Wanda Jakubowska

Wanda Jakubowska (*10. Oktober1907 inWarschau; †24. Februar1998 ebenda) war einepolnischeFilmregisseurin undWiderstandskämpferin gegen die deutsche Besatzung. Sie überlebte dasKZ Auschwitz und dasKZ Ravensbrück. Nach dem Krieg produzierte sie antifaschistische Filme, die vielfach ausgezeichnet wurden. Jakubowska gilt als eine der ersten weiblichen Filmregisseure der Welt.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Wanda Jakubowska wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen im Warschau der Zwischenkriegszeit auf. Sie absolvierte 1927 das Abitur an einem katholischenLyzeum des Ordens derUrsulinen und begann,Kunstgeschichte undPhilosophie zu studieren. Nach einigen Semestern wechselte sie Anfang der 30er Jahre zur Warschauer Filmschule, wo zu der Zeit die ersten Anfänge des polnischen Films gelehrt wurden.[1]
Jakubowska zählt zu den Pionieren des polnischen Films. Ihre ersten Regiearbeiten warenDokumentarfilme, darunter „Palast auf Rädern“ (1932), „Wir bauen“ (1934) und „Erwachen“ (1935).
Zum Zeitpunkt des deutschenÜberfalls auf Polen 1939 arbeitete sie an ihrem ersten Spielfilm „Am Njemen-Fluß“, nach dem gleichnamigen Roman der SchriftstellerinEliza Orzeskowa, einer Vertreterin des kritischen Realismus, die für die Frauen- und Judenemanzipation gekämpft hatte. Die Premiere, die für den 15. Sept. 1939 in Warschau geplant war, wurde durch die Belagerung Warschaus durch deutsche Truppen verhindert.[1]
Wanda Jakubowska engagiert sich in der polnischenkommunistischen Partei.[1] ImZweiten Weltkrieg engagierte sie sich im geheimen polnischen Widerstand und wurde 1942 von denNazis verhaftet. Sie wurde in das KonzentrationslagerAuschwitz deportiert und war bis 1945 dort interniert. Anschließend wurde in das Frauen-KonzentrationslagerRavensbrück überführt. Nach der Befreiung hielt sie sich zunächst in Berlin auf und ging dann zurück nach Polen. 1946 gehörte sie zu den ersten polnischen Filmemachern, die wieder mit der Filmarbeit begannen.[2]
1948 entstand ihr berühmtester Film, der ihre Erlebnisse in Auschwitz verarbeitete.[3] Ihr WerkDie letzte Etappe gilt bis heute als einer der herausragenden Filme über die Leiden der Menschen infaschistischen Konzentrationslagern.[4] Er wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; die Filmkritik bezeichnete ihn als „Mutter aller Filme über den Holocaust“.[5][6]
„Aus einer Fülle bezeugter Einzelschicksale fügt Wanda Jakubowska das realistische Bild eines Alltags zwischen Zwangsarbeit und Krankenbaracke, zwischen Todesandrohung und Lebenswillen. Sie zeigt die Grausamkeiten des Wachpersonals und die kalkulierte Massenvernichtung durch die SS. Doch im Angesicht stets rauchender Schornsteine gibt es auch Akte des Widerstands und der Solidarität unter den Frauen, die sich auf die Befreiung durch die Rote Armee vorbereiten.“[4]
Vor allem der dokumentarische Stil Jakubowskas lässt den Spielfilm fast wie ein Zeitdokument wirken. Die Beschäftigung mit dem Faschismus stand auch im weiteren Schaffen der Regisseurin oft im Mittelpunkt.[7]
Jakubowska gilt als eine der ersten weiblichen Filmregisseure der Welt und als Pionierin desAutorenfilms.[5] Von 1949 bis 1974 lehrte sie an derFilmhochschule Łódź.
Filmografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1932:Morze (Palast auf Rädern): erster 9-minütiger Dokumentarfilm
- 1934:Przebudzenie; Dokumentarfilm gemeinsam mitAleksander Ford
- 1934:Budujemy (Wir bauen)
- 1935:Erwachen
- 1937:Ulica Edisony
- 1946:Budujemy nowe wsie
- 1948:Die letzte Etappe; Regie und Drehbuch; Buch zus. mit Gerda Schneider, ehem.Auschwitz-Gefangene
- 1953:Żolnierz zwycięstwa
- 1955: Atlantische Erzählung (Opowieść atlantycka)
- 1957:Pożegnanie z diabłem
- 1958:Król Maciuś I
- 1960:Begegnung im Zwielicht (Spotkania w mroku)
- 1960: Eine Geschichte von heute (Historia współczesna)
- 1964: Das Ende unserer Welt (Koniec naszego świata)
- 1965:Gorąca linia
- 1972: 150 Stundenkilometer (150 na godzinę)
- 1979:Biały mazur
- 1986: Die Einladung (Zaproszenie)
- 1988:Kolory kochania
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Marek Haltof:Screening Auschwitz: Wanda Jakubowska's The Last Stage and the Politics of Commemoration. Northwestern University Press, 2018,ISBN 978-0-8101-3608-3,doi:10.2307/j.ctv3znz28.
- Ewa Mazierska:Wanda Jakubowska’s Cinema of Commitment. In:European Journal of Women's Studies 8 (2), 2001, S. 221–238.
- Monica Talarczyk:Wanda Jakubowska Revisited.Interdisciplinary Studies in Performance, Band 29, Peter Lang Verlag 2022,ISBN 978-3631868348.
- Kay Weniger:Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort vonPaul Spiegel. Metropol, Berlin 2008,ISBN 978-3-938690-10-9, S. 190.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wanda Jakubowska beiIMDb
- Porträt auf filmpolski.pl
- Jakuboska imMunzinger-Archiv
- Video:Ostatni Etap (Letzte Etappe, 1948) auf youtube
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcWanda Jakubowska. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 3. Januar 2025.
- ↑Wanda Jakubowska. In: filmportal.de. Abgerufen am 3. Januar 2025.
- ↑Ostatni etap – The Last Stage – Die letzte Etappe – von Wanda Jakubowska. Zukunft braucht Erinnerung, abgerufen am 20. Februar 2025.
- ↑abProgramm. Berlinale, abgerufen am 3. Januar 2025.
- ↑abMathilde Stansky: How Polish director Wanda Jakubowska used her own experience in Auschwitz to create ‘the mother of all Holocaust movies’. Abgerufen am 3. Januar 2025 (englisch).
- ↑Women Make Film: Wanda Jakubowska. Polnisches Institut Berlin, abgerufen am 3. Januar 2025.
- ↑Magdalena Saryusz-Wolska: Der erste Auschwitz-Spielfilm. „Die letzte Etappe“ der polnischen Regisseurin Wanda Jakubowska aus dem Jahr 1948. In: zeitgeschichte-online.de. 22. Februar 2020, abgerufen am 3. Januar 2025.
Personendaten | |
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NAME | Jakubowska, Wanda |
KURZBESCHREIBUNG | polnische Filmregisseurin |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1907 |
GEBURTSORT | Warschau |
STERBEDATUM | 24. Februar 1998 |
STERBEORT | Warschau |