Die Region ist durch die Seen, Flüsse,Flachmoore, ausgedehnte Kiefernwälder, aber auch Laub- und Mischwälder derLausitzer Heidelandschaft geprägt. Trugen ursprünglichUrstromtäler undEndmoränen dervergangenen Eiszeit zur Gestaltung der Landschaftsform wesentlich bei, so stellen sich heute große Teile der Region infolge des seit Jahrzehnten intensiv betriebenenBraunkohleabbaus als zerstörte Landschaften dar, die im Zuge derNeugestaltung wieder aufgewertet werden sollen.
Durch die zahlreichen Tagebaurestseen entstand in der Umgebung dasLausitzer Seenland, Deutschlands größte Rekultivierungsbaustelle. Direkt in der Nachbarschaft der Stadt Welzow findet man denTagebau Welzow-Süd mit der FörderbrückeF60, der größten beweglichen Arbeitsmaschine der Welt.
Im Braunkohlentagebau Welzow-Süd wurde ein Zentrum germanischer Eisenproduktion nachgewiesen – neben dem nahenWolkenberg. Die 36 Fundplätze mit rund 1300Rennöfen, Ambosssteinen,Grubenmeilern und Erzaufbereitungsplätzen lagen an den Hängen des Endmoränenrückens und entlang des Petershainer Fließes. Zahlreiche Scherben von Töpfen undKümpfen in der Verfüllung zweier Grubenmeiler, die zu drei Ofenbatterien bei Klein Görigk gehörten, waren eine Besonderheit, da zeitgleiche Keramik nur selten an Verhüttungsplätzen auftritt. Die grobe Siedlungsware datiert die Eisenproduktion in die spätrömische Kaiserzeit (3./4. Jahrhundert). Auf allen drei Fundplätzen fanden sich neben Schlackengruben maximal 20 cm tiefe Packungen von gebranntem Lehm mit etwa 40 cm Durchmesser. An manchen Öfen gab es eine, an anderen zwei Gruben, die auf die Anzahl und Anordnung der Düsenlöcher schließen lassen, die sich nachweislich 10 cm über Bodenniveau befanden. Im verziegelten Bruchstück der Ofenwand war der Rest eines Düsenloches von 1,5 cm Durchmesser zu erkennen. Bei einem der Verhüttungsplätze spricht das Arrangement der Öfen in Gruppen für mehrmaliges Aufsuchen des Platzes und eine saisonale Eisenerzeugung. Vermutlich betätigte sich hier eine Gemeinschaft aus der Umgebung. Im direkten Umfeld fehlen ebenso wie bei den anderen Verhüttungsplätzen des Reviers die Siedlungsspuren.
Der Name Welzow (Welcze) wird erstmals am 12. Dezember 1547 in denSprembergerStadtbüchern erwähnt. Oft ist noch fälschlicherweise die Jahreszahl 1280 zu finden, die sich nach wiederholten Überprüfungen als unzutreffend erwies.[3] Bis zum 6. April 1584 war Welzow ein Amtsdorf derHerrschaft Spremberg. Am 21. Juli des gleichen Jahres bildeten die Dörfer Welzow, Proschim undGosda das Dominium Gosda, womit Welzow einVorwerk des Rittergutes wurde. Im Jahr 1708 sind für Welzow acht Bauern, ein Halbbauer und vier Gärtner als Bewohner verzeichnet, zehn Jahre später waren es acht Hufner und zweiKossäten, die Abgaben von insgesamt 653 Gulden und zwei Groschen zu entrichten hatten. Am 25. Juli 1770 brannten große Teile Welzows als Folge einesBlitzschlages ab. Am 16. Oktober 1790 erwarb der Premierleutnant Johann Sebastian von Wirsing das Rittergut Gosda, nach dessen Tod im Jahr 1817 wurde das Rittergut Gosda in den 1820er-Jahren aufgrund von Erbstreitigkeiten aufgelöst, sodass Welzow, Proschim und Gosda eigenständige Gemeinden wurden.[4]
Ab 1816 gehörte Welzow zumLandkreis Spremberg in derpreußischenProvinz Brandenburg. Während desZweiten Weltkrieges musstenKriegsgefangene aus derSowjetunion undFrankreich sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten LändernZwangsarbeit verrichten: in derZentralwerkstatt, in derGermaniahütte und in deralten Brikettfabrik, dem späterenAlfred-Scholz-Werk. Viele von ihnen gingen an der unmenschlichen Behandlung zugrunde. Auf dem Flugplatz Welzow lagen in den Jahren 1944 und 1945 zahlreiche Jagd-Einheiten derLuftwaffe, die bei der Reichsluftverteidigung eingesetzt wurden. Nach Kriegsende kam der Ort zur Sowjetischen Besatzungszone und 1949 zurDDR. Bei der DDR-Kreisreform im Juli 1952 wurde Welzow demKreis Spremberg imBezirk Cottbus zugeordnet. Ab den späten 1950er-Jahren war der Ort vomLausitzer Braunkohlerevier geprägt. Im Jahr 1969 wurde Welzow dasStadtrecht verliehen. Bis zum Ende der DDR existierten weitere größere Industriebetriebe wie dieVEBBaumaschinen Welzow undBraunkohlenbohrungen und Schachtbau.
Nach derWiedervereinigung kam Welzow zum Land Brandenburg. Seit der Kreisreform 1993 gehört die Stadt zumLandkreis Spree-Neiße. Heute finden sich in Welzow hauptsächlich Dienstleistungs-, Bau- und Handwerksgewerbe.
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1990)[6][7][8], ab 2011 auf Basis desZensus 2011, ab 2022 auf Basis desZensus 2022
Zuchold wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 21. Juni 2009 mit 57,6 % der gültigen Stimmen zur neuen Bürgermeisterin gewählt.[12] Bei der Wahl am 7. Mai 2017 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 59,9 % für weitere acht Jahre[13] in ihrem Amt bestätigt.[14]
1934 erhielt die damalige Gemeinde Welzow, seit 1969 Stadt Welzow, die Erlaubnis, das nachstehend beschriebene Wappen zu führen.[15] Der Minister des Innern des Landes Brandenburg bestätigte der Stadt Welzow das Wappen am 14. Juli 2005.[16]
Das Dienstsiegel der Stadt Welzow hat einen Durchmesser von 35 mm und trägt in der äußeren Umrahmung den Namen der Gemeinde, „STADT WELZOW“, und den Namen des Landkreises, „LANDKREIS SPREE-NEIßE“. Im Inneren erscheint das Wappen der Stadt WelzowFür kleine Urkunden wird das Dienstsiegel mit einem Durchmesser von 20 mm verwendet.[18]
Welzow mit seiner bergbaulich beeinflussten Umgebung ist mit dem Projekt Nr. 4 – „Landschaft im Wandel“ Bestandteil derInternationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land: Während der Rekultivierung des Tagebaus Welzow wird in der wandernden Wüste des fortschreitenden Tagebaus eine innenliegende Fläche als Oase kultiviert.
In derListe der Baudenkmale in Welzow stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.Beispielhaft sind die beiden Kirchen zu nennen. DieEvangelische Kirche wurde 1740 errichtet. Das Kirchenschiff wurde aus Stein gesetzt, der Glockenturm erhielt eine Holzkonstruktion. 1908 wurde der hölzerne durch einen Zwei-Glocken-Turm aus Stein ersetzt. Die kleinere Glocke wurde wahrscheinlich um 1430 gegossen. Die katholische Filialkirche St. Josef in Welzow ist mit etwa 150 Sitzplätzen eine eher kleineDiasporakirche desBistums Görlitz.
Seit Ende der 1920er Jahre errichtete der GemeindebaumeisterOtto Grahe öffentliche Bauten, so etwa die Friedhofskapelle, das städtische Feuerwehrhaus, die Gemeindebadeanstalt, die ehemalige Puschkinschule sowie weitere Bauten für private Auftraggeber. Stadtbildprägend ist dabei die Verwendung des ortstypischen BaumaterialsBackstein an allen von Grahe errichteten Gebäuden, in Verbindung mit demorthogonalen Straßenraster und den weißlackierten Zäunen.
Sowjetischer Ehrenfriedhof innerhalb des Friedhofs der Stadt für Soldaten sowie 44 (nach anderen Angaben 68) umgekommeneKriegsgefangene aus der Sowjetunion
Ehrengrabanlage für fünf Welzower Bürger, die dem Terror derNationalsozialisten zum Opfer fielen, mit einem Gedenkstein vor einer Gedenkwand
Erinnerungstafel in der GaststätteKumpelklause in der Spremberger Straße 77 für den Arbeitersportler Alfred Scholz, der hier 1928 vonStreikbrechern ermordet wurde
Gedenktafel für Alfred Scholz an derFörderschule Slamer Höhe 22, die zu DDR-Zeiten nach ihm benannt war
Gedenkstätte auf dem Friedhof des OrtsteilsAltwelzow am Ende des Liesker Weges für vier umgekommene Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion undPolen, die namentlich genannt werden
Museum „Alte Mühle“ im Ortsteil Proschim – ganzjährig
Feuerwehrmuseum Welzow – 2015 eröffnetes Feuerwehrmuseum, das nebenFeuerwehrfahrzeugen auch 4 Motorräder, 3 Autos, 2 Motoren und Sonderfahrzeuge ausstellt.[19] Es ist von April bis Oktober an den Wochenenden geöffnet.[20]
Freilichtpräsentation mit original wiederaufgebauten Straßenabschnitten, Feldsteinkellern und einem Brunnen im Industriegebiet der Stadt, hinzu kommt das Hausgerüst einer Feldscheune, des ersten vollständig erhaltenen und damit rekonstruierbaren mittelalterlichen Pfostenbaus der Niederlausitz
Das Filmstudio BuS (Braunkohlenbohrungen und Schachtbau) existierte vom 7. Mai 1963 bis zum 7. Mai 1988. Es entstanden 110 Kurzfilme zu Themen des Bergbaus und der Lausitzer Region, überwiegend im16-mm-Format. Beim Weltwettbewerb der UNICA 1982 inAachen gewann der Spielfilm „Hilfe, ich bin eine Frau“ eine Silbermedaille. Der kombinierte Real-Trick-Film „Waldpirouette“ (1979) wurde im Weltarchiv derUNICA inZürich archiviert.
Im Osten grenzt derTagebau Welzow-Süd an die Stadt. Der EnergiekonzernVattenfall als Eigentümer und Betreiber plante ab 2027 eine Erweiterung des Tagebaus unter dem Namen Welzow-Süd II, wozu fast 2000Hektar (20 Quadratkilometer) abbaggern werden sollten. Das DorfProschim sowie Teile von Welzow hätten dann dem Tagebau weichen müssen.[21] 800 Menschen wären davon betroffen gewesen.[22]
Ein Entwurf des Plans aus dem Jahr 2011 musste wegen gravierender Mängel überarbeitet werden; Mitte 2013 wurde eine neue Fassung des Plans öffentlich ausgelegt. Während der Einwendungsphase zum neuenPlanverfahren für Welzow-Süd II organisierten Gegner des Vorhabens mehrere Protestaktionen.[23]
Teile des Verkehrslandeplatzes Welzow sollten mittelfristig durch den Tagebau Welzow-Süd abgebaggert werden.[24] Die Gesamtfläche des Verkehrslandeplatzes von 600 Hektar gehört drei Eigentümern. Dies sind mit 523Hektar Vattenfall Europe, mit 57 Hektar die Flugplatzbetriebsgesellschaft Welzow und mit 20 Hektar die Stadt Welzow.[25] Die Gesamtfläche der Start- und Landebahn sowie der notwendigenRollwege beträgt etwa 250 Hektar.
Im Zuge des beschlossenenKohleausstiegs in Deutschland verzichtet der neue BetreiberLEAG auf die Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd II.[26]
Die HaltepunkteWelzow undProschim-Haidemühl lagen an derBahnstrecke Neupetershain–Hoyerswerda. Der Personenverkehr wurde 1960 eingestellt, die Strecke ist inzwischen abgebaut.
DerVerkehrslandeplatz Welzow ist als Flugplatz seit 1996 als ziviler Verkehrslandeplatz zugelassen. Ab 1925 erfolgte seine Nutzung als Segel- und Motorflugplatz, ab 1935 als Militärflugplatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand er bis zur Wende unter Befehl dersowjetischen Armee in der DDR. Bekannt in der Umgebung ist das Welzower Flugplatzfest, welches alljährlich im Sommer stattfindet. Besonders lohnt sich dabei ein Besuch des Flugplatzmuseums Welzow, welches seit dem Jahr 2002 seine Pforten geöffnet hat.
Im März 2009 wurde bekannt, dassVattenfall Europe im Dezember 2008 große Teile des Verkehrslandeplatzes vom Land Brandenburg erworben hat. Nach Aussage eines Firmensprechers des Unternehmens wird Vattenfall jedoch keine Anteile der Flugplatzbetreibergesellschaft erwerben. Diese Anteile werden, mit Stand vom 1. Oktober 2010, zu je 16 % von derStadt Spremberg, Welzow und demLandkreis Spree-Neiße gehalten. Weiterhin halten die Städtischen Werke Spremberg 6 %, dieGemeinde Neu-Seeland 1 % sowie die Flugplatzbetreibergesellschaft selbst 45 % dieser Anteile. Im Dezember 2011 gaben die Stadt Spremberg, die Städtischen Werke Spremberg, der Landkreis Spree-Neiße und die Gemeinde Neu-Seeland aus wirtschaftlichen Erwägungen ihren Austritt aus der Flugplatzbetreibergesellschaft zum 31. Dezember 2012 bekannt.[27]
Am 3. September 2019 besuchte derEU-KommissarChristos Stylianides den Flugplatz Welzow, um die Standortvoraussetzungen zu prüfen, eineLöschflugzeugstaffel im Rahmen desRescEU-Programms anzusiedeln. Er nannte die Standortvoraussetzungen optimal, es fehle allerdings an der klar erkennbaren Bereitschaft der Bundesregierung. Auch die Landesregierung Brandenburg äußerte Skepsis.[28][29]
Jens Bechler (2005): Fliegerhorst Welzow, 1935–1945, Einsatz- und Ausbildungsstätte der deutschen Luftwaffe.
Tim S. Müller, Gosda/Niederlausitz. Landnutzungswandel einer ostelbischen Gutsherrschaft zwischen „Ökonomischer Aufklärung“ und anbrechendem Industriezeitalter (1790–1860), Waxmann-Verlag, Münster/New York/München/Berlin 2012 (= Die Niederlausitz am Anfang des 21. Jahrhunderts. Geschichte und Gegenwart 2).
Ute Baumgarten et al. (2016): Welzow/Wjelcej – Eine Chronik, Hg. Stadt Welzow
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.):Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Lausitzer Rundschau (Hrsg.):Flugplatz-Gesellschaft in Welzow wird nicht aufgelöst. 22. Dezember 2011 (online [abgerufen am 2. Mai 2017] Bekanntgabe Austritt aus FBG Welzow).