DieWhite Panther Party (WPP) war einelinksradikale,antirassistische politische Bewegung, die 1968 inAnn Arbor von u. a.John Sinclair undLeni Sinclair gegründet wurde. Anlass für die Gründung der Gruppe war ein Interview mitHuey P. Newton von derBlack Panther Party, in dem er auf die Frage, wie Weiße die Black Panthers unterstützen könnten, antwortete „indem sie eine White Panther Party gründen“.
Die Gruppe entstand inDetroit undAnn Arbor, wo die Sinclairs dieProtopunk-GruppeMC5 managten. Die Wurzeln waren der Detroit Artists Workshop, eine Vereinigung politisch radikal eingestellter Künstler an derWayne State University. Ein wesentliches Anliegen zu Beginn war dieLegalisierung vonMarihuana. Dazu kamen in Zusammenhang mit denRassenunruhen in Detroit 1967 weitergehende politische Forderungen.
Im Jahr 1968 wurden Sinclair und WPP-MitgründerPam Plamondon angeklagt, einen Bombenanschlag auf ein Büro derCIA in Ann Arbor verübt zu haben.[1] Sinclair wurde in der Folge wegen des Besitzes von Marihuana zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, während Plamondon fürs Erste ins Ausland floh, jedoch in die USA zurückkehrte und ebenfalls verhaftet wurde. Sinclair wurde 1971 freigelassen, nachdem u. a.John Lennon,Yoko Ono,Bob Seger undStevie Wonder bei einem Konzert für seine Freilassung in derCrisler Arena derUniversity of Michigan aufgetreten waren.[2]
Gruppen der White Panther Party entstanden auch inPortland,San Francisco und inBerkeley. Letztere waren bis etwa 1980 aktiv.[3]
Im November 1968 wurde das „White Panther State/meant“ veröffentlicht, ein Manifest, in dem wesentliche Ziele der Gruppe formuliert wurden, nämlich:
- Die volle Unterstützung des 10-Punkte-Programms der Black Panther Party
- Ein Frontalangriff auf die herrschende Kultur mit allen erforderlichen Mitteln, seien es Rock'n'Roll, Drogen oder öffentliches Vögeln
- Der unbezahlte Austausch von Energie und Rohstoffen – wir fordern ein Ende der Geldwirtschaft!
- Kostenlose Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Drogen, Musik, Körper, medizinische Versorgung – alles soll für alle kostenlos sein!
- Der kostenlose Zugang zu Medien – Technologie muss frei von fiesen Gierschlünden sein!
- Kostenlose Zeit & Raum für alle Menschen – reißt alle widernatürlichen Grenzen nieder!
- Die Befreiung aller Schulen und sonstiger Gebäude vom Zugriff des Kommerzes – gebt die Gebäude den Menschen – und zwar sofort!
- Freilassung aller Gefangenen, gleich wo – sie sind unsere Brüder!
- Sofortige Befreiung aller Soldaten – Ende der Wehrpflicht!
- Befreit die Menschen von ihren Anführern – Anführer sind scheiße – alle Macht den Menschen – Freiheit bedeutet, alle sind frei![4]
DieSoul-Punk-BandTokyo Sex Destruction ausBarcelona vertritt rassismus-, kapitalismus- und globalisierungskritische Inhalte. Die vier Musiker gelten als überzeugte Anhänger derWhite Panther Party. Angela und John Sinclair ihrerseits haben einige der Tracks der katalanischen Band produziert.[5]
- Bentley Historical Library: The John and Leni Sinclair Papers, 1957-1999 at the Bentley Historical Library
- „Unser Kampf hat sich gelohnt“, Interview mit Leni Sinclair, taz, 6. Januar 2014
- Will Stewart: White Panther Party coming home to Ann Arbor, 40 years after bringing John Lennon to town in aid of John Sinclair, in:The Ann Arbor News, 1. Dezember 2011
- Chelsie Noble:Leni Sinclair & Lessons from the 60s/70s Era(Open Access), Honors Theses. Paper 2432. Western Michigan University, Kalamazoo, MI 2014
- Leslie Denise Brody:The Red Suitcase: Hippies, Pinkos and Vagabonds, University of Connecticut doctoral dissertation, 1998Abstract.
- Kristoff Kerl:Rausch und Revolution. Die White Panther Party in Europa. In:Detlef Siegfried (Hrsg.):Global Underground. Transnationale Netzwerke und globale Perspektiven europäischer Alternativmilieus 1965–1985. De Gruyter Oldenbourg, München 2025 (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien; 113),ISBN 978-3-11-113279-2, S. 185–208.
- ↑Christopher Zbrozek: The bombing of the A2 CIA office, in:The Michigan Daily, 24. Oktober 2006
- ↑Will Stewart: White Panther Party coming home to Ann Arbor, 40 years after bringing John Lennon to town in aid of John Sinclair, in:The Ann Arbor News, 1. Dezember 2011
- ↑The June 1980 Election – Rent Control on the Brink of Extinction or Expansion
- ↑Black Panther Party 10-point Program,Ann Arbor Sun, November 1968
- ↑Soul-Punk. Revolution mit Tambourin, in:Süddeutsche Zeitung, 11. August 2005