Richard Georg Willi Korn (*31. Juli1893 inRogätz; † 7. Mai 1972 inBerlin) war ein deutscherOberingenieur[1] undKryptologe, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich zur Gestaltung derRotor-SchlüsselmaschineEnigma beigetragen hat, die während desZweiten Weltkriegs zurVerschlüsselung des Nachrichtenverkehrs der deutschenWehrmacht diente.



Über Korns Leben ist wenig bekannt. Er war 15 Jahre jünger alsArthur Scherbius (1878–1929), der Erfinder der Enigma. Zur Fertigung dieser Maschine wurde am 9. Juli 1923[2] dieChiffriermaschinen-Aktiengesellschaft (ChiMaAG) inBerlin (W 35, Steglitzerstr. 2, heutePohlstraße, 10785 Berlin-Mitte/Tiergarten) gegründet. LautFriedrich L. Bauer kam Willi Korn im Jahr 1929 zur ChiMaAG.[3]
Schon mehr als drei Jahre zuvor erfand er dieUmkehrwalze (UKW) zur Enigma. Zu dieser Zeit existierten nur die frühenEnigma-Modelle, wie die „Handelsmaschine“ und die „Schreibende Enigma“ (siehe auch:Stammbaum der Enigma unter Weblinks), die über keine Umkehrwalze verfügten und für den praktischen Einsatz aufgrund ihrer Größe und ihres hohen Gewichts als nicht optimal geeignet erachtet wurden. Korn beabsichtigte mit seiner Idee zur UKW, die Enigma so zu verbessern, dass sowohl Bedienung und Konstruktion der Maschine vereinfacht als auch diekryptographische Sicherheit gesteigert wurde. Das deutsche Reichspatent mit der Nummer 460457 und dem Titel „Chiffriervorrichtung zur Verwendung bei Chiffriermaschinen“ trägt den Vermerk „Patentiert im Deutschen Reiche vom 11. März 1926 ab“ und als Erfinder ist „Willi Korn inBerlin-Friedenau“ angegeben. Zehn Tage später „Patentiert im Deutschen Reiche vom 21. März 1926 ab“ gilt ein weiteres Patent Korns. Es trägt die Nummer 452194 und den Titel „Elektrische Vorrichtung zum Chiffrieren und Dechiffrieren“.[4]
In der ersten Schrift wird das Austauschen einzelnerWalzen sowie die UKW als solche patentiert. Dabei stellt die von Korn erfundene Möglichkeit, einzelne Walzen im Walzensatz zu vertauschen und auch weitere Walzen vorzusehen, die anstelle der im Walzensatz befindlichen eingesetzt werden, ohne Zweifel eine erhebliche Stärkung der kombinatorischen Komplexität der Maschine und somit eineVerbesserung der kryptographischen Sicherheit der Enigma dar.[5]
Das zweite Patent beschreibt weitere Ausgestaltungen der UKW, wie deren Setzen, Austauschen und auch das Rotieren der UKW während derVerschlüsselung. Da die Patente im März 1926 erteilt wurden, kann man davon ausgehen, dass Korn die Idee zur UKW deutlich früher, vermutlich schon 1924 oder noch früher hatte. DieEnigma C, die erste „Glühlampen-Enigma“, war zugleich die erste Maschine, die eine UKW besaß. Nahezu alle folgenden Enigma-Modelle, insbesondere die viele Jahre später im Krieg eingesetzten bis hin zurEnigma-M4, besaßen eine UKW. In der zweiten Patentschrift erläutert Korn die Vorteile seiner Erfindung mit den Worten: „Durch diesen Rückgang des Stromes durch den Chiffrierwalzensatz findet eine weitere Verwürfelung statt. Infolge dieser Anordnung ist es möglich, mit verhältnismäßig wenig Chiffrierwalzen auszukommen und trotzdem eine große Chiffriersicherheit aufrechtzuerhalten.“ Dies ist scheinbar richtig, denn der Strom durchfließt die Walzen ja nun zweimal. Tatsächlich erreichte er durch die UKW, dass das Schlüsselverfahreninvolutorisch wurde. Das heißt, wenn bei einer bestimmten Stellung derWalzen der Enigma ein U in ein X verschlüsselt wird, dann wird bei dieser Stellung auch ein X in ein U verschlüsselt. So vereinfachte er Bedienung und Konstruktion der Maschine, denn man braucht nicht mehr zwischen Verschlüsselung und Entschlüsselung zu unterscheiden. Die erhoffte Steigerung der kryptographischen Sicherheit jedoch erwies sich als Trugschluss mit weitreichenden Konsequenzen (siehe auch:Kryptographische Schwächen der Enigma).[6]
Im Jahr 1928 erfand er den „Sperr-Ring“ (die späterenRingstellungen), eine wirksame kryptographische Verbesserung der Maschine.[7] Diese Erfindung stammt klar von ihm und nicht, wie mehrfach falsch publiziert, von seinem KollegenPaul Bernstein.[8][9][10] In den Jahren bis 1930 sind noch weitere Patente Korns erteilt worden, die andere, zumeist praktische Verbesserungen von Chiffriermaschinen zum Thema hatten (siehe auch:Enigma-Patente). Laut einem amerikanischen Nachkriegsbericht über dieChiffrierabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW/Chi) arbeitete Korn später mit dem dortigen Leiter derHauptgruppe Kryptanalyse,MinisterialratWilhelm Fenner, an der Weiterentwicklung der Enigma zusammen.[11]
Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Korn, damals Chefingenieur vonHeimsoeth & Rinke, seit 1934 Nachfolgefirma der ChiMaAG, auch an anderen, innovativen Schlüsselmaschinen, wie demSchlüsselgerät 41 (SG-41). Diese Maschine wäre, wie einem Bericht der amerikanischenArmy Security Agency aus dem Jahr 1946 entnommen werden kann, vermutlich praktisch unbrechbar gewesen. Allerdings gelangte sie aufgrund von technischen und Nachschub-Problemen nicht mehr zum Feldeinsatz.[12]
Willi Korn überlebte den Zweiten Weltkrieg[13] und starb mit 78 Jahren inWest-Berlin.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Korn, Willi |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kryptologe und Oberingenieur |
| GEBURTSDATUM | 31. Juli 1893 |
| GEBURTSORT | Rogätz |
| STERBEDATUM | 7. Mai 1972 |
| STERBEORT | Berlin |