Wartturm
AlsWartturm,Warte,Warth,Wachtturm,Landwarte,Landturm oderBurgwarte wird ein meist einzeln stehender, oft vonWall undGraben umgebenerBeobachtungsturm bezeichnet.
Geschichte und Architektur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Warttürme waren inspätmittelalterlicher Zeit in Form einzeln stehender, von Wall und Graben umgebener (Rund-)Türme Bestandteile des vorgeschobenen Befestigungsrings bzw. Rechtsbezirks einer Stadt. Sie umgaben das Weichbild der Städte an Handelsstraßen als Zollstationen und oftmals in Sichtweite zueinander, so dass durch Fahnen- oder Lichtsignale Nachrichten übermittelt werden konnten. Seit dem späten 15. Jahrhundert wurden Warttürme häufig inLandwehren eingebunden,[1] wie zum Beispiel derLindener Turm inHannover.
Die Bezeichnung stammt vommittelhochdeutschen Wortwarte für „spähendes Ausschauen“.[2]
Manche Warttürme erfüllten eineburgartige Funktion,[1] wofür unter anderem dieFriedberger Warte inFrankfurt am Main oder die Hellenwarte beiFritzlar als Beispiele stehen.
Der engere Zweck der Warttürme war zumeist die Warnung der Stadtbewohner vor von außen anrückenden feindlichen Truppen. Am Beispiel derGöttinger Landwehr konnte jedoch gezeigt werden, dass deren Warttürme alsFrühwarnsystem ungeeignet waren, sondern eher eine Überwachungs- und Kontrollfunktion für das von den Landwehren umgebene Binnengelände hatten, um dort den Verkehr zu lenken, Schmuggel und Raub zu behindern sowie Feinde im Binnenland zu erspähen.[3]
Einen Sonderfall stellt die Geleitwarte dar, welche nicht vorrangig eine Warnfunktion für die städtische Verteidigung erfüllte, sondern, bevorzugt an Handelswegen (Altstraßen) errichtet, den Schutz reisender Händler bis zum Rande eines Herrschaftsgebietes sicherstellen sollte und bisweilen als Geleitwechselstation diente. Ein solches Beispiel ist die seit dem Jahr 1340 nachweisbareBerger Warte, ein Wartturm nordöstlich der Stadt Frankfurt am Main außerhalb der damaligenLandwehr der Stadt.
Warttürme waren in der Regel fest gemauerte, hohe Rundtürme, manchmal mitFachwerk-Aufbau. Die Eingangstür eines Wartturms befand sich üblicherweise in mehreren Metern Höhe und war in diesem Fall nur über eineLeiter zugänglich, die der Turmwächter bei Gefahr einzog. Viele erhaltene Warttürme wurden zu touristischenAussichtstürmen umgenutzt.
Der das Orts- undLandschaftsbild prägende Charakter der Warttürme hat dazu geführt, dass einige Gemeinden sie im 20. Jahrhundert alsWahrzeichen insOrtswappen aufnahmen, so zum Beispiel bei der Warte vonWehnde imLandkreis Eichsfeld.
- Steinerner Turm in Dortmund
- Galluswarte in Frankfurt am Main
- Westdorfer Warte mit Hexe bei Aschersleben
- Kasseler Warte bei Fritzlar
- Hellenwarte bei Fritzlar
- Warturm im Stadtwald vonGransee
- Döhrener Turm in Hannover
- Eichstädter Warte mit Hocheingang und Erkerresten,Langeneichstädt
- Mäuseturm von Bingen, Wart- und Zollturm auf Rheininsel,Bingerbrück
- Wartturm beiRheinsberg
- Liebenburg, ein außerhalb der Burganlage errichteterHausmannsturm
- Bergfriedartiger romanischer WartturmSteinerner Beutel derBurgruine Waischenfeld
- Hoher Stein, Wartturm der Anklamer Landwehr
- Wulfter Turm inSutthausen, Wartturm der Osnabrücker Landwehr
- Mäuseturm beiWertheim
- Baldersheimer Wartturm, 15. Jahrh.
Beispiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
- Altenstädter Warte bei Naumburg, Hessen
- Berger Warte,Frankfurt-Seckbach
- Bienstädter Warte
- Binger Mäuseturm,Bingerbrück, Rheinland-Pfalz
- Burgwarte
- Eichstädter Warte,Langeneichstädt, Sachsen-Anhalt
- Erbenheimer Warte,Wiesbaden-Erbenheim
- Heiketalwarte bei Zilly
- Heinturm beiWarburg
- Hellenwarte beiFritzlar
- Jagdhaus Breitenbrunn, ehemaliger Wartturm, Sachsen
- Liebenburg, außerhalb der Burganlage ca. 1290–1302 errichteter WartturmHausmannsturm,Liebenburg, Niedersachsen
- Lindener Turm in Hannover
- Magdeburger Warte in Helmstedt
- Modexer Turm beiBrakel
- Paßklausenturm,Tannenberg, ob eine abgegangene Burganlage dazu bestand ist umstritten, Sachsen
- quadratischer bergfriedartiger Wartturm von 1485, integriert inSchloss Schönberg,Schönberg am Kapellenberg, Sachsen
- Rieswarte bei Göttingen-Nikolausberg
- Runder Turm inAndernach
- Soestwarte beiBeckum
- Stumpfer Turm inBad Salzuflen
- Sulbergwarte bei Duderstadt
- 1. und 2.Walbecker Warte beiHelmstedt (Warttürme derHelmstedter Landwehr)
- Wartbergturm
- Wartturm derBachgauer Landwehr beiSchaafheim
- Wartturm inBuchen
- Warttum („Löwenturm“) inLeinach auf dem Eschberg
- Wartturm inHof, Teil eines Systems von Warttürmen desMarkgraftums Brandenburg-Kulmbach
- Wartturm inLübbecke
- Wartturm, Wach- und Vorratsturm inSaalbach-Hinterglemm
- Wartturm vonBad Orb, ein Teil derStadtbefestigung
- Wartturm inWeingarten
- Warttürme um Fulda, sieben erhaltene Türme und vermutlich zwei abgegangene
- Westdorfer Warte beiAschersleben
- Wittelsberger Warte in Wittelsberg naheMarburg
- AnklamerLandwehr mit WarteHoher Stein,Anklam, Mecklenburg-Vorpommern
- Bergfriedartiger Wartturm der Ruine derTurmburg Neudek,Nejdek, Tschechien
- Dortmunder Wartensystem mit erhaltenemSteinernem Turm
- Frankfurter Landwehr mit vier erhaltenen Türmen:Friedberger Warte,Sachsenhäuser Warte,Galluswarte,Bockenheimer Warte, beiFrankfurt am Main
- Güstrower Landwehr mit ehemals mehreren Warttürmen, die alsBurgen bezeichnet wurden
- Hannoversche Landwehr,Pferdeturm,Döhrener Turm undLister Turm erhalten,Hannover, Niedersachsen
- Parchimer Landwehr mitFangelturm,Rom, Mecklenburg-Vorpommern
- Quedlinburger Wartensystem,Quedlinburg, Sachsen-Anhalt
- Speyerer Landwehr mit erhaltenerWormser Warte, inSpeyer
- Wartturm in Weinböhla
- Wartthurm (1835),Kulturdenkmal in Niesky
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Michael Losse:Warte. In:Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich,Barbara Schock-Werner (Hrsg.):Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Reclam, Stuttgart 2004,ISBN 3-15-010547-1, S. 259–260 (Html-Version auf books.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 2. April 2022).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Wartturm im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Warte, auf dwds.de (Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute)
- Landwehren und Warttürme in Deutschland & Europa, auf warttuerme.de
- @1@2Vorlage:Toter Link/www.burgendaten.de (Seite nicht mehr abrufbar.Suche in Webarchiven) Liste von Warttürmen in Deutschland, auf burgendaten.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abMichael Losse:Warte. In:Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich,Barbara Schock-Werner (Hrsg.):Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Reclam, Stuttgart 2004,ISBN 3-15-010547-1, S. 259–260 (Html-Version auf books.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 2. April 2022).
- ↑Warte. In: dwds.de (DWDS, Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute). Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. April 2022.
- ↑Lennart Jürges:Das Göttinger Landwehrsystem im Licht GIS-gestützter Methoden. In:Südniedersachsen, Zeitschrift für regionale Forschung und Heimatpflege, Jg. 50, 2022, Ausgabe vom 1. März 2022, S. 17–20, hier S. 19 f.