

Wolfgang Dieter Stefinger (*20. April1985 inMünchen) ist eindeutscherPolitiker (CSU) undBetriebswirt. Seit 2013 ist erMitglied des Deutschen Bundestages für denWahlkreis München-Ost und seit Mai 2025 Vorsitzender desAusschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Stefinger wuchs mit drei jüngeren Brüdern imMünchner StadtbezirkWaldperlach auf. Nach seinem Realschulabschluss 2001 an derWilhelm-Röntgen-Realschule in München erlangte er 2003 dieFachhochschulreife an der StädtischenFachoberschule (FOS) für Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege. Danach leistete er seinen zehnmonatigenZivildienst in der Alten- und Krankenpflege. Von 2004 bis 2009 studierte erBetriebswirtschaftslehre an derHochschule München und schloss alsDiplom-Betriebswirt (FH) ab.[1][2]
Im Anschluss absolvierte er von 2009 bis 2011 ein kooperatives Promotionsstudium an derTiroler Privatuniversität UMIT in Zusammenarbeit mit der Hochschule München, an der er zugleich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Im Jahr 2011 wurde er mit einer kumulativen Dissertation zum ThemaWerte und Ethik in Krankenhäusern – Auswirkungen auf die Mitarbeiter zumDr. phil. promoviert.[3] Danach arbeitete er bis zu seiner Wahl in den Bundestag alsReferent bei einerKrankenkasse in München und Hamburg.[4]
Stefinger trat 1999 derJungen Union und 2001 der CSU bei. Er wurde 2008 in denBezirksausschussRamersdorf-Perlach gewählt, dem er bis 2014 als stellvertretender Sprecher der CSU-Fraktion angehörte. Von 2003 bis 2009 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union München-Ost und anschließend bis 2011 Vorsitzender der Jungen Union München.
Seit 2009 ist Stefinger Ortsvorsitzender der CSU Waldperlach und zugleich stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU München-Ost. Zudem leitet er seit 2014 die CSU-Bundeswahlkreiskonferenz München-Ost sowie seit 2018 den Fachausschuss Entwicklungspolitik imArbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik (ASP) der CSU.[1]
Stefinger kandidierte bislang viermal für den Deutschen Bundestag und erzielte jeweils das beste Erststimmenergebnis aller Münchner Direktkandidaten.[5][6] Erstmals wurde er 2012 von der CSU München-Ost als Direktkandidat für die Bundestagswahl nominiert, um die Nachfolge des langjährigen WahlkreisabgeordnetenHerbert Frankenhauser (CSU) anzutreten, der auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte.[7][8] Mit 44,6 Prozent der Erststimmen zog Stefinger 2013 direkt in den Bundestag ein und war in jener Legislatur mit 28 Jahren nachEmmi Zeulner das jüngste Mitglied derCSU-Landesgruppe.[9][10]
Bei den nachfolgenden Bundestagswahlen verteidigte er stets sein Mandat – 2017 mit 36,8 Prozent, 2021 mit 31,7 Prozent und 2025 mit 36,3 Prozent der Erststimmen; seit 2017 tritt er ausschließlich direkt an.[11][12][13]
In seinen ersten beiden Wahlperioden gehörte Stefinger dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an; seit 2017 ist er im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aktiv – von 2021 bis 2025 als Obmann der Unionsfraktion, 2025 übernahm er den Vorsitz und leitet seither den Ausschuss.[14][15]
Bei den Koalitionsverhandlungen2018 und2025 gehörte Stefinger jeweils zum CSU-Verhandlungsteam in den FacharbeitsgruppenBildung und Forschung (2018) sowieAußen, Verteidigung, Entwicklung und Menschenrechte (2025).
In derGriechenlandkrise 2015 stimmte Stefinger gegen das dritte Hilfspaket und gegen die Aufnahme entsprechender Verhandlungen. Er gehörte damit zu den 63 CDU/CSU-Abgeordneten, die derBundesregierung in dieser Frage nicht folgten.[18]
Gesellschaftspolitisch vertritt Stefinger teils liberalere Positionen innerhalb der CSU. So stimmte er 2017 als einer von sieben CSU-Abgeordneten entgegen der Mehrheit der Unionsfraktion für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare („Ehe für alle“).[19]
In der Debatte zur Weiterentwicklung der Entwicklungspolitik plädiert er für eine stärkere Ausrichtung an wirtschaftlicher Wirksamkeit und strategischen Partnerschaften.[20] In einem gemeinsamen Gastkommentar mit dem Generalsekretär desKolpingwerks hob er 2025 die Brückenfunktion der Entwicklungszusammenarbeit zu Partnerländern hervor, die klassische Diplomatie nicht bauen könne.[21]
Zur Förderung günstiger Mietverhältnisse in Ballungsräumen drang Stefinger in den Jahren 2019 und 2020 auf steuerliche Entlastungen im Einkommensteuerrecht. Infolge einer parteiübergreifenden Initiative wurde ein Bewertungsabschlag bei der Versteuerung desgeldwerten Vorteils für Mieter von vergünstigten Dienst- undWerkswohnungen eingeführt.[22] Ebenso wurden Vermieter steuerlich entlastet, die Wohnraum unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete anbieten.[23] Zudem befürwortet er steuerliche Begünstigungen für die Weitervermietung geerbter Immobilien zu langfristig fairen Mieten, um den Bestand an bezahlbarem Wohnraum zu sichern.[24]
Um traditionelle Märkte und Viertel in München zu erhalten, engagierte sich Stefinger ab 2016 gegen Abrisspläne der Münchner Stadtverwaltung für dieMarktstände am Wiener Platz[25]. Auf seine Initiative hin gründete sich 2017 ein Verein mit ihm als ersten Vorsitzenden, der sich für die Belange desViktualienmarktes einsetzt,[26] um auch dort die traditionellenStandl vor Abriss und Übermodernisierung zu schützen.[27] Stefinger kritisierte 2024/2025 zudem öffentlich die jahrelangen Verzögerungen bei den notwendigen Sanierungen der Märkte und fordert eine klare Planung sowie mehr Verlässlichkeit und Mitsprache für die Händler.[28]
Im Zusammenhang mit der geplanten Apotheken-Versandhandelsreform 2017 wurde Stefinger Ziel einer umstrittenen Protestaktion, bei der einige hundert Beschwerdebriefe aus seinem Wahlkreis ohne Wissen der vermeintlichen Absender verschickt worden waren. Er verlangte Aufklärung von der beteiligten Online-Apotheke; auch die Bundesdatenschutzbeauftragte wurde eingeschaltet.[29][30]
Im Jahr 2020 geriet Stefinger nach Medienberichten in Kritik, wonach er sich gemeinsam mit seinen FraktionskollegenRonja Kemmer undChristoph Ploß zu einer Reise in das SultanatOman habe einladen lassen und die dabei entstandenen Kosten von der Botschaft des Sultanats in Berlin übernommen worden seien.[31] Stefinger wies die Kritik zurück und verwies auf die seiner Meinung nach übliche Praxis solcher Delegationsreisen. Die Bundesregierung lade jährlich rund 20 Delegationen aus dem Ausland nach Deutschland ein, umgekehrt sei dies genauso.[32]

Stefinger ist römisch-katholisch und lebt in einer Beziehung mit seinem FraktionskollegenSepp Müller. Anfang 2023 machten beide als erstes gleichgeschlechtliches Paar im Bundestag ihre Partnerschaft öffentlich.[33]In einem Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen PfarrkircheSt. Lukas in München sprach Stefinger erstmals ausführlich über sein Coming-out und seine Erfahrungen als homosexueller Politiker in der CSU.[34]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Stefinger, Wolfgang |
| ALTERNATIVNAMEN | Stefinger, Wolfgang Dieter (vollständiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CSU), MdB |
| GEBURTSDATUM | 20. April 1985 |
| GEBURTSORT | München |