| Wanderer-Werke AG | |
|---|---|
| Rechtsform | Aktiengesellschaft i. L. |
| Gründung | 1885 inSchönau |
| Auflösung | Juli 2010 |
| Auflösungsgrund | Insolvenz |
| Sitz | Augsburg,Deutschland |
| Leitung |
|
| Mitarbeiterzahl | 4.415 (Jahresdurchschnitt 2007)[1] |
| Umsatz | 577,7 Mio.Euro (2007) |
| Branche | Fahrradhersteller,Kraftfahrzeughersteller,Bürogerätehersteller |
| Website | Marke Wanderer |

DieWanderer-Werke waren ein bedeutender deutscher Hersteller vonFahrrädern,Motorrädern,Autos,Lieferwagen,Werkzeugmaschinen undBüromaschinen. Das Unternehmen wurde im Jahr 1885 inChemnitz-Schönau gegründet. Den Namen „Wanderer“ bezogen die beiden Firmengründer Winklhofer und Jaenicke aus der Übersetzung der Bezeichnung „Rover“, die der EngländerJohn Kemp Starley seinen Fahrrädern gegeben hatte.
Die Automobilsparte wurde 1932 in dieAuto Union AG eingebracht. Während desZweiten Weltkriegs wurden bei Wanderer inSiegmar-Schönau auch Rüstungsgüter unter demFertigungskennzeichencxo produziert, darunter dasSchlüsselgerät 41.[2] Nach dem Krieg wurden die Chemnitzer Wanderer-Werke enteignet, zerschlagen und die einzelnen Betriebsteile unter verschiedenen Namen fortgeführt (Fritz-Heckert-Werk,Astrawerk/Ascota,Elrema).
In der Bundesrepublik war dieWanderer-Werke AG zuletzt alsFinanzholding ohne eigenen Geschäftsbetrieb tätig und ging im Juli 2010 in dieInsolvenz. Die MarkeWanderer wurde daraufhin von dem in Köln ansässigen FahrradherstellerZEG erworben.[3]
Die Anfänge von Wanderer gehen bis in das Jahr 1885 zurück. In diesem Jahr gründetenJohann Baptist Winklhofer undRichard Adolf Jaenicke inChemnitz die am 26. Februar 1885 insHandelsregister eingetragene Gesellschaft „Chemnitzer Velociped-Depôt Winklhofer & Jaenicke“ zum Verkauf und zur Reparatur von Fahrrädern. Die Fahrräder bezogen sie zunächst aus England.[4] Wenig später fertigten sie bereits einige Hochräder selbst an und ab dem Winter 1885/1886 wurde eine fabrikmäßige Herstellung vorbereitet. Winklhofer und Jaenicke firmierten daher ab 4. Januar 1887 als „Chemnitzer Veloziped-Fabrik Winklhofer & Jaenicke“.



1894 erwarben Winklhofer und Jaenicke ein Areal von 19.000 m² inSchönau bei Chemnitz und bauten dort ein Verwaltungs- und Lagerhaus mit 52 Metern Front, einenShedbau mit 2.500 Quadratmetern Nutzfläche, ein Maschinenhaus, ein Kesselhaus, einen Stall und eine Wagenremise. Für sich selbst ließen die Unternehmer gegenüber ein Doppelwohnhaus errichten. 1896 erfolgte die Umfirmierung in die „Wanderer Fahrradwerke AG“.[5] Danach zog sich Jaenicke ins Privatleben zurück.[4] In dieser Zeit war ein gekapselter Kardanantrieb im Rahmen desFahrrades geplant, der jedoch nicht verwirklicht wurde; denKardanantrieb im Automobilbau führte 1898Renault ein. Um 1900 war Wanderer zu einem bedeutenden Unternehmen auf dem Fahrradmarkt geworden und hielt verschiedenePatente, unter anderem für die erste deutsche Zweigang-Nabenschaltung.[6][7]
Ab 1899 begann Wanderer mit der Serienproduktion vonFräsmaschinen.[8] Dieser Schritt war maßgeblich dadurch motiviert, dass die zur damaligen Zeit auf dem Markt verfügbaren Fräsmaschinen nicht die Genauigkeitsanforderungen Winklhofers und Jaenickes erfüllten.
Das ersteMotorrad wurde 1902 gebaut, der Einzylindermotor des Modells besaß als Besonderheit einlassseitig ein sogenanntes Schnüffelventil, welches durch Federdruck dauernd beaufschlagt über den vom abwärtsgehenden Kolben erzeugten Unterdruck im Zylinder öffnete.[5] Die Produktionsanlagen zur Herstellung der Wanderer K 500 wurden 1929 an die Waffenfabrik Janeček abgegeben, wo sich daraufhin der MotorradherstellerJawa herausbildete. Leichtmotorräder und Fahrradhilfsmotorradmodelle mit acht Motortypen von DKW, Ilo und Fichtel & Sachs, Anhänger und „Leichtseitenwagen“ blieben weiter im Programm.[9]
Im Jahr 1903/1904 begann die Serienproduktion vonSchreibmaschinen unter der MarkeContinental und 1909 die von Additions- bzw. Zweispeziesrechenmaschinen.


Die Wanderer-Werke selbst konzentrierten sich sehr erfolgreich auf die Produktion hochwertiger Werkzeugmaschinen, Schreibmaschinen, Rechenmaschinen und Fahrräder. Das Radsportteam des Unternehmens konnte viele sportliche Erfolge erringen. Die fast lautlos arbeitende SchreibmaschineWanderer Continental silenta war mit ihrem speziellen Hebelwerk weltweit konkurrenzlos.
| Vier Marken und vier ineinander verschlungene Ringe Die Marken der Auto Union AG | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Pläne für den Automobilbau datieren auf das Jahr 1903, in welchem der Ingenieur Eugen Buschmann den Auftrag zur Konstruktion eines Kleinwagens erhielt, welcher ca. 12 PS leisten und über einen Kardanantrieb verfügen sollte.[5] 1905 entstand der erste Auto-PrototypWanderermobil, 1907 folgte der zweite, ein Modell mit Vierzylindermotor und Wasserkühlung[5]; 1911 wurde auf demBerliner Autosalon dann derWanderer 5/12 PS Typ W 1 gezeigt. Ein Jahr zuvor hatte man Kontakt zuEttore Bugatti aufgebaut, allerdings ohne die Zusammenarbeit fortzusetzen.[5] 1913 konnte die Automobil-Serienproduktion aufgenommen werden.„Wir hatten einen ganz niedlichen, kleinenWagen im Auge, kleiner als alle bisher gebauten Wagen, niedrig im Anschaffungspreis, sparsam im Benzin-, Gummi- und Ölverbrauch, anspruchslos im Platzbedarf, aber großen Wagen gleich an Schnelligkeit und im Nehmen von Steigungen“, schrieb Winklhofer später.
In Anlehnung an die im selben Jahr in Berlin uraufgeführteOperettePuppchen vonJean Gilbert wurde das zierliche Auto (1,5 m breit, 3 m lang) nach einer Aufführung inChemnitz vom VolksmundPuppchen genannt. Das schmale Auto besaß Plätze für zwei Personen, die hintereinander saßen, eine Leistung von 12 PS, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und kostete 3800 Mark.[5] Bereits 1913 kam die Weiterentwicklung zumW 2, der 15 PS leistete. Die weitere Entwicklung ging bis zumW 8 5/20 PS 1926/1927. Zur Ausweitung der Autoproduktion baute Wanderer ein weiteres Werk im Chemnitzer VorortSiegmar, das 1927 die Produktion aufnahm. In Fließfertigung konnte man 25 Fahrzeuge pro Tag produzieren.[5] Für den Nachfolger desPuppchen wurde 1930 beiFerdinand Porsche in Stuttgart die Konstruktion eines Sechszylinder- und zweier Achtzylinder-Motoren in Auftrag gegeben. Nur der Sechszylinder debütierte 1931 imW 14 12/65 PS mit einem Dreiliter-Leichtmetallmotor, denn Probleme des Unternehmens ließen es von der Fahrzeugproduktion abrücken. Auch auf Druck derDresdner Bank, die Wanderer Kredite über fünf MillionenReichsmark gewährt hatte, verkaufte Wanderer Lizenzen für die schweren Motorräder an den tschechischen Ingenieur František Janeček, der damit die MotorradmarkeJawa gründete, und schloss Mitte 1932 mit der auf Bestreben der Sächsischen Landesbank gegründetenAuto Union AG einen Kauf- und Pachtvertrag für das moderne Wanderer-Fahrzeugwerk in Siegmar ab. Der Auto-Union-Konzern produzierte nebenAudi,DKW undHorch weiterKfz der Mittelklasse unter der MarkeWanderer.
Unter Führung der Auto Union AG kam 1933 derW 21, ein direkter Konkurrent desMercedes-Benz 170, auf den Markt. Insgesamt bot die Marke Wanderer ab diesem Jahr eine breitgefächerte Modellpalette von sechs Karosserien mit drei Motoren an. Vom erfolgreichsten ModellWanderer W 24 wurden von 1937 bis 1940 rund 22.500 Exemplare hergestellt. Eine Besonderheit mehrerer Wanderer-Modelle war in der damaligen Zeit eine geteilte Windschutzscheibe.
| Jahr | Zulassungszahlen[10] | Produktionszahlen |
|---|---|---|
| 1933 | 4265 | 3975[11] |
| 1934 | 5155 | |
| 1935 | 7169 | |
| 1936 | 8086 | |
| 1937 | 9840 | |
| 1938 | 8790 |
In den Jahren 1938 und 1939 beteiligte sich die Auto Union AG mit vier alsWanderer Stromlinie Spezial bezeichneten Sportwagen an derFernfahrt Lüttich–Rom–Lüttich und wurde bei dem zweiten Einsatz Mannschaftssieger. Die Fahrer warenMomberger/Weidauer und Müller/Menz, die punktgleich Platz vier belegten, und Trägner/Fritzsching auf Platz zwölf. Damit gewann die Auto Union AG den „Coupe des Constructeurs“, die Markenwertung. 1938 waren Krämer/Münzert 30 Kilometer vor dem Ziel mit einem Schaden an der Nockenwelle ausgeschieden.[12]
Die für diesen Wettbewerb gebauten Fahrzeuge waren zweisitzige Roadster mit Aluminium-Karosserien auf dem Fahrwerk desWanderer W 25. Sie hatten 6-Zylinder-Motoren mit zwei Liter Hubraum und einer Leistung von 70 PS bei 4800/min, ein nicht synchronisiertes Vierganggetriebe mit zuschaltbarem Schnellgang und Hinterradantrieb. Die Wagen waren etwa 4,35 Meter lang, 1,65 Meter breit und 1,28 Meter hoch, das Leergewicht betrug rund 900 Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 160 Kilometer pro Stunde.
Wahrscheinlich überdauerte keiner der vier Wagen den Krieg. Die drei Stromlinien-Wanderer, die in Museen oder bei Oldtimerveranstaltungen gezeigt werden, sind Nachbauten unter Verwendung von Motoren und Fahrwerken alter Wanderer-Limousinen. Die Karosserien wurden anhand von Fotos rekonstruiert; Konstruktionszeichnungen, auf die hätte zurückgegriffen werden können, gibt es nicht mehr. Ein Zugeständnis an die neue Zeit ist das vollsynchronisierte Fünfganggetriebe der Replikate.[13]
Vom 20. bis 26. Juni 2004 nahmen auch die Originalnachbauten derAudi Tradition an der Fernfahrt Lüttich–Rom–Lüttich teil.[12]
| Zeitleiste derWanderer-Automobile von 1912 bis 1941 | ||||||||||||||||||||||||||||||
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| Klasse | 1932: Gründung derAuto Union AG | |||||||||||||||||||||||||||||
| 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | |||||||||||||||||||||||||||
| 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | |
| Kleinwagen | W 1, W 2, W 3, W 4, W 8 Puppchen | |||||||||||||||||||||||||||||
| Untere Mittelklasse | W 6, W 9 | |||||||||||||||||||||||||||||
| Mittelklasse | W 10 | W 15, W 17, W 20 | W 21, W 235/W 35 | W 24 | ||||||||||||||||||||||||||
| W 22, W 240/W 40 | ||||||||||||||||||||||||||||||
| Obere Mittelklasse | W 11 | |||||||||||||||||||||||||||||
| W 245/W 45, W 250/W 50, W 51 | W 23, W 26, W 52 | |||||||||||||||||||||||||||||
| Sportwagen | W 14 | W 25 K, W 25 | ||||||||||||||||||||||||||||
| Kübelwagen | W 11 | |||||||||||||||||||||||||||||


| Typ | Bauzeitraum | Motorbauform | Hubraum | Leistung | Höchstgeschwindigkeit |
|---|---|---|---|---|---|
| W 1 (5/12 PS) „Puppchen“ | 1912–1913 | R4 | 1147 cm³ | 12 PS (8,8 kW) | 70 km/h |
| W 2 (5/15 PS) „Puppchen“ | 1913–1914 | R4 | 1222 cm³ | 15 PS (11 kW) | 70 km/h |
| W 3 (5/15 PS) „Puppchen“ | 1914–1919 | R4 | 1286 cm³ | 15 PS (11 kW) | 70 km/h |
| W 4 (5/15 PS) „Puppchen“ | 1919–1924 | R4 | 1306 cm³ | 17 PS (12,5 kW) | 78 km/h |
| W 6 (6/18 PS) | 1921–1923 | R4 | 1551 cm³ | 18 PS (13,2 kW) | 80 km/h |
| W 9 (6/24 PS) | 1923–1925 | R4 | 1551 cm³ | 24 PS (17,7 kW) | 85 km/h |
| W 8 (5/20 PS) „Puppchen“ | 1925–1926 | R4 | 1306 cm³ | 20 PS (14,7 kW) | 78 km/h |
| W 10/I (6/30 PS) | 1926–1928 | R4 | 1551 cm³ | 30 PS (22,1 kW) | 85 km/h |
| W 10/II (8/40 PS) | 1927–1929 | R4 | 1940 cm³ | 40 PS (29,4 kW) | 95 km/h |
| W 11 (10/50 PS) | 1928–1930 | R6 | 2540 cm³ | 50 PS (36,8 kW) | 90 km/h |
| W 10/IV (6/30 PS) | 1930–1932 | R4 | 1563 cm³ | 30 PS (22,1 kW) | 85 km/h |
| W 11 (10/50 PS) | 1930–1933 | R6 | 2540 cm³ | 50 PS (36,8 kW) | 97 km/h |
| W 14 (12/65 PS) | 1931–1932 | R6 | 2970–2995 cm³ | 65 PS (47,8 kW) | 105 km/h |
| W 15 (6/30 PS) | 1932 | R4 | 1563 cm³ | 30 PS (22,1 kW) | 85 km/h |
| W 17 (7/35 PS) | 1932–1933 | R6 | 1690 cm³ | 35 PS (25,7 kW) | 90 km/h |
| W 20 (8/40 PS) | 1932–1933 | R6 | 1950 cm³ | 40 PS (29,4 kW) | 95 km/h |
| W 21 /W 235 /W 35 | 1933–1936 | R6 | 1690 cm³ | 35 PS (25,7 kW) | 95 km/h |
| W 22 /W 240 /W 40 | 1933–1938 | R6 | 1950 cm³ | 40 PS (29,4 kW) | 100 km/h |
| W 245 /W 250 | 1935 | R6 | 2257 cm³ | 50 PS (36,8 kW) | 100–105 km/h |
| W 45 /W 50 /W 51 Spezial | 1936–1938 | R6 | 2257 cm³ | 55 PS (40,5 kW) | 100–105 km/h |
| W 25 K | 1936–1938 | R6 | 1950 cm³ | 85 PS (62,5 kW) | 145 km/h |
| W 52 | 1937 | R6 | 2651 cm³ | 62 PS (45,6 kW) | 115 km/h |
| W 24 | 1937–1940 | R4 | 1767 cm³ | 42 PS (30,9 kW) | 105 km/h |
| W 26 | 1937–1940 | R6 | 2651 cm³ | 62 PS (45,6 kW) | 115 km/h |
| W 23 | 1937–1941 | R6 | 2651 cm³ | 62 PS (45,6 kW) | 105 km/h |


Nach dem Krieg kam es am 30. Juni 1946 zu dem von der sowjetischen Besatzungsmacht wohlwollend geduldetenVolksentscheid über die Enteignung von Kriegs- und Naziverbrechern. Aufgrund dieses Volksentscheids wurden sowohl die Wanderer-Werke als auch die Auto Union AG enteignet und bis 1948 teilweise demontiert und alsReparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht. Anschließend wurden die Werke zerschlagen und alsVolkseigene Betriebe (VEB) neu geordnet:

Als Folge von Enteignung und Verstaatlichung in derSowjetischen Besatzungszone führten Eigentümer und Manager der Wanderer-Werke das Unternehmen in Westdeutschland fort. So tagte im Jahr 1948 in München eine außerordentliche Hauptversammlung der Wanderer-Werke AG und beschloss, den Sitz der Gesellschaft von Chemnitz nach München zu verlegen. Ab 1949 wurden wieder Fahrräder und Mopeds gehandelt, hergestellt von den Meister-Werken in Bielefeld. Bis 1958 gab es Wanderer-Mopeds mit Sachs- und Ilo-Einbaumotoren[9], u. a. die ModelleStandard undTelex. Daraus entwickelte sich die Wanderer-Werke AG; die Automobilproduktion wurde nicht wieder aufgenommen.
In den 1950er Jahren setzte Wanderer die Tradition als Büromaschinenhersteller fort. Das Unternehmen beteiligte sich 1953 zunächst zu 50 % an der Exacta Büromaschinen GmbH und späteren Exacta Continental GmbH in Köln. 1960 folgten die restlichen 50 %. Damit war Wanderer der damals größte westdeutsche Büromaschinenproduzent.
Um mit der rasanten Entwicklung des modernenInformatik Schritt halten zu können, hatte Wanderer einen elektronischen und druckenden Tischrechner, dieWanderer Logatronic, genannt CONTI für dieMittlere Datentechnik entworfen, dessen Elektronik Wanderer beim ComputerpionierHeinz Nixdorf entwickeln ließ. Infolge einer Unternehmenskrise wurde das Unternehmen 1967/8 schließlich an Nixdorf verkauft und bildete von nun an den industriellen Kern derNixdorf Computer AG. Entwicklung und Verkauf des Elektronischen Tischrechners CONTI wurde nach der Übernahme durch Nixdorf eingestellt.

Fahrräder mit dem Markennamen „Wanderer“ wurden seit 1998 wieder hergestellt. Seit 2006 geschah dies unter Federführung der Zwei plus zwei GmbH (Heute: Croozer GmbH) in Köln. Dort wurden die Fahrräder entwickelt, in Deutschland hergestellt und von ausgewählten Fachhändlern vertrieben. Die Wanderer-Werke AG traten dabei lediglich als Lizenzgeber für den Markennamen auf.
Ansonsten stellte sich die Wanderer-Werke AG 2008 als Finanzholding ohne eigenen Geschäftsbetrieb mit den SpartenPoststellen-Verwaltung (engl. „mailroom management“) (über eine 50,1-%-Beteiligung an der börsennotiertenBöwe-Systec-Gruppe), Kraftfahrzeugteile (Carl Kittel Autoteile GmbH, Kittel Supplier GmbH) und Verpackungsmaterialien (Karl Fislage GmbH & Co. KG, Merseburger Verpackung GmbH) dar. Zuletzt wurde der Konzern über zwei Jahrzehnte von Claus Gerckens geführt.[16]
Als sehr schwierig erwies es sich, dass große Teile des Unternehmens auf Kredit finanziert worden waren. Die Kredite wurden nicht nur von Banken, sondern auch zwischen den Unternehmenstöchtern vergeben. Als die Sparte Kraftfahrzeugteile im Zuge derAbsatzkrise der Automobilindustrie hohe Verluste einfuhr und sich gleichzeitig die Übernahme des US-Konkurrenten Bell & Howell durch die Böwe-Systec-Gruppe als Fehlinvestition herausstellte, ließen sich die Defizite nicht mehr auffangen, und die Wanderer-Gruppe brach Stück für Stück zusammen.[17][18][19] Das Insolvenzverfahren wurde im Juli 2010 eröffnet. Während die Sparte Verpackungen noch über einManagement-Buy-Out an eine Investorengemeinschaft[20] und Böwe Systec an diePossehl-Gruppe[21] verkauft werden konnten, musste der Bereich Kraftfahrzeugteile mit seinen rund 500 Mitarbeitern gänzlich schließen.[22] Nur die Fahrräder wurden bis März 2013 noch unter dem Markennamen Wanderer produziert, zuletzt von der Zwei plus zwei GmbH. Seit 2017 gehört die Domain www.wanderer.de derHercules GmbH aus Köln, die weiterhin unter dem Markennamen Wanderer Fahrräder vertreibt.
50.82058912.883003Koordinaten:50° 49′ 14,1″ N,12° 52′ 58,8″ O