William Hope Hodgson (*15. November1877 inBlackmore End,Essex; †19. April1918 beiYpern,Belgien) war einenglischerAutor vonFantasy-Romanen und unheimlichenSeegeschichten.
Hodgson wurde 1877 als eines von zwölf Kindern in der englischen Grafschaft Essex geboren. Sein Vater waranglikanischer Geistlicher, der aus beruflichen Gründen mit seiner Familie häufig umzog. William, der inGalway an der Westküste vonIrland aufwuchs, liebte die See und riss im Alter von 13 Jahren von zu Hause aus, um Seemann zu werden. Er wurde zwar zu seiner Familie zurückgeschickt, erhielt jedoch schließlich die Erlaubnis alsSchiffsjunge in derHandelsmarine zu dienen. 1891 begann seine vierjährige Ausbildung. Um den Misshandlungen eines gewalttätigen zweitenMaats zu entgehen, erlernte er zu seinem SelbstschutzJudo und stärkte sich durchBodybuilding. Ab 1895 besuchte er für zwei Jahre eine technische Schule inLiverpool und fuhr von 1897 an als dritter Maat wieder zur See. Für die Rettung eines Matrosen in haiverseuchten Gewässern unter Einsatz seines Lebens vor dem Ertrinken wurde er von derRoyal Humane Society ausgezeichnet.
Hodgson richtete sich eineDunkelkammer ein und ging einem neuen Hobby nach, derFotografie des Meeres und der Stürme. Jedoch beklagte er sich bald über das Leben zur See: „Schlechte Behandlung, miserable Verpflegung, geringer Lohn… ein unkomfortables, sorgenvolles und undankbares Leben voller Härte…“ Nachdem er dreimal die Welt umsegelt hatte, kam ihm die späte Einsicht, dass er das Meer regelrecht hasse. Dies spiegelt sich später in vielen seiner Erzählungen wider, worin die See immer mit einem Gefühl des Grauens beschrieben wird, als ginge von ihr ein Übel aus.
Hodgson gab seinen Beruf auf und gründete 1902 inBlackburn bei Liverpool eine Schule für körperliche Ertüchtigung, wo er unter anderem die örtlichen Polizeikräfte unterrichtete. Er veröffentlichte außerdem Artikel zu diesem Thema, die er mit Fotografien seines muskelbepackten Körpers versah. Nach einiger Zeit scheiterte er jedoch finanziell.
Um 1904 wandte sich Hodgson schließlich dem Schreiben zu, wobei er sein Einkommen durch fotografische Arbeiten aufbesserte. Seine erste veröffentlichte Geschichte warA Tropical Horror, die im Juni 1905 imGrand Magazine erschien. Weitere Erzählungen folgten, darunterThe Voice in the Night, veröffentlicht imThe Blue Book Magazine im November 1907. Im Jahre 1908 erschien seine zweite NovelleThe House on the Borderland (Das Haus an der Grenze), dieH. P. Lovecraft als Klassiker erster Güte und Hodgsons vielleicht größtes Werk lobte. 1909 erschien die ErzählungGhost Pirates (Geisterpiraten), in der sich Hodgson wiederum der See zuwendet.
Wie der AutorAlgernon Blackwood ersann Hodgson einen Detektiv (Carnacki), der sich in mehreren Erzählungen mit übersinnlichen Erscheinungen auseinanderzusetzen hatte. Dabei führte er offensichtlich übernatürliche Phänomene auf natürliche Ursachen zurück. Acht dieser Erzählungen wurden zwischen 1910 und 1912 in Magazinen veröffentlicht. Zwei davon wurden 1910 zusammen mit einem Gedicht als Taschenbuch publiziert, sechs erschienen 1913 als BandCarnacki, The Ghost Finder. 35 Jahre später legteAugust Derleth den Band wieder auf, wobei er noch drei frühere Geschichten aufnahm.1912 erschienThe Night Land, das wegen seines Umfanges von 538 Seiten auf zwei Bände aufgeteilt wurde.
Hodgson heiratete 1913 im Alter von 36 Jahren eineEditorin desHarmsworth-Magazins. Um Kosten zu sparen, zog das Paar nachSüdfrankreich. In den folgenden Jahren schrieb Hodgson jedoch verhältnismäßig wenig, möglicherweise aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen. In dieser Zeit wurden drei Bände mit Erzählungen veröffentlicht,Men of the Deep Waters (1914),The Luck of the Strong (1916), undCaptain Gault, Being the Exceedingly Private Log of a Sea-Captain (1917).
Neben seinen Erzählungen verfasste Hodgson einigepoetische Werke, die jedoch kaum Anklang fanden. Neben ein oder zweiShanties und dem TaschenbuchPoems wurde auch kaum etwas veröffentlicht. 1912 erschienA Dream of X und 1914Cargunka undPoems and Anecdotes, welches die letzte Veröffentlichung zu seinen Lebzeiten darstellt.The Calling of the Sea (1920) undThe Voice of the Ocean (1921) erschienenpostum und wurden 1977 inPoems of the Sea zusammengefasst.
Bei Ausbruch desErsten Weltkrieges im Jahre 1914 kehrte Hodgson nach England zurück, wo er nach einer AusbildungLeutnant derArtillerie wurde. Bei einem Sturz zog er sich eine schwere Kopfverletzung zu, wurde jedoch nach seiner Genesung an die Front nachYpern beordert. Hier übte er freiwillig die gefährliche Aufgabe eines vorgeschobenen Beobachters aus. Am 19. April 1918, im Alter von 40 Jahren, wurde er von einem deutschenSchrapnell getötet.
Nach seinem Tod geriet Hodgsons Werk zeitweise in Vergessenheit; offensichtlich entsprach seine Art zu schreiben nicht dem damaligen Zeitgeist. Infolge der Anstrengungen des US-AmerikanersH. C. Koenig wurden jedochGhost Pirates undBoats inFamous Fantastic Mysteries wieder aufgelegt undThe Hog erschien im MagazinWeird Tales. August Derleth vom VerlagArkham House brachte 1946 eine umfangreiche Sammlung mit allen vier Novellen heraus. Derleth verschaffte sich außerdem einige bis dahin unveröffentlichte Manuskripte von Hodgsons Schwester, Lissie Hodgson, die 1967 inDeep Waters, einer Sammlung unheimlicher Seegeschichten, aufgenommen wurden. 1988 erschien eine Serie von kleinen Bänden, die von R. Alain Everts überarbeitet wurden. Für das Jahr 2003 war eine Neuausgabe aller seiner Werke imNight Shade Books-Verlag geplant.
1973 erschienenDas Haus an der Grenze undStimmen in der Nacht als deutsche Übersetzung beimInsel-Verlag als gebundene Ausgaben. Beide Werke sind beim Suhrkamp-Verlag als Taschenbücher erschienen.
Nach seinen ersten veröffentlichten Erzählungen und Romanen etablierte Hodgson in den folgenden Jahren seinen Ruf als Autor ungewöhnlicherFantasy, die teilweise in die Nähe desHorrors gestellt wurde.
Ein wesentliches Element seiner Romane und Erzählungen ist der Aufbau einer beklemmenden Atmosphäre, die den Leser gefangen hält.Seine Werke fanden Anerkennung von Autoren wieH. P. Lovecraft,C. S. Lewis undClark Ashton Smith. Sein RomanThe Night Land hatte vermutlich Einfluss aufOlaf StapledonsLast and First Men. Die Handlung beider Werke spielt in einer um eine Milliarde Jahre entfernten Zukunft.
Hodgons Kritiker warfen ihm jedoch vor, dass sein Werk durch Sentimentalitäten und moralistische Aufrufe geschmälert würde, die von einer gewissen Unreife zeugten.
Die im Jahre 1908 erschienene NovelleThe House on the Borderland gilt heute als der zugänglichste von Hodgsons Romanen. Zwei Freunde, die zum Fischen in die Einsamkeit ziehen, finden Ruinen eines Hauses und ein altes Tagebuch. Das Tagebuch enthält die eigentliche Geschichte des letzten Hausbesitzers, der sich im Haus gegen schweineartige Wesen zur Wehr setzen muss, die einer angrenzenden (parallelen oder zukünftigen) Welt angehören. (Es wird vermutet, mit dem Haus inRoger ZelaznysThe Changing Land sei dieses von Hodgson erdachte Haus gemeint.)
2006 erhielt Hodgsonpostum denCordwainer Smith Rediscovery Award für vergessene oder nicht mehr hinreichend gewürdigte Science-Fiction-Autoren.
Personendaten | |
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NAME | Hodgson, William Hope |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Fantasy-Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 15. November 1877 |
GEBURTSORT | Blackmore End, England |
STERBEDATUM | 17. April 1918 oder 19. April 1918 |
STERBEORT | Ypern, Belgien |