenarten.[6]
Per Beschluss dernordrhein-westfälischen Landesregierung wurde das Wurmtal von Herzogenrath an flussaufwärts im Juni 1998 und flussabwärts von Herzogenrath im Jahr 2000 der Kommission der Europäischen Union alsFauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet gemeldet. Dadurch werden die Naturlandschaft und die darin enthaltenen kleinräumigen Ökosysteme geschützt.
Flussabwärts bzw. nördlich von Herzogenrath öffnet sich das Wurmtal allmählich, die Talhänge werden zunehmend flacher und der Höhenunterschied zum Umland nimmt deutlich ab.[7]
Verlauf im Kreis Heinsberg
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wurm verlässt zwischen Herzogenrath undÜbach-Palenberg alsGrenzfluss vorübergehend deutsches Hoheitsgebiet. BeiRimburg endet dieses „Intermezzo“ und die Wurm fließt weiter anMarienberg und Frelenberg vorbei nachGeilenkirchen. Anschließend passiert sieRanderath und erreicht schließlich bald darauf das Rurtal sowie das Stadtgebiet vonHeinsberg. Hinter dem Ortsteil Kempen mündet die Wurm schließlich nach etwa 57 Kilometern in dieRur.[8][9]
- Hochwasser-Entlastungsflächen bei Übach-Palenberg
- Beeckmündung bei Honsdorf
- Wurm bei Heinsberg
- Frühere Wurmmündung
- Heutige Wurmmündung in die Rur
Zuflüsse
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach Verlassen des Aachener Beckens bis zu ihrer Mündung in die Rur nimmt die Wurm das Wasser folgender Bäche auf:
Stat. in km | Name | GKZ | Lage | Länge in km | EZG in km² | Mündung |
---|---|---|---|---|---|---|
055,9150 | Wurm (Arm Luttitz) | 2828 112 | links0 | 001,0020 | 0000,9980 | Stauanlage Aachen-Diepenbenden |
056,0150 | Wurmarm SO | 2828 1192 | links0 | 000,3370 | ? | Stauanlage Aachen-Diepenbenden |
056,0610 | N.N. | 282811932 | links0 | 000,0470 | ? | Stauanlage Aachen-Diepenbenden |
055,4090 | Kupferbach | 2828 12 | rechts | 002,1460 | 0002,8460 | Kreuzung II.-Rote-Haag-Weg – Eupener Straße, Aachen-Steinebrück (verrohrt) |
054,3450 | Goldbach | 2828 14 | links0 | 001,2180 | 0002,0420 | Kreuzung Prinz-Eugen-Straße – Malmedyer Straße in Aachen-Burtscheid (verrohrt) |
052,3980 | Gillesbach | 2828 152 | rechts | 003,6380 | ? | Brabantstraße – Ecke Oppenhoffallee im AachenerFrankenberger Viertel (verrohrt) |
052,1630 | Beverbach | 2828 16 | rechts | 009,0450 | 0012,3340 | Kreuzung Brabantstraße – Luisenstraße im Aachener Frankenberger Viertel (verrohrt) |
051,3350 | Paubach | 2828 18 | links0 | 004,1460 | 0009,9270 | Rehmplatz Aachen (verrohrt) |
049,3080 | Hüttenbach | 2828 194 | rechts | 002,5990 | ? | nordöstlich vonGut Kalkofen (verrohrt) |
048,4170 | Haarbach | 2828 2 | rechts | 009,4880 | 0015,9900 | TuchmacherwegHaaren |
047,5540 | Rethelsiefen | 2828 3122 | rechts | 000,9580 | ? | ? (verrohrt) |
047,4830 | Talbotbach | 2828 3124 | links0 | 000,4830 | ? | ? (verrohrt) |
046,4180 | Wildbach | 2828 32 | links0 | 005,3120 | 0019,6740 | vor KläranlageSoers |
045,5350 | Meisbach | 2828 34 | rechts | 001,5970 | 0002,6580 | Ausgang Kläranlage bei denWolfsfurter Mühlen inWürselen |
045,2070 | Umfluter Wolfsfurth | 2828 392 | links0 | 000,4620 | ? | Wolfsfurter Mühlen |
038,0380 | N.N. | 2828 396 | links0 | 001,2050 | ? | ? |
035,6790 | Hundforterbenden | 2828398 | links0 | 000,9320 | ? | südlichHerzogenrath-Afden westlich von Further Straße |
034,9670 | Broicher Bach | 2828 4 | rechts | 008,2520 | 0041,0910 | Herzogenrath Höhe StraßeAn der Wurm |
030,8210 | Amstelbach | 2828 6 | links0 | 013,8920 | 0044,5340 | Eygelshoven,Kerkrade, Höhe Nievelsteiner Steinfabrik |
026,3420 | Uebach | 2828 72 | rechts | 009,0610 | 0016,1170 | im Naherholungsgebiet vonÜbach-Palenberg-Marienberg |
015,6350 | Graben Zumdahl | 2828 74 | links0 | 001,1380 | 0003,6140 | ? |
015,0110 | Leerodter Graben | 2828 76 | links0 | 003,1880 | 0000,3320 | ? |
014,8940 | Beeckfließ | 2828 8 | rechts | 013,2940 | 0057,5750 | Geilenkirchen-Flahstraß |
014,3860 | Nirmer Graben | 2828 912 | links0 | 001,1780 | ? | ? |
011,8190 | Horster Abschlaggraben | 2828 914 | links0 | 001,6890 | ? | Heinsberg-Horst |
009,0340 | Küppers Graben | 2828 92 | links0 | 002,0810 | 0002,7950 | ? |
007,0440 | Kötteler Schar | 2828 94 | links0 | 009,4980 | 0021,9680 | ? |
005,1550 | Wurm (Seitenarm) | 2828 952 | rechts | 001,0820 | ? | ? |
003,9210 | Vongenlaaker Bach | 2828 96 | links0 | 002,1080 | 0001,5010 | ? |
001,2970 | A + B Graben 1 | 2828 98 | rechts | 001,7910 | 0003,8230 | ? |
Einleitungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerLinnicher Mühlenteich (in Karten auch Teichbach, ab der Verbindungsstelle zur Wurm auch als Erlenbach bezeichnet) hat bei Hückelhoven-Hilfarth zur Hochwasserentlastung eine Verbindung zur Wurm für eine temporäre Wasserabgabe in die Wurm bzw. umgekehrt, je nach Wasserstand. Der Linnicher Mühlenteich mündet dann wenig später (in Karten als Erlenbach) in die Rur.
Außerdem sind zahlreiche Einleitungen von in Kläranlagen gereinigten Abwässern der beiderseits der Wurm gelegenen Siedlungen durchaus mitverantwortlich für bestimmte Strukturen. So erklärt sich etwa, dass trotz der im Wesentlichen stabilen Niederschläge im Raum Aachen das Wurmtal vor allem im späteren 20. Jahrhundert deutliche Anzeichen einer verstärktenTiefenerosion aufwies. Dies lässt sich an Ort und Stelle nur durch eine vermehrte Wasserführung erklären, jedoch nicht als Folge erhöhter Niederschläge und daraus resultierender größerer Abflussmengen, da diese sich nicht wesentlich änderten. Das meiste Wasser, das im Raum Aachen genutzt wird, ist Talsperrenwasser aus der Eifel, das früher niemals in die Wurm gelangt wäre. Nun aber werden täglich zehntausende Kubikmeter verbraucht, geklärt und an verschiedenen Stellen, direkt oder indirekt über zulaufende Bäche der Wurm zugeführt. Insbesondere flussabwärts der Kläranlage in der Aachener Soers, welche der wohl bedeutendste Einleiter von geklärtem Abwasser in die Wurm ist, kann dies sehr gut beobachtet werden.
Hydrographie
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Aachen liegt am Nordrand derEifel, die Teil desRheinischen Schiefergebirges ist. Bei in Mitteleuropa statistisch vorherrschenden westlichen Winden bedeutet dies, dass bei leicht überdurchschnittlichem Gesamtniederschlag allgemein genügend Niederschlag fällt, um die Wurm dauerhaft mit genügend Wasser zu speisen. Insbesondere bei Dauerregen und Gewittern, die durch nördliche oder nordwestliche Luftströmungen auf den Raum Aachen und damit die Mittelgebirgsschwelle prallen, können durch den Staueffekt besonders starke und anhaltende Niederschläge hervorgerufen werden. Diese fließen dann in der Masse über die Wurm ab und führten bzw. führen sowohl im Wurmtal nördlich von Aachen als auch am Unterlauf bei Geilenkirchen immer wieder zu Überschwemmungen. Man versuchte früher, diese Situation durch Flussbegradigung, Uferregulierung und Befestigungen zwischen Herzogenrath und der Einmündung in dieRur in Kempen zu beeinflussen. Die Hochwassersituation am Unterlauf wurde dadurch zwar zeitweilig verbessert, aber die Wurm ähnelte in der Folge in diesem Abschnitt jahrzehntelang einem Kanal. Um dies zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, ist die Wurm seit 2006 zwischenÜbach-Palenberg und Geilenkirchen wieder in ein gewundenes, allerdings künstlich gegrabenes Bachbettrenaturiert worden.[12]
Die Wurm darf sich wieder mehr winden. So lautet eine Pressemeldung vom 25. Februar 2013[13] der Aachener Zeitung über die Renaturierung einer 400 m langen Strecke der Wurm im Bereich der Zweibrügger Mühle. Zwischen den Ortsteilen Palenberg und Zweibrücken befindet sich im Wurmtal beiderseits des Gewässers dasNaherholungsgebiet Wurmtal. In diesem sind auch archäologische Spuren einer römerzeitlichen Besiedlung des Wurmtales offengelegt und zu besichtigen. Im Stadtzentrum von Geilenkirchen ist die Wurm, ähnlich wie in Aachen, über eine Strecke von rund 300 Metern vollständig überbaut. Im Oktober 2017 wurde ein weiterer Streckenabschnitt nahe bei Schloss Trips auf 840 m Länge renaturiert. Das alte, mäandernde Wurmbett wurde freigelegt und die kanalisierte Wurm abgebunden und zugeschüttet. Im Zuge der Maßnahme wurden auch zwei Rad- und Fußgängerbrücken erstellt.
An der Wurm werden in Herzogenrath und in Randerath zur Wasserstandsmessungen zwei Pegel betrieben. Am Pegel Herzogenrath liegt der Mittelwasserstand (MW) bei 66 cm. Der mittlere Hochwasserstand liegt bei 207 cm, Hochwassermeldestufe 3 bei 240 cm. Am 15. Juli 2021 erreichte das Hochwasser die 340-cm-Marke.[14][15] Teile der Innenstadt wurden überspült.[16] In Randerath ist derMittelwasserstand (MW) 95 cm. Der mittlere Hochwasserstand (MHW) liegt bei 250 cm, am 15. Juli 2021 wurden etwa 320 cm erreicht.[17]
Wasserqualität
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Die Wurm transportierte die urbanen, lange Zeit ungeklärten Abwässer Aachens und weiterer niederländischer und deutscher Anliegergemeinden. Demzufolge war die Gewässergüte der Wurm lange äußerst schlecht. Ferner nahm die Wurm lange Zeit die Grubenwasser und teils auch das Abwasser der Kohlewäschen angrenzender Bergwerke imWurmrevier sowie einiger niederländischer Bergwerke im Raum Kerkrade auf. Mündlich überliefert ist, dass die nach Überschwemmungen im Unterlauf zurückgebliebenen Schlämme in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren von der Bevölkerung wegen ihres Kohlegehaltes gestochen und verfeuert wurden. In niederschlagsarmen Zeiten war die Wurm noch in den 1960er-Jahren im Unterlauf häufig schwarz und verursachte Geruchsbelästigungen. Die Einleitungen des Kohlebergbaus sind allerdings durch dessen Niedergang zum Erliegen gekommen, und die Abwässer der anliegenden Städte und Gemeinden werden zum allergrößten Teil vor der Einleitung in die Wurm geklärt. Insgesamt 15 deutsche und niederländische Abwasserreinigungsanlagen leiten ihr gereinigtes Abwasser in die Wurm ein. In Trockenzeiten besteht das Wurmwasser bis zu 90 Prozent aus gereinigtem Abwasser. Aufgrund der verbesserten Gewässerqualität sind in der Wurm gegenwärtig unter anderem wiederHechte,Aale,Döbel undBarsche anzutreffen. Als Neozoon wurde auch derGoldfisch schon in der Wurm gesichtet.[18]
Dennoch sind Wurm und Zuflüsse den unterschiedlichsten Umweltbelastungen ausgesetzt und der Zustand ist (Stand 2008) streckenweise nicht befriedigend. Zur landesweit einheitlichen Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde die Gewässerlandschaft in NRW auf der Grundlage der oberirdischen Einzugsgebiete in zwölf Teileinzugsgebiete gegliedert, die zu den vier NRW betreffenden Flussgebieten Rhein, Weser, Ems und Maas gehören.
Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Teileinzugsgebiet Rur und südliche sonstige Maaszuflüsse wurde als federführende Geschäftsstelle (Projektleitung) die Bezirksregierung Köln bestimmt. Ein Meilenstein der bisherigen Umsetzung ist die vorläufige wasserwirtschaftliche Bestandsaufnahme, die als „Ergebnisbericht Rur und südliche sonstige Maaszuflüsse“ dokumentiert ist.
Im Jahr 2009 erfolgte die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Entwurf des Bewirtschaftungsplanes und des Maßnahmenprogrammes. Im Bewirtschaftungsplan wurden die Ergebnisse der Untersuchungsprogramme, die bestehenden Gewässernutzungen und erreichbare Bewirtschaftungsziele dargestellt. Das Maßnahmenprogramm gibt den Handlungsrahmen für die notwendigen Verbesserungen in den nächsten Jahren vor.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Grenzfluss
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wurm bildet zwischenHerzogenrath undÜbach-Palenberg den Grenzfluss zuKerkrade undLandgraaf in denNiederlanden. Dabei ist nicht der Stromstrich oder die Flussmitte die Grenze, sondern das östliche oder rechte Wurmufer. Mithin fließt der Fluss in diesem Abschnitt auf niederländischem Staatsgebiet.
VomMittelalter bis zum 19. Jahrhundert bildete die Wurm im weiteren Verlauf die Grenze zwischen den damals eigenständigen Orten Geilenkirchen undHünshoven. Sie war zudem die damalige Grenzlinie zwischen den BistümernKöln undLüttich.
Ebenfalls im späten Mittelalter und zur Zeit desAachener Reiches war die Wurm im Abschnitt von denWolfsfurter Mühlen bis zurBardenberger Mühle Teil des äußeren Ringes desAachener Landgrabens und im Gebiet von Bardenberg und Herzogenrath Grenzfluss zwischen den HerzogtümernBrabant (westlich der Wurm) undJülich (östlich der Wurm). Insbesondere dieBurg Wilhelmstein, aber auchBurg Rode sind diesbezüglich zumindest zeitweilig in der Funktion als Grenzbefestigungen undZollburgen gewesen. Mit demWestwall wurde seitens derNationalsozialisten erneut eine Grenzbefestigung erbaut, die auch das Wurmtal berührte. So finden sich im Bereich der Wurmaue zwischen Würselen-Bardenberg bzw. -Pley und zwischen Herzogerath-Straß noch Reste derDrachenzähne (Panzersperren) sowie gesprengter Bunker und Geschützstellungen.
Besiedlung und Bauwerke
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Eine erste Besiedlung des heutigen StadtkernsAachens erfolgte auf einer Anhöhe innerhalb des sumpfigen Aachener Beckens. Das Aachener Becken war ein feuchter Sumpf und von zahlreichen Fließen und Bächen durchzogen, darunter sicherlich mehrere Dutzend warme und heiße Quellen. Niederschläge sorgten für weiteren Wassereintrag. Der natürliche Ablauf des Beckens war der Wurmbach. Der junge Wurmbach führte vor der Besiedlung des Aachener Beckens wesentlich weniger Wasser, da es noch keine Einleitungen aus Brauch- und Abwasserwassereintrag gab, und war ein Fließ. Zu Zeiten der Kelten lag die Quelle im heutigen Burtscheid. Die Quelle war dem keltischen GottGrannus geweiht und stellte u. a. einen unschätzbaren Wert dar! Niemals würde man den geheiligten Quellbereich der heißen Quelle verlassen, um z. B. weiter unten im Lauf des Wassers kälteres Wasser nutzen zu können. Die Quellen der Wurm wurden aber dadurch „hangauf“ verlegt, indem man kaltes Wasser (aus einem Fließ der heute angenommenen Quellregion) um- und zuleitete, um so überhaupt zu einer Nutzung kommen zu können.
Die Römer nutzen diese Gewässerkonstellation weiter und bauten Aachen als „Bad“ aus. Eine nun zunehmende Besiedlung brauchte aber trockene Flächen. Anzunehmen ist, dass dazu der Verlauf der Fließe noch an den Hängen des heutigen Stadtwaldes mehrfach verlegt wurde.
Zahlreiche Mühlen, Hammerwerke, Färbereien, Schleifereien, Tuchmanufakturen und weitere Fabriken nutzten in späteren Jahrhunderten das Wasser der Wurm und ihrer Zuläufe als Antriebskraft für ihre Mahlwerke und Maschinen. Zu diesem neuen Zweck wurde eine erneute Verlegung der Fließe vorgenommen, um das Wasser z. B. zu einer Nutzung in Mühlenteiche zu speichern.
Auch im heutigen Kreis Heinsberg zweigte man bereits um das Jahr 800 n. Chr. zwischenNirm undRanderath einen Mühlbach ab, den manJunge Wurm (auchJonge Worm) nannte.[19] Dieser Kanal führte über Randerath,Horst,Porselen,Dremmen,Hülhoven,Schafhausen durch Heinsberg bisLieck, und trieb in seinem Verlauf insgesamt zwölfMühlen an, bei einem Gefälle von insgesamt 26 Metern. Bei Lieck, auf Höhe der Liecker Mühle, mündete er in den Liecker Bach, auch Stadtbach genannt, und führte überKarken bis in dieNiederlande. Das Bachbett lag dabei teilweise erhöht und diente so auch zum Fluten (Bewässern) der umliegenden Weiden und Äcker.
Während der schweren Bombenangriffe am 16. November 1944 auf Heinsberg (Operation Clipper, am 19. November wurdeGeilenkirchen besetzt) wurde das Bachbett bei Heinsberg zerstört und angesichts der fortschreitendenElektrifizierung der Mühlen nicht wieder aufgebaut. Der Bachlauf wurde zugeschüttet, vielfach überbaut und ist heute großteils nicht mehr erkennbar.
Aus nebenstehender Karte ist zu entnehmen, dass die Wurm im 16. Jahrhundert oberhalb von Oberbruch bei Krickelberg in die Rur mündete.
An der Wurm befinden sichzahlreiche Mühlen und andere sehenswerte Bauwerke, zum Beispiel die Hochbrücker Mühle in Aachen, dieAdamsmühle, dieAlte Mühle und diePumpermühle inWürselen, die Rimburger Mühle und dieZweibrüggener Mühle in Übach-Palenberg, die Geilenkirchener Mühle und die Tripser Mühle in Geilenkirchen sowie die Porselener Mühle in Heinsberg.Burgen und Schlösser entlang ihres Verlaufs sind dieBurg Wilhelmstein in Würselen-Bardenberg, dieBurg Rode inHerzogenrath, dasSchloss Rimburg und dasSchloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg, dasSchloss Trips, dasSchloss Leerodt und dasGut Kleinsiersdorf in Geilenkirchen, dasGut Zumdahl in Kogenbroich undHaus Honsdorf in Honsdorf.
Namensgeber
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wurm ist namensgebend für das ehemaligeWurmrevier, welches einen Teil desAachener Steinkohlenreviers ausmachte.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Galerie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wolfsfurter Mühle bei Würselen
- Römerbad Palenberg
- Zweibrügger Mühle
- Schloss Zweibrüggen
- Rimburger Mühle
- Schloss Trips
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Günter Kalinka (Text), Jakob Schütten (Illustrationen):Naturraum Wurmtal. Wurmverlag, Herzogenrath 1993
- Dieter Berger:Duden Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern (Duden-Taschenbücher; 25). Dudenverlag, Mannheim 1999,ISBN 3-411-06252-5 (EA Mannheim 1993).
- Christof Peter, Franz Meiers, Gabi Heidner, Gabi Hermsdorf, Hartmut Welters, Henry Beierlorzer und Rita Caesar:Spurensicherung. Spaziergänge entlang derAachener Bäche, Februar 1983, Seite 105 ff. („Die Wurm“), Bibliothek derGesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart.
- Luise Freiin von Coels von der Brügghen:Die Bäche und Mühlen im Aachener Reich und im Gebiet der Reichsabtei Burtscheid. In:Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 70 (1958), S. 5 (48 ff.),ISSN 0065-0137
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wasserverband Eifel-Rur (WVER):Die Wurm
- Johannes Gottwald: Die Wurm: Lebensader und Öko-Nische. In: aachener-zeitung.de. 18. August 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
- Flussgebiete NRW:Steckbriefe für das Gebiet Maas-Süd (Rur), ab S. 110Planungseinheit „Wurm“ (PDF-Datei; 11,47 MB)
- Flussgebiete NRW:Die Renaturierung der Wurm bei Übach-Palenberg
- Histor. Stadtplan Aachen und Burtscheid 19. Jh. mit Wurmverlauf
- Der Wurmpegel in Herzogenrath
- Birgitta Hollmann:Die Wurm in Burtscheid – Auf den Spuren des warmen und kalten Baches, in: Aachener Umweltrundbrief Nr. 84, Juni 2019, S. 8–14
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abDeutsche Grundkarte 1:5000
- ↑abTopographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
- ↑Pegel Randerath
- ↑Wurm von der Quelle bis zur Mündung in die Rur, in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Archivlink (Memento vom 22. Juni 2015 imInternet Archive)
- ↑Oberes Wurmtal, in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Mittleres Wurmtal (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 027), in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Wurmaue zwischen Porselen und Randerath, in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Untere Wurm (KLB 24.01), in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Gewässerverzeichnis des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW 2010 (XLS; 4,67 MB)(Hinweise)
- ↑Fachinformationssystem ELWAS desMinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (Hinweise)
- ↑Biotopverbund Westwall - Renaturierungen der Wurm zwischen Geilenkirchen und Übach-Palenberg, in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
- ↑Verena Müller: Die Wurm darf sich wieder mehr winden. In: aachener-zeitung.de. 18. August 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑Zeitreihen zur Messstelle. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. August 2018; abgerufen am 28. August 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wver.de
- ↑Beatrix Oprée: Hochwasser vom 30. April ruft in Herzogenrath Erinnerungen hervor. In: aachener-zeitung.de. 16. August 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑Land unter in Herzogenrath. In:THW OV Herzogenrath. (thw-herzogenrath.de [abgerufen am 6. November 2018]).
- ↑Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW:Der Wurmpegel in Randerath, 10. Juli 2014.
- ↑Neozoen - oder wie kommt der Goldfisch in die Wurm? (Memento desOriginals vom 13. März 2016 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheinischer-fischereiverband.de auf:rheinischer-fischereiverband.de, 28. November 2006.
- ↑Junge Wurm, in:KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023