Werner Raupp (*12. Februar1955 inKarlsruhe) ist ein deutscherTheologie- undPhilosophiehistoriker.
Zunächst war Raupp Verwaltungsbeamter, bevor er Evangelische Theologie und Philosophie an den UniversitätenMainz undTübingen studierte. Ab 1987 war er an der Universität Tübingen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Dabei wirkte er auch unter der Leitung des KirchenhistorikersSiegfried Raeder bei der Ausarbeitung des kommentierenden Apparats der Neuausgabe von Martin Luthers erster Psalmenvorlesung „Dictata super Psalterium“ (1513–1515) mit, die in derWeimarer Ausgabe (WA) 55 I/II zur Veröffentlichung gelangte (1993 u. 2000). In Tübingen wurde er 1996 zumDoktor der Theologie promoviert. Seither arbeitet er als freier Autor; daneben unterrichtete er von 1994 bis 2002 als Lehrbeauftragter fürTheologie undSozialethik an derEvangelischen Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg und ist seit 1997 Gründer und Leiter des humanistisch-philosophischen Arbeitskreises Tusculum (Tübingen/Hohenstein).
Raupp ist Verfasser mehrerer Bücher und von über 400 weiteren Veröffentlichungen, vor allem zur neuzeitlichen Geistesgeschichte. Schwerpunkte sind das 18. Jahrhundert, vor allem dieAufklärung (bes.Denis Diderot) und derPietismus, wie auch das 19. und 20. Jahrhundert, insbesondereChristian Gottlob Barth undAlbert Schweitzer.
Mit seinemWerkbuch Kirchengeschichte. 52 Personen aus zwei Jahrtausenden. Mit Quiz (1987) legte er eine populärwissenschaftliche Einführung in dieKirchengeschichte vor. Überdies gab er u. a. einen Klassiker der Afrika-Literatur neu heraus: Johann Ludwig Krapf:Reisen in Ost-Afrika (1994). Seine Dissertationsschrift überChristian Gottlob Barth informiert über den wohl wirkmächtigsten württembergisch-pietistischen Publizisten des 19. Jahrhunderts und Gründer desCalwer Verlags.
2008 begründete Raupp im RottenburgerDiderot Verlag die BuchreiheHumanismus – neu entdeckt mit dem umfangreichen, bebilderten Lesebuch überDenis Diderot – Weiß man je, wohin man geht? (Bd. 1). Vor dem Hintergrund des humanistischen Menschenbilds sucht die Reihe ein von „Toleranz, Gewissensfreiheit wie von sozialem Engagement und Ökophilie geprägte[s] Menschsein“ transparent werden zu lassen.[1]
Daneben veröffentlichte Raupp zahlreiche Einzelbeiträge: in Buchreihen (u. a.Lebensbilder aus Baden-Württemberg,Historisch-Politisches Buch) und in Zeitschriften und Zeitungen (u. a.Tagesspiegel (Berlin),Rheinische Post (Düsseldorf),Südwest Presse (Ulm),Stuttgarter Zeitung) sowie besonders in Lexika (u. a.Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG, 4. Aufl.),Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Dictionary of Eighteenth-Century German Philosophers,Neue Deutsche Biographie (NDB),Historisches Lexikon der Schweiz (HLS),Killy Literaturlexikon,Verfasserlexikon Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720 [VL 17]).
NebenAlbert Schweitzer umfassen die Beiträge philosophische Köpfe, wieEpiktet,Michel de Montaigne,Denis Diderot,Ernst Bloch undKarl Löwith. Daneben stehen u. a. die TheologenRudolf Bultmann undRoger Schutz sowie die PietistenPhilipp Jacob Spener,Gottfried Arnold,Johann Albrecht Bengel undJohann Ludwig Krapf. Sein Aufgabenfeld erstreckt sich auch auf bibliographische Arbeiten, besonders auf die langjährige Mitarbeit amQuellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte.[2]
Schließlich unterstützt der in Hohenstein auf der Schwäbischen Alb lebende Autor die Kirchen- und ChristentumskritikerKarlheinz Deschner undGerd Lüdemann. In deren Sinne plädiert er für eine von kirchlicher Bevormundung befreite humanistisch-theologische Wissenschaft.
Anlässlich des 300. Geburtstags von Diderot 2013 hat Raupp ein weiteres Buch über den französischen Aufklärer vorgelegt:Denis Diderot – ein funkensprühender Kopf. 100 Gedanken. Ein Mosaik zum 300. Geburtstag des französischen Aufklärers (2., vollst. überarb. Aufl. 2024). Zudem hat er im November 2013 zusammen mit Wulf Kellerwessel ein Denis Diderot gewidmetes Sonderheft der ZeitschriftAufklärung und Kritik (20. Jahrg., 2013, H. 4) herausgegeben.
Im Rahmen seiner mentalitätsgeschichtlichen Studien hat sich der Autor seit einigen Jahren auch der Sportgeschichte zugewandt, besonders der Historie des Fußballsports, der oft religiöse Konnotationen erlangt. Hier gilt sein besonderes Interesse dem TorwartToni Turek, dem Weltmeister von 1954. Aufgrund seiner Paraden im WM-Endspiel am 4. Juli 1954 in Bern (Deutschland gewann 3:2) hat ihn der ReporterHerbert Zimmermann zum „Fußballgott“ erhoben.[3]
Im Jahr 2009 hat Raupp in Hohenstein (Württemberg) das Toni-Turek-Archiv begründet und Ende 2018 die erste umfassende Biographie von Turek vorgelegt. Zudem betreibt er die Homepage über Turek.
Raupp, der sich in seinem Denken besonders an der Aufklärung wie auch anArthur Schopenhauer und an Albert Schweitzers Humanismus („Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben“) orientiert, ist Mitherausgeber der philosophischen ZeitschriftAufklärung und Kritik derGesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg. Ferner ist er Mitglied derKant-Gesellschaft (Sitz in Mainz), der Société Diderot (Langres) wie auch des Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e. V (Frankfurt a. M.) und derAktion Lebensrecht für Alle (Augsburg), die sich vor allem für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzt.
Für seine Forschungen über den württembergisch-herrnhutischen PietistenJohann Martin Mack erhielt er 1993 den George-W.-Peters-Förderpreis.
| Personendaten | |
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| NAME | Raupp, Werner |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theologie- und Philosophiehistoriker |
| GEBURTSDATUM | 12. Februar 1955 |
| GEBURTSORT | Karlsruhe,Baden-Württemberg,Bundesrepublik Deutschland |