Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Welthauptstadt Germania

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gipsmodell derGroßen Halle(Ruhmeshalle,Halle des Volkes) vonAlbert Speer (Planung für dieWelthauptstadt Germania), 1939

Der BegriffWelthauptstadt Germania fürBerlin wird seit derNachkriegszeit verwendet, um die Machtansprüche desNationalsozialismus alsgigantomanisch zu kennzeichnen.Adolf Hitler hat die beiden Wörter dagegen nie gemeinsam verwendet; er sprach entweder von der „Reichshauptstadt“ oder von „Germania“. Mitarbeiter vonAlbert Speer führten den Begriff der „Reichshauptstadt Germania“ ein. Seitdem steht diesesSynonym für denGesamtbauplan für die Reichshauptstadt, mit dem sie zum Mittelpunkt einesgroßgermanischen Weltreichs umgestaltet werden sollte.

Hitler hatte Speer den eigens geschaffenen TitelGeneralbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI) verliehen[1] und unterstellte ihm die gleichnamige Behörde, mit der dieser den Umbau Berlins in Teilen durchführte.[2]

Die direkten Bauarbeiten für die Umgestaltung begannen 1938 und wurden noch bis 1943 fortgesetzt. Infolge derdeutschen Kapitulation 1945 kam es nie zur Vollendung. Einige im Stadtgebiet verteilte Probebauten und andere Spuren sind erhalten.

BezeichnungWelthauptstadt Germania

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Laut den Aufzeichnungen vonHenry Picker vom 8. Juni 1942 spielte Hitler mit dem Gedanken, die neugestaltete Stadt Berlin inGermania umzubenennen, um einemgroßgermanischen Weltreich einen Mittelpunkt zu geben.

„Wie seinerzeit dieBayern, diePreußen und so weiter vonBismarck immer wieder auf diedeutsche Idee hingestoßen worden seien, so müsse man diegermanischen VölkerKontinentaleuropas ganz planmäßig auf den germanischen Gedanken hinlenken. Er halte es sogar für gut, dieser Arbeit durch Umbenennung derReichshauptstadt Berlin in ‚Germania‘ einen besonders nachhaltigen Auftrieb zu geben. Denn der NameGermania für die Reichshauptstadt in ihrer neuen repräsentativen Form sei geeignet, trotz größter räumlicher Entfernung zwischen jedem Angehörigen des germanischen Rassekerns und dieser Hauptstadt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erzeugen.“

Andreas Hillgruber:(Hrsg.):Henry Picker, Hitlers Tischgespräche imFührerhauptquartier 1941–1942. München 1968, S. 182.

Den BegriffWelthauptstadt hatte Hitler bereits drei Monate früher verwendet.

„Berlin wird als Welthauptstadt nur mit demalten Ägypten,Babylon oderRom vergleichbar sein! Was istLondon, was istParis dagegen!“

In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1942 in derWolfsschanze; siehe Werner Jochmann (Hrsg.):Adolf Hitler. Monologe im Führerhauptquartier 1941–1944. München 1980, S. 318

Hintergrund, Planung und erste Baumaßnahmen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hitlers Entwurfsskizze des Triumphbogens, 1925
Albert Speer (3. v. l.) undRudolf Wolters (r.) inLissabon, Präsentation der ModelleWelthauptstadt Germania 1942. Speers Teilnahme am Projekt blieb später bei der Vorstellung der Modelle[3]

Hitler schrieb in seinem BuchMein Kampf, dass moderne Städte im Gegensatz zurAntike nicht mehr überWahrzeichen verfügten, über „Monumente des Stolzes“, und dass der Staat mit seinen Bauten wieder stärker in die Öffentlichkeit treten sollte. Die geplanten Monumentalbauten sollten demNS-Staat zurRepräsentation dienen.

Die Pläne für die Bauarbeiten, bereits seit 1935 unter Speer erarbeitet, erschienen im Jahr 1937 unter der Überschrift „Neugestaltung der Reichshauptstadt“ in allen großen Tages- und Fachzeitungen als illustrierte Vorankündigungen. Am 4. Oktober 1937 wurde als juristische Grundlage dasGesetz für die Neugestaltung deutscher Städte beschlossen.[2]

Die Bauarbeiten für dieGroße Halle begannen am 23. Juni 1938. Bereits am 14. Juni 1938 erfolgte dieGrundsteinlegung für die Nord-Süd-Achse.[4]

Albert Speer erhielt alsGeneralbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI) von Hitler umfassende, einem Minister vergleichbareKompetenzen, sodass er auch auf Einwände derBerliner Stadtverwaltung keine Rücksicht nehmen musste. Die Umsetzung seiner Pläne hätte die bestehende Struktur der Stadt nachhaltig zerstört, etwa 50.000 Wohnungen hätten abgerissen werden müssen. Abrissaktivitäten liefen bis zur Einstellung der Umgestaltungsarbeiten im Frühjahr 1943, zirka 150.000 Menschen wären direkt betroffen gewesen. Im Rahmen der notwendigenUmsiedlung forcierte die Dienststelle des GBI die „Entjudung“ der Stadt, um die frei werdenden Wohnungen für eigene Zwecke zu nutzen. Einerseits, um sie den von der Zwangsumsiedlung betroffenenVolksgenossen zur Verfügung zu stellen oder um Bauarbeiter unterzubringen, andererseits wurden diese Wohnungen innerhalb der Dienststelle des GBI allerdings auchprivilegierten Mitarbeitern oder Systemfreunden zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus waren nicht nur lebende Bürger von der Umgestaltung betroffen, derSüdwestkirchhof inStahnsdorf wurde erweitert, um die Gräber der im Bereich der Nord-Süd-Achse liegendenSchöneberger FriedhöfeSt. Matthäus undZwölf Apostel aufzunehmen. Vom St.-Matthäus-Kirchhof wurden viele Grabstätten aus dem nördlichen Bereich nach Stahnsdorfumgebettet. Insgesamt wurden 15.000 Tote bis 1940 umgebettet. Betroffen waren darunter die Grabstätten des RegisseursFriedrich Wilhelm Murnau(Nosferatu) und des ArchitektenWalter Gropius senior, Vater desBauhaus-GründersWalter Gropius.

Beteiligte Künstler

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Ernennung Albert Speers zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt zog einen Kreis von Architekten, Bildhauern, Malern und Kunsthandwerkern zur Bewältigung der bis dahin einmaligen Aufgaben herbei. Absoluter Favorit für die Skulpturengestaltung war der BildhauerArno Breker. Dessen ehemaliger Professor, der ArchitektWilhelm Kreis, wurde auf Empfehlung Brekers bei Speer bis Kriegsende mit zahlreichen Aufträgen bedacht. Der BildhauerJosef Thorak, der sich wie Breker auf die Darstellung des Menschen konzentrierte, war für Bauvorhaben außerhalb Berlins vorgesehen, wie zum Beispiel inNürnberg,Linz und im RaumBayern.

Weitere angesehene Künstler während der NS-Zeit waren jene, die bei der offiziellen Ausstellung imHaus der Deutschen Kunst inMünchen präsentiert wurden und deren Figuren imBerliner Olympiastadion standen. Dazu gehörten neben Breker und Thorak die BildhauerGeorg Kolbe,Sepp Hilz,Fritz Klimsch,Richard Scheibe sowieRobert Ullmann.

Ost-West-Achse

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
OWA-Kandelaber amCharlottenburger Tor

Die 50 Kilometer lange Ost-West-Achse sollte vonWustermark über dieHeerstraße,Adolf-Hitler-Platz (vor 1933 und 1947–1963:Reichskanzlerplatz; seit 1963:Theodor-Heuss-Platz),Kaiserdamm undBismarckstraße,Knie (seit 1953:Ernst-Reuter-Platz) mit der Technischen HochschuleCharlottenburg (seit 1946:Technische Universität Berlin) entlang der Charlottenburger Chaussee (seit 1953Straße des 17. Juni) über denGroßen Stern, dasBrandenburger Tor undUnter den Linden überFrankfurter Tor undFrankfurter Allee verlaufen.[5]

AufIntervention Hitlers wurde die östliche Fortführung zurückgestellt. An derMuseumsinsel sollte die Ost-West-Achse um eine Reihe von Museumsbauten erweitert werden, amKupfergraben waren einWeltkriegsmuseum und einRassekundemuseum nach Plänen des Architekten Wilhelm Kreis vorgesehen.

Ein sieben Kilometer langes Teilstück der Ost-West-Achse, das zunächst vomBrandenburger Tor bis zumdamaligenAdolf-Hitler-Platz führte, wurde 1939 nach zwei Umbauphasen ab 1935 zu Hitlers Geburtstag fertiggestellt. DieSiegessäule war dazu vomKönigsplatz vor dem Reichstag auf denGroßen Stern versetzt und hierbei um712 Meter erhöht worden. Eine besondere Herausforderung war die Überquerung desLandwehrkanals amCharlottenburger Tor: Einerseits sollte das Straßenniveau so wenig wie möglich erhöht werden, andererseits sollte auch der Kanal schiffbar bleiben. Eine aufwendige Brückenkonstruktion war die Folge. Da mit Rücksicht auf die bereits in der Planungsphase befindliche Nord-Süd-Achse mit den repräsentativen Bauten keine Beleuchtung die Straße überspannen sollte, entwickelte dieBerliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft (Bewag) neueLeuchten, für die Albert Speer die äußere Hülle gestaltete.[6] Insgesamt stehen noch 800 dieser zweiarmigenOWA-Kandelaber links und rechts derTrasse zwischen Theodor-Heuss-Platz undS-Bahnhof Tiergarten. Sie wurden bislang dreimal instand gesetzt, zuletzt im Jahr 2000.

Arbeiten für den Spree-Durchstich am Königsplatz, August 1939

Eine beiderseitige Verlängerung dieser Trasse war dann zwischen dem östlichen und westlichenAutobahnring vorgesehen. Anfänglich zwei, später vier Ringe sollten den Verkehr von den Achsen in die Stadtfläche verteilen.[7] Nördlich desSchnittpunkts derMonumentalachsen, imSpreebogen, sollte dieGroße Halle als zentrale Versammlungsstätte liegen. Insbesondere die Nord-Süd-Achse sollte als Prachtstraße ausgebaut werden. Als Ersatz für die wegfallenden Flächen in der Innenstadt sollten unter anderem imGrunewald eine neue Hochschulstadt sowie im Osten und Süden Berlins völlig neue Stadtteile entstehen.

In der zeitgenössischen Presse wurde der Straßenzug in Anlehnung analtrömische Gepflogenheiten als „Via Triumphalis“ bezeichnet.

Nord-Süd-Achse

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Berlin, Modell von 1939 zur Neugestaltung, Blick vom geplanten Südbahnhof über den Triumphbogen bis zur Großen Halle (Nord-Süd-Achse)
Siehe auch:Nord-Süd-Achse (Berlin)

Als 120 Meter breite Prachtstraße war ein rund sechs Kilometer langes Kernstück der 40 Kilometer langen Nord-Süd-Achse vorgesehen. Dieses sollte von einem neuenNordbahnhof im SüdostenMoabits bis zu einem ebenfalls neuen Südbahnhof in der Nähe des heutigen BahnhofsSüdkreuz inTempelhof reichen. Neben demNordbahnhof, in direkter Nähe zurGroßen Halle, war ein 1200 m × 400 m großes Wasserbecken vorgesehen, in dem sich dieGroße Halle spiegeln sollte. Wie die anderen geplanten Monumentalbauten waren die Bahnhöfe von ungekannter Dimension. Die Arbeiten zum Südbahnhof, für den die Reichsbahnbaudirektion Berlin bereits 1937 erste Entwürfe vorgelegt hatte, wurden ab 1940 von Speer persönlich geleitet und waren bei der generellen Einstellung der Umgestaltungsplanungen im März 1943 fast zur Baureife gediehen. Im August 1941 erteilte Speer die Anweisung, zu den geplanten 20 Parallelgleisen zwei weitere Gleise für die Einbindung derBreitspurbahn, eines anderen Lieblingsprojekts Hitlers, einzufügen.

Auf dem südlichen Teil der Prachtstraße war nahe demSüdbahnhof ein kolossalerTriumphbogen (in Form einesTetrapylons) vorgesehen, der 117 m hoch und 170 m breit werden sollte, beschriftet mit den Namen aller imErsten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten und geschmückt mit Reliefs von Arno Breker. Im Anschluss daran sollte die „Beutewaffenallee“ als Vorplatz des Südbahnhofs einen triumphalen Abschluss bilden. Entlang derNord-Süd-Achse sollten alle wichtigen Reichs- und Parteibehörden sowie Firmenzentralen und kulturelle Einrichtungen angesiedelt werden.

Um die Bodenbelastbarkeit für den geplanten Triumphbogen zu ermitteln, wurde im Jahr 1941 ein Großbelastungsversuch in Form eines Betonzylinders in Tempelhof fertiggestellt. Der gewaltigeSchwerbelastungskörper (21 m Durchmesser, 14 m Höhe, 12.650 t Masse) ist das einzige oberirdische Bauzeugnis der Nord-Süd-Achse und kann besichtigt werden.[8]

Die Nord-Süd-Achse sollte alsSiegesallee des III. Reiches auf der Trasse derwilhelminischenSiegesallee des II. Reiches beginnen, deren Figuren dafür 1938 abgeräumt und in derGroßen Sternallee imTiergarten neu aufgestellt worden waren.Städtebaulicher Höhepunkt der Nord-Süd-Achse sollte derGroße Platz mit dessen umgebenden Gebäuden werden. DerGroße Platz, als Aufmarschplatz für bis zu einer Million Menschen gedacht, sollte umgeben werden von derGroßen Halle, demFührerpalast, demGroßdeutschen Reichstag, demReichstagsgebäude, dem Dienstgebäude für dasOberkommando der Wehrmacht und dem neuen Dienstgebäude derReichskanzlei.

Um den Sieg über die Nationalsozialisten baulich zu dokumentieren, ließ dieRote Armee 1945 exakt auf der geplanten Nord-Süd-Achse, nördlich des Schnittpunktes der Ost-West- und Nord-Süd-Achse, in unmittelbarer Nähe zum Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor, einEhrenmal errichten.[9]

  • Größenvergleich: Triumphbogen mit dem Berliner Schloss
    Größenvergleich: Triumphbogen mit demBerliner Schloss
  • Größenvergleich: Große Halle mit dem Berliner Schloss
    Größenvergleich: Große Halle mit dem Berliner Schloss

Große Halle (Ruhmeshalle, Halle des Volkes)

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Große Halle

ImSpreebogen, etwas nördlich desReichstags, war das wichtigste Gebäude der Germania-Planungen vorgesehen, dieGroße Halle. Sie war mit 315 m × 315 m Grundfläche und 320 m Höhe als das größte Kuppelgebäude der Welt geplant.

Wehrtechnische Fakultät und Hochschulstadt

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

ImGrunewald, südwestlich desOlympiastadions, wurde 1937 mit dem Bau derWehrtechnischenFakultät begonnen. Sie war als erster Abschnitt einerHochschulstadt geplant, die ihrerseits dieWehrtechnische Fakultät nach Westen fortsetzen sollte.[10] Bestandteil der geplanten Hochschulstadt war ein gigantisches, an denParthenon erinnerndesAuditorium maximum. Ebenfalls in Planung war der große Neubau einer Universitätsklinik, die als Ersatz für die in der Stadt wegfallendeCharité dienen sollte.

DieWehrtechnische Fakultät ist nicht über einen Rohbau hinausgekommen, dessen Ruine nach demZweiten Weltkrieg mit Trümmerschutt überdeckt wurde. An dieser Stelle entstand der120 m ü. NHN hoheTeufelsberg, ein Naherholungsgebiet. Auf seinem Gipfel befand sich jahrzehntelang eine Flugüberwachungs- und Abhörstation derUS-amerikanischen Streitkräfte. Der Trümmerschutt wurde mit Sand und Mutterboden überdeckt und dann mit rund einer Million Bäumen bepflanzt.

Die Planungen von Speer für dieWelthauptstadt Germania sahen eineReichsuniversität Adolf Hitler vor, der dasReichssportfeld mit demOlympiastadion Berlin später zugeschlagen worden wäre. Es sollte als architektonischer Höhepunkt eine „riesenhafte“Langemarckhalle errichtet werden, welche die zu denOlympischen Sommerspielen 1936 entstandene Langemarckhalle in den Schatten gestellt hätte. Sie sollten denMythos von Langemarck propagieren.

Südstadt

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In Verlängerung der geplanten Nord-Süd-Achse war dieSüdstadt mit Wohnungen für rund 210.000 Bewohner und Arbeitsplätze für rund 100.000 Arbeiter vorgesehen. Keiner dieser Pläne wurde bis zum Ende der NS-Zeit realisiert.[11]

Beschaffungslogistik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Abrissarbeiten für den Bau desRunden Platzes in der Eichhornstraße inBerlin-Tiergarten, Februar 1939

Die notwendigen Flächen, Gelder, Baustoffe und Arbeiter für die Errichtung der Welthauptstadt Germania mussten beschafft werden. Hier zeigt sich exemplarisch die Verbindung mit demnationalsozialistischen Unrechtsstaat.[12]

  • Die für diese Projekte notwendigen, meist mit Wohnhäusern bebauten oder als Friedhöfe genutzten städtischen Flächen wurden teilweise abgerissen, trotz der großen Wohnraumnot in Berlin, die Toten in andere Friedhöfe überführt. Jüdische Wohnungsinhaber oder jüdische Mieter wurden ohne gesetzliche Grundlagen auf Anweisung von GeneralbauinspektorAlbert Speer aus ihren Wohnungen vertrieben (siehe unterHintergrund und Planung und erste Baumaßnahmen).[13]
  • Die Steinquader wären von Zwangsarbeitern in einigen vonKonzentrationslagern aus betriebenen Steinbrüchen bereitzustellen gewesen. Granitquader sollten durch dasKZ Flossenbürg und dasKZ Mauthausen, Ziegelsteine in dem 1938 errichteten SS-eigenenKlinkerwerk Oranienburg hergestellt werden. Der Ort wurde durch die Nähe desKZ Sachsenhausen vorgegeben: Bei Produktionsaufnahme im Mai 1939 wurde festgestellt, dass die Tonmaterialien dort ungeeignet waren.[14]
  • Deutsche Arbeiter wurden vor dem Krieg für kriegswichtige Produktionen, im Krieg zunehmend als Soldaten benötigt. Für Arbeiten im Zusammenhang mit der Welthauptstadt Germania wurde von vornherein mitZwangsarbeitern undKZ-Insassen geplant, vor allemJuden,Sinti undRoma,Homosexuellen,Zeugen Jehovas und „Asozialen“.

Verbliebene Orte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Straßen, Plätze, Tunnel

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Der Bereich des heutigenPlatzes des 4. Juli inLichterfelde ist das einzige Teilstück des vierten Außenringes (Autobahn), der Germania umrunden sollte. Während derBesatzungszeit diente die Fläche den Soldaten derUS-Army aus der angrenzenden KaserneMcNair Barracks (bis 1945: Firmensitz und Stammwerk vonTelefunken) als Platz für Paraden und ähnliche Veranstaltungen, auch anlässlich desUnabhängigkeitstages derUSA am 4. Juli. Im Jahr 1976 hat die Fläche ihren Namen erhalten.
  • Für den geplanten Umbau desAdolf-Hitler-Platzes (1945–1963 wiederReichskanzlerplatz, seitdem:Theodor-Heuss-Platz) für die Ost-West-Achse in denMussoliniplatz wurde dieStuttgarter FirmaLauster 1937 beauftragt, 14Travertinsäulen zu fertigen. Die Auslieferung wurde durch denZweiten Weltkrieg verhindert. Sie sind noch beimKraftwerk Stuttgart-Münster zu sehen.[15]
  • ImTiergarten wurde für dasAchsenkreuz der Ost-West- und Nord-Süd-Achse ein System von Straßentunneln projektiert, um eine Verkehrsführung ohneAmpeln zu gewährleisten. Für die Rampen der Tunnel waren zur Vermeidung von Glatteisgefahr elektrische Heizsysteme vorgesehen. 1938 wurde eine unterirdischeBauvorleistung in Form von zwei Straßentunnelfragmenten errichtet, um ein erneutes Aufreißen der Ost-West-Achse zu vermeiden. Die Tunnelfragmente sind noch vorhanden und wurden 1967 entdeckt.[16][17] Einige unterirdische Bauten wurden allerdings beim Bau desTiergartentunnels entfernt. Die in Teilen erhaltenen „Tunnelanlagen des Achsenkreuzes im Spreebogen“ sind entsprechend als Baudenkmal[18] eingetragen.[19]
  • Von der Nord-Süd-Achse[5][20] blieb oberirdisch der erste Meter baulich sichtbar erhalten (siehe Foto). Erkennbar sind die im Gehweg eingelassenen Bordsteineinmündungen, an der Südseite derStraße des 17. Juni, gegenüber demSowjetischen Ehrenmal. Im Gegensatz zu der 47,7 Meter breiten ehemaligenSiegesallee[21] vom heutigenKemperplatz zum früherenKönigsplatz (1926–1935 sowie wieder seit 1948:Platz der Republik), heute ein Spazierweg zum Sowjetischen Ehrenmal, war am Südrand derCharlottenburger Allee (heute: Straße des 17. Juni) ein breiterer Anschluss vorbereitet worden.[22] Die 120 Meter auseinander liegenden Rundungen der niveaugleich im Gehweg eingelassenen Bordsteine[23] sind noch sichtbar, da sie beim Neubau des südlichen Gehwegs einbezogen wurden. Der westliche Bordstein liegt am Rand der Parkbucht Richtung Yitzhak-Rabin-Straße (westliche Ecke52.51573888888913.371261111111), der östliche Bordsteinrest gegenüber dem östlichen Panzer des Sowjetischen Ehrenmals, 15 Meter versetzt in RichtungBrandenburger Tor (östliche Ecke52.51586388888913.373172222222).

Hochbauten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • DasOlympiastadion, das nach denOlympischen Sommerspielen 1936 ein Teil der Hochschulstadt werden sollte, sowie derFlughafen Tempelhof des ArchitektenErnst Sagebiel, der bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen sollte – 1934 waren es gerade 200.000 Fluggäste –, waren nicht Teil der Germaniaplanung gewesen, zumal diese erst 1937 amtlich wurde. Das in der Folgezeit entstandene Flughafengebäude war mit seiner Bruttogeschossfläche von 307.000 m² bis zum Bau desPentagons beiWashington das größte Gebäude der Welt. Die meisten anderen Bauten des Projekts hingegen sind durch die immer stärkere Bindung aller Ressourcen in der Kriegsführung kaum über die Planungsphase hinaus gelangt.
  • DerSchwerbelastungskörper sollte Angaben zum Baugrund geben. Bevor Bauten von solcher Größe wie der geplante Triumphbogen oder die Große Halle in Angriff genommen werden konnten, musste eine Versuchsanlage zur Überprüfung der Tragfähigkeit des sandigen Berliner Bodens errichtet werden. Dieser Bau besteht aus einem 14 Meter hohen und 12.650 Tonnen schweren Betonzylinder, der auf einem schmalen Sockel ruht und so den hohen Druck auf den Boden simuliert, wie er durch den Triumphbogen entstanden wäre. Durch langfristige Messungen am Sockel sollten mögliche Senkungen festgestellt werden. Der Zylinder, im unteren Teil aus massivemStahlbeton, im oberen Teil ausnichtarmiertem Gussbeton, konnte in derNachkriegszeit wegen seiner Lage zwischen Bahnlinie und Wohnbebauung nicht gesprengt werden und ist daher noch am Loewenhardtdamm EckeGeneral-Pape-Straße vorhanden. Nach dem Krieg wurde er lange Zeit von derDeutschen Gesellschaft für Bodenmechanik (Degebo) für Versuche genutzt. Seit 1995 ist er unterDenkmalschutz gestellt und wurde in den Jahren 2007–2009 restauriert.
  • DasReichsluftfahrtministerium in derWilhelmstraße, ebenfalls bei Beginn der offiziellen Germania-Planungen bereits fertiggestellt, wurde nach den Plänen vonErnst Sagebiel gebaut. Der Komplex heißt seit 1992Detlev-Rohwedder-Haus und ist Sitz desBundesfinanzministeriums.
RuineHaus des Fremdenverkehrs, Juli 1957

Weitere erhaltene Spuren:[2]

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Filme

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Artem Demenok:Welthauptstadt Germania. Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen beimAdolf-Grimme-Preis 2006, historische Dokumentation von 2005, 53 min

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Matthias Donath:Architektur in Berlin 1933–1945. Ein Stadtführer. Hrsg.: Landesdenkmalamt Berlin. Lukas, Berlin 2004,ISBN 3-936872-26-0.
  • Alexander Kropp:Die politische Bedeutung der NS-Repräsentationsarchitektur. Die Neugestaltungspläne Albert Speers für den Umbau Berlins zur „Welthauptstadt Germania“ 1936–1942/43. Ars Una, Neuried 2005,ISBN 3-89391-135-9.
  • Bernd Kuhlmann:Eisenbahn-Größenwahn in Berlin. Die Planungen von 1933 bis 1945 und deren Realisierung. 2. erg. und erw. Auflage. GVE-Verlag, Berlin 2005,ISBN 3-89218-093-8.
  • Hans J. Reichhardt,Wolfgang Schäche:Von Berlin nach Germania. Über die Zerstörungen der „Reichshauptstadt“ durch Albert Speers Neugestaltungsplanungen. Überarb. und erw. Neuauflage.Transit Buchverlag, Berlin 1998,ISBN 3-88747-127-X.
  • Dirk Reimann:Die „Welthauptstadt Germania“ und ihre Folgen für Berliner Friedhöfe. In:Friedhofskultur, 2003, 5, S. 40–41;ISSN 0343-3544.
  • Christian Saehrendt:Belastungskörper „Germania“. Was blieb von Albert Speers Berlin? In:Die Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte. Bonn 2002,ISSN 0177-6738.
  • Wolfgang Schäche:Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945. Planen und Bauen unter der Ägide der Stadtverwaltung. 2. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 1992,ISBN 3-7861-1178-2 (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beiheft Nr. 17).
  • Albert Speer:Erinnerungen. Propyläen, Berlin 1969.
  • Susanne Willems:Der entsiedelte Jude. Albert Speers Wohnungsmarktpolitik für den Berliner Hauptstadtbau. Ed. Hentrich, Berlin 2000,ISBN 3-89468-259-0 (= Publikationen der Gedenk- und BildungsstätteHaus der Wannsee-Konferenz, Band 10).
  • Mythos Germania. Schatten und Spuren der Reichshauptstadt. Ausstellungskatalog. EditionBerliner Unterwelten, Berlin 2012,ISBN 978-3-943112-00-9.
  • Mythos Germania. Vision und Verbrechen. Ausstellungskatalog. EditionBerliner Unterwelten, Berlin 2014,ISBN 978-3-943112-28-3.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Welthauptstadt Germania – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Vgl. dazuBlatt 4233 aus dem Jahr 1936, sowie 1910–1994, in Karte auch unterCharlottenburger Chaussee, Suchwort: „Straße des 17. Juni“, X=22680, Y=20780.
  2. abcTom Wolf, Manuel Roy, Roberto Sassi:Verborgenes Berlin. Hier:Hitlers und Speers ‚Welthauptstadt Germania‘. Jonglez Verlag, 2021,ISBN 978-2-36195-371-3, S. 192–197.
  3. Historiker über Albert Speer: „Er tat alles für den Endsieg“.taz.de
  4. Nikolaus Bernau: Der lange Schatten Germanias. In: Berliner Zeitung. 30. April 2005, abgerufen am 23. Juni 2017. 
  5. abPharus-Plan: Tiergarten um 1943
  6. Herbert Liman:Mehr Licht. Haude & Spener, Berlin 2000,ISBN 3-7759-0429-8,S. 87. 
  7. Die S-Bahn Verkehrsplanung für die Reichshauptstadt „Germania“. In: stadtschnellbahn-berlin.de. Abgerufen am 19. November 2022. 
  8. Berliner Unterwelten
  9. Entwicklung des Kreuzungsbereichs Siegesallee/Charlottenburger Chaussee auf demPlan 4233 aus den Jahren 1936/1937, 1939, 1950 und 1955.
  10. Wehrtechnische Fakultät und Hochschulstadt – Forst Grunewald. Abgerufen am 16. Februar 2025. 
  11. Werner Durth:Städtebau und Macht im Nationalsozialistischen Staat. In: Tilman Harlander, Wolfram Pyta (Hrsg.):NS-Architektur: Macht und Symbolpolitik (= Kultur und Technik). 2. Auflage.Band 19. LIT Verlag, Berlin 2010,S. 56. 
  12. D. Thorau, G. Schaulinski (Hrsg.):Mythos Germania. Vision und Verbrechen. EditionBerliner Unterwelten, 2014,ISBN 978-3-943112-28-3.
  13. Susanne Willems:Der entsiedelte Jude. Albert Speers Wohnungsmarktpolitik für den Berliner Hauptstadtbau. (= Publikationen der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Band 10). Ed. Hentrich, Berlin 2000,ISBN 3-89468-259-0.
  14. C. Truvé:Strafkommando Klinkerwerk. KZ Zwangsarbeit für „Germania“. In: D. Thorau, G. Schaulinski (Hrsg.):Mythos Germania. Vision und Verbrechen. EditionBerliner Unterwelten, 2014,ISBN 978-3-943112-28-3.
  15. Travertinsäulen für den geplanten Berliner Mussoliniplatz im heutigen Stuttgart. In: D. Thorau, G. Schaulinski (Hrsg.):Mythos Germania. Vision und Verbrechen. EditionBerliner Unterwelten, 2014,ISBN 978-3-943112-28-3.
  16. Ingmar Arnold: Achsenkreuz unter dem Tiergarten. In: berliner-unterwelten.de. 21. Januar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2022; abgerufen am 19. April 2022. 
  17. zdfinfo: Das unterirdische Reich (2/2) Von Festungen und Führerbunkern. In: YouTube. 14. März 2015, abgerufen am 6. Oktober 2016. 
  18. Straße des 17. Juni, 1938–1939, Entwurf Albert Speer
  19. FIS-Broker. Abgerufen am 16. Februar 2025. 
  20. Tiergarten um Januar 1946. 26. März 2018, abgerufen am 16. Februar 2025. 
  21. HistoMap Berlin. Abgerufen am 16. Februar 2025. 
  22. HistoMap Berlin. Abgerufen am 16. Februar 2025. 
  23. FIS-Broker. Abgerufen am 16. Februar 2025. 
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Welthauptstadt_Germania&oldid=261182453
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp