DasWestjordanland (arabisch الضفة الغربية,DMGaḍ-Ḍaffa al-Ġarbiyya, aḍ-Ḍiffa al-Ġarbiyya,hebräischהגדה המערביתhaGada haMa'arawit) oder dieWest Bank (englisch) erhielt seinen Namen aufgrund seiner Lage westlich desJordans. Es ist das größere der beiden palästinensischen Gebiete (das andere ist derGazastreifen), die denDe-Facto-Staat „Palästina“ bilden.
Als ein Binnengebiet nahe derMittelmeerküste in derLevanteVorderasiens grenzt es im Osten anJordanien und dasTote Meer sowie im Süden, Westen und Norden anIsrael (entlang derGrünen Linie). Seit 1967 steht das Gebiet unter israelischer Besatzung, die von der internationalen Gemeinschaft als völkerrechtswidrig angesehen wird. Einige VororteOstjerusalems wurden von Israelannektiert und zuJerusalemer Stadtgebiet erklärt; den nicht annektierten Teil des Westjordanlands bezeichnet Israel als „Judäa und Samaria“ (hebräischיהודה ושומרוןJehuda we-Schomron). Es hat die nicht-israelischen Bewohner unter israelischeMilitärgerichtsbarkeit gestellt.
Von Israel offiziell anerkannt wird knapp die Hälfte des Westjordanlands als Teil derPalästinensischen Autonomiegebiete verwaltet. Dieses Gebiet besteht aus zahlreichenEnklaven. Offiziell gehört zu diesen Gebieten auch der Gazastreifen, der jedoch seit 2007 von der radikal-islamischenHamas kontrolliert wird.
Das Westjordanland hat eine Fläche von etwa 5800 Quadratkilometern; rund 220 Quadratkilometer davon sind Wasserfläche. Von den 2023 geschätzt rund 3,17 Millionen Bewohnern sind etwa 2,7 Millionen Palästinenser (Muslime,Christen undSamaritaner) und etwa 468.000Juden, die in ca. 213israelischen Siedlungen und deren 132 Außenposten leben.[1] In diese Zahlen nicht einberechnet sind ca. 236.000 Israelis auf dem Gebiet des von Israel annektierten Ostjerusalem. DerInternationale Gerichtshof (IGH) erklärte die Besetzung bzw. Annexion der palästinensischen Gebiete in einem am 19. Juli 2024veröffentlichten Gutachten für völkerrechtswidrig.[2] Basierend auf dem Gutachten fordert dieResolution ES-10/24 der UN-Generalversammlung den Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten innerhalb eines Jahres.
Bereich A: Palästinensische Polizei- und Zivilkontrolle
Bereich B: Israelisch-palästinensische Polizei- und palästinensische Zivilkontrolle
Bereich C: Israelische Polizei- und Zivilkontrolle
Seit demAngriff der Hamas auf Israel 2023 und demAngriff Israels auf Gaza haben israelische Siedler ihre Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland drastisch intensiviert. Die Siedler haben von der israelischen Regierung eine große Anzahl Waffen erhalten und die israelischen Besatzungstruppen sehen ihren Angriffen meist untätig zu. Die Zahl von israelischen »Außenposten«, die auch nach israelischer Rechtsauffassung illegal sind, hat stark zugenommen. Von Beginn des Gazakrieges bis Oktober 2025 mussten die Bewohner von achtzig Dörfern im Westjordanland vor der Gewalt der Siedler flüchten, die ihr Land besetzt haben.[6]
Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die englische BezeichnungWest Bank (Westufer) die weltweit gängigste Bezeichnung für diesen Teil Palästinas; im Deutschen wird er meist alsWestjordanland bezeichnet. Beide Bezeichnungen für dieses palästinensische Autonomiegebiet beziehen sich auf das Gebiet westlich des FlussesJordan und des Staates (Trans-)Jordanien.
Die BezeichnungenWest Bank undEast Bank für bestimmte Gebiete des Königreichs Jordanien wurden von KönigAbdallah I. geprägt, der diese englischen Bezeichnungen ins Arabische übersetzte, wo sie populär wurden und aus denen sie dann wieder zurückübersetzt ins Englische gelangten.
Zur Zeit der britischen Herrschaft (Völkerbundsmandat für Palästina) waren die BezeichnungenCis-Jordan undTrans-Jordan, auchWest- und Ostpalästina gebräuchlich. SowohlWinston Churchill als auch der PolitikerZeev Jabotinsky sprachen von „den beiden Ufern des Flusses“.[7] Ostpalästina, auch East Bank genannt, wurde von den Briten vom Mandatsgebiet Palästina abgetrennt und unter dem NamenTransjordanien einEmirat, das 1946 als KönigreichTransjordanien seine Unabhängigkeit erlangte. Im ersten arabisch-israelischen Krieg von 1948 eroberte Transjordanien den östlichen Teil Jerusalems und weite Teile des als arabischer Staat im UNO-Teilungsplan vorgesehenen Gebietes Westpalästinas. Nach derMilitärbesatzung und anschließenden Annexion der 1948 eroberten Gebiete Westpalästinas erfolgte 1950 die Umbenennung des Staates, der sich fortan alshaschemitisches Königreich Jordanien bezeichnet. 1988 hat der arabische Staat Jordanien alle Ansprüche auf sein ehemaliges Besatzungsgebiet aufgegeben.[8] Der NameCisjordanien, der heute in der Schweiz und in romanischen Sprachen gebräuchlich ist, bedeutet übersetzt „auf dieser Seite des Jordanflusses“, analog dazu bedeutetTransjordanien „auf der anderen Seite des Jordanflusses“.
„Judäa und Samaria“ als Bezeichnung für das ganze Gebiet geht auf das Neue Testament zurück und wurde auch in umgekehrter Reihenfolge benutzt. Manchmal wurden und werden auch Bezeichnungen wie das „Hügelland von Samaria oder Judäa“ verwendet.
Die BezeichnungenJehuda undSchomron finden sich in der jüdischen Bibel.Jehudah, griechisch und lateinischJudäa, ist das Hügelgebiet südlich von Jerusalem,Schomron, griechisch und lateinischSamaria, dasjenige nördlich der Stadt bis südlich vonGaliläa. In Israel wird das Gebiet seit den 1970er Jahren in amtlichen Publikationen alsJudäa und Samaria (Jehuda we'Schomron) bezeichnet.
Sperranlagenverlauf 2011Sperranlage: überwiegend ein Sicherheitszaun (hier südlich vonHebron)Sperranlage in der Nähe von jüdischen Siedlungen: an wenigen Stellen eine stärkere Sicherheitsbefestigung
Das Westjordanland hat eine Grenze von 404 Kilometern, davon 307 Kilometer mit Israel und 97 Kilometer mit Jordanien.[1] Gegen Jordanien ist es durch denJordan und dasTote Meer abgegrenzt, gegen Israel existiert keine natürliche Begrenzung. Die oft alsGrüne Linie bezeichnete Waffenstillstandslinie von 1949 verläuft südlich vomSee Genezareth bogenförmig in RichtungJerusalem, das sie durchschneidet, und erreicht in einem weiteren Bogen südöstlich vonHebron das Tote Meer.
In derUN-Resolution 242 von November 1967 wird neben dem Rückzug der israelischen Streitkräfte aus (den) Gebieten, die während des jüngsten Konflikts besetzt wurden, das Anrecht eines jeden Staates in der Region auf „sichere und anerkannte Grenzen frei von Androhungen oder Akten der Gewalt“ betont.
Für teils heftige Kritik sorgt seit etwa 2003 der von der israelischen Regierung betriebene Bau derisraelischen Sperranlage, die nur an wenigen Stellen entlang der Grünen Linie verläuft und sich bei den größerenisraelischen Siedlungsblöcken tief ins Westjordanland einschneidet. Israel begründet die an wenigen Stellen als Schutzmauer ausgebildete, in weiten Teilen zaunartige Sperranlage mit dem Schutz des israelischen Staatsgebietes und israelischer Bürger vor Terroristen undSelbstmordattentätern aus dem Westjordanland und bezeichnet die Anlage als provisorisch.[9] Bei Anschlägen von Palästinensern auf israelische Autobusse, Nachtclubs und Kaffeehäuser kamen mehr als 1000 Israelis ums Leben. Der Terrorkrieg verlor an Intensität im Zuge der schleppenden Friedensverhandlungen, aber auch, weil Israel das Westjordanland mit der Sperranlage von Israel abriegelte, die einen unkontrollierten Grenzübertritt stark erschwert.[10]
Durch die Sperranlage werden Verkehrswege zerschnitten und Anwohner enteignet.[11] Deutlich zeigt sich dies etwa im Gebiet östlich von Jerusalem und beiQalqiliya, wo der Bevölkerung palästinensischer Städte der Zugang zum palästinensischen Kernland erschwert wird. Die offizielle palästinensische Seite warnt vor einer geplanten Annexion. Ein Gutachten im Auftrag desInternationalen Gerichtshofes in Den Haag kam im Jahre 2004 zu der Auffassung, die Abtrennung von Gebieten vom Kernland durch die Sperranlage sei illegal.[12]
Im März 2024 erklärte dieisraelische Regierung von Benjamin Netanjahu 800 Hektar Land des Westjordanlands zu eigenem Staatsgebiet. Nach Angaben der israelischen OrganisationFreedom Now, die den Bau israelischer Siedlungen im Westjordanland beobachtet, handelt es sich um die größte Annexion von Land in den Palästinensergebieten seit denOslo-Abkommen von 1993.[13]
Die Bevölkerungszahl des Westjordanlandes wird je nach Quelle unterschiedlich hoch eingeschätzt. DieCIA gab für das Jahr 2022 eine geschätzte Gesamtbevölkerung von 3.000.021 an, einschließlich der Bevölkerung Ostjerusalems, davon etwa 432.000 israelische jüdische Siedler in der Westbank und rund 227.100 in Ostjerusalem (2019).[1]
Das Westjordanland beherbergt noch einige Flüchtlingslager palästinensischer Flüchtlinge, die 1947/48 aus dem heutigen Staatsgebiet Israels geflohen waren. Dieser Bevölkerungsteil geht jedoch zunehmend in der ansässigen palästinensischen Bevölkerung auf.
Der arabische Bevölkerungsteil wächst vor allem durch eine hohe Geburtenrate. Die Zahl der jüdischen Bewohner nimmt ebenfalls zu, hängt jedoch stark von der politischen Lage und vom Bau neuer Siedlungen ab.[14] 2009 wuchs die Bevölkerung Israels um 1,8 Prozent. Das Wachstum des jüdischen Bevölkerungsanteils lag bei 1,6 Prozent. Im selben Jahr wuchsen die Siedlungen im Westjordanland um 5,6 Prozent. Davon gehen 40 Prozent auf Einwanderungen aus Israel und dem Ausland zurück. Für die arabische Bevölkerung gilt die israelische Militärgerichtsbarkeit, die jüdische Bevölkerung unterliegt der Zivilgerichtsbarkeit.[15][16]
Der Anteil von Christen lag Anfang des 20. Jahrhunderts bei 11 Prozent. Infolge des Palästinakrieges und des Sechstagekriegesemigrierte ein Großteil der christlichen Bevölkerung. Im Jahr 2017 lag der christliche Bevölkerungsanteil im Westjordanland bei 1,7 Prozent.[17]
Der größte Teil der jüdischen Bevölkerung im Westjordanland konzentriert sich auf die Umgebung der StädteJerusalem undModi’in Illit am westlichen Rand des Westjordanlands.
Zwischen 1948 und 1967 lebten fast keine israelischen Staatsbürger im Westjordanland. Im Verlauf desSechstagekrieges (5.–10. Juni 1967) erlangte Israel die Kontrolle über denGazastreifen, dieSinai-Halbinsel, dieGolanhöhen, dasWestjordanland undOstjerusalem. Nach dem entscheidenden Sieg Israels in diesem Krieg siedelten dann Hunderttausende Israelis im besetzten Westjordanland.[18] Zwischen 1967 und 1977 wurden in der Westbank die ersten 30israelischen Siedlungen errichtet. Die erste Siedlung war Kfar Etzion in der heutigen KommuneGusch Etzion.[19] Ende 2010 gab es im Westjordanland (ohne Ostjerusalem) mehr als 200 israelische jüdische Siedlungen und etwa 145 nichtautorisierte, meist kleinere sogenannte „Außenposten“. Dazu kommen 32 größere und kleinere jüdische Siedlungen in Ostjerusalem,[1] das 1980 der Stadtgemeinde Jerusalem zugeschlagen wurde. DieAnnexion Ostjerusalems durch Israel wurde vomSicherheitsrat der Vereinten Nationen in derResolution 478 verurteilt und für völkerrechtswidrig erklärt.
Die Mitte 2002 vorgestellte „Roadmap“ – ein vom „Nahost-Quartett“ (UNO, USA, EU und Russland) ausgearbeiteter Friedensplan zur Lösung des Konfliktes zwischen Israel und den bis dato staatenlosenPalästinensern (→Israelisch-palästinensischer Konflikt) – fordert ein friedliches Nebeneinander von Israel und einen unabhängigen palästinensischen Staat – eineZweistaatenlösung.
Gemäß der von palästinensischer Seite abgelehntenRoadmap von 2002 hätten der israelische Siedlungsbau im Westjordanland und jegliche israelische Bautätigkeit in Ostjerusalem eingestellt werden müssen. Die israelische Regierung hält hingegen an ihrem Anspruch auf ganzJerusalem fest und fördert nach wie vor israelische Bauaktivitäten in den genannten Gebieten.[20] Dadurch begünstigt, wuchs die jüdische Bevölkerung der Siedlungen in der Westbank zwischen 2003 und 2009 von 211.400 auf über 289.600 Bewohner an – um ca. 37 Prozent in sechs Jahren.[21] Entgegen der Darstellung der israelischen Regierung, es handle sich um „natürliches Wachstum“, kann von einer gezielten Einwanderungspolitik Israels ausgegangen werden. Dies bestätigt auchShaul Arieli, der ehemalige israelische Brigadekommandeur für den Gazastreifen und frühere Chef der israelischen regierungsamtlichenPeace Administration, in einer Analyse.[22]
Der stellvertretende israelische RegierungschefDan Meridor warf der US-Regierung von PräsidentBarack Obama vor, mit der Forderung nach einem Siedlungsstopp in der Westbank bestehende mündliche und schriftliche Abmachungen mit der Vorgängerregierung vonGeorge W. Bush zu missachten, die Israel dort einen begrenzten Siedlungsausbau zubilligen. Dem stehen die unter George W. Bush in derRoadmap festgeschriebenen Vereinbarungen entgegen. Auch der damalige israelische PremierministerEhud Olmert gestand 2008 ein, dass der Siedlungsbau im Widerspruch zu den Versprechungen Israels stehe.[23]
Ab Ende des 2010er Jahrzehnts begannen israelische Siedlungsbewohner palästinensische Bauern gewaltsam von Landflächen im Westjordanland zuvertreiben. Innerhalb weniger Jahre dehnte sich die von israelischen Siedlern beanspruchte Landfläche im Westjordanland auf das doppelte der Siedlungsfläche aus. Laut Angaben der israelischen MenschenrechtsorganisationB’Tselem und der FriedensbewegungPeace Now sei die Zahl der Gewalttaten gegen Palästinenser zwischen 2019 und 2020 von 363 auf 507 gestiegen. In der ersten Hälfte 2021 wurden bereits 416 Fälle registriert. Dokumentiert ist, dass das israelische Militär bei Überfällen auf palästinensische Bauern nicht eingriff.[24]
Während des seit Oktober 2023 von Israel geführtenKrieges gegen die Hamas – dem fünften Krieg im Gaza-Israel-Konflikt – der Teil des umfassenderenisraelisch-palästinensischen Konflikts ist und durch denTerrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, haben radikale israelische Siedler seit dem 16. Oktober 2023 bereits mehr als 1.000 Palästinenser aus ihren Dörfern vertrieben. Bedroht von Gewalt verließen die Einwohner des BeduinendorfesWadi Al Siq, das imJordantal südlich vonHebron liegt, ihre Häuser; imWadi Al Tiran halten einige Familien trotz der Bedrohung durch radikale israelischen Siedler noch aus. Die Bewohner des nahe gelegenen DorfesZanuta dagegen haben ihren Wohnort bereits verlassen. Die Siedler werden durchrechtsextreme Minister in der israelischen Regierung zu einem radikalen Vorgehen bei der Vertreibung der im Westjordanland ansässigen Palästinenser ermutigt. Zu den Propagandisten einer radikalen Vertreibung der einheimischen Bevölkerung des von Israel als „Judäa Samaria“ bezeichneten Westjordanlandes, gehört der israelische Minister für nationale Sicherheit,Itamar Ben-Gvir, der die Verteilung von Tausenden Waffen an Freiwillige aus den Reihen der rund 500.000 in den Siedlungen des Westjordanlandes lebenden Israelis angekündigt hat.[25]
Zwölf europäische Staaten sowie Australien, Kanada und die EU haben die israelische Regierung aufgerufen, gegen die Gewalt von Siedlern im Westjordanland vorzugehen. „Die Zunahme der Gewalt von extremistischen Siedlern gegen Palästinenser ist inakzeptabel“, teilte die britische Regierung mit. Seit Anfang Oktober hätten Siedler mehr als 340 Angriffe begangen, acht palästinensische Zivilisten getötet, mehr als 80 verletzt und rund 1.000 Palästinenser aus ihrem Zuhause vertrieben.[26]
Bedeutung aus israelisch-militärstrategischer Sicht
Israel dient das Westjordanland militärstrategisch alsPufferzone gegen mögliche militärische Heeresangriffe durch Nachbarländer. Es nutzt die höher gelegenen Gebiete zur Stationierung von Luftabwehrbatterien.[27]
Religiöse Bedeutung des Westjordanlands für Juden und Christen
Israels MinisterpräsidentBenjamin Netanjahu vomLikud spricht von der kulturellen und religiösen Bedeutung des Westjordanlands folgendermaßen: „Die Beziehung zwischen dem jüdischen Volk und dem Land Israel existiert seit über 3500 Jahren. Judäa und Samaria sind die Orte, in denen sich bereits unsere VorfahrenAbraham,Isaak undJakob aufhielten, sowieDavid,Salomo undJeremia. Sie stellen kein fremdes Land dar, sondern das Land unserer Vorfahren.“[28] Mit dem demselben Impetus können auch Christen Anspruch auf das Westjordanland erheben, wird doch in der BibelBethlehem als Geburtsort vonJesus Christus angegeben (Mt 2,5f, Lk 2,4) und lagen mehrere seiner Wirkungsstätten in der heute geographisch abgegrenzten Region, beispielsweise Bethanien, Ephraim, Jericho und Sychar.
Bewohnt wurde das Westjordanland jedoch seit Jahrhunderten von muslimischen Arabern, teils vonBeduinen. An der Bevölkerungsentwicklung vonJericho lässt sich die Lebensrealität im Westjordanland bis in die Gegenwart gut ablesen. Während derosmanischen Regentschaft wurden die Steuern von den verschiedenen Religionsgemeinschaften eingehoben. Ein Zensus aus dem Jahre 1596 ergab allerdings, dass damals in Jericho weder Juden, noch Christen lebten. Es gab 51 Haushalte, alle muslimisch.[29] Zu Beginn desBritischen Mandats, im Jahre 1922, ergab eine Zählung 1.029 Einwohner, davon 931 Muslime, 92 Christen und sechs Juden. Damals lebten die verschiedenen Religionsgemeinschaften noch friedlich nebeneinander. Aufgrund der verbesserten Bewässerung kam es in den Folgejahren zu einer Verdreifachung der Bevölkerung. 1945 wurden 3.010 Einwohner gezählt, davon 2.570 Muslime, 260 Christen und 170 Juden.[30]
Im April 2024 verhängte dieEuropäische Union Sanktionen gegen radikale israelische Siedler, denen unter anderem Folter, Erniedrigung und Verstöße gegen Eigentumsrechte vorgeworfen wurden. Sanktioniert wurden neben vier Einzelpersonen auch zwei Organisationen – die radikale JugendgruppeHilltop Youth und die rechtsradikale, rassistische GruppierungLehava, die laut EU zu Gewalt gegen Palästinensern, Christen und Mitglieder der LGBTQI-Community anstifte. Die sanktionierten Personen dürfen nicht mehr in die EU einreisen, Geschäftsverbindungen mit EU-Bürgern sind untersagt, Vermögenswerte in der EU werden beschlagnahmt. Damit folgte die EU dem US-amerikanischen Vorbild. PräsidentJoe Biden hatte im Februar 2024 ein vergleichbares Dekret unterfertigt. Ziel der Sanktionen ist, dass die israelische Regierung künftig gegen dieSiedlergewalt vorgehen solle.[31]
In einem am 19. Juli 2024veröffentlichten Gutachten stufte derInternationale Gerichtshof (IGH) die israelische Siedlungspolitik in den besetzten palästinensischen Gebieten als Verstoß gegen das Völkerrecht ein. „Das Überführen von Siedlern ins Westjordanland und nach Jerusalem sowie die Aufrechterhaltung ihrer Präsenz durch Israel verstößt gegen Artikel 49 der ViertenGenfer Konvention“, erklärte das UN-Gericht. Palästinenser seien einer systematischen Diskriminierung ausgesetzt. Das Gericht forderte die Zahlung von Reparationen und die Rückgabe des seit 1967 von Israel in Besitz genommenen Lands. Der Gerichtshof war Ende Dezember 2022 von derUN-Vollversammlung mit der Erstellung des rechtlich nicht bindenden, aber politisch und diplomatisch bedeutsamen Gutachtens beauftragt worden.[32][33][34]
Frisch geerntete Orangen in Kafr JamalDer Olivenbaum ist in der palästinensischen Kulturgeschichte das Symbol für Verwurzelung, Standhaftigkeit und Stärke und verbunden mit dem Konzept desSumud.[35] Olivenhaine sind wesentlicher Bestandteil der Landschaft und breiten sich entlang der Hügel und Täler aus.
Die landwirtschaftlichen Produkte der palästinensischen und israelischen Bauern sind typisch mediterran. Angebaut werden Oliven,Datteln, Trauben,Zitruspflanzen, aber auchAvocados sowie Schnittblumen, und am Toten Meer werden Badesalze gewonnen. Daneben wird auch Viehzucht betrieben.
DieEuropäische Freihandelsassoziation (EFTA) schloss 1993 mit Israel ein Abkommen, das den zollfreien Import israelischer Waren in diesen Ländern ermöglicht. 1995 unterzeichnete die Europäische Union im Rahmen desBarcelona-Prozesses ein Freihandelsabkommen mit fast allen Mittelmeerstaaten, darunter auch Israel. Die EU und Israel legten darin bevorzugte Handelsbedingungen fest, unter anderem im Zollbereich. Das Abkommen trat im Jahr 2000 in Kraft. Davon ausgenommen sind nur Produkte, die im Westjordanland angebaut und hergestellt werden.[36]
DerEuropäische Gerichtshof hat in einer Entscheidung vom 25. Februar 2010 (Rs.: C-386/08) festgestellt,[37] dass die in von Israel besetzten Gebieten hergestellten Waren, hier vonSoda-Club, die in Mishor Adumim im Westjordanland hergestellt werden, nicht als israelische Produkte gelten und damit nicht unter die Zollfreiheit der EU fallen.[38]
Kritik kommt z. B. vonAmnesty International: Produkte, die in Siedlungen in den besetzten Gebieten hergestellt und trotzdem als „Made in Israel“ deklariert wurden, seien ein Verstoß gegen das Völkerrecht, da keine völkerrechtliche Anerkennung dieses Gebietes vorliegt.[39] Nach einer Klage desWeingutes Psagot entschied der Europäische Gerichtshof im November 2019, dass die Produkte aus den Siedlungen entsprechend gesondert zu kennzeichnen seien.[40]
Kritisiert werden ferner Enteignungen palästinensischer Bewohner und die ungleiche Verteilung von Ressourcen wie Elektrizität[41] sowie Trink- und Grundwasser.[42]
Palästinensische Organisationen, denen sich zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen angeschlossen haben, verlangen mit der KampagneBoycott, Divestment and Sanctions einen Boykott israelischer Waren, und zwar nicht nur die der jüdischen Siedler im Westjordanland, sondern auch aus ganz Israel, sowie einen Boykott kultureller und wissenschaftlicher Begegnungen in jeder Form. Die Parlamente und Regierungen von Deutschland,Österreich undTschechien haben die BDS-Kampagne als antisemitisch eingestuft.
Der Verkehr findet ausschließlich auf der Straße statt. Das Westjordanland besitzt ein Straßennetz von rund 4500 Kilometern, von denen 2700 Kilometer asphaltiert sind. Es existieren vier Typen von Straßen: Die meist schlecht ausgebauten Straßen, die für alle Fahrzeuge zugänglich sind, Straßen, die für Fahrzeuge mit israelischenKennzeichen frei, für Fahrzeuge mit palästinensischen Kennzeichen nur mit besonderer Bewilligung zugänglich sind, Straßen, die Fahrzeugen mit israelischen Kennzeichen vorbehalten sind, und Straßen, die für israelische Fahrzeuge gesperrt sind.[43] Die Benutzung der Straßen wird an Grenzkontrollpunkten überprüft. Es gibt drei asphaltierte Flugplätze, die jedoch nicht zivil genutzt werden.
Nationalparks: En-Malqoah-Naturreservat in Bardalah, Har Kabir, Naturreservat in Khirbat Asalah Yaa'r Rehan, Mea'rat-Laqef-Naturreservat in Khirbat Asalah, Enot-Zuqim-Naturreservat in Qalya
↑Dror Etkes: Westbank: das System der Landnahme. Von dem andauernden Prozess der Enteignung palästinensischen Lands zugunsten israelischer Siedler*innen. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 31. August 2017, abgerufen am 28. September 2017.
↑Joseph Croitoru:(S+) Israel: Warum die Gewalt von Siedlern in Palästina zunimmt. In:Der Spiegel. 18. Dezember 2021,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
↑Wolf Dieter Hütteroth, Kamal Abdulfattah:Historical Geography of Palestine, Transjordan and Southern Syria in the Late 16th Century (= Erlanger geographische Arbeiten. Sonderband 5). Palm & Enke, Erlangen 1977,ISBN 3-920405-41-2,S.114 (englisch).
↑J.B. Barron (Hrsg.):Palestine. Report and General Abstracts of the Census of 1922, Government of Palestine 1923, 58 Seiten
↑Die Zeit:EU beschließt Sanktionen gegen israelische Siedler, 19. April 2024.
↑Dieter Hoß, dpa, Reuters, AP:Internationaler Gerichtshof in Den Haag: UN-Gericht wertet Israels Siedlungspolitik als völkerrechtswidrig. In:Die Zeit. 19. Juli 2024,ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 19. Juli 2024]).
↑Helena Lindholm Schulz, Juliane Hammer: The Palestinian Diaspora: Formation of Identities and Politics of Homeland. Routledge, 2003.ISBN 0-415-26820-6. S. 105