Wolin
Wolin Wollin | ||
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Gewässer | Ostsee | |
Geographische Lage | 53° 55′ N,14° 34′ O53.91583333333314.568611111111116Koordinaten:53° 55′ N,14° 34′ O | |
Länge | 37,5 km | |
Breite | 19 km | |
Fläche | 265 km² | |
Höchste Erhebung | Grzywacz 116 m | |
Einwohner | 30.000 113 Einw./km² | |
Hauptort | Wolin (Stadt) | |
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Wolin (deutschWollin [vɔ'li:n]) ist eineOstsee-Insel in derpolnischenWoiwodschaft Westpommern. Sie liegt im polnischen TeilVorpommerns, etwa 60 km nördlich von Stettin zwischenPommerscher Bucht undStettiner Haff. Westlich wird sie von derSwine (polnischŚwina), östlich von derDziwna (deutschDievenow) begrenzt. Sie hat eine Fläche von 265 km² mit Erhebungen bis zu 116 m über dem Meeresspiegel (Grzywacz, deutschRelixberg). Auf Wolin befinden sichSeebäder, u. a. das bekannte OstseebadMiędzyzdroje (deutschMisdroy). Wolin ist die mit Abstand größte Insel Polens.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Insel lässt sich in drei Naturräume gliedern. Die westliche HalbinselPrzytór (deutschPritter), etwa vonMiędzyzdroje bis zur Swine, besteht aus geologisch sehr jungem Schwemmland, welches durch die Brandung an den Küsten Usedoms und Wollins abgetragen wurde und dann in der Swinemündung eine großeNehrung bildete, auf der nachfolgendeDünen abgelagert wurden. Der Zentralteil der Insel, der auch die größten Erhebungen aufweist, ist eineStauchmoräne, die in der jüngsten, derWeichseleiszeit entstanden ist. Der Osten der Insel wird eher von flachen bis flachwelligenGrundmoränenflächen geprägt. Aufgrund der geringen Höhe über dem Meeresspiegel sind die Niederungen im Ostteil großflächigvermoort.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Reiche Funde mittel- und neusteinzeitlicher Waffen und Geräte zeugen von einer frühen Besiedlung Wollins. Während derBronzezeit, die hier um 1800 v. Chr. begann, befand sich die Insel im Gebiet desNordischen Kreises. Später siedelten hierostgermanische Stämme. Noch im Jahre 2004 konnte bei der Stadt Wollin ein etwa 2000 Jahre altes germanisches Grab freigelegt werden. Im Zuge derVölkerwanderung verließen die Germanen die Insel. Jahrhunderte später, um 700 n. Chr., rücktenslawischeWenden aus dem Osten nach. Als Ackerbauern, Viehzüchter und Fischer errichteten sieRundlingsdörfer an den Strömen und Seen. Die bedeutendste Ansiedlung der Insel war die Stadt Wollin, die den Zenit ihrer Entwicklung im Mittelalter erreicht hatte. Die angehäuften Reichtümer – auch die Schatzkammer im Tempel des dreiköpfigen Triglav war prall gefüllt – erzeugten Begehrlichkeiten bei den Nachbarn.
Um das Jahr 1000 unternahmen dieWikinger wiederholt Kriegszüge gegen die Insel und gründeten hier Handelsniederlassungen, zu deren Schutz sie Burgen errichteten. Die bekannteste unter ihnen war dieJomsburg, die den Hintergrund für dieVinetasage bildete. Aber nicht nur die Dänen und die Schweden, auch die Deutschen versuchten, die Wolliner zu unterwerfen. Immer wieder gab es auch Kriegszüge der Polen. So überfiel im Jahre 967 der polnische HerzogMieszko I., der KaiserOtto I. tributpflichtig war, Wollin. Als um 1120 Julin (Wollin) von einer schwedischen Flotte und einem polnischen Landheer belagert wurde, musste der PommernherzogWartislaw I., der bereits den Vogel Greif im Wappen führte, kurzzeitig die Oberherrschaft Polens anerkennen und zudem die Annahme des Christentums und einen jährlichen Tribut versprechen.
Um seinen Einfluss aufPommern zu vergrößern, entsandte der Polenherzog im Jahre 1124 seinen ehemaligen Lehrer, den BischofOtto von Bamberg, nach Wollin. Dieser hatte mit Zustimmung des Kaisers und des Papstes den Auftrag zur Missionierung der pommerschen „Heiden“ angenommen. Der im 12. Jahrhundert vollzogenen Christianisierung folgte die Germanisierung Wollins. Um ihre Unabhängigkeit von Polen zu festigen, hatten die pommerschen Herzöge deutsche Ritter und Ratgeber sowie deutsche und dänische Siedler ins Land geholt. Die Wenden wurden – vor allem durch den Einfluss der christlichen Kirche – assimiliert und gaben schließlich auch ihre Sprache auf.
Die Zeit um 1400 – eine Blütezeit deutscher Piraterie in der Ost- und Nordsee – wird auf der Insel mit der Seeräuberin Stina in Verbindung gebracht. Den Überlieferungen nach war sie auch Gefährtin und VerbündeteKlaus Störtebekers. Sie operierte aber mit einer kleinen Freibeuterschar auch eigenständig von Wollin aus in der Pommerschen Bucht. Nachdem ein Großteil der Briganten mit Störtebeker an der Spitze 1401 auf einer Elbinsel vorHamburg hingerichtet worden war, ging auch Stina mit ihren Mannen den Häschern ins Netz. Danach wurden sie allesamt imJordansee ertränkt. Auch in ihrem Fall sind historisches Geschehen und dessen Wiedergabe in Sagen bis in die Gegenwart nicht immer eindeutig zu trennen. Stina bleibt jedoch die einzige bekannte deutsche Seeräuberin.[1]
Während desDreißigjährigen Krieges besetzte im Jahre 1627 der kaiserliche GeneralWallenstein von der katholischen Liga die Insel. Als dann drei Jahre später der SchwedenkönigGustav Adolf beiPeenemünde anlandete, räumten die Landsknechte Wallensteins die geschundene Insel Wollin widerstandslos. Nach demWestfälischen Frieden von 1648 zählte Wollin zuSchwedisch-Vorpommern. In der Folgezeit führte derGroße Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg mehrere siegreiche Kriege gegen die Schweden. Entsprechend dem Erbfolgevertrag hätte nach dem Tode des PommernherzogsBogislaw XIV. ganz Pommern an Brandenburg fallen müssen.Ludwig XIV. wusste das jedoch zu verhindern. Schließlich wurden im Jahre 1713 KönigFriedrich Wilhelm I. von Preußen durch einen Vergleich mit dem russischen FürstenAlexander Danilowitsch Menschikow und mit Polen die Inseln Wollin und Usedom eingeräumt. ImStockholmer Frieden von 1720 fielenStettin und die beiden Inseln an Preußen. UnterFriedrich II. gab es erstmals eine nachhaltige ökonomische Entwicklung Wollins. Die Wälder wurden planmäßig genutzt, Schulen gebaut, neueBüdnerstellen geschaffen, Dünen befestigt, dasDannenberger Bruchmelioriert, der Hafenbau inSwinemünde forciert und vieles mehr.[2]
Der KriegszugNapoleons warf die Insel wiederum um Jahrzehnte zurück. Allein die Stadt Wollin musste 600 französische Soldaten beherbergen und verpflegen. Dem Sieg über Napoleon im Jahre 1813 folgte eine Zeit relativen Wohlstands, in der sich die Einwohnerzahl der Insel nahezu verdoppelte. Vor allemOstswine,Kalkofen,Pritter undKolzow sowie die Badeorte Misdroy,Neuendorf,Heidebrink,West-Dievenow,Swantus undOsternothafen trugen zu dieser Entwicklung bei.[3]
Nach der Reichsgründung im Jahre 1871 wurde Wollin Teil desDeutschen Reiches. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde Wollin von derRoten Armee eingenommen. Anschließend wurde die Insel unter polnische Verwaltung gestellt. Es siedelten sich nun Polen und Ukrainer an, die zunächst größtenteils aus den an dieSowjetunion gefallenen Gebieten östlich derCurzon-Linie kamen. Sofern sie nicht vor der Roten Armee geflohen war, wurde die deutsche Zivilbevölkerung aufgrund derBierut-Dekrete in der Folgezeit vertrieben. Heute heißt die Insel Wolin und gehört zu Polen.
Orte auf Wolin
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- Die Ortsteile Warszów (Ostswine), Ognica (Werder),Przytór (Pritter), Łunowo (Haferhorst) undChorzelin (Osternothafen) der StadtŚwinoujście (Swinemünde)
- Międzyzdroje (Misdroy)
- Wolin (Wollin)
- Międzywodzie (Heidebrink)
- Wisełka (Neuendorf auf der Insel Wollin)
- Kołczewo (Kolzow)
- Świętoujść (Swantus)
- Wapnica (Kalkofen)
- Kodrąb (Codram)
- Łuskowo (Lüskow)
- Warnowo (Warnow)
- Dargobądz (Dargebanz)
- Lubin (Lebbin)
- Wicko (Vietzig)
- Mokrzyca Mała (Klein Mokratz)
- Mokrzyca Wielka (Groß Mokratz)
- Darzowice (Darsewitz)
- Jarzębowo (Jarmbow)
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es bestehen Fährverbindungen von Świnoujście nachYstad (Schweden) und nachKopenhagen. Das Swinemünder Fährterminal liegt auf der Insel Wolin. Straßenbrücken über dieDziwna bei der StadtWolin und beiDziwnów (deutschDievenow) sowie eine Eisenbahnbrücke bei Wolin führen auf das polnische Festland (Verbindung nachStettin). Die wichtigste Straßenverbindung ist dieLandesstraße 3 (droga krajowa 3), welche zugleich ein Teilstück derEuropastraße 65 ist.
Die InselnUsedom und Wolin sind durch Fähren verbunden, die bei Świnoujście und Karsibór die Swine überqueren. Bereits im Jahre 1936 war der Bau eines Tunnels geplant, der Swinemünde mit der Insel Wollin verbinden sollte. Das Projekt wurde wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges 1939 nicht verwirklicht, ist aber nunmehr wieder im Gespräch, wegen der Zunahme des Straßenverkehrs seit Öffnung der Grenzübergänge nach Deutschland. Der am 30. Juni 2023 eingeweihteSwinetunnel bindet Wolin direkt nach Westen an.[4]
Die Insel ist über dieBahnstrecke Szczecin Dąbie–Świnoujście vonStettin (Szczecin) aus angebunden. Die Verbindung mit derBahnstrecke Ducherow–Heringsdorf–Wolgaster Fähre auf der Usedomer Seite von Swinemünde über einTrajekt nach Ostswine wurde 1945 eingestellt und endet daher derzeit imBahnhof Świnoujście Centrum.
Tourismus
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Wegen seiner schönen Ostseestrände (insbesondere in Międzyzdroje,Wisełka undMiędzywodzie) ist Wolin im Sommer ein beliebtes Ferienziel. Eine weitere Touristenattraktion ist der 1960 gegründeteWolliner Nationalpark. Dieser umfasst derzeit eine Fläche von knapp 11.000ha und verfügt über einen kleinen Wildpark nahe Międzyzdroje. Dort gibt es u. a. eine Herde der beinahe ausgestorbenenWisente zu sehen.
Interessant sind auch die StadtWolin (Stadt des pommerschen ReformatorsJohannes Bugenhagen) sowie die OrteWapnica (Kalkofen) mit seinemtürkisfarbenen See (die ehemalige Kreidegrube der Großeltern des bekannten MedizinersCarl Ludwig Schleich) undLubin (Lebbin) mit seinemslawischen Burgwall.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Georg Wilhelm von Raumer:Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy. Eine historische Skizze. Decker, Berlin 1851 (online).
- Heinrich Berghaus:Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 583–592 (online).
- Peter August Rolfs (Hrsg.):Die Insel Wollin. Ein Heimatbuch und Reiseführer. Julius Beltz, Langensalza u. a. 1933 (Heimatbuch des Kreises Usedom-Wollin 1), 3. Nachdruck, Husum-Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1993,ISBN 3-88042-245-1.
- Erwin Rosenthal:Die Insel Wollin, Kaseburg und Cammin. RhinoVerlag, Ilmenau 2011,ISBN 978-3-939399-09-4.
- Erwin Rosenthal:Usedom und Wollin. Zwei Schwesterinseln in der Pommerschen Bucht. Demmler-Verlag, Ribnitz-Damgarten 2013,ISBN 978-3944102023.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Offizielles Info-Portal Wolin.pl (polnisch)
- Woliner Nationalpark (polnisch, deutsch, englisch)
Fußnoten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Lutz Mohr:Stina – die pommersche Piratin. Nur eine Sagengestalt? In:Heimathefte für Mecklenburg und Vorpommern. 18. Jahrgang, Heft 1/2008, S. 28–29.
- ↑Georg Wilhelm von Raumer:Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy: Eine historische Skizze. Berlin 1851.
- ↑Erwin Rosenthal:Die Insel Wollin, Kaseburg und Cammin. Rhinoverlag, Ilmenau 2011.
- ↑rbb|24: Polen eröffnet Swinetunnel nach Usedom, 30. Juni 2023.