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Wilhelm Filchner

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Wilhelm Filchner (etwa 1911)

Thomas Friedrich Wilhelm Filchner (*13. September1877 inMünchen[1]; †7. Mai1957 inZürich) war ein deutscherGeophysiker,Geodät,Forschungsreisender undReiseschriftsteller.

Er leitete dieZweite Deutsche Antarktisexpedition (1911/12) insWeddell-Meer und entdeckte dort dasFilchner-Ronne-Schelfeis. Er war Autor von 27 vor allem populärwissenschaftlichen Büchern und Reiseberichten.

Biographie

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Karte Spitzbergens mit der Route von Filchners Vorexpedition von 1910

Er war der Sohn des frühverstorbenen Lazarettverwaltungsinspektors Eduard Filchner inMünchen, wuchs bei wohlhabenden Verwandten auf und trat im Alter von 15 Jahren dem Kadettenkorps der bayrischen Armee bei. Im Jahr 1900 nutzte er als Fähnrich einen dreimonatigen Urlaub, um auf eigene Faust und mit 300Goldmark Reisebudget seine erste große Reise überRussland, denKaukasus undKirgisistan zu unternehmen, auf der er schließlich auf dem Pferderücken denPamir überquerte.

Filchner studierte in München Vermessungskunde und Geographie, gefolgt von praktischer Ausbildung an verschiedenen militärischen und zivilen Institutionen.

Die Reise hatte ihn in Bayern bekannt gemacht, und 1903 übertrug man ihm die Expeditionsleitung mitAlbert Tafel für eine Forschungsreise nachTibet. Als erster Forscher führte er in dem asiatischen Land erdmagnetische Messungen durch (Das Rätsel des Matschu, 1907;Wissenschaftliche Ergebnisse, 1906–1914). Auf der Rückreise 1905 von Osttibet entstanden die ersten Ideen für eine neue deutsche Antarktisexpedition.

Die konkreten Pläne für diese zweite deutsche Antarktisexpedition stellte Filchner im März 1910 inBerlin der Öffentlichkeit vor. Mit Hilfe einer Lotterie wurden recht schnell die finanziellen Mittel aufgebracht und ein Schiff gekauft.

Das wenig polarerprobte Forscherteam, das Filchner zusammenstellte, unternahm im August 1910 eine kleine „Übungsexpedition“ nachSpitzbergen. MitErich Przybyllok und weiteren vier Begleitern querte er die Insel vom Tempelfjord an der Westküste zur Mohnbukta an der Ostküste.[2] Die Strecke war nur 65 km lang, aber nicht ungefährlich.[3]

Im Mai vonBremerhaven gestartet, fuhr das ExpeditionsschiffDeutschland am 4. Oktober 1911 vonBuenos Aires aus RichtungSüdpol. Da damals noch nicht bekannt war, ob der Südpol aus einer zusammenhängenden Masse besteht, wollte man eine Passage quer durch die Eismasse finden oder sich auf dem Landweg mit einer zweiten Expeditionsgruppe treffen. Dieses Vorhaben scheiterte aufgrund schlechter Wetterbedingungen – eine gerade errichtete Überwinterungsstation auf einemEisberg wurde vermutlich durch eineSpringflut binnen kürzester Zeit vernichtet. Filchner machte jedoch einige wichtige Entdeckungen, darunter die des zweitgrößten Schelfeises derAntarktis, des heutigenFilchner-Ronne-Schelfeises in derWeddellsee, und desPrinzregent-Luitpold-Landes. Im März 1912 wurde das Schiff vomPackeis eingeschlossen und driftete neun Monate nach Norden. Erst im Dezember kamen sie so beiSüdgeorgien wieder frei. Die Expedition fand hier aufgrund von Differenzen zwischen den Teilnehmern ein Ende. Wissenschaftlich lieferte sie jedoch hervorragende Ergebnisse.Roald Amundsen lud Filchner zur Teilnahme an einer weiteren Expedition in die Antarktis ein, für die dieser sich auf demFlugplatz Johannisthal zum Piloten und bei derUFA zum Kameramann ausbilden ließ. Der Ausbruch desErsten Weltkriegs verhinderte die Ausführung des Plans.[4]

Nach seiner Antarktis-Erfahrung zog es Filchner wieder in sein bevorzugtes Forschungsgebiet Innerasien. Auf eigene Kosten erforschte er seit 1926 das tibetische KlosterKumbum Champa Ling und das Land rund um denQinghai-See. Da seine finanziellen Mittel in Qinghai aufgebraucht waren und er von der deutschen Botschaft in Peking keine Unterstützung erhielt, sondern nur mit Hilfe einer französisch-britischen Expeditionsgruppe weiterreisen konnte, kehrte er nicht nach Deutschland zurück. Er blieb für Film- und Fotoaufnahmen in Qinghai, drehte den DokumentarfilmOm mani padme hum (1929) und unternahm geophysikalische Messungen auf dem tibetischen Hochplateau. Am 24. Juni 1928 kehrte er, zuhause bereits tot geglaubt, von der Reise zurück.

1934 bis 1937 unternahm Filchner seine dritte Tibetexpedition, diesmal von der Regierung finanziert.

1939 bereiste erNepal. Wegen einer akuten Nierenerkrankung musste er sich 1940 zur Behandlung nachBritisch-Indien begeben, wo er von den Briteninterniert wurde: 1940 im Cottage-Hospital inPatna, von 1940 bis zum 13. September 1941 im Parole Camp inPurandhar und von September 1941 bis November 1946 im Parole Camp inSatara inMaharashtra. Später lebte er inPune in Maharashtra. Erst 1951 kehrte er nach Europa zurück. Er nahm seinen Wohnsitz inZürich und starb dort 1957 im Alter von 79 Jahren.

Sein Nachlass befindet sich als „Wilhelm-Filchner-Archiv“ bei derBayerischen Akademie der Wissenschaften und wird von der Deutschen Geodätischen Kommission betreut.[5]

Auszeichnungen und Ehrungen

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1937 erhielt er denDeutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft.

Aus Anlass des 49. Geburtstages vonAdolf Hitler wurde ihm am 20. April 1938 der Titel „Professor“ verliehen.

1938 erhielt er dieCarus-Medaille (Geographie), die für bedeutende Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oder der Medizin vergeben wurde.

In der Antarktis tragen dasFilchner-Schelfeis, dieFilchnerberge[6] dasKap Filchner, die TiefseerinneFilchner Trough und die 1998 abgebauteFilchner-Station seinen Namen. Darüber hinaus sind dieFilchnerklippen im Südatlantik, der GebirgskammFilchner Ridge auf Südgeorgien sowie auf der Insel Spitzbergen die GletscherFilchnerfonna[7] undFilchnerfallet[8] nach ihm benannt. Ferner war Filchner bis Ende Juni 2020 Namensgeber für dieWalter-Lübcke-Schule inWolfhagen (Landkreis Kassel).

Wilhelm-Filchner-Denkmal

InBad Homburg vor der Höhe wurde 1930 das Wilhelm-Filchner-Denkmal errichtet. Das Denkmal befindet sich heute neben dem Kaiser-Wilhelm-Bad imKurpark Bad Homburg. Das Denkmal wurde von dem BildhauerJakob Wilhelm Fehrle aus Schwäbisch Gmünd geschaffen.[9]

Mitgliedschaften

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Filchner war Mitglied in derGesellschaft für Rassenhygiene seit dem Jahr der Gründung 1905. Im Jahr 1937 wurde er zum Mitglied derLeopoldina gewählt.

Werke (Auswahl)

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  • Ein Ritt über den Pamir, 1903
  • Das Kloster Kumbum, 1906
  • Das Rätsel des Matschu, 1907
  • Quer durch Spitzbergen. Eine deutsche Übungsexpedition im Zentralgebiet östlich des Eisfjords., zusammen mitHeinrich Seelheim, Mittler und Sohn, Berlin 1911
  • Zum sechsten Erdteil. Die zweite deutsche Südpolar-Expedition, Ullstein Verlag, Berlin 1922
  • Tschung-Kue – Das Reich der Mitte – Alt-China vor dem Zusammenbruch, Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin 1924
  • Sturm über Asien. Erlebnisse eines diplomatischen Geheimagenten, Neufeld & Henius Verlag, Berlin 1924
  • Quer durch Ost-Tibet, Mittler und Sohn Buchdruckerei, Berlin 1925
  • Wetterleuchten im Osten. Erlebnisse eines diplomatischen Geheimagenten, Peter J. Oestergaard Verlag, Berlin 1927
  • Hui-Hui – Asiens Islamkämpfe, Peter J. Oestergaard Verlag, Berlin 1928
  • Om mani padme hum, F.A. Brockhaus, Leipzig 1928 (erschienen in 27 Auflagen, über die Tibetexpedition 1926–1928)
  • China Asiens Hochsteppen Ewiges Eis, Herder &Co Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1930
  • Kumbum Dschamba Ling. Das Kloster der hunderttausend Bilder Maitreyas. Ein Ausschnitt aus Leben und Lehre des heutigen Lamaismus. Nach Beobachtungen während seiner Tibetexpedition 1926/28, in Kommission bei F.A. Brockhaus, Leipzig 1933
  • Bismillah! – Vom Huang-ho zum Indus, F.A. Brockhaus, Leipzig 1938
  • Ein Forscherleben Eberhard Brockhaus, Wiesbaden 1950
  • In der Fieberhölle Nepals, Eberhard Brockhaus, Wiesbaden 1951
  • Hindustan im Festgewand, zusammen mit D. Shrîdhar Marâthe, Joseph Giesel Verlagsbuchhandlung, Celle 1953

Literatur

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  • Gottlob Kirschmer:Filchner, Wilhelm. In:Neue Deutsche Biographie. (NDB).Band 5. Duncker & Humblot, Berlin 1961,ISBN 3-428-00186-9,S. 145–146 (deutsche-biographie.de). 
  • Erhard Rühle:Im Herzen des Schweigens. Markus Verlag, München 1962.
  • Wolfgang Kaufmann:Das Dritte Reich und Tibet. Die Heimat des „östlichen Hakenkreuzes“ im Blickfeld der Nationalsozialisten, Ludwigsfelder Verlagshaus 2009, 2. korrigierte und ergänzte Auflage 2010,ISBN 978-3-933022-58-5 (hier werden u. a. Filchners Forschungsreisen sowie die Tätigkeit der Wilhelm-Filchner-Stiftung beschrieben, wobei diese Beschreibungen auf Originalakten aus dem Dritten Reich basieren).

Weblinks

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Commons: Wilhelm Filchner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914–1918; kostenpflichtig abrufbar aufAncestry
  2. Kurt Brunner,Cornelia Lüdecke:Übung für die Antarktis – Wilhelm Filchners Vorexpedition nach Spitzbergen im Jahr 1910. Ein Beitrag zur Expeditionskartographie. In: Cornelia Lüdecke, Kurt Brunner:Von A(ltenburg) bis Z(eppelin). Deutsche Forschung auf Spitzbergen bis 1914. 100 Jahre Expedition des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Altenburg (PDF; 31,8 MB). Neubiberg 2012 (=Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie der Universität der Bundeswehr München, Heft 88), 2012, S. 69–76.
  3. Reinhard A. Krause:Zum hundertjährigen Jubiläum der Deutschen Antarktischen Expedition unter der Leitung von Wilhelm Filchner, 1911–1912 (PDF; 28,36 MB). In:Polarforschung. Band 81, Nr. 2, 2011, S. 103–126 (erschienen 2012).
  4. Cornelia Lüdecke:Deutsche in der Antarktis. 1. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2015,ISBN 978-3-86153-825-7,S. 101 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  5. Filchner-Archiv (Memento vom 23. Oktober 2006 imInternet Archive)
  6. Brunk, K. (1986): Kartographische Arbeiten und deutsche Namengebung in Neuschwabenland, Antarktis. Dt. Geodät. Kommission, Reihe E, 24/I, 1-24. (Memento vom 26. Juni 2011 imInternet Archive) (PDF; 391 kB)
  7. Filchnerfonna. In:The Place Names of Svalbard (Erstausgabe 1942).Norsk Polarinstitutt, Oslo 2001,ISBN 82-90307-82-9 (englisch, norwegisch).
  8. Filchnerfallet. In:The Place Names of Svalbard (Erstausgabe 1942).Norsk Polarinstitutt, Oslo 2001,ISBN 82-90307-82-9 (englisch, norwegisch).
  9. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.):Wilhelm-Filchner-Denkmal In:DenkXweb, Online-Ausgabe vonKulturdenkmäler in Hessen
Personendaten
NAMEFilchner, Wilhelm
ALTERNATIVNAMENFilchner, Thomas Friedrich Wilhelm (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Geophysiker, Forschungsreisender und Reiseschriftsteller
GEBURTSDATUM13. September 1877
GEBURTSORTMünchen, nach anderen Quellen:Bayreuth
STERBEDATUM7. Mai 1957
STERBEORTZürich
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