Westhessische Senke | |||
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Fläche | ca. 1 055,8 km²[1][2] | ||
Systematik nach | Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands | ||
Großregion 3. Ordnung | 34–35 → Hessisches Bergland | ||
Haupteinheitengruppe | 34 → Westhessisches Berg- und Senkenland | ||
Naturraum | 343 → Westhessische Senke | ||
Naturraumcharakteristik | |||
Landschaftstyp | Mittelgebirgssenke | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 51° 7′ 5″ N,9° 24′ 25″ O51.1179179.406806Koordinaten:51° 7′ 5″ N,9° 24′ 25″ O | ||
Bundesland | Hessen,Niedersachsen | ||
Staat | Deutschland |
DieWesthessische Senke ist eine Talsenke desWesthessischen Berg- und Senkenlands inNordhessen, zu minimalen Teilen auch inNiedersachsen.
Die Westhessische Senke erstreckt sich entlang der Täler vonSchwalm,Eder,Fulda,Esse undDiemel in etwa vonAlsfeld im Süden bisBad Karlshafen im Norden. Sie trennt dasOsthessische Bergland (Haupteinheitengruppe 34 bzw. D46) mitKnüllgebirge undKaufunger Wald im Osten vomWesthessischen Bergland (35 bzw. D47) mitKellerwald undHabichtswald im Westen und wird selber noch zum Westhessischen Bergland gezählt, innerhalb dessen sie die Haupteinheit 343 einnimmt. Die südliche Begrenzung bilden die nördlichen Ausläufer des zum Osthessischen Bergland gerechnetenVogelsberges.[3]
Die Westhessische Senke ist Teil derMittelmeer-Mjösen-Zone, einer Abfolge von Talsenken, die sich vomRhonetal über denOberrheingraben, dieWetterau und dasGießener Becken, unterhalb desVorderen Vogelsberges schließlich zumAmöneburger Becken, von dort über denNeustädter Sattel in die Westhessische Senke und weiter über denLeinegraben bis zumOslograben zieht.[4]
Während desMesozoikums wurden die Ablagerungen desZechsteinmeeres mitSand überlagert. Hieraus entwickelte sich derBuntsandstein. Durch weitereHebungen und Senkungen lagerte sich auf der BuntsandsteinschichtMuschelkalk ab. Im anschließenden geologischen Zeitalter, demKeuper, fand eine Hebung der Landschaft statt. Hier wechseltenÜberflutungen und Versumpfung einander ab. Stellenweise scheint das Land auch noch von älteren Phasen desLias erreicht worden zu sein. Auch die jungeuropäischeFaltung beeinflusste das Gebiet nachhaltig. Sie führte zu Grabeneinbrüchen, damit verbunden gelangtenUrgesteine an die Oberfläche. Gleichzeitig wurden die Oberflächen der umliegendenGebirge durchVerwitterung undVerwehung abgetragen. So entstanden Keuper- und Muschelkalkrücken die das Buntsandsteingebiet in nordöstlicher und nordwestlicher Richtung durchziehen. Durch die Verwitterung des Buntsandsteines wurden wiederum Schichten desPaläozoikum freigelegt. An der Wende zumNeozoikum entstand dieHessische Senke, ein Bindeglied des großen Grabeneinbruchs vonSkandinavien bis zumMittelmeer. Umgeben ist diese Senke von welligen Gebirgen an der Ost- und Westflanke. Neuerliche Hebungen und Senkungen desMeeresspiegels führten imTertiär zu Überflutungen des Gebietes und der Ablagerung von Sand. Hierbei wurden ausgedehnte Waldgebiete, die sich in dem feuchtwarmen Klima gebildet hatten, überlagert. Hieraus entstand dieBraunkohle. Erst in der jüngeren Zeit, demQuartär, entstanden die fruchtbarenLößböden in dem Gebiet der westhessischen Senke.[5]
Ebenes Gelände in der Westhessischen Senke befindet sich in den Gebieten der Flussniederungen vonSchwalm,Eder undFulda. Ansonsten gestaltet sich die Westhessische Senke als eine Folge von Schwellen und Rücken, die bis 300 m über NN (Weinkopf beiBorken 298 m) erreichen. Das Hügelland besteht überwiegend ausLöss, im Norden finden sich vereinzeltbasaltische Kuppen.MesozoischeGesteine treten hauptsächlich im nördlichen Bereich an die Oberfläche, tertiäreSedimente herrschen dagegen imHessengau, mit Kies-, Sand- und Tonlagen, vor. In den tertiären Schichten sind imBorkener Becken ergiebige Braunkohlevorkommen eingelagert.[6]
Die Täler der folgenden Flüsse liegen in der Westhessischen Senke (eingeklammerte Flüsse nehmen lediglich Wasser aus der Senke auf):
Ökologisch wertvolle Standgewässer innerhalb der Senke sind insbesondere die bei der Stilllegung von Bergbau entstandenenBorkener See undSingliser See.
Die Haupteinheit Westhessische Senke war in den Arbeiten zumHandbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands im Jahr 1954 kartiert und in der4./5. Lieferung 1957 beschrieben worden – zunächst ohne die Schwalm, die ihrerseits Haupteinheit imOsthessischen Bergland war, und unter Einbezug derOstwaldecker Randsenken. Die Schwalm wurde, dem Vorschlag vonGerhard Sandner von 1957 entsprechend, in der endgültigen Kartierung im Jahr 1960 zur Senke gestellt, die Randsenken wurden gleichzeitig als eigene Haupteinheit abgespalten.[7]
Feinere Einheiten wurden auf denEinzelblättern 1:200.000125 Marburg (Gerhard Sandner 1960; Südwesten mit kompletter Schwalm)[8],111 Arolsen (Martin Bürgener 1963; Westen)[9] und112 Kassel (Hans-Jürgen Klink 1969; Zentrum und Osten)[10] definiert. Auf dem nördlicherenBlatt 99: Göttingen (Jürgen Hövermann 1963)[11] liegt lediglich der schmalere Nordteil der Hofgeismarer Rötsenke (343.4), der dort noch mit343.0 nummeriert ist, auf dem südlichenBlatt 126 Fulda (Werner Röll 1969)[12] nur ein minimaler Teil des Frielendorfer Hügellandes (343.12).
Die nachfolgende Aufstellung ist demUmweltatlas Hessen desHLNUG entnommen und basiert aufDie Naturräume Hessens von Otto Klausing (1988), das Diskrepanzen zwischen benachbarten Einzelblättern beseitigt und eine für Hessen einheitliche Gliederung und Namensgebung geschaffen hat. Die Flächen sind jeweils Teilflächen, die sich zur Gesamtfläche von 1037,32 km² innerhalb Hessens aufaddieren.[1] Hinzu kommen etwa 18,5 km² Anteil des Kasseler Beckens in Niedersachsen (Gebiet umLandwehrhagen undUschlag) und 2,2 km² der Hofgeismarer Rötsenke in Nordrhein-Westfalen (Gebiet umHerstelle).[13][14]
Naturräume in der westhessischen Senke | |||
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Nummer | Naturraum | Fläche km² | Topografische Karte |
343.0 | Schwalm | ||
343.00 | Schwalmgrund | 17,83 | TK25 Nr. 5121 |
343.01 | Wasenberger Terrassen | 75,75 | TK25 Nr. 5121 |
343.02 | Alsfelder Mulde | 61,71 | TK25 Nr. 5221 |
343.1 | Landsburger Senke | ||
343.10 | Trockenerfurther Gefilde | 12,53 | TK25 Nr. 4921 |
343.11 | Landsburger Grund | 36,20 | TK25 Nr. 5021 |
343.12 | Frielendorfer Hügelland | 77,78 | TK25 Nr. 5021 |
343.13 | Borkener Becken | 24,29 | TK25 Nr. 4921 |
343.2 | Hessengau | ||
343.20 | Homberger Bucht | 42,02 | TK 25 Nr. 4922 |
343.21 | Waberner Ebene | ||
343.210 | Schwalmaue | 22,43 | TK25 Nr. 4921 |
343.211 | Fritzlarer Ederflur | 48,55 | TK25 Nr. 4821 |
343.22 | Großenengliser Platte | 18,38 | TK25 Nr. 4921 |
343.23 | Fritzlarer Börde | 96,37 | TK25 Nr. 4822 |
343.24 | Gudensberger Kuppenschwelle | 29,72 | TK25 Nr. 4822 |
343.3 | Kasseler Becken | 250,62 | TK25 Nr. 4723 |
343.30 | Kasseler Fulda-Aue | 17,49 | TK25 Nr. 4623 |
343.31 | Kasseler Graben | 5,91 | TK25 Nr. 4622 |
343.4 | Hofgeismarer Rötsenke | 138,45 | TK25 Nr. 4422 |
343.5 | Nordhabichtswälder Vorland | ||
343.50 | Westuffelner Senke | 31,77 | TK25 Nr. 4522 |
343.51 | Langen- und Staufenbergplatte | 29,52 | TK25 Nr. 4522 |
Der Naturraum westhessische Senke ist durch eine Vielzahl von kleinräumlichen Senken und Ebenen gekennzeichnet.
Im Süden, in nordwestlicher Richtung, beginnt der Naturraum der Westhessischen Senke mit derSchwalm (Landschaft) (343.0) am oberen Mittellauf desgleichnamigen Flusses mit derAlsfelder Mulde, die in dieWasenberger Terrassen übergeht. Hieran schließt sich derSchwalmgrund an.
Daran schließt sich, in nordöstlicher Richtung, die den unteren Mittellauf der Schwalm begleitendeLandsburger Senke (343.1) an mit ihren UntereinheitenLandsburger Grund,Frielendorfer Hügelland,Trockenerfurther Gefilde und demBorkener Becken.
Der Übergang in denHessengau (343.2) am Mündungsgebiet von der Schwalm in dieEder verläuft weiterhin in nordöstlicher Richtung über die UntereinheitenHomberger Bucht,Waberner Ebene (Schwalmaue undFritzlarer Ederflur),Großenengliser Platte,Fritzlarer Börde und dieGudensberger Kuppenschwelle in dasKasseler Becken.
Im Kasseler Becken (343.3) am Unterlauf derFulda mit den UntereinheitenKasseler Fulda-Aue undKasseler Graben schwenkt die Westhessische Senke in nordwestlicher Richtung ab und verlässt das Einzugsgebiet der Fulda, um jenes derDiemel zu betreten.
Nach Nordwesten schließt sich, entlang der über dieWarme in die Diemel entwässerndenNebelbeeke, dasNordhabichtswälder Vorland mit den UntereinheitenWestuffelner Senke undLangen- und Staufenbergplatte an.
In nordöstlicher Richtung desKasseler Beckens ist es dieHofgeismarer Rötsenke, die derEsse (Diemel) und schließlich dem Unterlauf der Diemel bis kurz vor ihrer Mündung in dieWeser folgt. Dieser Naturraum ist mit 138,45Quadratkilometern der zweitgrößte zusammenhängende innerhalb der Westhessischen Senke.
Der Namensursprung „westhessisch“ kann nur aus der Gegenüberstellung zum benachbartenNaturraum desOsthessischen Berglandes heraus verstanden und abgeleitet werden. Denn durch die gänzliche Entwässerung in Richtung Norden der Weser entgegen kann von einernordhessischen Senke gesprochen werden.[1]
In der Westhessischen Senke sind:[6]
Avifaunistisch wertvolle Gebiete befinden sich insbesondere beiBorken (Hessen), wo derTagebau Gombeth ein Brutgebiet von nationaler Bedeutung darstellt. DerSingliser See ist ein Brut- und Rastgebiet und derBorkener See ein Rastgebiet von überregionaler Bedeutung. Entlang derFulda sind Brut- und Rastgebiete mit überregionaler Bedeutung vorhanden, entlang derEmse Brut- und Rastgebiete mit regionaler Bedeutung. Weiterhin sind die „Wasenberg-Ziegenhainer Felder“ beiSchwalmstadt ein Brut- und Rastgebiet mit überregionaler Bedeutung. Das Naturschutzgebiet Borkener See (332 ha) ist zudem einFFH-Vorschlaggebiet.[6]