In derGeschichte Englands spielte Winchester eine bedeutende Rolle. Im 10. und frühen 11. Jahrhundert war Winchester die Hauptstadt Englands und davor die Hauptstadt des angelsächsischenKönigreichs Wessex.
Schon aus vorrömischer Zeit sind Siedlungen auf dem Stadtgebiet bekannt. Im westlichen Teil der heutigen Stadt befindet sich die aus einem Wehrgraben bestehendeEisenzeitsiedlung „Oram’s Arbour“. Nach derBesetzung Britanniens durch die Römer gewann die Ansiedlung an Bedeutung und wurde „Venta Belgarum“ genannt, was „Markt derBelger“ bedeutet.
Der frühmittelalterliche GeschichtsschreiberNennius bezeichnet den Ort mit demkeltischen Namen „Caergwinntguic“ oder „Caergwintwg“. Ab derangelsächsischen Eroberung der Gegend im Jahre 519 wurde jedoch ansonsten der Name „Wintanceastre“ benutzt (dessen erster Teil „Wintan-“ das lateinische „Venta“ fortsetzt).
StatueAlfreds des GroßenMauerrest desBurh von Alfreds Hauptstadt, Winchester, mittelalterliche Mauer auf römischen Fundamenten
Die Stadt erlangte etwa um das Jahr 686 historische Bedeutung, als sieDorchester als eigentliche Hauptstadt des alten Königreichs Wessex ablöste, nachdem KönigCaedwalla derGewissæ König Arwald vonWight besiegt hatte. Obwohl es nicht die einzige Stadt war, dieHauptstadt genannt wurde, machte KönigEgbert von Wessex sie im Jahre 827 zur wichtigsten Stadt seines Königreichs. In der Mitte des 9. Jahrhunderts war der heiligeSwithin Bischof von Winchester. Ende des 9. Jahrhunderts wurde die Stadt auch Teil einer Anzahl von Befestigungen entlang der Südküste Englands, die vonAlfred dem Großen angelegt und „burhs“ genannt wurden.
Das Stadttor King’s Gate
Noch heute sieht man dieangelsächsische Straßenführung im Stadtplan: Die Straßen sind in Kreuzform angelegt, wie es damals üblich war, und ließen die vorhandene römische Straßenführung in die Stadtplanung einfließen. Das kirchliche Viertel lag im Südwesten, der Gerichtsbezirk im Südosten und die Händler waren im Nordosten der Stadt. Die Grenzen der ursprünglichen Stadt kann man heute anhand der erhaltenen Stadtmauer erkennen, die in sächsischer Zeit eine Holzbarrikade mit einem umlaufenden Graben gewesen sein dürfte. Es gibt sechs Stadttore, jeweils eines im Norden, Westen, Süden und Osten, sowie Durngate und King’s Gate.
Worthy Park, in Kingsworthy, bei Winchester ist ein angelsächsischesGräberfeld mit 94Körpergräbern und 46 Einäscherungen.
Winchester blieb die Hauptstadt von Wessex und später vonEngland bis nach derEroberung durch die Normannen, die 1066 London als Hauptstadt wählten.
Rasenlabyrinth aus dem 17. Jh. auf dem St. Catherine’s Hill, wo sich auch Überbleibsel einereisenzeitlichen Befestigungsanlage befinden.
Ein schweres Feuer im Jahre 1141 beschleunigte den Niedergang der Stadt. Dieser ließ sich auch nicht dadurch aufhalten, dassWilliam von Wykeham (1320–1404) eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung spielte. Als Bischof von Winchester war er verantwortlich für den Bau weiter Teile der heutigen Kathedrale und gründete Winchester College, wie auch das New College inOxford. Im Mittelalter war Winchester auch zeitweilig ein wichtiges Zentrum des Wollhandels, um dann aber immer mehr an Bedeutung zu verlieren.
Die AutorinJane Austen starb am 18. Juli 1817 in Winchester und wurde in der Kathedrale beigesetzt.
Der romantische DichterJohn Keats wohnte in Winchester von Mitte August bis Oktober 1819. Hier schrieb erIsabella,St. Agnes Eve undLamia. Teile vonHyperion und die TragödieOtho the Great wurden ebenfalls in Winchester geschrieben.
Die Geschichte Winchesters wird eindrucksvoll im Stadtmuseum dargestellt, das an der Ecke Minster Street und The Square liegt.
DieKathedrale von Winchester ist die zweitlängste Kathedrale in Europa; sie wurde 1079 errichtet. Ihre einzigartige Bauweise verbindet die Architekturstile vom 11. bis zum 16. Jahrhundert. Im Inneren wurden viele Bischöfe von Winchester bestattet, u. a. William von Wykeham. Auch die Gräber von Königen, wieEgbert von Wessex,Canute undWilliam Rufus, findet man dort neben bekannten Personen wieJane Austen.
Früher war die Kathedrale ein beliebterWallfahrtsort, da sie den Schrein des heiligenSwithin beherbergte. Auch der Pilgerweg nachCanterbury beginnt in Winchester.
Neben der Kathedrale ist auf der Wiese der Grundriss der Vorgängerkirche, des Alten Münsters, zu erkennen. Auch die danach gebaute Neue Münsterkirche, in der ursprünglich Alfred der Große und Eduard der Ältere begraben waren, stand ehemals neben der Kathedrale.
Die Kathedrale unterhält einen Jungen- und einen Mädchenchor, die regelmäßig Konzerte in der Kathedrale geben.
Im Kirchhof befinden sich eine Reihe von historischen Gebäuden aus der Zeit, als die Kathedrale auch ein Kloster umfasste. Insbesondere das aus dem 13. Jahrhundert stammende Dekanat ist sehenswert. Es war ursprünglich das Haus desPriors. Dort wurde im Jahre 1486Arthur Tudor, der damalige Thronfolger undPrince of Wales, geboren.
Nicht weit davon entfernt steht Cheyney Court, einFachwerkhaus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, das ursprünglich als Pförtnerhaus des Klosters diente und später zum Bischofspalast gehörte.
Auch das erste Gebäude mitHammerbalken-Gewölbe befindet sich im Kirchhof neben Deans Garden. Es wird Pilgerhalle genannt und war früher Teil eines Wirtshauses, das die unzähligen Pilger beherbergte, die den Swithinschrein besuchen wollten. Dort wurden die Reste der verschwenderischen Bankette des Dekans an die Pilger verteilt, die auch in der Halle übernachten konnten. Das Baujahr des Gebäudes wird mit 1308 angegeben. Heutzutage wird das Gebäude als Schulaula, Veranstaltungsort und Theater benutzt.
Wolvesey Castle war der normannische Bischofspalast aus dem Jahre 1110. An dieser Stelle war bereits in angelsächsischer Zeit ein Gebäude vorhanden. Der Palast wurde später während derpolitischen Wirren zu ZeitenKönig Stephens von seinem BruderHeinrich von Blois erweitert. AlsPhilipp II. von Spanien am 25. Juli 1554Maria die Katholische, die älteste TochterHeinrichs VIII., in der Kathedrale heiratete, waren sie Gäste im Bischofspalast. Heute sind nur noch Ruinen des Palastes übrig, die vomEnglish Heritage betreut werden. Lediglich die Kapelle wurde Bestandteil des neuen Palastes, der in den 1680er Jahren gebaut wurde. Auch von ihm ist lediglich ein Gebäudeflügel erhalten geblieben.
König Artus’ Runder Tisch in der Großen Halle von Winchester Castle
Die Große Halle vonWinchester Castle wurde im 12. Jahrhundert errichtet und irgendwann zwischen 1222 und 1235 weiter ausgebaut. Sie hat heute noch das damalige Aussehen.In ihr befindet sich heute der Runde Tisch vonKönig Artus, der mindestens seit 1463 dort aufgehängt ist. Es handelt sich jedoch nicht um einen Tisch aus Artus Zeiten, sondern er stammt aus dem 13. Jahrhundert. Dennoch ist er geschichtlich bedeutsam und zieht immer noch viele Touristen an. Ursprünglich war der Tisch unbemalt und wurde erst fürKönig Heinrich VIII. im Jahre 1522 mit Bildern versehen. Am oberen Ende ist König Arthur auf seinem Thron zu sehen und rund um den Tisch befinden sich die Namen der legendärenRitter der Tafelrunde.
Die Außenanlagen der Großen Halle sind im Stil eines mittelalterlichen Gartens gehalten. Außer der Halle sind nur einige wenige ausgegrabene Grundmauern desBergfrieds vorhanden. Sie wurden mit dem King’s House überbaut, das heute Teil der Peninsula-Kasernen ist, in denen sich einige Militärmuseen befinden. Außerdem ist in Winchester ein Ausbildungsregiment derArmee in der Sir John Moore Kaserne stationiert, wo die Grundausbildung der Rekruten stattfindet.
Die Gebäude desWinchester College beherbergen eine Privatschule, die von Wilhelm von Wykeham im Jahre 1382 gegründet wurde. Es gibt zwei Innenhöfe, ein Torhaus, einenKreuzgang, eine Halle und eine bemerkenswerte Collegekapelle. Ursprünglich war es gegründet worden, um Jungen aus ärmlichen Verhältnissen zu unterrichten, bevor sie zumNew College nach Oxford gingen und die Kirchenlaufbahn einschlugen.
Die Armenhäuser und die gewaltige normannische Kapelle des Hospitals zum heiligen Kreuz wurden in den 1130er Jahren außerhalb der Stadt von Heinrich von Blois gegründet. Seit dem 14. Jahrhundert wird bis heute die so genannte „Wayfarer’s dole“ ausgeteilt, eine milde Gabe bestehend ausAle und Brot, ursprünglich gedacht, die Pilger auf ihrem Weg nach Canterbury zu unterstützen.
Weitere interessante Gebäude sind die Gildenhalle aus dem Jahre 1871, das Royal Hampshire County Hospital und die Winchester-City-Mühle, eine der vielen Wassermühlen, die an den Armen desItchen betrieben wurden. Die Winchester-City-Mühle wurde kürzlich restauriert und mahlt jetzt wieder Korn mit Wasserkraft. Die Mühle gehört demNational Trust. In der College Street befindet sich zudem das Sterbehaus vonJane Austen.
Es gibt eine Vielzahl von Schulen in Winchester. Die drei weiterführenden Schulen sind die King’s School, die Westgate School und die Henry Beaufort School. DieUniversity of Winchester (früher King Alfred’s College genannt) befindet sich nahe dem Stadtzentrum. Die Winchester Kunstschule ist allerdings Teil der Universität Southampton.
Eine der Sprachschulen ist die Winchester School of English, an der Studenten aus der ganzen Welt Englisch lernen.
John Christophers Endzeit-Science-Fiction-SerieSword of the Spirits spielt hauptsächlich in Winchester.
In der Fernsehsendung vonChannel 4, „Die besten und schlechtesten Wohnorte in Großbritannien 2006“ wurde Winchester zum lebenswertesten Ort des Landes gewählt. Im Jahre 2007 wurde Winchester hinter Edinburgh Zweiter.
Seit 1974 findet jährlich am ersten Wochenende im Juli in Winchester die „Hat Fair“ statt, ein Straßentheaterfestival mit Aufführungen und Workshops in der ganzen Stadt. Das Musik- und Komödianten-Festival ist das am längsten bestehende derartige Festival in Großbritannien.[1]
Einer der größten und erfolgreichsten Bauernmärkte des Vereinigten Königreichs findet mit über 100 Ständen an jedem zweiten und letzten Sonntag im Stadtzentrum statt.