Wladimir Grigorjewitsch Tarnopolski (russischВладимир Григорьевич Тарнопольский, wiss.TransliterationVladimir Grigor'evič Tarnopol'skij; geboren am30. April1955 inDnjepropetrowsk,Ukrainische SSR) ist einrussischerKomponist.[1]
Tarnopolski übersiedelte 1973 nachMoskau[2] und studierte amMoskauer KonservatoriumKomposition beiNikolai Sidelnikow,Instrumentation beiEdisson Denissow undMusiktheorie beiJuri Cholopow.[3] Seine Abschlussarbeit, ein Konzert für Violoncello und Orchester (1980), wurde 1982 vonGennadi Roschdestwenskiuraufgeführt. 1987 ergänzte er seine Studien inParczew (Polen) beiLuigi Nono.[2]
Ab 1981 unterrichtete er am Moskauer Musikpädagogischen Institut, benannt nachM. M. Ippolitow-Iwanow.[2] Seit den Jahren derPerestroika zählte er zu den Reformern im postsowjetischen Musikleben und war einer der Initiatoren der 1989 erneut gegründetenAssoziation für zeitgenössische Musik (ACM-2), benannt nach der gleichnamigen, in den 1920er Jahren aktiven Vereinigung von Avantgarde-Komponisten, die 1931 unter Stalin aufgelöst worden war.[4]
1992 wechselte er ans Moskauer Konservatorium, wo er als Professor für Komposition bis 2022 lehrte.[2] Dort gründete er 1993 dasZentrum für zeitgenössische Musik und das EnsembleStudio für Neue Musik, 1994 rief er das internationale FestivalMoskauer Forum ins Leben.[5] Auf seine Initiative hin entstand am Konservatorium eine eigenständige Abteilung für zeitgenössische Musik.[6] In Moskau studierten bei ihm u. a.Alexandra Filonenko, Jamilia Jazylbekova undFelix Profos.
Bis Februar 2022 lehrte er am Moskauer Konservatorium.[2] Nach demRussischen Überfall auf die Ukraine entschloss er sich zur Ausreise[7] und gelangte im April 2022 überSamarkand,Taschkent undIstanbul nach Deutschland,[8] wo er eineGastprofessur an derHochschule für Musik und Theater München übernehmen konnte.[2]
Tarnopolskis Werk umfasstOpern,Orchester-,Kammer- undVokalmusik.[1] Zu den zentralen Kompositionen gehört die 1999 bei derMünchener Biennale uraufgeführte OperWenn die Zeit über die Ufer tritt, die in einer Besprechung als „schillerndes Klang-Chamäleon durch die Zeiten“ bezeichnet wurde.[9] Im Unterschied zurpostmodernenPolystilistik, so Tarnopolski, strebe er einen „Meta-Stil“ an, eine Verschmelzung aller möglichen Stile, eine Musik, die er als „aural magma“ (akustisches Magma)[10] oder „dissonant euphony“ (dissonanter Wohlklang) beschreibt.[1] In Tarnopolskis Werken finden sich dabei auch theatralische,ironische,groteske undsurreale Elemente.[1]
Seine Kompositionen wurden seit den 1980er Jahren international aufgeführt, u. a. bei Treffen wieHolland Festival,Klangspuren, Huddersfield Contemporary Music Festival,Biennale di Venezia,The World New Music Days, Münchener Biennale,Schleswig-Holstein Musik Festival,Berliner Festwochen,Warschauer Herbst,Beethovenfest Bonn undWien Modern. Gefördert und interpretiert wurde seine Musik u. a. vonMstislaw Rostropowitsch,Ingo Metzmacher, Gennadi Roschdestwenski,Wladimir Jurowski,Sylvain Cambreling, Alexander Nikolajewitsch Lazarew,Vassily Sinaisky,Natalja Gutman,Juri Baschmet,Reinbert de Leeuw undWaleri Gergijew.[2]
Personendaten | |
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NAME | Tarnopolski, Wladimir Grigorjewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Тарнопольский, Владимир Григорьевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer und russischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 30. April 1955 |
GEBURTSORT | Dnjepropetrowsk |