Bereits beimWiener Kongress 1814/15 spielte die Stadt eine bedeutende Rolle in der internationalenDiplomatie, die sie bis in die Gegenwart beibehalten hat. So ist Wien heute als internationaler Kongress- und Tagungsort Sitz von über 40 internationalen Organisationen,[15] darunter dasErdölkartellOPEC, die Internationale Atomenergiebehörde IAEO und dieOSZE, und zählt damit zu denWeltstädten.[16][17] DasBüro der Vereinten Nationen in Wien (UNOV) beherbergt imVienna International Centre (VIC) einen der vier Amtssitze derUNO, im Volksmund meist alsUNO-City bezeichnet. Wien ist eine Großstadt mit sehr hoherLebensqualität[18][19] und hohemBIP pro Kopf, gehört im weltweiten Vergleich allerdings auch zu den teuersten Städten.[20]
Bezeichnung
Der Name der Stadt wird standarddeutsch[vi:n] ausgesprochen. Imbairisch-österreichischen Dialekt Ostösterreichs heißt die StadtWean[veɐ̯n]; diese Bezeichnung ist allerdings in derWiener Mundart selbst, außer in speziellen Fällen wie etwa Dialektkulturveranstaltungen, kaum noch in nennenswertem Ausmaß gebräuchlich.[21]
Etymologie
Der NameWien leitet sich vom FlussWien her (gemäß der häufig vorkommenden Benennung von Siedlungen nach dem dort mündenden Nebenfluss). Überliefert ist der Name erstmals 881 in denSalzburger Annalen, wo von einer Schlachtad Uueniam (ad Weniam, „bei (der) Wenia“) berichtet wird, wobei allerdings unklar ist, ob eine Siedlung oder der Fluss gemeint ist.[22] Der althochdeutsche NameWenia, von dem sich der heutige herleitet, stammt von derkeltoromanischen Bezeichnung*Vedunia („Waldbach“) für den Wienfluss; eine slawische Zwischenform ist denkbar, aber nicht belegt.[22] Der NameVindobona hingegen bezog sich auf einerömische Siedlung innerhalb des heutigen Stadtgebiets; er wird heute noch mitunter für Wien benutzt (etwa auf lateinischen Urkunden), obwohl er mit dem heutigen Namen der Stadt keineetymologische Verwandtschaft aufweist.
Bezeichnung der Stadt in anderen Sprachen
Wien gehört zu jenen alten und international bedeutenden Städten, für die in vielen Sprachen eigene Namen existieren: ImEnglischen,Italienischen,Spanischen,Rumänischen,Portugiesischen und anderenromanischen Sprachen ist Wien alsVienna oderViena bekannt, imFranzösischen alsVienne, imGriechischen alsΒιέννη (Vienni), imNiederländischen alsWenen, imRussischen alsВена (Wjena), imIsländischen alsVín. Eine eigenständige Bildung ist dasungarischeBécs bzw.Beč imBosnischen,Kroatischen undSerbischen. Davon stammt auch die FormBeç aus derosmanischen Amtssprache ab (im modernenTürkisch heißt esViyana). Die Form wird auf die ungarische Herrschaft im 9./10. Jahrhundert zurückgeführt und meist mit „am Steilhang“ übersetzt. Die eigenständige Namensbildung wird alsIndiz für die geringe Bedeutung Wiens in dieser Periode gewertet.[22] AufTschechisch heißt die StadtVídeň, aufSlowakischViedeň, aufPolnischWiedeń und aufUkrainischВідень (Widen). Diese Formen stehen etymologisch in keiner Beziehung zum BezirksnamenWieden. Dieslowenische Bezeichnung für Wien,Dunaj, verweist auf dieDonau (die in heutigem SlowenischDonava heißt).
Weitere Verwendungen der Bezeichnung
Die französische StadtVienne ist zwar namensgleich mit der französischen Bezeichnung Wiens, ihr Name ist jedoch weitaus älter als jener Wiens. In denVereinigten Staaten und inKanada existieren einige Siedlungen, welche die deutsche oder englische Bezeichnung von Wien im Namen tragen. Dies ist in vielen Fällen wohl auf Auswanderer zurückzuführen, die ihre neuen Siedlungen nach ihrem Herkunftsort benannten.
Wien liegt am Ostrand derAlpen, am Übergang zumAlpenvorland im Osten, das zurPannonischen Tiefebene leitet. Der Stadtkern erstreckt sich schon in der Ebene an derDonau, die westlichen Stadtteile imWienerwald, der östlichsten Gebirgsgruppe derNordalpen. Vom Wiener Stadtgebiet ist nur ein relativ kleiner Anteil verbaut. Etwa die Hälfte Wiens istGrünland, größere Teile werden auchlandwirtschaftlich genutzt.
Wien hat einenGrüngürtel, der sich über alle Außenbezirke erstreckt: Im Westen derLainzer Tiergarten, im Nordwesten dieSophienalpe, im Norden derSchwarzenbergpark und die Ausläufer des Wienerwalds, im Nordosten Weinanbauflächen, im Osten und Süden landwirtschaftliche Flächen, im Südosten dieLobau und im Südwesten derMaurer Wald.
Wien erhebt sich von151 m ü. A. in der Lobau bis zu einer Höhe von544 m ü. A. auf demHermannskogel. Im Nordwesten, Westen und Südwesten Wiens reicht der Wienerwald mit seinen Höhen (darunterLeopoldsberg,Kahlenberg undCobenzl) und Wäldern (darunter der Lainzer Tiergarten) bis ins Stadtgebiet hinein. Die Donau tritt durch dieWiener Pforte, eine Enge zwischen dem rechtsufrigen Leopoldsberg und dem linksufrigenBisamberg, nach Wien ein. Aus dem Wienerwald fließen außerdem zahlreiche kleine Flüsse in die Stadt, der bekannteste davon ist derWienfluss. Die Berge im Westen werden im Süden von eiszeitlichen Terrassen (Wienerberg undLaaer Berg) fortgesetzt. Dieses gesamte Gebiet wird zumWeinbau genutzt, es bildet dieWeinbauregion Wien.
Der Osten der Stadt ist geprägt vom Wiener Anteil am flachenMarchfeld, das der Landwirtschaft dient, aber zunehmend verbaut wird. Im Südosten findet sich mit der Lobau der Wiener Anteil amNationalpark Donauauen. Angesichts der (wie bei vielen europäischen Städten) vorwiegendenWestwinde befinden sich die gehobenen Wohngegenden eher am westlichen Stadtrand, wo unter anderem die Luft noch sauberer ist, während die alten Industriegebiete eher am südöstlichen Rand der Stadt liegen.
Panorama von Wien vom „Himmel“ aus gesehen (2005) „Am Himmel“ liegt im NW der Stadt, links sieht man nach NNO, ganz rechts nach SSW
Räumliche Situation
Die Entwicklung zu einer der bedeutendsten und größten StädteMitteleuropas verdankt Wien unter anderem seiner günstigen geographischen Lage zwischenAlpenostrand und pannonischem Raum und den historischen europäischen Achsen, der Süd-Nord-Achse entlang des Alpenrands (Bernsteinstraße) und der West-Ost-Achse entlang des Alpenvorlands, sowie derDonau als Wasserweg. Wien entstand am Kreuzungspunkt dieser Verkehrsstraßen. Die historische Stadt bildete sich ausschließlich südlich der Donau: Der Strom ließ sich hier leicht durch- oder überqueren, da sich der Strom imWiener Becken in zahlreiche Arme mit Inseln dazwischen auffächerte. Heute erstreckt sich das Stadtgebiet beiderseits des Flusses.
Die Lagegunst etwa in Bezug auf die historischen Nachbarländer – derMarkgrafschaft Mähren und dasKönigreich Ungarn – und in Bezug auf die Routen in Richtung derSteiermark,Krain undAdriaküste trugen entscheidend dazu bei, dass sich Wien als Monarchenresidenz durchsetzte. Die slowakische HauptstadtBratislava (Pressburg) ist nur 55 km von Wien entfernt. Eine solche Nähe zweier Hauptstädte ist in Europa einmalig (abgesehen vom Sonderfall Vatikan/Rom). Etwa von 1840 an führte die privilegierte Lage Wiens zur Errichtung eines von der Stadtsternförmig ausstrahlenden Eisenbahnnetzes. Seit dem Fall desEisernen Vorhangs 1989 wachsen die durch denZweiten Weltkrieg unterbrochenen Verkehrs- und Wirtschaftsbeziehungen zu den nördlichen und östlichen Nachbarstaaten Österreichs wieder deutlich. Die Stadtverwaltung hat darauf mit der Beteiligung an der EuroparegionCentrope reagiert.
Geologie
Wien liegt am östlichen Ausläufer derNördlichen Kalkalpen, die hier am Westrand destertiärenWiener Beckens sowie an der vomPleistozän bis heute im Wiener Raum landschaftsbildendenSchwemmebene der Donau in die Tiefe abtauchen. Nördlich der Stadt überspringt dieFlyschzone die Donau und leitet in dieKarpaten weiter. Der Untergrund der Stadt wird von verschiedenen geologischen Landschaften gebildet:
Ein System von nord-süd-gerichteten Störungen und Brüchen durchzieht das Stadtgebiet. MächtigeGrundwasserkörper sind in den Donauschottern anzutreffen.[23]
Siedlungsstruktur
Wien ist mit einer Fläche von 414,82 Quadratkilometern[2] das kleinste Bundesland Österreichs und vollständig vom LandNiederösterreich umgeben, zu dem es bis 1920 (sieheTrennungsgesetz) gehörte. Gleichzeitig ist Wien die zweitgrößte Gemeinde Österreichs nach Fläche, nur übertroffen vonSölden. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 22,8 Kilometer, die West-Ost-Ausdehnung 29,4 Kilometer.[24] Der höchste Punkt ist derHermannskogel (544 m ü. A.) am nordwestlichen Stadtrand, der tiefste dieLobau (151 m ü. A.) am südöstlichen Stadtrand.[24]
Da dieStatutarstadt Wien seit 1920 zugleich Land ist, scheint sie in Bundesländer-Rangreihungen auf: Wien verfügt unter den Bundesländern über den größten Anteil von Verkehrs- und Bauflächen an seiner Gesamtfläche. 11,6 %[25] der Gesamtfläche sind bebautes Land, 11,1 % Straßenverkehrsflächen und 2,2 %Gleiskörper. Zugleich ist Wien auch das Land mit dem größten Anteil von Gartenflächen, die 28,4 % oder 117,76 Quadratkilometer ausmachen. Gewässer (4,5 %) machen nur im Burgenland einen größeren Anteil an der Gesamtfläche aus. Waldflächen bedecken 17,8 % der Fläche, landwirtschaftlich genutzt werden 14,8 %, und 1,6 % werden von Weingärten eingenommen.
Klima
Das WienerKlima bildet einÜbergangsklima mit ozeanischen Einflüssen aus dem Westen und kontinentalen Einflüssen aus dem Osten. Dies macht sich im Jahresvergleich durch meist stark schwankende Messergebnisse bemerkbar. Insgesamt hat Wien meist nur geringere Niederschlagsmengen und längere Trockenperioden zu verzeichnen. Die Winter sind im Vergleich zu anderen Teilen Österreichs eher mild. Die mittlere Lufttemperatur beträgt im 30-jährigen Mittel im Stadtzentrum durchschnittlich 11,4 Grad Celsius, in den Außenbezirken (ZAMG Wetterstation Hohe Warte) 10,2 Grad Celsius. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei rund 600 Millimetern, wobei im Westen der Stadt im Durchschnitt 741,5 Millimeter gemessen werden, im Osten hingegen nur 514,5 Millimeter. 60 Sommertagen stehen rund 70 Frosttage gegenüber. Am 8. August 2013 wurde an der Messstation „Innere Stadt“ mit 39,5 Grad Celsius die bisher höchste Temperatur in Wien gemessen.[26]In Wien befindet sich der Sitz derZentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Die folgenden Klimadiagramme sind jeweils aus unterschiedlichen Stadtteilen und dienen der Quantifizierung desStadtklimas von Wien.
Die Klimastation Wien Innere Stadt weist das wärmste Klima Österreichs auf. Durch die dichte Bebauung wird dienächtliche Abkühlung reduziert und dadurch sind vor allem die Temperaturminima markant höher als im Umland. Die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt 14 km/h. Windrichtungen aus West, Nordwest und Südost dominieren.
Die Klimastation Wien Hohe Warte befindet sich auf dem Gelände derZentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Durch die Hanglage und den Stadteffekt sind insbesondere die Temperaturminima gemildert. Die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt 13 km/h. Die vorherrschende Windrichtung ist West.
Die Klimastation Mariabrunn befindet sich im relativ dünn besiedelten Westen Wiens. Bedingt durch dieKaltluftseebildung sind insbesondere die täglichen Temperaturminima gegenüber den inneren Stadtteilen Wiens deutlich reduziert. Die Anzahl an Frosttagen ist fast doppelt so hoch wie in der Inneren Stadt. Die Niederschlagssummen sind wesentlich höher als im Osten Wiens. Die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt 9 km/h. Besonders windige Tage treten vermehrt im Dezember und Jänner auf.
Die Klimastation Wien Unterlaa befindet sich am südöstlichen Stadtrand Wiens. Durch die dünne Bebauung sind die Temperaturen geringer als in den inneren Bezirken. Mit durchschnittlich 17 km/h ist die Windgeschwindigkeit relativ hoch. Die Hauptwindrichtung ist Nordwest. Besonders windige Tage treten vermehrt von Dezember bis März auf.
Klimawandel
Als Folge derglobalen Erwärmung[28][29] könnten die klimatischen Verhältnisse in Wien im Jahr 2050 jenen ähneln, die heute inSkopje vorzufinden sind, währendStockholm dann klimatische Verhältnisse wie heute in Wien aufweisen wird.[30] Modellrechnungen zeigen zudem auf, dass Wien zum Ende des 21. Jahrhunderts zu den europäischen Metropolen zählt, die am stärksten von Hitzewellen betroffen sein werden.[31] In Wien wird demnach dann ein Klima herrschen, das eher an den heutigen südlichen Mittelmeerraum erinnert.
Auch vermehrte Schäden an Infrastruktur und öffentlichen Einrichtungen durch Wetterextreme, wie z. B. durch lokale Überflutungen, das Schmelzen von Asphalt und die hitzebedingte Ausdehnung von Gleisen, sind zu erwarten.
Der deutliche Anstieg an Tagen mit Höchsttemperaturen von über 30 und 35 Grad Celsius heizt versiegelte Flächen ganz besonders auf, was auch die nächtliche Abkühlung beeinträchtigt.
So gab es lautZAMG „in Wien im Zeitraum 1971 bis 2000 durchschnittlich ein bis zweiTropennächte (in denen der Tiefstwert über 20 °C bleibt) pro Jahr, im Zeitraum 1981 bis 2019 waren es durchschnittlich vier Tropennächte pro Jahr. Der Rekord an der Wetterstation Wien Hohe Warte liegt bei 23 Tropennächten im Jahr 2015“,[32] an der Wetterstation Wien Innere Stadt bei 42 Tropennächten im Jahr 2024 (Stand: 26. August).[33]
Im Februar 2025 verabschiedete Wien als erstes Bundesland ein eigenes Klimaschutzgesetz.[34]
Flora
DerWien-Blaustern(Scilla vindobonensis) wurde nach der Stadt benannt
Durch Wien verläuft eine Grenze zwischen zwei Florenregionen, welche beide demholarktischen Florenreich angehören. Nur der westlichste, zum Wienerwald gehörige Teil der Stadt zählt, wie fast das ganze restliche Österreich, zur Mitteleuropäischen Florenregion, während das restliche Stadtgebiet derPannonischen Florenprovinz angehört, welche wiederum den westlichsten Teil dersüdsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion darstellt. Außerhalb von Wien haben in Österreich sonst nur noch dasBurgenland undNiederösterreich Anteil an der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion, welche sich vonSüdsibirien über dieUkraine,Siebenbürgen, dieVojvodina und dieUngarische Tiefebene bis an denAlpenostrand erstreckt. Zudem ist in Wien ein submediterraner Einfluss feststellbar. Aus diesem Grund wachsen in Wien viele Arten, die in Österreich einzigartig und entsprechend schützenswert sind.[35]
In Wien treten 1490 Vollstatus-Gefäßpflanzen-Arten bzw. 1545 Elementar-Gefäßpflanzen-Taxa heimisch oder alteingebürgert auf. Inklusive der Neubürger und Unbeständigen sind es 2194 Taxa.[36] Dies sind hohe Werte für eine Großstadt: zum Vergleich kann das mehr als sechsmal so große und viel weniger dicht bebaute Vorarlberg mit nur 1683 Vollstatus-Gefäßpflanzen-Arten, also um 13 Prozent mehr, aufwarten.[37]
Von den 29 in Österreich heimischenFledermausarten (38 in Europa), beherbergt Wien 22 (alleine der Lainzer Tiergarten 18), das damit im deutschsprachigen Raum die Stadt mit dem größten Artenreichtum an Fledermäusen ist.[40]
Wien, das alsStatutarstadt auch als politischerBezirk fungiert, wird seit 1954 in 23 Gemeindebezirke (1905–1938 21 Bezirke, 1938–1954Groß-Wien mit 26 Bezirken) unterteilt. Von den Wienern werden die Bezirke entweder mit ihren Namen (beispielsweise „Ottakring“) oder mit ihren Nummern bezeichnet. Diese Nummern befinden sich auf jedem Straßenschild vor dem Straßennamen (beispielsweise „16., Thaliastraße“) und bilden die zweite und dritte Stelle der Postleitzahl (1010 für den 1. Bezirk bis 1230 für den 23. Bezirk).
Stadtstruktur und Erweiterungen
Die historische Altstadt, heute Großteil des1. Bezirks, war noch im Revolutionsjahr 1848 deckungsgleich mit dem Stadtgebiet. Unter KaiserFranz Joseph kam es 1849/50, 1890 bis 1892 und 1904/05 zu drei großen Stadterweiterungen.
Am 17. März 1849 wurde durch kaiserliches Patent eine provisorische Gemeindeordnung für die Monarchie erlassen; ihr zufolge hatten „Vorstädte […] mit der eigentlichen Stadt immer eine einzige Ortsgemeinde zu bilden“.[43] Damit waren die Wiener Vorstädteex lege eingemeindet.
Im Jahr 1850[44] wurden daher die 1849 bestehenden Vorstädte Wiens innerhalb desLinienwalls in die Bezirke 2 bis 8 gegliedert. 1861 erfolgte die Teilung des ursprünglichen 4. Bezirks in zwei Bezirke. 1874 wurden die außerhalb des Linienwalls gelegenen Gebiete des 4. und des 5. Bezirks zum neuen 10. Bezirk,Favoriten, zusammengefasst. Nach einem niederösterreichischen Landesgesetz vom Dezember 1890, das am 1. Jänner 1892 in Kraft trat, wurden die heutigen Außenbezirke am rechten Donauufer, damals Vororte genannt, obwohl teils selbst bereits städtische Viertel, eingemeindet; damit besaß Wien nun 19 Bezirke. 1900 wurde der nördliche Teil des 2. Bezirks zum 20. Bezirk erklärt. Bei der dritten großen Erweiterung – 1904 beschlossen und 1905 in Kraft getreten – wurde die GroßgemeindeFloridsdorf am linken Donauufer als 21. Bezirk eingemeindet; er reichte vonStrebersdorf im Norden bis zurLobau im Südosten. (Das Gebiet zwischen Donau undAlter Donau verblieb aber zum Teil bis 1938 beim 2. Bezirk.) Eine Vervierfachung seines Stadtgebietes erlebte Wien zurZeit des Nationalsozialismus, als die Diktatur per 15. Oktober 1938Groß-Wien mit 26 Bezirken schuf. Diese Erweiterung wurde durch einen Beschluss des Nationalrates, des Wiener Landtages und des Niederösterreichischen Landtages von 1946, welcher wegen eines Vetos der Besatzungsmächte erst 1954 in Kraft treten konnte, großteils wieder rückgängig gemacht. Von den 97 im Jahr 1938 eingemeindeten Orten blieben nur 17 bei Wien: am linken DonauuferStammersdorf,Süßenbrunn,Breitenlee undEssling, am rechten Donauufer (südlicher und südwestlicher Stadtrand)Albern,Unterlaa,Oberlaa undRothneusiedl, die acht Ortschaften des heutigen 23. Bezirks (Liesing) samt demLainzer Tiergarten undHadersdorf-Weidlingau am westlichen Stadtrand. In der Folge änderten sich 1954–1956 einige Bezirksgrenzen. Die Stadtgrenzen sind seit 1954 unverändert.
Gemeindebezirke
Wiener Gemeindebezirke
Bei der Festlegung der Bezirksgrenzen versuchte man, diese markant entlang wichtiger Straßen oder Flüsse zu ziehen, wenngleich hierdurch einige ehemalige Gemeinden geteilt wurden. Die Innenbezirke 3 bis 9 werden durch denGürtel von den Außenbezirken abgegrenzt. In den Bezirken 1, 2, 3, 9, 11, 19 und 20 bildet derDonaukanal, in den Bezirken2, 11, 19, 20, 21 und 22 dieDonau einen Teil der Bezirksgrenzen. Donaukanal und Donau trennen die Bezirke 2 und 20 von allen anderen; die Bezirke 21 und 22 liegen als einzige am linken Donauufer. Auch der Wienfluss ist fast in seinem gesamten Verlauf durch die Stadt (ausgenommen den Abschnitt von der westlichen Stadtgrenze bisHütteldorf) stets Bezirksgrenze.
Hier aufgeführt sind alle Stadtteile und Siedlungen (auch zerstreute Häuser) nach dem Ortsverzeichnis von 2001, nicht aber die freistehenden Einzelobjekte (z. B. Schlösser), die ebenfalls als Ortslagen ausgewiesen sind:[47]
Wien, 1. Bezirk: Innere Stadt (Stt)
Wien, 2. Bezirk: Leopoldstadt (Stt)
Augarten (ZH)
Messegelände (ZH)
Prater (ZH)
Rennplatz Freudenau (ZH)
Trabrennplatz Krieau (ZH)
Wien, 3. Bezirk: Landstraße (Stt)
Arsenal (Hgr)
Erdberg (Stt)
Wien, 4. Bezirk: Wieden (Stt)
Wien, 5. Bezirk: Margareten (Stt)
Wien, 6. Bezirk: Mariahilf (Stt)
Wien, 7. Bezirk: Neubau (Stt)
Wien, 8. Bezirk: Josefstadt (Stt)
Wien, 9. Bezirk: Alsergrund (Stt)
Allgemeines Krankenhaus (Hgr)
Wien, 10. Bezirk: Favoriten (Stt)
Laaer Berg (Stt)
Oberlaa (Stt)
Rothneusiedl (Stt)
Unterlaa (Stt)
Wien, 11. Bezirk: Simmering (Stt)
Albern (Stt)
Kaiserebersdorf (Stt)
Neu-Albern (Stt)
Zentralfriedhof (ZH)
Wien, 12. Bezirk: Meidling (Stt)
Altmannsdorf (Stt)
Hetzendorf (Stt)
Wien, 13. Bezirk: Hietzing (Stt)
Auhof (Stt)
Friedensstadt (Sdlg)
Hacking (Stt)
Lainz (Stt)
Lainzer Tiergarten (ZH)
Ober-Sankt-Veit (Stt)
ORF-Zentrum Wien (Hgr)
Speising (Stt)
Unter-Sankt-Veit (Stt)
Wien, 14. Bezirk: Penzing (Stt)
Baumgarten (Stt)
Breitensee (Stt)
Edensiedlung (Sdlg)
Hadersdorf (Stt)
Hinterhainbach (Stt)
Hütteldorf (Stt)
Jägerwald-Siedlung (Sdlg)
Kordonsiedlung (Sdlg)
Mariabrunn (ZH)
Siedlung Augustinerwald (Sdlg)
Vorderhainbach (Stt)
Weidlingau (Stt)
Wien, 15. Bezirk: Rudolfsheim-Fünfhaus (Stt)
Schmelz (Stt)
Wien, 16. Bezirk: Ottakring (Stt)
Wien, 17. Bezirk: Hernals (Stt)
Dornbach (Stt)
Exelbergsiedlung (Sdlg)
Neuwaldegg (Stt)
Wien, 18. Bezirk: Währing (Stt)
Gersthof (Stt)
Pötzleinsdorf (Stt)
Wien, 19. Bezirk: Döbling (Stt)
Am Himmel (ZH)
Döbling (Stt)
Grinzing (Stt)
Hameau (Hgr)
Heiligenstadt (Stt)
Josefsdorf (Stt)
Kahlenberg (Hgr)
Kahlenbergerdorf (Stt)
Kuchelau (ZH)
Leopoldsberg (ZH)
Neustift am Walde (Stt)
Nußdorf (Stt)
Salmannsdorf (Stt)
Sievering (Stt)
Wien, 20. Bezirk: Brigittenau (Stt)
Wien, 21. Bezirk: Floridsdorf (Stt)
Bruckhaufen (Sdlg)
Donaufeld (Stt)
Groß-Jedlersdorf (Stt)
Großfeldsiedlung (Sdlg)
Jedlesee (Stt)
Leopoldau (Stt)
Nordrandsiedlung (Sdlg)
Schwarzlackenau (Sdlg)
Stammersdorf (Stt)
Strebersdorf (Stt)
Wien, 22. Bezirk: Donaustadt (Stt)
Aspern (Stt)
Bahnhofsiedlung (Sdlg)
Breitenlee (Stt)
Donauturm (ZH)
Eßling (Stt)
Hirschstetten (Stt)
Invalidensiedlung (Sdlg)
Kagran (Stt)
Kaisermühlen (Stt)
Kienastsiedlung (Sdlg)
Neukagran (Stt)
Neusüßenbrunn (Sdlg)
Paxsiedlung (Sdlg)
Schöpfleithnersiedlung (Sdlg)
Stadlau (Stt)
Süßenbrunn (Stt)
Vienna-International-Center (Hgr)
Wien, 23. Bezirk: Liesing (Stt)
Atzgersdorf (Stt)
Erlaa (Stt)
Inzersdorf (Stt)
Kalksburg (Stt)
Mauer (Stt)
Rodaun (Stt)
Siebenhirten (Stt)
Abkürzungen
Stt = Stadtteil
Sdlg = Siedlung
Hgr = Häusergruppe
ZH = Zerstreute Häuser
In den meisten Außenbezirken sind für früher selbstständige Ortschaften die historischen Namen erhalten, aus deren Wappen sich auch die Bezirkswappen zusammensetzen. Einige Dörfer und Siedlungen aus früheren Epochen existieren heute jedoch nicht mehr (sieheListe der Wüstungen in Wien). VieleGrätzl bzw. Stadtteile sind auf eingemeindete Vorstädte und Vororte zurückzuführen, andere wiederum sind durch Wohnbauinitiativen in den letzten Jahrzehnten neu entstanden oder sind geografisch klar von anderen Gebieten abgegrenzt.
Weitere administrative Unterteilungen
DieNationalratswahlordnung sieht die Unterteilung des Landeswahlkreises Wien in sieben Regionalwahlkreise vor.
Für dasGrundbuch (Dokumentation des Grundeigentums) ist das Stadtgebiet in 89 Wiener Katastralgemeinden gegliedert, deren Grenzverlauf nicht mit jenem der Gemeindebezirke übereinstimmt.
In der amtlichen Statistik ist Wien in 1364 Zählsprengel in 246 Zählbezirken geteilt.
Die Wurzeln der Stadt stammen aus der vorrömischen Zeit. Die Anfänge der städtischen Geschichtsschreibung gehen auf das 13. Jahrhundert mit der Stadtchronik vonJans dem Enikel zurück.
Urgeschichte, Römerzeit, Mittelalter
Übersicht der römischen SiedlungsstrukturRömische Ausgrabungen amHohen Markt im Untergeschoß desRömermuseums (2015)
Archäologische Funde zeigen, dass schon während derAltsteinzeit Menschen das Gebiet begangen haben und dass ab derJungsteinzeit dasWiener Becken kontinuierlich besiedelt war. Von derbronzezeitlichen Urnenfelderkultur zeugen in Wien etliche Brandgräber, aber auch Siedlungsspuren. Die ältereeisenzeitliche Hallstattkultur ist in Wien u. a. durch einen noch immer gut sichtbarenGrabhügel und Siedlungsreste vertreten. Auskeltischer Zeit ist einOppidum auf demLeopoldsberg und eine keltische Siedlung mit dem NamenVedunia („Waldbach“) bekannt.
Im 1. Jahrhundert n. Chr. legten dieRömer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums nahe der Donau einMilitärlager (castrum) mit der angeschlossenen ZivilstadtVindobona (im heutigen 3. Gemeindebezirk) zur Grenzsicherung der ProvinzPannonien an. Noch heute kann man an den Straßenzügen des1. Bezirks (Innere Stadt) den Mauerverlauf und die Straßen des Lagers erkennen. In der Zeit der Römer erhielt Wien bzw. Vindobona zum ersten Mal das Stadtrecht.[48] Die Römer blieben bis ins 5. Jahrhundert. Das römische Legionslager lag weit im Osten des weströmischen Reiches und fiel daher den Wirren der germanischenVölkerwanderung rasch zum Opfer.
Zentrum des frühmittelalterlichen Wien war derBerghof, ein Wirtschaftshof für den Weinbau. Die erste urkundliche Erwähnung im Mittelalter erfolgte 881 in denSalzburger Annalen, woapud Weniam eine Schlacht gegen die Magyaren stattfand, wobei unklar ist, ob es sich um die Stadt oder um den Wienfluss handelt. Mit dem Sieg des ostfränkischen KönigsOtto I. über dieMagyaren im Jahr 955 in derSchlacht auf dem Lechfeld begann der Aufstieg Wiens wie auch Österreichs.
Nach Beendigung desDritten Kreuzzuges wurde der englische KönigRichard Löwenherz bei seiner Rückreise nach England von MarkgrafLeopold V. dem Tugendreichen 1192 in Erdberg bei Wien (heute im 3. Bezirk)gefangen genommen und in Dürnstein gefangen gehalten. Mit dem üppigen Lösegeld wurde eine Münzprägestätte eingerichtet und die erste große Stadterweiterung finanziert. 1221 bekam Wien als zweite Stadt im Herzogtum Österreich nachEnns (1212) dasStadt- undStapelrecht verliehen.[49] Letzteres bedeutete, dass Kaufleute, die durch Wien zogen, in der Stadt ihre Waren zum Verkauf anbieten mussten. Dies ermöglichte den Wienern den Zwischenhandel, sodass Wien bald weit reichende Handelsbeziehungen, insbesondere entlang der Donau und nachVenedig unterhielt und als eine der bedeutendsten Städte des Reichsgebiets galt.
Habsburger
Rudolf IV., der Stifter – Er prägte maßgeblich die StadtWien in derSchedelschen Weltchronik, 1493Albertinischer Plan (ab 1460; nach einer Vorlage von ca. 1421/22)
Mit dem SiegRudolfs I. 1278 überOttokar II. vonBöhmen begann die Herrschaft derHabsburger in Österreich. Unter denLuxemburgern wurdePrag zur kaiserlichen Residenzstadt, in deren Schatten Wien stand. Die frühen Habsburger versuchten, die Stadt auszubauen, um Schritt zu halten.
Große Verdienste erwarb sichRudolf IV., der durch kluge Wirtschaftspolitik den Wohlstand hob. Zwei Entscheidungen haben ihm den Beinamender Stifter eingetragen: die Gründung derUniversität Wien 1365 (Vorbild war Prag) und der Bau des gotischen Langhauses von St. Stephan. Die folgende Zeit der Erbstreitigkeiten unter den Habsburgern brachte Wirren und wirtschaftlichen Niedergang.
1438 wurde Wien nach der Wahl HerzogAlbrechts V. zumrömisch-deutschen König (Albrecht II.) Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches; mit dem Namen Albrecht ist auch dieWiener Gesera verbunden, im Zuge derer in den Jahren 1421/22 die Wiener Juden vertrieben oder getötet wurden. 1469 wurde die aufstrebende Stadt zumBischofssitz und damit derStephansdom zurKathedrale. In der Ära des schwachenFriedrich III. war Wien immer auf der Seite seiner Gegner, da er den Landfrieden gegen umherziehende Söldnerbanden nicht gewährleisten konnte. 1558 schließlich wurde Wien (ausgenommen die Jahre 1583 bis 1620) endgültig Sitz desKaisers, nachdemUngarn undBöhmen zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren.
Die Entsatzschlacht amKahlenberg 1683 während der zweiten Türkenbelagerung
Im Jahre 1529 wurde Wien das erste Mal von denTürkenerfolglos belagert. Die Grenze zwischen dem habsburgischen und dem osmanischen Teil Ungarns verlief fast zweihundert Jahre lang nur etwa 150 Kilometer östlich der Stadt, was ihre Entwicklung ziemlich einschränkte. Immerhin erhielt Wien nunmehr moderneBefestigungsanlagen.
Diese Befestigungsbauten, die bis ins 17. Jahrhundert hinein den Hauptteil der Bautätigkeit ausmachten, sollten sich 1683 bei derZweiten Türkenbelagerung bewähren, denn sie schützten die Stadt zwei Monate lang, bis die türkische Armee wegen des Eintreffens des vom PolenkönigJan Sobieski angeführtenEntsatzheeres die Belagerung Wiens beenden musste. Dies war der Beginn des endgültigen Zurückdrängens des Osmanischen Reiches aus Mitteleuropa.
Glanzzeit von Barock und Klassizismus
In der Folge setzte rege Bautätigkeit ein, die Stadt blühte auf. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehendbarockisiert(Vienna gloriosa). Zahlreiche Adelspalais wurden gebaut; dies ist vor allem mit den Namen derArchitektenJohann Bernhard Fischer von Erlach undJohann Lukas von Hildebrandt verbunden. Rege Bautätigkeit gab es aber auch außerhalb der Stadtmauern. Seit 1704 hatten die Vorstädte ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem, denLinienwall, etwa im Verlauf der heutigen Gürtelstraße.
Wien, um 1730
Nach den Einschnitten durch die großenPestepidemien von 1679 und 1713 wuchs die Bevölkerung ständig. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Manufakturen gegründet, die erste in derLeopoldstadt. Es entwickelten sich Kanalisation und Straßenreinigung, was die hygienischen Verhältnisse verbesserte.
Mit dem Aufblühen der Stadt entwickelte sich Wien bald zu einem wichtigen europäischen Kulturzentrum, gipfelnd in der Musik derWiener Klassik (Haydn,Mozart,Beethoven,Schubert).
Die Kaiserstadt zwischen Konservatismus und Avantgarde
Unter der Herrschaft von KaiserFranz Joseph I., selbst ein amusischer Mensch, erlebte Wien eine beispiellose Blütezeit der Kunst, Kultur und Architektur„Alt-Wien“ muss weichen. HistoristischeZinshäuser (hier im Hintergrund) ersetzen den Dorfcharakter der ehemaligen Vorstädte um 1900.Ringstraße mit k.k.Reichsratsgebäude (Parlament) um 1900; 1902 wurde der Pallas-Athene-Brunnen vor dem Gebäude enthülltBall der Stadt Wien mit Bürgermeister Karl Lueger als Gastgeber im Festsaal des Rathauses, 1904
Diefranzösische Februarrevolution 1848 wirkte sich auch in Wien aus: Am 13. März brach zunächst dieMärzrevolution aus, die StaatskanzlerMetternich sehr bald zum Rücktritt zwang, am 6. Oktober dann dieWiener Oktoberrevolution. Letztlich siegte das kaiserliche Militär gegen die Demokraten. Der den Bürgern aus Frankfurt am Main zu Hilfe gekommene DemokratRobert Blum wurde in derBrigittenau exekutiert.
1850 begann die erste Phase der Stadterweiterung, indem die „Vorstädte“ innerhalb des Linienwalls und die auf Donauinseln gelegeneLeopoldstadt eingemeindet wurden. Ab 1858 wurden die Stadtmauern um die Altstadt geschleift und an ihrer Stelle die mit Monumentalbauten gesäumteRingstraße erbaut. VomRingstraßenstil (Historismus) ist Wien architektonisch entscheidend geprägt. Mit dem während derWeltausstellung 1873 erfolgten großen Börsenkrach ging dieGründerzeit zu Ende.
Seit der großen Überschwemmung von 1830 hatte es immer wieder Überlegungen zu einerDonauregulierung gegeben, welche zwischen 1868 und 1875 durchgeführt wurde. Dabei wurden die vielen verästelten Seitenarme derDonau abgegraben und ein schnurgerader Hauptstrom abseits der Stadt geschaffen. Der Arm, der zur Inneren Stadt führte, wurde in veränderter, regulierter Form belassen, er trägt den NamenDonaukanal.
Schuldverschreibung über 2.000 Kronen der Stadt Wien vom 23. Juni 1908[51]
Mit Beginn derIndustrialisierung in Wien Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen enormen Bevölkerungszuwachs. Die Einwohnerzahl erreichte um 1870 eine Million und 1910 zwei Millionen. Die dörflich geprägten „Alt-Wiener“ Bauten außerhalb des Rings wurden nach einem Stadtentwicklungsplan durch vier- bis sechsgeschoßige Wohn- und Geschäftshäuser ersetzt. Damit einher gingen große gesellschaftliche Umbrüche.
Mit dem Entstehen einer großenArbeiterklasse und Armut in weiten Teilen der Bevölkerung erstarkte dieSozialdemokratie. Die große Unterschicht teilte sich oft kleine Wohnungen untereinander und mit „Bettgehern“ auf. Zuwanderer aus allen Teilen der k.u.k. Monarchie, insbesondereTschechen, verwandelten Wien in einen kulturellenSchmelztiegel. Der Armut begegnete die Stadt mit speziell beauftragten sog. „Armenräten“.
Bekanntester Bürgermeister der Kaiserzeit warKarl Lueger, einChristlichsozialer, der von 1897 bis 1910 amtierte. Er wurde sowohl durch umfassende kommunale Reformen als auch durch rabiatenAntisemitismus, der das politische Leben jener Zeit prägte und sich sowohl gegen „Ostjuden“ aus Galizien als auch gegen das assimilierte und wirtschaftlich erfolgreiche jüdische Wiener Bürgertum richtete, bekannt. (Zu Luegers Haltung siehehier.)Adolf Hitler lebte zu dieser Zeit in Wien. Er bezeichnete 1925 in seinem WerkMein Kampf Lueger als „gewaltigsten deutschen Bürgermeister aller Zeiten“.[52]
Bei der 1890 begonnenen Stadterweiterung wurde auch der Linienwall demoliert und an seiner Stelle derGürtel als dritter Straßenring um die Stadt angelegt. Die Mautgrenze für die Verzehrungssteuer, nunmehr die Stadtgrenze, bestand aber noch bis 1922; dazu wurden 1891 einige neueLinienämter errichtet, die größtenteils baulich noch vorhanden sind.
Um 1900 erlebte die Stadt in derWiener Moderne einen neuen kulturellen Höhepunkt. Er ist nicht zuletzt mit der KünstlervereinigungSecession verbunden, die Wien zu einem Zentrum desJugendstils machte. In der Musik entstand dieZweite Wiener Schule umArnold Schönberg. In der Literatur stehtJung-Wien für den Übergang zur Moderne, wobei dasKaffeehaus ein Zentrum kulturellen Schaffens darstellte. Inmitten dieser fruchtbaren kulturellen Atmosphäre wurde vonSigmund Freud diePsychoanalyse begründet.
Erster Weltkrieg
DerErste Weltkrieg führte zwar nicht zu unmittelbarer Bedrohung Wiens, jedoch mit zunehmender Kriegsdauer zu einer verheerenden Versorgungskrise, die sich unter anderem in Lebensmittelunruhen äußerte. Insbesondere Frauen waren hier aktiv und machten ihrer Verzweiflung über den Hunger Luft und schreckten teils auch vor Plünderungen nicht zurück.[53] Das Ende des „großen Krieges“ war auch das EndeÖsterreich-Ungarns. Am 30. Oktober 1918 entstand der neue StaatDeutschösterreich.
Das am 10. November 1920 in Kraft getreteneBundes-Verfassungsgesetz, Kern desösterreichischen Verfassungsrechts, definiert Wien als eigenes Land. Daher enthält die am gleichen Tag beschlossene und am 18. November 1920 in Kraft getretene Wiener Stadtverfassung einen Abschnitt über Wien als Land, und der Bürgermeister (als Landeshauptmann) und der Gemeinderat (als Landtag) nehmen die Landeskompetenzen Wiens wahr. Das die letzten vermögensrechtlichen Regelungen der Trennung vonNiederösterreich enthaltendeTrennungsgesetz trat am 1. Jänner 1922 in Kraft. Deshalb wird irrigerweise oft dieses Datum als Gründungsdatum des Landes Wien genannt, obwohl es seit 10. November 1920 besteht.
Wien bildet seither, ausgenommen die Zeit 1934–1945 (bundesunmittelbare Stadt imAustrofaschismus,Reichsgau unterNS-Herrschaft), ein eigenesLand. Einer der Gründe der Trennung vom Umland waren, neben der von den bevölkerungsärmeren Bundesländern befürchteten Dominanz Niederösterreichs im neuen Kleinstaat, die Differenzen zwischen mehrheitlich sozialdemokratischer Stadt- und mehrheitlich christlichsozialer Landbevölkerung. Die Trennung war für die weitere Entwicklung Wiens sehr bedeutsam, da die Stadt nunmehr Steuerhoheit besaß.
DerKarl-Marx-Hof ist ein Paradebeispiel des sozialen Wohnbaus des „Roten Wien“ vor 1934
Die Politik der Stadtregierung dieser Zeit („Rotes Wien“) wurde international als Pionierleistung anerkannt. Es wurde ein dichtes Netz an Sozialeinrichtungen und den Arbeitern in „Gemeindebauten“ (kommunalen Wohnbauten) Wohnraum in großem Stil geschaffen.
Wien war die Bühne für die wirtschaftliche und politische Instabilität der Ersten Republik. Hier wurden im Parlament, in den Medien, in den politischen Organisationen und auch bei vielen Demonstrationen die politischen Entscheidungen der konservativen Regierung angegriffen bzw. verteidigt. DerBrand des Justizpalastes am 15. Juli 1927, bei dem es zu schweren Zusammenstößen zwischen demBundessicherheitswachekorps und Demonstranten mit insgesamt 94 Todesopfern kam, war ein Zeichen beginnender Radikalisierung.
Der Kampf der beiden großen politischen Lager kulminierte vom 12. bis 15. Februar 1934 im „Februaraufstand“ der Sozialdemokraten (so die Regierungsversion) bzw. im „Bürgerkrieg, bei dem die Regierung dasMilitär gegen das Volk einsetzte“ (sozialdemokratische Lesart). Es folgte für vier Jahre die klerikale,austrofaschistische Diktatur desStändestaates, die Wien zur „bundesunmittelbaren Stadt“ erklärte und seine demokratische Stadtverwaltung am 12. Februar 1934 des Amtes enthob. Der im gleichen Jahr folgendeJuliputsch österreichischer Nationalsozialisten scheiterte, kostete aber DiktaturkanzlerEngelbert Dollfuß das Leben.
Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges
Am 12. März 1938 ließAdolf Hitler die deutscheWehrmacht in Österreich einmarschieren, um hier mit tätiger Mithilfe der österreichischen Nationalsozialisten, die bereits am 11. März mit der „Machtübernahme“ begonnen hatten, die austrofaschistische Diktatur durch die NS-Herrschaft zu ersetzen (siehe „Anschluss Österreichs“). Am 15. März 1938 hielt Hitler auf dem Balkon der Wiener Hofburg vor hunderttausenden begeistert jubelnden Menschen auf demHeldenplatz seine berühmte Anschlussrede.
Die auf dieVernichtung der Juden zielende Politik Hitlers fiel in Wien, wo jahrhundertealter Antisemitismus seit Beginn des 20. Jahrhunderts noch zunahm, auf fruchtbaren Boden. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann die sogenannte „wildeArisierung“: Wer wollte, beraubte seine jüdischen Nachbarn, warf sie aus ihren Geschäften oder Wohnungen oder ließ sie auf andere Art seine Verachtung spüren. Dieser von der NS-Bürokratie so nicht erwartete Ausbruch der Judenfeindlichkeit wurde bald in geordnete Bahnen gelenkt, die Diskriminierung, Entrechtung, Beraubung usw. in bürokratische Vorgänge verwandelt, die den Anschein von Recht und Ordnung haben sollten.
Bei denNovemberpogromen beginnend am 9. November 1938 wurden 92 Synagogen Wiens zerstört. Nur eine einzige blieb verschont, derStadttempel im 1. Bezirk, da in den angrenzenden Gemeinderäumen im Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde die Adressen aller Juden Wiens aufbewahrt wurden. Von dort aus hatten vom NS-Regime ausgesuchte jüdische Wiener die Auswanderung bzw. Deportation ihrer Glaubensgenossen mitzuorganisieren. Im PalaisRothschild (4., Prinz-Eugen-Straße, heute Neubau derArbeiterkammer) amtierteAdolf EichmannsZentralstelle für jüdische Auswanderung (mitAuswanderung war im Krieg zumeist Beraubung, Deportation und Ermordung gemeint). Von den knapp 200.000 beraubten jüdischen Wienern wurden rund 120.000 in die Emigration getrieben und etwa 60.000 ermordet. Nach Kriegsende zählte die jüdische Bevölkerung Wiens nur noch 5.243 Personen.
Ab dem 17. März 1944 erfolgten über fünfzigLuftangriffe auf Wien, die rund ein Fünftel der Stadt zerstörten. Flächenbombardements wie dieOperation Gomorrha inHamburg oder dieBombardierung Dresdens fanden dabei nicht statt. Allerdings wurde ungefähr ein Drittel der Innenstadt zerstört, auch kulturell wichtige Gebäude wie die Staatsoper oder die Albertina fielen dem Bombenkrieg zum Opfer. Der Stephansdom, der den Luftkrieg ohne Bombentreffer überstanden hatte, geriet nicht durch Kampfhandlungen, sondern infolge einer Plünderung in Brand. Alle Versuche, Wien nach dem Vorbild Roms zur „offenen Stadt“ zu erklären, wurden von GauleiterBaldur von Schirach verhindert. Ab dem 5. April 1945 kam es zur achttägigenSchlacht um Wien, die mit der Niederlage der Wehrmacht und der Besetzung durch die aus Ungarn vorgerückteRote Armee endete.
Folgen der Zeit des Nationalsozialismus
Der bis 1938 wirksame Nachhall der Hauptstadtfunktion Wiens in der Monarchie war mit dem Beginn der NS-Zeit zu Ende. Das geistige und künstlerische Leben Wiens erlitt vor allem durch die Judenverfolgung einen enormen, nicht wieder zu kompensierenden Aderlass. Das Entstehen desOstblocks machte Wien zu einem Treffpunkt der Spione aus Ost und West, bremste aber den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Wiederaufbau Wiens stark.
Mehr als 20 Prozent des Hausbestandes waren ganz oder teilweise zerstört, beinahe 87.000 Wohnungen unbewohnbar. Im Stadtgebiet wurden mehr als 3000 Bombentrichter gezählt, zahlreiche Brücken lagen in Trümmern, Kanäle, Gas- und Wasserleitungen hatten schwere Schäden erlitten. Zunächst ging es somit um die Lösung elementarster Probleme, die Stadt musste erst wieder funktionsfähig gemacht werden.[54]
Besatzung, Zweite Republik, Wiederaufbau
Von 1. September 1945 bis 27. Juli 1955 war Wien in seinen Grenzen vor 1938 in vierSektoren geteilt. Die aufgehellten Gebiete waren 1938Groß-Wien eingemeindet worden und zählten zur sowjetischen Besatzungszone Niederösterreich.
Wenige Tage nach dem Ende der Kämpfe desZweiten Weltkriegs im Raum Wien Mitte April sorgte die Sowjetarmee für den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung. Auch politische Parteien formierten sich – noch bevor der Krieg am 8. Mai endgültig in Europa zu Ende gegangen war. Erst im Herbst 1945 ließen die Sowjets auch Militärkontingente der anderen dreiAlliierten, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich, nach Wien; es blieb dann bis 1955Viersektorenstadt. Im 1. Bezirk, der keiner der vier Besatzungsmächte fix zugeteilt war, wechselte die Besatzung jeden Monat. DieRote Armee musste sich mit tatsächlichen und behaupteten Vergewaltigungen durch ihre Soldaten befassen, die PolizeichefCarl Szokoll am 12. April 1945 zu einem Protest bei MarschallFjodor Iwanowitsch Tolbuchin bewogen hatten.[55]
Auf demSchwarzenbergplatz, dessen südlicher Teil von 1946 bis 1956Stalinplatz hieß, errichtete die Rote Armee 1945 das als Befreiungsdenkmal, Heldendenkmal oderDenkmal der Roten Armee bezeichnete Monument. Es wurde am 19. August 1945 enthüllt und wird seither von der Stadtverwaltung instand gehalten. Seine Bestandsgarantie ist imStaatsvertrag vereinbart.
Nach dem Krieg erfolgte in Wien, wie überall im Land und in Westeuropa, ein beispielloser Wirtschaftsaufschwung, an dem derMarshallplan ganz wesentlichen Anteil hatte.
Nach dem 4. Lohn-Preis-Abkommen der Sozialpartner führten unzufriedene, kommunistisch dominierte Arbeiter 1950 denOktoberstreik durch. Er blieb durch die politische und innergewerkschaftliche Isolation der Streikenden erfolglos, die vonFranz Olah geführte, sozialdemokratisch dominierte Bauarbeitergewerkschaft schickte auchRollkommandos gegen die Streikenden vor.
1954 konnte, nachdem die Sowjetunion ihr Veto aufgegeben hatte, die 1946 beschlossene Reduktion Groß-Wiens auf das heutige Stadtgebiet in Kraft treten. 80 frühere Ortsgemeinden kehrten zu Niederösterreich zurück, 17 blieben bei Wien.
Am 15. Mai 1955 erlangte das Land mit demÖsterreichischen Staatsvertrag die volle Freiheit zurück. Der Vertrag trat am 27. Juli 1955 in Kraft, worauf die Besatzungstruppen binnen drei Monaten abzuziehen hatten.
Im Herbst 1956 nahm Wien viele Ungarn auf, die nach dem gescheiterten Aufstand gegen das kommunistische Regime nach Westen geflohen waren. Ebenso wurden 1968 viele Tschechen und Slowaken aufgenommen, die nach dem gewaltsamen Ende desPrager Frühlings dieTschechoslowakei verlassen hatten. Eine weitere Flüchtlingswelle erlebte Wien nach demZerfall Jugoslawiens ab 1991. Erst vom November 1989 an wurde Wien wieder selbstverständliches Reiseziel für die Bürger dieser Länder.
1964 fand auf dem Gelände eines früherenMistplatzes am linken Donauufer dieWIG 64, dieWiener Internationale Gartenschau 1964, statt – mit demDonauturm als neuem Wahrzeichen. 1986 wurde die an Stelle des alten Überschwemmungsgebiets neben demDonaustrom gegrabeneNeue Donau fertiggestellt, ebenso die zwischen den beiden Gewässern entstandeneDonauinsel, die sich zu einem beliebten Erholungsgebiet entwickelte. Ende des 20. Jahrhunderts begann man beiderseits der Donau neue Wohnquartiere zu schaffen und mit derDonau City ein Hochhausviertel am linken Donauufer zu etablieren.
Heute wird Wien in internationalen Bewertungen zu den Städten mit der besten Lebensqualität gezählt. In der entsprechenden Mercer-Studie belegte Wien 2023 zum elften mal in Folge den ersten Rang[18] Dazu tragen der hohe Grünanteil am Stadtgebiet (ca. 50 Prozent), die vergleichsweise sehr gute ökologische Qualität der Stadt (mit Ausnahme der Luftqualität und des Verkehrs),[56] die hohe soziale und polizeiliche Sicherheit, das erstklassige Gesundheitswesen, das hoch entwickelte Bildungswesen, die Dichte an kulturellen Einrichtungen, die effiziente öffentliche Verwaltung, die Freizeitqualität Wiens und das dichte Netz öffentlicher Verkehrsmittel wesentlich bei.
Bevölkerung Wiens 1590 bis 2013Bevölkerungsentwicklung Wiens seit 2002
Im Jahre1870 war Wien dieviertgrößte Stadt der Welt (nachLondon,Paris undNew York). Anfang der1910er-Jahre hatte Wien schließlich mit rund 2,1 Millionen Einwohnern einen historischen Höchststand erreicht und war dazumalfünftgrößte Stadt der Welt. Nach demErsten Weltkrieg sank die Einwohnerzahl um etwa 200.000 Personen; viele Beamte und Angestellte nichtdeutscher Muttersprache kehrten in ihre Herkunftsländer zurück. Die Jahre als Hauptstadt eines Vielvölkerstaates haben Wien jedoch nachhaltig geprägt. Damals war die Stadt ein „Schmelztiegel“ von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Während desZweiten Weltkriegs führte die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie weitere Abwanderung dazu, dass Wien bis nach dem Krieg auf eine Bevölkerung von rund 1,6 Millionen Einwohnern geschrumpft war. Damals galt Wien als eine der demografisch ältesten Städte der Welt.[58]
Spätestens seit der Anwerbung und Zuwanderung von sogenanntenGastarbeitern in den 1960er- und 1970er-Jahren ist Wien neuerlich eine Zuwanderungsstadt. Aufgrund eines großenGeburtendefizits führte dies zunächst jedoch nicht zu einem Wachstum der Bevölkerung. Stattdessen schrumpfte die Stadt bis zum Jahr 1988 weiter auf 1,48 Millionen Einwohner – den tiefsten Bevölkerungsstand seit 1890. Seither wächst die Bevölkerung wieder.
Am 1. Jänner 2023 hatte Wien 1.982.442 Einwohner. Mit einem prozentualen Zuwachs von 2,6 %, knapp 51.000 Einwohnern, stieg alleine die Einwohnerzahl von Wien im Zeitraum von Jänner 2022 bis Jänner 2023 stärker an als im Zeitraum von Jänner 2021 auf Jänner 2022 in ganz Österreich, mit einem Zuwachs von rund 46.000 Personen. Dieser starke Zuwachs in diesem Zeitraum ist in erster Linie auf den Zuzug vonUkrainern zurückzuführen, die auf Grund desrussischen Angriffskriegs fliehen mussten.[60]
Laut vorläufigen Daten der Statistik Austria hat Wien im September 2023 die symbolische Marke von zwei Millionen Einwohnern überschritten. Am 1. Jänner 2024 hatte Wien 2.005.760 Einwohner, davon machten Frauen einen Anteil von 51 % der Wiener Stadtbevölkerung aus, 49 % waren Männer. Hierbei waren rund 16,4 % über 65 Jahre alt und rund 14,4 % jünger als 15 Jahre alt.[61]
Migration
Im Jahresdurchschnitt 2022 hatten von 1,96 Millionen Einwohnern rund 951.500 (49,7 %)Migrationshintergrund. Davon waren 697.500 Zuwanderer der ersten Generation, also ebenso wie ihre beiden Eltern im Ausland geboren.[7]
Am 1. Jänner 2020 waren 30,8 % der Wiener Bevölkerung ausländische Staatsbürger (589.015 Personen), 36,7 % wurden im Ausland geboren (701.662 Personen) und 41,3 % hatten eine ausländische Herkunft – sie waren entweder ausländische Staatsbürger oder Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft, die im Ausland geboren wurden (790.060 Personen). Die wichtigsten Herkunftsländer der Wiener Bevölkerung mit ausländischer Herkunft waren Serbien (101.888 Personen), die Türkei (76.281 Personen), Deutschland (61.945 Personen) sowie Polen (55.051 Personen).[59]
Am 1. Jänner 2023 kamen 17,8 % der Wiener Stadtbevölkerung aus Staaten derEU,EFTA undUK, 15,4 % kamen aus den restlichen Staaten Europas, 1,7 % der Stadtbevölkerung kamen aus Afrika (wichtigste Herkunftsländer sind Ägypten, Nigeria und Somalia), 0,9 % der Stadtbevölkerung kamen aus Nord- und Südamerika (wichtigstes Herkunftsland ist die USA), 7,8 % kamen aus Asien und nur 0,1 % der Wiener Bevölkerung kamen aus Australien und Ozeanien.[62]
Die am 1. Jänner 2024 in Wien lebenden Menschen hatten 182 verschiedene Staatsangehörigkeiten.[61]
Bevölkerung Wiens nach Staatsbürgerschaft (2024)[63][62] und Herkunft * (2024)[64][62]
In den letzten Jahren blieb die Einwohnerzahl mit Herkunft aus früheren Zuwanderungsländern wie dem ehemaligen Jugoslawien oder der Türkei nahezu konstant. Stattdessen nahm vor allem die Bevölkerung mit Herkunft aus Staaten der EU/EFTA oder aus sonstigen Drittstaaten (außer dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei) zu. Im Jahr 2020 hatten rund 17,1 % der Wiener Bevölkerung eine Herkunft aus Staaten der EU/EFTA, 11,5 % aus Drittstaaten (ohne das ehemalige Jugoslawien und die Türkei), 8,8 % aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne heutige EU-Mitglieder) und 4,0 % aus der Türkei.[65]
In Wien gehören mittlerweile mehr Menschen keiner Glaubensgemeinschaft an als der katholischen Kirche.[66]
Konfessionsstatistik
Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung sinkt jährlich um circa einen Prozentpunkt.
Mit 1. Jänner 2018 betrug der Anteil der Katholiken in Wien mit 610.269 Mitgliedern 32,2 %, sowie der Anteil der Evangelischen (A.B. und H.B.) mit 51.196 Mitgliedern 2,7 %.[67][68] Mit 1. Jänner 2024 betrug der Anteil der Katholiken in Wien mit 540.102 Mitgliedern bei 2.005.760 Einwohnern 26,9 % der Gesamtbevölkerung, sowie der Anteil der Evangelischen (A.B. und H.B.) mit 42.278 Mitgliedern 2,1 %.[69][70]
Der Anteil der Muslime betrug mit rund 285.000 Mitgliedern 15 %.[71] Der Anteil der orthodoxen Christen betrug mit 147.000 Mitgliedern 7,3 %.[69]
Prozentuale Anteile der Religionsgemeinschaften in Wien anhand der Selbstangabe bei den Volkszählungen/beim Mikrozensus von Statistik Austria 1951–2021:[72][73][74]
Jahr
Katholiken
Evangelische A.B. und H.B.
Islam
ohne Bekenntnis
andere/unbekannt
1951
81,6 %
7,8 %
—
08,1 %
02,5 %
1961
81,3 %
8,1 %
—
08,0 %
02,6 %
1971
78,3 %
7,8 %
00,4 %
09,6 %
03,9 %
1981
71,5 %
6,9 %
01,8 %
13,5 %
06,3 %
1991
57,8 %
5,4 %
04,0 %
19,8 %
13,0 %
2001
49,2 %
4,7 %
07,8 %
25,6 %
12,7 %
2021
31,8 %
3,7 %
14,8 %
34,1 %
15,6 %*
* einschließlich 11,2 %, die sich 2021 zum orthodoxen Christentum bekannten
Absoluter Anteil der Religionsgemeinschaften in Wien:[75][76]
Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft wurden seit 2017 keine Angaben zur Zahl der Glaubensangehörigen gemacht. Nach deren Schätzung gab es im Jahr 2017 in Wien ca. 195.000 passive Mitglieder.
orthodox
Die Zahl der Glaubensangehörigen orthodoxer Kirchen (bulgarisch-, griechisch-orientalisch-, koptisch-, rumänisch-, russisch-, serbisch- sowie syrisch-orthodox) beruht bis auf rumänisch-orthodoxen Kirchen auf Schätzung der jeweiligen Pfarrer.
sonstige
bis 1951 alles außer römisch-katholisch, evangelisch, mosaisch, unbekannt und ohne Bekenntnis, 1961 bis 1981 alles außer römisch-katholisch, evangelisch und ohne Bekenntnis, 1991 nur noch inkl. Orthodoxe
Glaubensbekenntnis an Wiens Volks- und Mittelschulen im Schuljahr 2024/25[77]
Karlskirche, eine der bedeutendsten barocken Kirchenbauten nördlich der AlpenVotivkirche, eine der bedeutendsten neugotischen Kirchenbauten der Welt
Die römisch-katholische Gemeinde ist die größte Glaubensgemeinschaft Wiens. Die Stadt ist Sitz der römisch-katholischenErzdiözese Wien, ihr Erzbischof istKardinalChristoph Schönborn. 2024 gehörten 26,9 % der Einwohner Wiens der römisch-katholischen Kirche an; 1971 waren es 78,6 %.[67]
Zweitgrößte Glaubensgemeinschaft, nach der römisch-katholischen, ist dieislamische. Der Islam ist in Österreich seit 1912 anerkanntes Religionsbekenntnis (sieheAnerkennung des Islams in Österreich). In den letzten Jahrzehnten wuchs die Gemeinde durch viele muslimische Zuwanderer stark.
DerHinduismus in Österreich ist im Gegensatz zu anderen Glaubensgemeinschaften offiziell wenig organisiert. Seit 1998 gilt eine der verschiedenen Gruppen, dieHinduistische Religionsgesellschaft in Österreich (HRÖ), alseingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft, die aber im Gegensatz zu staatlichanerkannten Religionsgemeinschaften nicht die volle Anerkennung mit den damit verbundenen Rechten besitzt. Im Jahr 2001 bekannten sich knapp 4000 in Österreich lebende Personen zum Hinduismus. Geschätzt wird, dass rund 10.000 Menschen hinduistischen Glaubens in Österreich leben, davon rund 4000 in Wien.[87][88]
DerSikhismus ist in Österreich keine anerkannte Religionsgemeinschaft, jedoch leben bis zu 10.000 Sikhs in Österreich. In Wien gibt es dreiGurdwaras.[89]
Sprache
Knapp die Hälfte von mehr als 1000 in einer Studie befragten Wiener kann alltägliche Unterhaltungen in zwei Sprachen führen, 35 % der Befragten in drei oder mehr Sprachen. Diese Sprachkenntnisse sind besonders bei Wienern mit Migrationshintergrund ausgeprägt, 54 % von ihnen können sich in drei oder mehr Sprachen im Alltag verständigen.
Mehr als die Hälfte der Schüler gebrauchte laut der Schulstatistik für das Schuljahr 2021/22 im Alltag mehrere Sprachen. Davon gaben rund 12 %Serbokroatisch als ihre erste Umgangssprache an und rund 10 % gabenTürkisch an.[90]
In den imReichsratvertretenen Königreichen und Ländern bestand für Männer seit 1907 auf gesamtstaatlicher Ebene das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. Bürgermeister Lueger und seine Nachfolger verhinderten bis 1918 die Übernahme dieses Wahlrechts für die Wahlen zum Gemeinderat. Die ersten Wahlen, bei denen alle erwachsenen Frauen und Männer wahlberechtigt waren, fanden 1919 nach dem Ende der Monarchie statt. Seit 1919 stellte bei allen freien Wahlen dieSozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) denBürgermeister und derStadtsenat (das Kollegium der Stadträte) undWiener Gemeinderat (das Stadtparlament) weisen seit 1919 eine Mehrheit der Sozialdemokratischen Partei auf.
Am 10. November 1920, dem Tag an dem dieBundesverfassung,[91] in Kraft trat, die in ihrem Artikel 114[92] Wien als eigenes Bundesland definierte und seine Trennung von Niederösterreich möglich machte, beschloss der „Gemeinderat als Landtag“ in der ersten Landtagssitzung überhaupt die demokratische Stadtverfassung,[93] die „der Bürgermeister als Landeshauptmann“ unterzeichnete. Seither ist der Wiener Bürgermeister gleichzeitig Landeshauptmann, der Stadtsenat gleichzeitig Landesregierung, der Gemeinderat gleichzeitig Landtag. Mit dem Wiener Landesverfassungsgesetz vom 29. Dezember 1921, in gleichem Wortlaut auch in Niederösterreich-Land beschlossen, wurde die definitive Trennung bestätigt und das bisherige Landesvermögen aufgeteilt. Die kurzlebige gemeinsame Landesverfassung wurde mit Jahresende 1921 außer Kraft gesetzt. DasTrennungsgesetz besagte (Art. 4 Abs. 3) aber eigens: „Der Landtag und die Landesregierung von Niederösterreich sind berechtigt, ihren Sitz in Wien zu nehmen.“[94] Diese Berechtigung wurde von Niederösterreich bis 1996 genutzt, dann erfolgte die Verlegung der Niederösterreichischen Landesregierung und ihres Landtags in die 1986 neu gewählte LandeshauptstadtSt. Pölten.
1934 bis 1945, in der Zeit desAustrofaschismus und desNationalsozialismus, fanden keine demokratischen Wahlen statt, und die demokratische Stadtpolitik war durch verfassungswidrige Maßnahmen der Diktatur unterbrochen. 1945 wurde die Wiener Stadtverfassung wieder in Wirksamkeit gesetzt.
Regierungsstruktur
Amtierender Bürgermeister und Landeshauptmann istMichael Ludwig (SPÖ). In der Verwaltung Wiens ist das Land Wien von der flächengleichen Stadt Wien zu unterscheiden.
Als Land besitzt Wien seit November 1920 den mit dem Gemeinderat (ausgenommen die Vorsitzenden) personenidentenLandtag als Landesgesetzgeber und dieLandesregierung als oberstes Verwaltungsorgan. Nach der Bundesverfassung leitet der Landeshauptmann auch die sogenannte mittelbare Bundesverwaltung; Agenden, die auf Grund von Bundesgesetzen von Landesämtern unter Aufsicht des jeweils zuständigen Bundesministeriums verwaltet werden. In diesem Bereich ist der Landeshauptmann (wie auch jeder von ihm beauftragte amtsführende Stadtrat als Landesrat) an Weisungen des Ministers bzw. der Bundesregierung gebunden. Als Amt der Wiener Landesregierung fungiert derMagistrat der Stadt Wien.
Stadt Wien
Oberstes Verwaltungsorgan der Stadtgemeinde ist der seit 1919 demokratisch gewählteWiener Gemeinderat. Er wählt den Bürgermeister und die Stadträte, die seit Juni 1920 denStadtsenat und seit November 1920 zugleich die Wiener Landesregierung bilden. Die neueste Wahl des Bürgermeisters und neuer Stadträte fand am 24. Mai 2018 statt.
Verwaltet wird die Stadt nach den Beschlüssen des Gemeinderats vomMagistrat der Stadt Wien unter der Leitung des Bürgermeisters, der amtsführenden Stadträte und des Magistratsdirektors, der auchLandesamtsdirektor ist, den gesamten inneren Dienst leitet und direkt dem Bürgermeister untersteht.
Im Magistrat bestehen neben der Magistratsdirektion (strategisch wichtige Bereiche, die dem Magistratsdirektor und damit dem Bürgermeister direkt unterstehen) diverseMagistratsabteilungen und (Magistrats-)Unternehmungen. Diese sind zu Geschäftsgruppen zusammengefasst, die politisch jeweils einem amtsführenden Stadtrat unterstehen. Die Eigentümerfunktionen bei im privatrechtlichen Eigentum der Stadt Wien stehenden Unternehmen (vor allemWiener Stadtwerke Holding AG undWien Holding GmbH) werden ebenfalls von amtsführenden Stadträten vertreten. Darüber hinaus besteht im Magistrat im Sinn der bürgernahen Verwaltung für jeden Gemeindebezirk ein Magistratisches Bezirksamt, das dem Magistratsdirektor untersteht; in mehreren Fällen teilen sich zwei benachbarte Bezirke ein Bezirksamt.
Nur dem Bürgermeister persönlich untersteht derStadtrechnungshof (bis 2013 Kontrollamt der Stadt Wien), der – wie derRechnungshof im Gesamtstaat – Einschau- und Prüfungsrechte für alle städtischen Dienststellen und Unternehmungen besitzt und bezüglich Art und Umfang seiner Prüfungen weisungsfrei ist.
Bezirksvertretungen
Wien ist nebenGraz die einzige Stadt Österreichs mit Bezirksvertretungen. Die Wahlberechtigten jedesGemeindebezirks wählen gleichzeitig mit dem Gemeinderat ihreBezirksvertretung (der einzelne Abgeordnete heißt Bezirksrat); diese wählt denBezirksvorsteher und zwei Stellvertreter. Bei den Bezirksvertretungswahlen sind auch ständig in Wien wohnende Bürger anderer EU-Mitgliedstaaten wahlberechtigt. Einige Verwaltungsbereiche der Stadtgemeinde (u. a. bauliche Erhaltung der Pflichtschulen und des lokalen Straßennetzes) und die dazu bereitgestellten Budgets sind an die Bezirke übertragen worden. Die Durchführung von Maßnahmen nach den entsprechenden Beschlüssen der Bezirksvertretung obliegt dem Magistrat.
Wien wurde im Jahre 1979 die dritteUNO-Stadt nachNew York City undGenf. Zusätzlich ist Wien Sitz zahlreicher weiterer internationaler Organisationen. Beispielhaft seien angeführt:
FRA – Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (früher:EUMC – Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit)
Wappen, Flagge und Hymne
Das Wappen Wiens von 1461, verliehen vonFriedrich IV.
Die Symbole Wiens sind im „Gesetz über die Symbole der Bundeshauptstadt Wien“ (Landesgesetzblatt Nr. 10 / 1998) festgelegt und sind seit 1945 wieder die gleichen wie bis 1934.
DasWiener Wappen zeigt „in einem roten Schild ein weißes Kreuz“. In einer weiteren Darstellungsform, dessen Verwendung den Organen der Gemeinde Wien und des Landes Wien vorbehalten ist, kann das Wappen „auch in Form einesBrustschildes in der Figur eines schwarzen, golden bewehrtenAdlers verwendet werden“,[96] Das Kreuzschild geht vermutlich auf dieReichssturmfahne zurück. Als Wappen mit Adler ist es 1237 nachweisbar[97] und erstmals 1278 auf einemWiener Pfenning zu sehen.[98] aufSiegeln ist es frühestens – als Zeichen Wiens aber unsicher – auf das Jahr 1228 zu datieren.
DieWiener Flagge „besteht aus zwei gleich breiten, waagrechten Streifen; der obere ist rot, der untere ist weiß. Das Verhältnis der Höhe der Flagge zu ihrer Länge ist zwei zu drei.“[96] Die Flagge wurde 1946 wieder eingeführt.[98]
Auch das Siegel der Bundeshauptstadt Wien verwendet das Wappen im Brustschild eines Adlers. Als Umschrift findet der Schriftzug „Bundeshauptstadt Wien“ oder die Bezeichnung desGemeindeorgans oder des Landes Wien Verwendung.
Wien verfügt als einziges österreichisches Bundesland über keine offizielleLandeshymne.
Hoheitszeichen Wiens
Landeswappen (primäre Darstellungsform)
Landeswappen als Brustschild (sekundäre Darstellungsform; Verwendung durch die Organe Wiens vorbehalten)
Wien wird aus westeuropäischer Perspektive gerne als „Sprungbrett in den Osten“ bezeichnet, da die Stadt und ihre Unternehmen schon lange gute Beziehungen zu denmittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) pflegen. Besonders im Vorfeld derEU-Osterweiterung fassten zahlreiche ausländische Großkonzerne ihre Aktivitäten in den mittel- und osteuropäischen Ländern auf ihrem Standort in Wien zusammen, oder gründeten eine solche Zentrale neu, um die Erschließung dieser Märkte von Wien aus anzugehen. In einigen Fällen ging dieser Entschluss auch einher mit der Übernahme eines österreichischen Unternehmens mit Sitz in Wien und Tätigkeit in den MOEL. Mit derWiener Börse befindet sich auch Österreichs einzigeWertpapierbörse in Wien.
Beschäftigung
In Wien waren laut Volkszählung 2021 1.023.707 Personen beschäftigt, das entspricht 53,1 Prozent der Bevölkerung.[102] Im Jahr 2022 waren durchschnittlich 103.848 Wiener arbeitslos gemeldet. Das entsprach einerArbeitslosenquote von 10,5 Prozent nach Österreichischer Berechnungsmethode[103] und 9,2 Prozent nach EU-Berechnungsmethode.[104] Im Vergleich zu den anderen acht Bundesländern hatte Wien damit die höchste Arbeitslosenquote.[102]
Wohlstand und Produktivität
In der Europäischen Union gehört Wien zu den wohlhabenderen Regionen. Im Vergleich mit demBruttoinlandsprodukt der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte Wien im Jahr 2021 einen Index von 143 (EU-28: 100).[104]
EineOECD-Studie stellte allerdings im Jahr 2018 einen Rückgang des Wohlstands seit 2008 fest. Im Jahr 2000 lag Wien bei der Produktivität (kaufkraftbereinigtesBIP) pro Kopf noch auf Platz 84, im Jahr 2018 belegte die Stadt nur noch den 104. Rang unter 329 verglichenen Großstädten und Ballungsräumen. Beim Einkommen lagen Wien und alle anderen Bundesländer aber immer noch im besten OECD-Viertel.[105]
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von knapp 102 Milliarden Euro (2021) wird ca. ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung Österreichs von Wien erbracht. Beim BIP pro Kopf lag Wien mit 53.000 Euro auf Platzzwei unter den österreichischen Bundesländern hinter Salzburg (53.300).[106]
Immobilienpreise
Preise für Wohnungen 2022 betragen im Median 5550 Euro pro Quadratmeter,[107] für Häuser 5917 Euro pro Quadratmeter.[108] Der durchschnittliche Mietpreis betrug 2022 9,10 Euro,[109] wobei Neuabschlüsse wesentlich teurer sind.
Dank zahlreicher Prunkbauten aus der römisch-deutschen und der österreichischenKaiserzeit, vielfältiger Kulturangebote und nicht zuletzt auch dank des Rufes als Musikhauptstadt, den Wien aufgrund des Schaffens zahlreicher berühmterklassischer Musiker, wieBeethoven,Mozart,Schubert undMahler, erwarb, ist die Stadt weltweit bekannt und ein beliebtes Touristenziel.
Viele Touristen kommen im Dezember, wenn die Stadt mit ihren Weihnachtsmärkten, ihrem „Silvesterpfad“ durch die Altstadt und ihrem „Kaiserball“ aufwarten kann. Die meisten derWiener Sehenswürdigkeiten sind ganzjährig zu besuchen.
In einer Umfrage desWiener Tourismusverbandes gaben 2018 74 % der Gäste Sehenswürdigkeiten und Kultur als Entscheidungsgrund für ihre Wien-Reise an.[111] 2025 sorgte Tourismus in Wien für eine Wertschöpfung von 5,4 Milliarden Euro.[112] Der Tourismus in Wien liegt – sowohl was die Ausgaben als auch die direkte und indirekte Bruttowertschöpfung betrifft – im Bundesländervergleich in Österreich an zweiter Stelle hinter Tirol. Dem Tourismus-Satellitenkonto derStatistik Austria und desWIFO zufolge ist jeder neunte Vollzeitarbeitsplatz in Wien mit der Tourismus- und Freizeitwirtschaft verbunden. In günstigen Zeiten steht der Wirtschaftszweig für 103.300 Vollzeitarbeitsplätze.[113] Laut Bestandsstatistik gab es im Jahr 2025 in Wien 430 Hotels und Pensionen mit insgesamt mehr als 82.000 Betten, in denen über 18,9 Millionen Nächtigungen verzeichnet wurden.[112]
Tagungsgeschehen
Zur touristischen Statistik Wiens tragen viele internationale Kongresse, Firmentagungen, Belohnungsreisen und allgemeine Geschäftsreisen bei. Von der International Congress and Convention Association (ICCA) wurde Wien für 2021 auf Rang 1 weltweit gereiht;[114] die Union of International Associations (UIA) reihte Wien für 2019 mit 306 internationalen Tagungen auf Rang 5 weltweit, hinterSingapur, Brüssel, Seoul und Paris.[115]
Das Gesamtergebnis der Wiener Tagungsindustrie 2021 zeigt erste Anzeichen einer Trendwende nach den pandemiebedingten Einbrüchen. Die meisten Meetings konzentrierten sich auf den Frühsommer sowie die Monate September, Oktober und November. 79 % aller Veranstaltungen fanden im zweiten Halbjahr statt. In Summe wurden im Jahr 2021 1.788 Kongresse, Firmenveranstaltungen undIncentives mit insgesamt rund 140.000 Teilnehmern gezählt. Wiens Beherbergungsbetriebe verzeichneten dadurch rund 284.000 Nächtigungen (+ 7 % zu 2020), wobei dieser Anstieg primär dem Segment der internationalen Kongresse zu verdanken ist. Der Beitrag der Wiener Tagungen zumBruttoinlandsprodukt belief sich auf 57,132 Millionen Euro – rund 17,13 Millionen Euro davon stammten von Kongressen.[116]
Medien
DasORF-Zentrum Küniglberg im 13. Wiener GemeindebezirkDie Ecke Vordere Zollamtsstraße (links) / Sparefrohgasse (rechts), Zentrale der TageszeitungDer Standard
Auch die bedeutendsten österreichweitenPrintmedien haben ihren Hauptsitz in Wien. Die Verlagsgruppe News ist eindeutige Marktführerin imZeitschriftenbereich. Zu ihren Publikationen zählen unter anderen die MagazineNews,Profil,Trend,woman undTV-Media. Die auf ganz Österreich bezogenen TageszeitungenKronen Zeitung,Kurier,Österreich,Der Standard, undDie Presse sind ebenfalls in Wien ansässig. Ehemals bedeutende Wiener Tageszeitungen sind die von 1703 bis 2023 erschieneneWiener Zeitung und die 1889 gegründete und 1991 eingestellteArbeiter-Zeitung. Von großer lokaler Wichtigkeit ist die wöchentlich erscheinende StadtzeitungFalter, die mit ihrer investigativen journalistischen Arbeit häufig mediale Themen in ganz Österreich bestimmt. Eine Besonderheit ist die vor allem inU-Bahn-Stationen erhältlicheGratiszeitungHeute, die vor allem durch einen hohen Werbeanteil und die höchste Auflage in Wien auffällt. Zudem existieren noch zahlreiche Printmedien mit kleinerer Auflage und thematischer Spezialisierung auf Themen wie Religion oder Politik. Unter diesen istDie Furche die bedeutendste. Mit demAugustin und dem in wesentlich geringerer Auflage erscheinendemUhudla gibt es in Wien zweiStraßenzeitungen die vonObdachlosen verkauft werden.
Die Wiener Stadtverwaltung besitzt zahlreiche Medien, die unter der Dachmarke „wien.at“ laufen. Neben dem Webservice der Stadt gibt es zahlreiche Printprodukte, wie das monatlich erscheinende „wien.at – Das Infoblatt Ihrer Stadt“ sowie sieben kostenlose Zielgruppenmagazine, die auf Wunsch zugeschickt werden. Im Auftrag der Stadt wird die wöchentliche Nachrichtensendung „wien.at TV“ produziert, die auf dem KabelkanalW24 ausgestrahlt wird und online abrufbar ist. Für die Medien der Stadt Wien ist dieMagistratsabteilung 53 – Presse- und Informationsdienst zuständig.[118]
Neben klassischen Medienunternehmen konzentrieren sich auch zahlreiche weitere Unternehmen der Medienbranche sehr stark auf Wien, wieWerbeagenturen, Webagenturen und Unternehmen aus derFilmbranche.
In den Außenbezirken Wiens wirdJagd u. a. aufWildschweine,Rehe,Feldhasen undRothirsche ausgeübt.[121] 16.561 Hektar des 41.487 Hektar großen Wiener Stadtgebiets ist Teil vonJagdgebieten, wovon 3.418 Hektar als Jagdruhensgebiet ausgewiesen sind, somit beträgt die bejagbare Fläche 13.143 Hektar.[121][122]
Infrastruktur
Für große Teile der technischen und sozialen Infrastruktur der Stadt ist derMagistrat der Stadt Wien zuständig. Die über 60 thematisch spezialisierten Magistratsabteilungen verwalten gemeinsam mit den 19 Magistratischen Bezirksämtern, den Unternehmungen nach § 71 Wiener Stadtverfassung (Krankenanstaltenverbund,Wiener Wohnen,Wien Kanal) und den ausgegliederten oder von Anfang an privaten Unternehmen der Stadt (Wiener Stadtwerke Holding AG,Museen der Stadt Wien,Wien Holding GmbH) wichtige Bereiche des öffentlichen Lebens in der Bundeshauptstadt (Kindergärten, Schulen, Parkanlagen, öffentliche Waldflächen, Müllabfuhr etc.).
Zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten wurde 1998, wie damals bei größeren Kommunen in Europa gängig, dieU-Bahn Wien und 2002 dieWiener Kanalisation im 21. und 22. Bezirk mittelsCross-Border-Leasing-Vertrag verkauft und wird seither über eine Laufzeit von 35 Jahren zurückgemietet.[123] Die Stadt Wien sollte dadurch von einem Steueranreiz in den Vereinigten Staaten profitieren, doch wurde diese Steuerlücke vor mehreren Jahren geschlossen und etwaige Ertragsausfälle des Investors müssen von der Stadt getragen werden. Dieses Gesetz sieht zwar mit der „Grandfathering Clause“ vor, dass vor dem 17. September 2003 eingegangene Verträge ihre Gültigkeit behalten sollen, doch verstößt dies gegen Regelungen derWelthandelsorganisation (WTO) und stößt auch auf EU-Widerstand, weshalb diese Regelung modifiziert werden muss.[124] Mittlerweile werden die Cross-Border-Verträge seitens der Wiener Stadtregierung wieder aufgelöst.[125]
Der Wiener Stadtentwicklungsplan (kurz:STEP) wird von der MA 18 (Magistratsabteilung 18) erstellt, legt die Richtlinien für die Stadtentwicklung in den nächsten Jahren fest und trägt somit maßgeblich zur städtischen Infrastruktur bei. Die Stadtentwicklungspläne werden in Abständen von zehn Jahren überarbeitet. Während nach 1945 lange Zeit demographische Stagnation herrschte, die auch in den Stadtentwicklungsplänen ihren Niederschlag fand (Privilegierung der Verbauung von Baulücken etc.), kommt es seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Staaten desWarschauer Pakts wieder zu expansiveren Konzepten. Die 1994 beschlossene Revision des STEP 84 trug beispielsweise bereits dem deutlichen Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung Rechnung. Der Stadtentwicklungsplan 2005 (STEP 05) befasst sich mit einem Dutzend von Zielgebieten, beispielsweise derWaterfront, einem Gebiet vom Donaukanal über den Praterstern,Nordbahnviertel,Handelskai zur Alten Donau, oder dem Wiental. Die Stadtplanung befasst sich außerdem mit der regionalen und internationalen Verkehrsanbindung Wiens.
Besonders umstritten ist in Wien die Errichtung von Hochhäusern, namentlich im Stadtzentrum. Im Jahr 2001 wurde von der Stadtplanung ein Hochhauskonzept erarbeitet, das in der Folge ausführlich diskutiert wurde. Es basierte auf früheren Hochhausstudien (Architekt Hugo Potyka 1972 undCoop Himmelb(l)au 1992). Nach positiver Äußerung der Stadtentwicklungskommission wurde das Konzept „Hochhäuser in Wien“ vom Gemeinderat im April 2002 angenommen.
Stadtversorgung
Das Wiener Wasser stammt seit 1873 aus demSchneeberg-Gebiet
DieWiener Netze, ein Tochterunternehmen derWiener Stadtwerke im Vollbesitz der Stadt Wien, betreiben die Strom-, Erdgas-, Fernwärme- und Fernkältenetze der Stadt Wien. Der Strommarkt selbst ist liberalisiert, der wichtigste Stromlieferant der Stadt istWien Energie. Nach Energiepreiserhöhungen im Jahr 2022 im Zuge des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und im Sinne vonDekarbonisierung geht Wien Energie daran,Geothermie aus der in 3000–3400 m Tiefe prospektierten wasserführenden Schicht, dem Aderklaaer Konglomerat zu erschließen.[126]
Kommunikation
Seit Februar 2014 ist mit.wien eineNeue Top-Level-Domain fürInternetadressen (Domains) für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen mit Bezug zu Wien in Betrieb. Verwaltet und vermarktet wird diese im Auftrag der Stadt Wien durch diepunkt.wien GmbH, eine hundertprozentige Tochter derCompass Gruppe GmbH.[127]
Verkehrsinfrastruktur
Die Anzahl der PKW pro 1000 Einwohner ist von 2005 auf 2025 von 402 auf 363 gesunken. Wien hat somit die geringste PKW-Dichte aller Landeshauptstädte in Österreich.[128] 2024 wurden 34 Prozent aller Wege in Wien mitöffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. 30 Prozent der Wege wurden zu Fuß bewältigt, 11 Prozent mit dem Fahrrad und 25 Prozent per PKW. Im Jahr 2023 waren noch 32 Prozent zu Fuß und 26 Prozent per Auto unterwegs. In diesem Jahr fuhren jedoch nur 32 Prozent mit den Öffis und 10 Prozent per Rad.[129]
ZehnDonaubrücken (Straßen, Eisenbahn, U-Bahn, Fußgänger) verbinden das Stadtgebiet links und rechts der Donau, sieben (inkl. zweier befahrbarer Wehre) verbinden das linke Donauufer über dieNeue Donau mit der Donauinsel, 35 Brücken (sowie ein Wehr und eine Schleuse) überspannen denDonaukanal.
DieAutobahn Südosttangente Wien A23, die meistbefahrene Straße Österreichs, ist eine ringförmige Verbindung zwischen A2, A4 und A22 im südlichen Stadtgebiet; zu ihrer Entlastung wurde an der südlichen Stadtgrenze die S1 Außenring-Schnellstraße gebaut und am 28. April 2006 eröffnet. Diese soll östlich derDonau in einem Autobahnring fortgesetzt werden, über den man zur A5 gelangt; die dazu nötige Untertunnelung desNationalparks Donauauen ist aus ökologischen Gründen umstritten. Als Zubringerstraße ist zudem dieWiener Stadtstraße im 22. Bezirk in Bau.
Die Fernstraßen gehen vomGürtel aus, der die inneren Bezirke umschließt. Diese sechs- bis achtspurige Straße ist besonders staugefährdet und beeinträchtigt durch ihre enorme Verkehrsfrequenz die Wohnqualität. Der Gürtel ist neben demRing und derZweierlinie (auch Lastenstraße) die dritte in einem Ringsegment um den Stadtkern führende Hauptverkehrsader in Wien. Der Gürtel ist die am stärksten befahrene Landesstraße inÖsterreich und eine der meistfrequentierten in Europa. Von ihm ist dieWiener Gürtel Straße (B221) zu unterscheiden, die neben dem Gürtel auch einige an ihn anschließende Straßen umfasst.
Das Parken von Kraftfahrzeugen ist in Wien generell kostenpflichtig, es gibt jedoch Bereiche, die davon ausgenommen sind.[130] Anrainer können mit dem gebührenpflichtigen „Parkpickerl“ innerhalb des Geltungsbereichs zeitlich unbeschränkt parken. Für einpendelnde Verkehrsteilnehmer bestehen einigeParken-und-Reisen-Anlagen mit Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel.
Generell ist es Ziel der Stadtverwaltung, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr aus ökologischen Gründen zu reduzieren. Seit August 2019 gibt es in den BezirkenMariahilf undNeubau fast nur nochTempo-30-Zonen, in Neubau ist seither (Stand 2024) die Anzahl verfügbarer Parkplätze um 30 Prozent gesunken.[131][132]
Die längste Straße Wiens ist die im Norden über die Ausläufer des Wienerwalds als Panoramastraße verlaufende, 14,8 km langeHöhenstraße, kürzeste Straße ist die nur elf Meter lange Tethysgasse im 2. Bezirk.[133]
DieWiener Straßenbahn existiert seit 1865 und wurde 1897 elektrifiziert. DieWiener Linien betreiben heutzutage mit 28 Straßenbahnlinien und einem 171 Kilometer langem Gleisnetz eines der ältesten und das sechstlängste Straßenbahnnetz der Welt.[136] Ab 1898 wurde die im Jugendstil errichteteWiener Dampfstadtbahn eröffnet, die 1925 großteils zurWiener Elektrischen Stadtbahn entwickelt wurde und deren Infrastruktur ab 1976 von der schrittweise neu errichteten U-Bahn übernommen wurde. 1978 wurde die erste Neubau-Teilstrecke derLinie U1 eröffnet. DasWiener U-Bahn-Netz verfügt heute über fünf Linien, die sechste Linie (Linie U5) ist derzeit im Bau. DerAutobuslinienbetrieb wurde in Wien am 23. März 1907 aufgenommen.
Der Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtverkehr betrug 2024 in Wien 11 Prozent.[129] Das öffentliche Radverkehrsnetz umfasste 2022 rund 1721 Kilometer und im März 2025 waren es 1789 Kilometer.[139][140]
Bis März 2022 wurde das Leihfahrradsystem „Citybike“ angeboten, dessen Räder an festen Stationen zum Abstellen eingeklinkt werden mussten. Mittels Kfz mit Anhänger verteilte der Betreiber die Räder wieder an unterversorgte Stationen. Am 1. April 2022 folgte dem CityBike derGewista das LeihfahrradsystemWienMobil Rad der Wiener Linien nach.[141]
Eisenbahn
Karte der Eisenbahnstrecken nach Wien und Lage der wichtigsten Wiener BahnhöfeDerWiener Südbahnhof, größter Kopfbahnhof Wiens, zur Zeit derk.u.k. MonarchieDie Bahnsteigebene des Wiener Hauptbahnhofs
Historisch bedingt – alle Verkehrsverbindungen orientierten sich nach der Haupt- und Residenzstadt derösterreichisch-ungarischen Monarchie – wurden in Wien mehrereKopfbahnhöfe errichtet. Alle größeren Bahnhöfe Wiens wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg auf Grund ihrer strategischen Bedeutung zumindest beschädigt. Die meisten wurden wieder aufgebaut und neu gestaltet. So wurde 1951 der alteWestbahnhof durch einen Neubau ersetzt. In den Neubau des (3.) Südbahnhofs wurde 1956 der früher getrennte Ostbahnhof integriert. In den Jahren 1976 bis 1980 wurde derFranz-Josefs-Bahnhof überbaut. DerNordbahnhof, eine stattliche Ruine, die erst 1965 entfernt wurde, wurde nicht wiederhergestellt (seine architektonische Bedeutung wurde damals nicht erkannt), da durch denZerfall der Habsburgermonarchie und denEisernen Vorhang der Fernverkehr der Nordbahn seine Bedeutung verloren hatte. Ab dem 9. Dezember 2012 wurde der Teilbetrieb am neu errichtetenWiener Hauptbahnhof aufgenommen, die vollständige Inbetriebnahme erfolgte am 13. Dezember 2015.[142] Es handelt sich nicht, wie bei den traditionellen großen Wiener Bahnhöfen, um einenKopfbahnhof, sondern um einenDurchgangsbahnhof, derSüdbahn undOstbahn verknüpft, aber auch Züge von Nord- und Westbahn einbinden kann.
Heute bestehen in Wien noch zwei große Kopfbahnhöfe; sie dienen vorwiegend dem Regionalverkehr:
Twin City Liner an derSchiffstation City am Donaukanal
Durch denRhein-Main-Donau-Kanal ist Wien durch eineWasserstraße sowohl mit dem SeehafenRotterdam als auch dendeutschen Industriegebieten verbunden. Über dieDonau abwärts gibt es eine Verbindung mit den LändernOsteuropas bis zumSchwarzen Meer. Die Personenschifffahrt auf der Donau hat heute fast nur noch touristische Bedeutung, es gibt schnellenTragflügelbootverkehr nachBratislava undBudapest. Der Wiener Personenhafen liegt bei der Reichsbrücke; daneben gibt es Anlagestellen für Personenschiffe beiNussdorf und am Donaukanal beim Schwedenplatz. Von letzterer gibt es mit dem Schnellkatamaran „Twin City Liner“ täglich fünf Verbindungen nach Bratislava.
Der folgende Graph zeigt einen Vergleich der österreichischen Landeshauptstädte in sieben umweltrelevanten Bereichen, welcher 2020 durch die UmweltorganisationGreenpeace durchgeführt wurde (je mehr Punkte umso besser):[145]
Verkehrsmittelwahl: Anzahl der Wege im Personenverkehr, die umweltfreundlich zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichem Verkehr zurückgelegt werden.
Luftqualität: Belastung mit Stickstoffdioxid und Feinstaub.
Radverkehr: Länge des Radnetzes, Anzahl der City-Bikestationen, Anzahl der Verkehrsunfälle.
Öffentlicher Verkehr: Preis, zeitliche und räumliche Abdeckung.
Parkraum: Preis für das Parken, Anteil der Kurzparkzonen.
Fußgänger: Flächen der Fußgängerzonen und der verkehrsberuhigten Zonen, Anzahl der Verkehrsunfälle.
Auto-Alternativen: Anzahl Elektroautos, Anzahl der Elektroladestationen, Anzahl der Gemeinschaftsautos.
Durchschnitt: Summe der sieben Einzelwertungen geteil durch sieben.
Die demBundesministerium für Inneres unterstellteLandespolizeidirektion Wien (LPD Wien) unter der Leitung vonGerhard Pürstl verfügt in der Verwaltung und in der Exekutive über 8740 Beschäftigte, davon 2674 Frauen und ist für das Gemeindegebiet Wien zugleichSicherheitsbehörde erster und zweiter Instanz, weshalb der Bezirksverwaltungsbehörde, also demMagistrat der Stadt Wien, keine Aufgaben der allgemeinen Sicherheitspolizei zukommen. Der Leiter der LPD Wien trägt die Funktionsbezeichnung „Landespolizeipräsident“, im Gegensatz zur sonst verwendeten Bezeichnung Landespolizeidirektor. Dieser ist in Wien Behördenleiter und zugleich Exekutivorgan, womit er Behörden- und Organbefugnisse wahrnimmt. Die LPD besteht aus Büros und Abteilungen, die in zwei Geschäftsbereiche (Geschäftsbereich A: Strategie und Einsatz, Geschäftsbereich B: Verfahren und Support) unterteilt sind.[146][147][148][149] In Wien bestehen 14Polizeikommissariate als Außenstellen der LPD, denen jeweils einStadtpolizeikommando beigefügt ist. Diesen wiederum unterstehen die mehr als 80 öffentlichenPolizeiinspektionen, in denen rund 7700 Polizisten ihren Dienst versehen, was rund 24 Prozent aller Polizeibediensteten Österreichs entspricht (Stand: Juli 2024).[150][151] Mit 1. Oktober 2023 wurde die Anzahl der Dienststellen, welche 24 Stunden für den Parteienverkehr geöffnet hatten, von 81 auf 29 reduziert, wobei pro Bezirk zumindest eine Polizeiinspektion durchgehend geöffnet bleibt. Die 52 ausgewählten Dienststellen bleiben zwar weiterhin durchgehend besetzt, sind jedoch in der Nachtzeit zwischen 19 und 7 Uhr nicht mehr für Bürgeranliegen offen. Laut einem Polizeisprecher dient die Maßnahme der Erhöhung der Außendienstpräsenz und soll Überstunden reduzieren.[152][153]
Seit 2005 unterhält dasEinsatzkommando Cobra (EKO Cobra) einen Stützpunkt in Wien.[154] Daneben operiert im Stadtgebiet die rund 250 Mann starke SondereinheitWEGA zur Unterstützung der regulären Polizeikräfte bei erhöhten Gefährdungslagen im Außendienst, wobei die WEGA-Beamten 24-Stunden-Streifendienst in speziell ausgerüsteten Sektor-Fahrzeugen verrichten.[155] Nach demTerroranschlag in Wien 2020 wurden nach Vorbild der WEGA ähnliche, alsSchnelle Interventionsgruppen (SIG) bezeichnete Einheiten in den anderen Bundesländern aufgestellt.[156] Wie in allen Bundesländern stehen auch in Wien eineBereitschaftseinheit (BE) zur Entlastung der Streifendienste und Unterstützung bei Sonderaktionen,[157] sowie eineEinsatzeinheit (EE) zur Absicherung von beispielsweise Sportgroßveranstaltungen und Demonstrationen zur Verfügung.[158]
In Wien-Strebersdorf befindet sich, nebenBad Kreuzen in Oberösterreich, eine der zwei Ausbildungsstätten des Bundesausbildungszentrums (BAZ) für Polizeidiensthundeführer (PDHF) in Österreich.[159] Bis 2024, als die neue Flugeinsatzstelle (FEST) inWiener Neustadt eröffnet wurde, befand sich in Wien-Meidling die größte und wichtigste Flugeinsatzstelle derFlugpolizei, welche über eine Außenstelle amFlughafen Wien-Schwechat verfügte.[160][161] Seit 2018 werdenDrohnen bei der Wiener Polizei eingesetzt.[162]
Seit Dezember 2024 gibt es in Wien eine Objektschutzpolizei (OSP), welche der LPD untersteht und sensible Gebäude wieBotschaften und Einrichtungen derkritischen Infrastruktur schützen soll, was bisher aus Personalgründen nach Anforderung durch dasBundesheer perAssistenzeinsatz erfolgte.[163][164]
Feuerwehr
Berufsfeuerwehr Am Hof
Die Abwehr von Gefahren aufgrund von Bränden oder anderen öffentlichen Notständen wird primär von derFeuerwehr der Stadt Wien besorgt. Sie ist die ältesteBerufsfeuerwehr der Welt. Das Feuerwehrkommando, die Nachrichtenzentrale für den gesamten Raum Wien und die Dienstführungen aller drei Sparten des Feuerwehrdienstes haben ihren Sitz in derZentrale (1.,Am Hof 7, 9 und 10). Wien ist in neun Brandschutzsektionen aufgeteilt; die einzelnen Sektionen haben spezifische Aufgaben und verfügen über spezielle Ausrüstung. Die 22 Feuerwachen mit insgesamt ungefähr 1700 Feuerwehrleuten sind über das ganze Stadtgebiet so verteilt, dass jeder Einsatzort durchschnittlich nach fünf Minuten erreicht werden kann. Weiters befinden sich imAKH und imRathaus eigenständige Feuerwachen, wie dieRathauswache, die ebenfalls in die MA 68 integriert sind.
Daneben bestehen in zwei früheren Dörfern knapp innerhalb der Stadtgrenze dieFreiwilligen FeuerwehrenFF Breitenlee undFF Süßenbrunn. Sie sind organisatorisch in die Berufsfeuerwehr eingegliedert und werden als Gruppenwachen geführt. Ihnen gehören circa 70 Feuerwehrleute an. Weiters bestehen 47 Betriebsfeuerwehren mit knapp 1450 Feuerwehrleuten; insgesamt können somit 3300 Feuerwehrleute mobilisiert werden.
Rettungswesen, Krankentransport
Die Aufgaben des Rettungsdienstes werden primär von derWiener Berufsrettung (gegründet 1881, städtisch seit 1938) erfüllt. Diese unterhält 12 in der ganzen Stadt verteilte Rettungsstationen mit über 100 Einsatzfahrzeugen. Die Aufgaben des Krankentransportdienstes werden dagegen primär von privaten Krankentransportunternehmen erfüllt. Um die Aufgaben des Rettungs- und Krankentransportdienstes optimal sicherzustellen, arbeiten die Wiener Berufsrettung und die privaten Rettungs- und Krankentransportunternehmen (z. B.Christophorus Flugrettungsverein) in Form eines Rettungsverbunds zusammen.
In keiner Stadt des deutschen Sprachraums gibt es mehr Studierende als in Wien.[166] Nach offiziellen Angaben der Stadt Wien studierten im Wintersemester 2021/2022 knapp 194.000 Menschen an den Universitäten und Fachhochschulen.[167]
Die Stadt Wien verfügte 2020 über 729,3 Spitalsbetten und 696,8 Ärzte pro 100.000 Einwohner.[104] DasAllgemeine Krankenhaus (AKH) im Wiener GemeindebezirkAlsergrund ist das größte Spital Wiens und Österreichs und zugleich das Klinikum derMedizinischen Universität Wien.
Sozialer Wohnbau
Wien ist bekannt für densozialen Wohnbau. Während der Zeit desRoten Wiens von 1918 bis 1934 entstanden erstmals im großen Stil zahlreicheGemeindebauten, die von der Stadt errichtet und betrieben wurden, nicht auf Gewinne ausgerichtet waren und primär für die Arbeiterschaft zahlreiche Wohnungen zu günstigen Mieten bereitstellten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut eine starke Bautätigkeit an Gemeindebauprojekten.
Für die Politik der „sanften Stadterneuerung“ erhielt die Stadt Wien im Jahr 2010 dieScroll of Honour-Auszeichnung desUN-HABITATs.[168]
Soziale Einrichtungen
Die ersten sozialen Einrichtungen Wiens entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, als aufgrund der großen Armut in der Bevölkerung die erstenObdachlosen- und Männerwohnheime errichtet wurden, etwa das 1905 eröffnete in derMeldemannstraße, in dem von 1910 bis 1913 auch der jugendliche Adolf Hitler gewohnt hat. Heute leben etwa 200.000 Menschen in Wien unter derArmutsgrenze.[169] Um sie kümmern sich gemeinnützige Organisationen wieVolkshilfe undCaritas. Letztere betreibt auch die stadtbekannteObdachloseneinrichtungDie Gruft im BezirkMariahilf, die seit 1986 besteht. Für Jugendliche wirdStreetwork angeboten.[170] Im Auftrag der Stadt Wien führen dieWiener Sozialdienste gemeinnützige Aufgaben durch.
Die Zeit um 1900 wird alsWiener Moderne bezeichnet, womit der damaligen kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Großmachtstellung Wiens Rechnung getragen wird. Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte diese Stellung der Stadt, der Terror gegen jüdische Wiener sowie der Zweite Weltkrieg beseitigten die Weltgeltung Wiens.
Wissenschaftlich hat sich Wien vor allem in der Medizin hervorgetan. Hier befindet sich die älteste bis heute bestehendeUniversität im deutschen Sprachraum; ihr prominentester Professor warSigmund Freud. Bemerkenswert sind auch derWiener Kreis der Philosophie und dieÖsterreichische Schule der Wirtschaftstheorie.
Die aktuelle Kulturszene, seit 2001 mit demMuseumsQuartier als neuem Schwerpunkt, ist mit Konzerthallen, Galerien, Ausstellungshäusern, Bühnen, Festivals und vielem anderen sehr abwechslungsreich und wird mit öffentlichen Geldern stark gefördert. Traditioneller ist die Gastronomiekultur ausgerichtet: mit demWiener Kaffeehaus, derWiener Küche und dem Wiener Weinbau.
Sprache
Wien ist Zentrum derösterreichischen Varietät der deutschen Sprache. Die gesprochene Stadtmundart ist einostmittelbairischer Dialekt mit teilweise sehr eigenem Wortschatz und zahlreichen Lehnwörtern aus den Sprachen derHabsburgermonarchie, vor allem demTschechischen. Ein beträchtlicher Teil der heutigen Einwohner der Stadt hat eine andere Muttersprache als Deutsch; inwieweit dennoch der Wiener Dialekt beherrscht wird, ist sehr unterschiedlich.
Mit denWiener Philharmonikern, die aus Mitgliedern desWiener Staatsopernorchesters zusammengesetzt sind, residiert in Wien das 2006 und 2007 von zehn führenden Fachjournalisten zum besten Orchester Europas gekürte Ensemble.[171] Auch dieWiener Symphoniker, das Konzertorchester der Stadt Wien, sind ein international renommierter Klangkörper. Ebenso sind in dieser Stadt die berühmtenWiener Sängerknaben beheimatet.
Auch in derPopmusik gibt es einige namhafte Interpreten aus Wien, etwaGeorg Danzer,Rainhard Fendrich,Wolfgang Ambros undPeter Cornelius. Der international wohl bekannteste Wiener Künstler dieses Genres warFalco, der 1986 mit dem LiedRock Me Amadeus für mehrere WochenPlatz 1 der amerikanischenBillboard Hot 100 belegte. In den 1990er-Jahren sorgten Musiker und Musikproduzenten aus dem Bereich der elektronischen Musik für internationale Bekanntheit, Wien galt als heimliche Hauptstadt desDownbeat. Beispiele hierfür sindKruder & Dorfmeister undTosca. Zudem wuchs der RapperRAF Camora im Wiener BezirkRudolfsheim-Fünfhaus auf und betont in seinen Texten häufig die Verbundenheit zu seiner Heimat.
Wiener Staatsoper, in der der alljährlicheOpernball stattfindetDasBurgtheater ist eine der renommiertesten deutschsprachigen Bühnen
Kunst und Kultur können in Wien im Bereich vonTheater,Oper oder auch Bildender Kunst auf eine sehr lange Tradition zurückblicken. Neben demBurgtheater, das zusammen mit seiner Zweitbühne, demAkademietheater, als eines der wichtigsten Schauspielhäuser der Welt gilt, sind auch dasVolkstheater sowie dasTheater in der Josefstadt namhafte Sprechtheater. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Bühnen, die den großen in puncto Qualität zuweilen um nichts nachstehen und sich oft moderneren, experimentellen Stücken oder demKabarett und der Kleinkunst verschrieben haben. Seit 2000 wird in Wien derNestroy-Theaterpreis, der wichtigste im deutschsprachigen Raum, verliehen.
DieStaatsoper pflegt die klassische Operntradition mit Aufführungen in Originalsprache, dieVolksoper bietet ein aus der typisch wienerischenOperette, dem klassischenMusical und der Oper zusammengesetztes Repertoire. Konzerte mitklassischer Musik finden unter anderem imWiener Musikverein (mit dem berühmtenGoldenen Saal) und imWiener Konzerthaus statt.
DasTheater an der Wien, in demBeethovens OperFidelio uraufgeführt wurde, brachte bis 2005 erfolgreichMusical-Uraufführungen (mit Abstand am erfolgreichsten war das MusicalElisabeth, das bis Japan reüssierte und in mehreren Sprachen aufgeführt wurde). Seit dem Mozartjahr 2006 fungiert es als drittes Opernhaus der Stadt; im Unterschied zu Staatsoper und Volksoper imStagionebetrieb.
DieWiener Kammeroper, seit 2012 zum Theater an der Wien gehörig, bringt mit ihrem jungen Ensemble alte und neue Opern in traditionsferner Inszenierung. ImHaus der Musik hat Wien seit 2000 einKlangmuseum für Kinder und Erwachsene. DasMarionettentheater Schloss Schönbrunn pflegt das kunstvolle Spiel mit kostbarenMarionetten in Opern und Theaterstücken für Erwachsene und Kinder.
DasVienna’s English Theatre wurde 1963 gegründet und ist das älteste englischsprachige Theater Europas außerhalb der Britischen Inseln.
Seit dem Jahr 2000 findet jährlich das Europäische und Internationale Gehörlosentheaterfestival veranstaltet vonARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater in Wien statt. Zeitgleich mit dem Festival wird auch die Europäische Gehörlosentheaterkonferenz abgehalten, die vom NetzwerkDeaf Theatre Network Europe Vienna ausgerichtet wird.
Kunsthistorisches Museum am Maria-Theresien-PlatzDasMuseumsQuartier in den ehemaligen HofstallungenDie Albertina, Kunstmuseum mit der größten grafischen Sammlung der WeltOberes BelvedereTechnisches Museum WienDasWien Museum am Karlsplatz
Der größte Museumskomplex Wiens und einer der größten der Welt besteht aus den Museen in derHofburg mit ihren Annexen, den beiden ehemaligen Hofmuseen, und wird in westlicher Richtung vomMuseumsQuartier abgeschlossen, das in den 1990er-Jahren in den ehemaligen k.u.k. Hofstallungen errichtet und 2001 eröffnet wurde. In diesem Areal befinden sich:
dieAlbertina: Die größte grafische Sammlung der Welt. In jüngerer Zeit hat die Albertina ihre Ausstellungstätigkeit um Gemälde und Skulpturen erweitert.
die Hofsilber- und Tafelkammer: Tafelgerät des kaiserlichen Hofes
DieÖsterreichische Galerie Belvedere präsentiert imSchloss Belvedere Kunst aus Österreich vom Mittelalter über das Barock bis zum frühen 20. Jahrhundert, darunterDer Kuss, das bekannteste WerkGustav Klimts. Im Unteren Belvedere wurde 2006/2007 eine neue Ausstellungshalle errichtet. Weiters befindet sich hier das Barockmuseum mitFranz Xaver Messerschmidts bekannten Charakterköpfen. 2011 wurde in unmittelbarer Nähe des Belvedere dasBelvedere 21 (vormals 21er Haus) als Dependance für zeitgenössische Kunst wiedereröffnet.
Als Museum ist funktional auch die ehemalige kaiserliche SommerresidenzSchloss Schönbrunn, Wiens meistbesuchte Sehenswürdigkeit, mit den Schauräumen des Schlosses und der kaiserlichenWagenburg eingerichtet.
Ab 1906 wurden in Wien erste Kurzfilme produziert, wobei die zahlreichen französischen Filmschaffenden damals auch in Wien noch die Überzahl im Vergleich zu den heimischen Aktiven stellten. Ab 1910 setzte mit Gründung derWiener Kunstfilm-Industrie die österreichische Stummfilmproduktion ein. Es folgte dieSascha Filmfabrik Wien desböhmischen GrafenAlexander Kolowrat-Krakowsky, 1913 inLiesing (damals eigene Gemeinde, heute 23. Bezirk) gegründet, 1914 im 20. GemeindebezirkBrigittenau eingerichtet. ImErsten Weltkrieg entstanden neben zahlreichenPropagandaproduktionen auch die ersten (Kriegs-)Wochenschauen. 1920 erreichte die Filmproduktion mit 142 Filmen ihren Höhepunkt. 1923 eröffnete dieVita-Film die „Rosenhügel-Filmstudios“, die noch wesentlich größer und moderner als die Sascha-Filmstudios inSievering waren. Über ein Dutzend weitereFilmproduktionsgesellschaften produzierten damals regelmäßig Filme.
Die 1923 von der Vita-Film eröffneten damals größten und modernsten Filmstudios Österreichs
Mit der schrittweisen Enteignung der Sascha-Film ab 1935 entstand aus dieser 1938 dieWien-Film, die mittels derCautio Treuhandgesellschaft derReichsfilmkammer unterstand, und Wien nebenBerlin undMünchen zur Hauptproduktionsstätte von Propagandafilmen werden ließ. Wie in allen Bereichen fand auch in der Film- und Kinobranche eine hemmungslose „Arisierung“ statt.
Das Apollo-Kino in Mariahilf
Bei der „Entnazifizierung“ durch dieAlliierten im besetzten Nachkriegswien gingen zahlreiche Kinos unberechtigterweise in die stadteigene Kinobetriebsanstalt (Kiba) über. Zugleich setzte mit Gründung neuer Filmgesellschaften, wie zum Beispiel derBelvedere-Film 1947, die Heimat- und Musikfilm-Produktion wieder an, um zu ihrem absoluten Höhepunkt in den 1950er- und 1960er-Jahren aufzusteigen. Mittendrin wieder viele Wiener Schauspieler, wieHans Moser,Peter Alexander,Waltraut Haas,Romy Schneider,Hans Holt undNadja Tiller – um nur ein paar zu nennen. Einer der bedeutendsten Regisseure zu dieser Zeit warFranz Antel – ebenfalls ein Wiener. 1948 wurde mitDer dritte Mann ein mit internationalen Starschauspielern besetzter Film abgedreht, der Wien weltweit einen Popularitätsschub verschaffte und als Nebeneffekt demSieveringerZitherspielerAnton Karas zu unverhoffter Bekanntheit verhalf.
Doch die 1960er-Jahre waren auch vom einsetzenden Kinosterben geprägt. Existierten 1953 noch über 200 Kinos in der Stadt, blieben 1983 lediglich 69 Kinos mit 96 Sälen über. Mit steigender Verbreitung vonMultiplex-Kinos ab den 1980er-Jahren konnte zwar der Trend der sinkenden Kinoanzahl nicht gestoppt werden, doch stieg in den 1990ern die Anzahl der Säle auf 191 im Jahr 2001 wieder an. Wegen des nunmehrigen Überschusses und geringerer Auslastung sank die Zahl auf Kosten weiterer Kinos bereits 2002 wieder auf 166 ab.
Das 1900 gegründete Erika-Kino in der Kaiserstraße galt bei seiner Schließung im Jahr 1999 als ältestes noch betriebenes Kino der Welt. Heute ist es ein Theaterspielraum. Seither gelten die 1905 gegründeten, im 14. Wiener Gemeindebezirk befindlichenBreitenseer Lichtspiele als das älteste noch bespielte Kino Wiens.
Besonders hervorzuheben ist jedoch die Architektur derGründerzeit, welche die ehemalige Kaiserstadt Wien wie aus einem Guss erscheinen lässt. Genau diese ist es, die in ehemaligen Städten der Donaumonarchie, wieBudapest oderPrag oderLemberg im ehemaligen Galizien, deren Zugehörigkeit zuÖsterreich-Ungarn architektonisch repräsentiert.
Eine Reihe von Stadtteilen wurden seit den 1990er-Jahren neu erschlossen. Umfangreiche Bauvorhaben wurden rund um dieDonau City (nördlich der Donau) und amWienerberg (im Süden von Wien) umgesetzt. Der 202 m hoheMillennium Tower am Handelskai war zwischen 1999 und 2014 das bisher höchste in Wien gebaute Hochhaus und Zeichen einer architektonischen Wende in Wien hin zu mehr Selbstbewusstsein, aber auch Konformität. 2014 wurde er vom 250 Meter hohenDC Tower 1 abgelöst.
In den letzten Jahren werden vermehrt alte Gebäude mit moderner Architektur kombiniert, wie bei der Revitalisierung derGasometer 2001, welche weltweites mediales Interesse auf sich zog. Der 2002 geschaffeneDiva Award Immobilie des Jahres zeichnete jährlich mutige Immobilienprojekte aus, die das neue Selbstbewusstsein der Stadt demonstrierten.
Wien hat im Vergleich zu anderenMetropolen eine statistisch geringe Anzahl vonHochhäusern. Im Jahr 2006 gab es um die 100 Bauwerke über 40 Meter Höhe. Die Stadtverwaltung setzt hier mittlerweile auf Qualität vor Quantität, mit dem Ziel, dieNaturräume Wiens und die alsWeltkulturerbe anerkannten historischen städtebaulichen Elemente zu erhalten. An geplanten Hochhausprojekten, die in den 1950er-Jahren verwirklicht werden sollten, entzündeten sich wiederholt hitzige Diskussionen – zum Beispiel beim Bau desGartenbauhochhauses, dessen Planung 1950 begann, das aber erst 1963 fertiggestellt werden konnte.
Deshalb gelten in Wien sehr strenge Richtlinien für die Planung, Genehmigung und den Bau von Hochhäusern. Gemäß Stadtplanung sind weite Teile Wiens, insbesondere in den inneren Bezirken, Ausschlusszonen, in denen keine Hochhäuser errichtet werden dürfen.[172]
Nur rund 26 % der Gesamtfläche Wiens kommen somit überhaupt für die Hochhausplanung infrage. Auch dort müssen die Bauwerke demstädtebaulichen Leitbild entsprechen, eine Reihe vonAuflagen erfüllen und dürfen keine bedeutendenSichtachsen beeinträchtigen. Deshalb entstehen neue Hochhäuser vorrangig in äußeren Bezirken, wo noch mehr Gestaltungsspielraum vorhanden ist und weniger städtebauliche Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.
Das höchste Hochhaus Wiens ist der 2014 eröffnete und 250 m hoheDC Tower 1. Das höchste Bauwerk ist der 252 m hoheDonauturm.
Wien war ein bedeutendes Zentrum der medizinischen Forschung zwischen dem zweiten Viertel des 18. und dem zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts. Mit der ersten und zweitenWiener Medizinische Schule werden die bedeutendsten Zeiträume medizinischer Lehre und Forschung in Wien bezeichnet. Der Beginn der ersten medizinischen Schule fällt in die Zeit vonMaria Theresia und begann unterihrem Leibarzt Gerard van Swieten, der die Universitäten vom Einfluss der Jesuiten befreite. Unter ihm wurde 1754 das erste moderne Krankenhaus Wiens gegründet und in der Folge 1784 durch KaiserJoseph II. das ersteAllgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, das heute alsCampus der Universität Wien der Universität als geisteswissenschaftlicher Campus dient. Die zweite Medizinische Schule beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und wird vor allem durch die Lehre und Forschung des deutschen ChirurgenTheodor Billroth zu neuer Blüte geführt, der 1867 nach Wien kommt. Nach demErsten Weltkrieg gerät die medizinische Forschung in eine Krise und mit der Vertreibung von 3200 der insgesamt 4900 Wiener Ärzte im März 1938[173] ist die zweite medizinische Schule mit demAnschluss Österreichs an dasnationalsozialistische Deutsche Reich endgültig beendet.
Im Bereich der Pharmazie konnte sich Wien erfolgreich als Standort für Pharmakonzerne etablieren. So betreibt hier etwaBaxter International ein großes Laboratorium.
Der Asteroid(397) Vienna, welcher 1894 entdeckt wurde, ist zu Ehren der Stadt Wien benannt.
Die traditionelle Wiener Küche ist geprägt von den früheren Einflüssen der Zuwanderer aus den Regionen und Ländern derk.u.k. Monarchie. Bedingt durch die Lage der Stadt nahe der Grenze zu Ungarn und dem früheren Böhmen finden sich vor allem Speisen aus diesen Ländern auf den Speisekarten. So stammt dasGulasch mit seinen Wiener Varianten – dem Wiener-, Fiaker- und dem Zigeuner-Gulasch – aus Ungarn. AusBöhmen kamen vor allem dieMehlspeisen, wie verschiedeneStrudel,Golatschen undPalatschinken sowie verschiedeneKnödelvarianten. Besonders beliebt sind dasWiener Schnitzel und derTafelspitz.
Der größte und vielseitigste Markt mit festen Ständen ist derNaschmarkt, auf dem Obst, Gemüse, Gewürze, Fisch, Fleisch und vieles mehr aus aller Welt gekauft werden kann. Der Naschmarkt gilt als der Spezialitätenmarkt Wiens. Der längste Straßenmarkt Europas ist hingegen derBrunnenmarkt im 16. Wiener Gemeindebezirk.
Zum Stadtbild Wiens gehören dieWürstelstände, an denen vor allem verschiedeneheiße Würstel, wie dieBurenwurst, und heißerLeberkäse angeboten werden. Seit einiger Zeit sind auch ähnliche Stände zu finden, an denenDöner, Pizzastücke und andere Speisen angeboten werden.
Eine weitere Besonderheit der Wiener Kultur stellt das Wiener Kaffeehaus dar, in dem neben einer Vielzahl vonKaffeespezialitäten auch kleine Speisen serviert werden. Viele Besucher nutzen die Möglichkeit, während ihres Besuchs stundenlang die meist reichlich vorhandenenZeitungen zu lesen. Neben vielen neueren chromblitzenden,Espresso genannten Kaffeebars italienischen Stils existieren noch viele „echte“ Wiener Kaffeehäuser, die in Angebot, Ausstattung und Stil den ursprünglichen Charme dieser Institution bewahrt haben. Das erste Kaffeehaus Wiens wurde 1685 von einem Griechen namensJohannes Theodat in seinem Wohnhaus am Haarmarkt, heuteRotenturmstraße 14, eröffnet.
Das Werkstätten- und Kulturhaus (WUK) an der Währinger Straße ist ein beliebter Jugendtreffpunkt
Eines der ältesten Zentren für Jugend- undSubkultur ist dasWUK auf dem Standort des ehemaligenTechnologischen Gewerbemuseums, das in den frühen 1980er-Jahren zu einem freien Kultur- und Werkstättenhaus wurde. Auch heute noch findet hier eine Vielzahl künstlerischer Veranstaltungen aller Art statt.
Ein bekannter Veranstaltungsort der Stadt für subkulturelle Aktivitäten ist das früher im Besitz derKPÖ stehende und über lange Zeit vonAutonomen besetzteErnst-Kirchweger-Haus (EKH). Dort wurden neben diversenWorkshops, Arbeitsgruppen, Informations- und Beratungstätigkeiten auch regelmäßig Konzerte und Partys mitRock,Punk oder auchTekno abgehalten. Mittlerweile ist dieser Treffpunkt im Besitz der Stadt Wien.
Ein weiteres Zentrum von Jugend- und Subkultur ist dasFlex amDonaukanal, das internationale, genreübergreifende Konzerte und DJ-Events, die irgendwo zwischen Pop- und Alternativmusik angesiedelt sind, aufwartet und somit auf ein großteils jugendliches Publikum verweisen kann.
Auf dem Gelände des alten Schlachthofs in der Baumgasse befindet sich dieArena, ein ehemals besetztes Gelände, das mittlerweile ein eigenständiges Kulturzentrum ist in dem regelmäßig Konzerte und Partys stattfinden. Im Sommer gibt es auf der großen Freiluftbühne im Zentrum der Arena auch etlicheKonzerte und Kinovorstellungen.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, da imUntergrund aktiv, ist die WienerFreetekno-Szene. Nur gelegentlich veranstaltenSoundsysteme auch in bekannten Clubs öffentlich bekannt gegebene Tekno-Partys. Die meisten Veranstaltungen finden in Hallen am Stadtrand oder etwas außerhalb der Stadtgrenze, in Niederösterreich, statt.
Wien besitzt viele unterschiedliche Parkanlagen und ist weltweit eine der Städte mit dem höchsten Grünflächenanteil, der die Hälfte des Stadtgebiets ausmacht. In der Innenstadt gibt es mehrere Parks, deren Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und die reich mit Denkmälern und Parkbauten bestückt sind.[174] Hierzu zählen derStadtpark, der an dieHofburg anschließendeBurggarten, derAugarten sowie derVolksgarten. Von den barocken Gartenanlagen der Vorstadtpalais ist der Schlosspark vonSchloss Belvedere mit dembotanischen Garten noch fast in Originalgröße erhalten geblieben. Neben den großen Parks gibt es zahlreiche kleinere Parkanlagen insbesondere in den inneren Bezirken. Diese werden umgangssprachlich auchBeserlparks genannt. Auch Friedhöfe wurden in Parkanlagen (beispielsweise derWähringer Schubertpark) umgewandelt.
Die größte Parkanlage Wiens ist derWiener Prater in derLeopoldstadt. Mit 600 Hektar ist er fast doppelt so groß wie derCentral Park in New York und dreimal so groß wie derBerliner Tiergarten. Das ehemalige kaiserliche Jagdgebiet, das noch heute zu großen Teilen aus Aulandschaften besteht, wurde 1766 von Joseph II. dem Volk übergeben. Rund um den grünen Prater entstanden im Laufe der Zeit das Messegelände, wo die Weltausstellung 1873 stattfand, der VergnügungsparkWurstelprater mit seinem Wahrzeichen, dem Riesenrad, und dasErnst-Happel-Stadion (ehemals Praterstadion), das größte Fußballstadion Österreichs.
Die 21,1 Kilometer lange und 200 Meter breiteDonauinsel mit derNeuen Donau, die in den Jahren 1972 bis 1988 als Hochwasserschutz errichtet wurde, ist ebenfalls ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wiener Bevölkerung. Einmal pro Jahr findet hier dasDonauinselfest statt. Es gibt hier unter anderem einen großenFKK-Badebereich. Im Gebiet derReichsbrücke hat sich zudem eine vielfältige Lokalszene entwickelt.
Im Westen der Großstadt reichen die Ausläufer desWienerwaldes zum Teil weit in die verbauten Bereiche der Außenbezirke hinein. Hier findet sich unter anderem derLainzer Tiergarten, ein weitläufiges Waldgebiet (2500 Hektar) mit reichem Wildbestand. In dem ehemaligen kaiserlichen Jagdgebiet finden sich neben dem JagdschlossHermesvilla bis heute Jagdwild, wobei insbesondere die Wildschweine im Lainzer Tiergarten sehr populär sind. Die Wälder im Westen werden durch denWiener Grüngürtel im Süden (Wienerberg undLaaer Berg), der teilweise aufwändig wieder aufgeforstet wurde, fortgesetzt. Nördlich der Donau dient neben demDonaupark insbesondere dieLobau als Naherholungsgebiet. Das Auengebiet der Donau ist Teil desNationalparks Donau-Auen.
Sowohl Sehenswürdigkeiten als auch Grünoasen sind die Wiener Friedhöfe, die als Erholungsorte gelten und zum Spazieren einladen. DerZentralfriedhof ist nicht nur für seineEhrengräber berühmt. Es befinden sich dort auch ein evangelischer Friedhof, der neue und alte jüdische Friedhof, eine islamische Abteilung, eine moslemisch-ägyptische Abteilung sowie zahlreiche orthodoxe Abteilungen und Grabstätten der Anatomie. Im Frühjahr 2019 wurden im Zentralfriedhof zwei Laufstrecken markiert. Auch derSankt Marxer Friedhof ist ein beliebtes Areal für Spaziergänge. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen und wird heute als Parkanlage geführt. Hier wurden einstMozart undJosef Madersperger, einer der Erfinder der Nähmaschine, in Schachtgräbern bestattet, wodurch die exakte Lage ihrer Grabstellen heute nicht bekannt ist.
Nicht alle Grünflächen werden intensiv gärtnerisch gepflegt. Dies gilt nicht nur für Nationalparks und Naturschutzgebiete (wie die Lobau), sondern auch für einige innerstädtische Flächen, die alsStadtwildnis bezeichnet werden. Es werden dort Wege angelegt, aber die Pflege der Natur beschränkt sich auf ein Minimum, es wird weder bewässert noch gedüngt. Es handelt sich überwiegend um ehemalige Industrie- oder Verkehrsflächen. Solche Grünflächen gibt es etwa beim ehemaligen Donauprallhang inErdberg, amGaudenzdorfer Gürtel oder auch bei einem ehemaligen Bahngleis an der Engerthstraße nahe der Donau. Zuletzt wurde im Jahr 2021 eine solche Stadtwildnis der Öffentlichkeit imNordbahnviertel vorgestellt, die das Herzstück der dortigenFreien Mitte ist.[175]
Wien spielt im österreichischenSportgeschehen eine zentrale Rolle. Viele neue Sportarten verbreiteten sich von hier aus nach ganz Österreich. Zu den Lieblingssportarten der Wiener zählt dasSchwimmen. Hierfür stehen zahlreiche Schwimmbäder und natürliche Gewässer zur Verfügung, beispielsweise dasGänsehäufel, eine Sandinsel in der Alten Donau.
Das größte Fußballstadion Wiens, dasErnst-Happel-Stadion, mit seinen 49.825 Plätzen wird unter anderem von der österreichischen Nationalmannschaft genutzt. Es ist eines der wichtigsten Fußballstadien Europas und war in der Vergangenheit dreimal Gastgeber eines Europapokal-Finales – des Europapokals der Landesmeister in den Jahren 1987 und 1990 sowie derUEFA Champions League im Jahr 1995. Das Finale und einige weitere Spiele derFußball-Europameisterschaft 2008 wurden ebenfalls hier ausgetragen.
Neben den Mannschaftssportarten gibt es in Wien ein breites Angebot für Individualsportarten. Als Laufstrecken sind die Wege im Wiener Prater oder auf derDonauinsel beliebt. Einmal jährlich findet zusätzlich derVienna City Marathon statt. Radfahrern stehen neben über 1.000 Fahrradkilometern zahlreicheMountainbikestrecken in den Wiener Bergen zur Verfügung. Golfplätze stehen beispielsweise am Wienerberg zur Verfügung.
Auch für den Wintersport, der in Österreich einen hohen Stellenwert genießt, gibt es vielfältige Angebote. Die Stadt Wien betreibt auf der ehemaligen FIS-StreckeHohen-Wand-Wiese und auf derDollwiese zweiSkipisten. Ab einer Schneelage von 20 cm zieht das Sportamt der Stadt Loipenspuren durch den Prater, auf der Donauinsel, amWienerberg, auf denSteinhofgründen, imSchwarzenbergpark, amCobenzl und imMaurer Wald. Die Streckenlängen reichen von 2,5 Kilometern (am Wienerberg) bis zu 12 Kilometern auf der Donauinsel. Wegen der geringen Schneefälle in Folge des Klimawandels ist das Langlaufen über einen längeren Zeitraum in der Stadt immer seltener möglich.[176]
Fußball genießt in Wien große Beliebtheit. Mit dem RekordmeisterSK Rapid Wien und dem RekordcupsiegerAustria Wien gibt es zwei stark rivalisierende Vereine in der Stadt. Der SK Rapid, der größte Fußballverein Österreichs, stand bislang zwei Mal in einem Europapokalfinale und konnte 32-malÖsterreichischer Meister und 14-malÖsterreichischer Cupsieger werden, außerdem gewann man einmal denMitropapokal. Die Austria erreichte ebenfalls einmal das Europacupfinale, gewann 24-mal die Meisterschaft, 27-mal den Cup und zwei Mal den Mitropapokal. Diese beiden Vereine tragen mit demWiener Derby außerdem eines der traditionsreichsten Fußballderbys Europas aus, es ist nach demOld Firm das zweitmeist ausgetragene Derby Europas sowie das am häufigsten durchgehend ausgetragene Derby Europas. Von Relevanz sind auch dieFirst Vienna, Österreichs ältester Fußballklub, sowie derWiener Sport-Club, der ebenfalls große Erfolge im Europapokal feiern konnte. Auch zwei der Vorläufervereine des in derSüdstadt spielendenVfB Admira Wacker Mödling (Wacker Wien undAdmira Wien) waren Wiener Vereine. Die Dominanz der Wiener Vereine zeigt sich alleine dadurch, dass mit demLASK erst 1965 eine Mannschaft aus den Bundesländern Meister werden konnte.
Neben den Fußballvereinen gibt es zahlreiche erfolgreiche Wiener Vereine in anderen Sportarten. ImEishockey sind bei den Damen die bis 2023 in Wien beheimatetenEHV Sabres mit achtzehn Meistertiteln österreichischer Rekordmeister, bei den Herren wurden dieVienna Capitals zweimal österreichischer Meister. DieFootballer von denAFC Vienna Vikings konnten fünfmal dieEurobowl gewinnen und einmal dieEuropean League of Football. Die Volleyballer derHotVolleys sind 18‑facher Österreichischer Meister. DieHandballer derSG Handball West Wien gewannen sechs Mal den Österreichischen Meistertitel, die derFivers WAT Margareten drei Mal. DieVienna Wanderers sind sechsfacher österreichischer Staatsmeister im Baseball.
Darüber hinaus sind an der Alten Donau und an der Donau insgesamt elf verschiedene Rudervereine angesiedelt. Wien beherbergt drei ordentliche und vier außerordentliche Mitgliedsclubs desÖsterreichischen Golf-Verbands. Als Fechtklub ist vor allem derWiener Sport-Club bekannt.
Die wohl bekannteste öffentliche Badeanlage Wiens ist dasGänsehäufel – eine Insel an derAlten Donau, die zur Gänze dem Badevergnügen gewidmet ist. Direkt daneben befindet sich das „Kleine Gänsehäufel“, eine Halbinsel, auf der sich mehrere Arbeiterbäder, die während der Zeit des „Roten Wiens“ eröffnet wurden, befinden. Auch andere öffentliche Bäder stammen aus dem „Roten Wien“, wie etwa dieKinderfreibäder oder dasAmalienbad im 10. Bezirk. Noch unter einemchristlichsozialen Bürgermeister wurde 1914 dasJörgerbad eröffnet. Noch älter war das 2020 geschlosseneDianabad, welches 1806 vorerst nur für die gesellschaftliche Oberschicht fertiggestellt wurde. Ebenfalls zum Baden genutzt werden die zwischen derNeuen Donau und derDonau gelegene, über 21 km lange WienerDonauinsel sowie die am nordöstlichen Ufer der Neuen Donau gelegenen Badebereiche im 21. und 22. Bezirk, zudem das Kaiserwasser und die Alte Donau.
Nachtleben
Das Nachtleben Wiens wurde lange Zeit von den bis heute beliebten Nachtkaffeehäusern bestimmt.In den 1980er-Jahren entwickelte sich zunächst imGrätzl rund um den Schwedenplatz und die Ruprechtskirche eine regeBeislszene, die scherzhaftBermudadreieck genannt wird. In den 1990er-Jahren entstanden im Zuge der Sanierung des Gürtels zahlreiche Szenelokale in den ehemaligenStadtbahnbögen, die mittlerweile fester Bestandteil des Wiener Musik- und Nachtlebens sind. Die Unterbringung dieser Lokale in den Gürtelbögen hat aufgrund ihrer mittigen Straßenlage den Vorteil, für die Anrainer keine zusätzliche Lärmbelästigung darzustellen. In den 2010er-Jahren entstanden zunehmend Cocktailbars. Während der Sommermonate verlagert sich ein großer Teil des Nachtlebens inSchanigärten, etwa im Museumsquartier und imAlten Allgemeinen Krankenhaus, sowie in Freiluftlokale, etwa am Donaukanal und auf der Donauinsel.
Wien gilt alsWeltstadt mit sehr hoher Lebensqualität.[18] In der internationalenMercer-Studie 2018, in der die Lebensqualität vonExpatriates anhand von 39 Kriterien wie politische, wirtschaftliche, soziale und Umweltfaktoren in 231 Großstädten weltweit verglichen wurde, belegte Wien zum neunten Mal in Folge den ersten Rang.[177][178] In der Mercer-Studie 2019 belegte Wien wiederum den ersten Platz (seitdem wurde die Mercer-Rangliste wegen der COVID-19-Pandemie nicht mehr erhoben).[179] Eine Studie der Vereinten Nationen sah Wien 2012 als die Stadt mit dem weltweit höchsten Wohlstand im umfassenden Sinn – neben wirtschaftlichen Faktoren wurden auch die Lebensqualität sowie Infrastruktur und Umweltqualität in die Bewertung einbezogen.[180] Nachdem Wien während der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Schließung von Museen und Restaurants im Jahr 2021 auf den zwölften Platz abfiel, konnte im Jahr 2022 erneut der erste Platz in der Rangliste derEconomist Intelligence Unit[181] sowie 2023 bei derMercer-Studie[18] erreicht werden. ImGlobal Liveability Index 2025 der Economist Intelligence Unit wurde Wien nach dreimaliger Topplatzierung vonKopenhagen abgelöst. Grund dafür war auch der vereitelte Terroranschlag auf dasTaylor-Swift-Konzert 2024.[182]
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