Walter Mondale wuchs als Sohn des methodistischen Pfarrers Theodore Sigvaard Mondale und der Musiklehrerin Claribel Cowan im kleinen OrtElmore (Faribault County) im Süden von Minnesota auf. Seine Großeltern väterlicherseits waren aus Norwegen eingewandert.[2] Er absolvierte ein Studium der Politikwissenschaft amMacalester College inSaint Paul und derUniversity of Minnesota, das er 1951 mit dem Bachelorgrad abschloss. Da er sich den Besuch einerLaw School noch nicht leisten konnte, diente er zunächst zwei Jahre in derU.S. Army und war inFort Knox stationiert. Dank derG. I. Bill konnte er dann von 1953 bis 1956 an der University of MinnesotaJura studieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeitete er vier Jahre alsRechtsanwalt.[3]
Bereits als Student half Mondale 1948 im Wahlkampf des damaligen Bürgermeisters von Minneapolis,Hubert Humphrey von derDemocratic-Farmer-Labor Party (DFL), der anschließend Minnesota im US-Senat vertrat. Im Jahr 1958 war er Wahlkampfmanager fürGouverneurOrville Freeman. Dieser ernannte Mondale 1960 zumAttorney General (Justizminister und Generalstaatsanwalt) von Minnesota. Mit 32 Jahren war er der damals jüngste Attorney General eines US-Bundesstaats.
Als sein politischer Mentor Hubert Humphrey 1964 zum Vizepräsidenten der USA gewählt wurde, rückte Mondale als Vertreter Minnesotas in denUS-Senat nach. Er wurde 1966 und 1972 wiedergewählt. In seiner Funktion als Senator gehörte er 1967–68 dem Untersuchungsausschuss des Senates an, der sich mit demApollo-1-Unglück beschäftigte. Mondale war zu diesem Zeitpunkt ein Gegner derRaumfahrt und versuchte durch den Untersuchungsausschuss dasApollo-Programm zu stoppen.
1976 wurde er alsRunning Mate vonJimmy Carter zum US-Vizepräsidenten gewählt. Dieses Amt trat er am 20. Januar 1977 an. Carter und Mondale arbeiteten anders als ihre unmittelbaren Vorgänger –Gerald Ford undNelson Rockefeller – eng zusammen.[4] Bei derPräsidentschaftswahl 1980 wurde Mondale erneut als Kandidat für die Vizepräsidentschaft an der Seite Carters aufgestellt. Dieser verlor jedoch in einer deutlichen Entscheidung gegen denRepublikanerRonald Reagan. Mondales Amtszeit als Vizepräsident endete somit am 20. Januar 1981, sein Nachfolger wurdeGeorge H. W. Bush. Anschließend kehrte Mondale zurück zu seiner Tätigkeit alsRechtsanwalt.
DieDemokratische Partei nominierte ihn zu ihrem Kandidaten bei derPräsidentschaftswahl 1984; mitGeraldine Ferraro bewarb sich an seiner Seite erstmals eine Frau um die Vizepräsidentschaft. Mondale gilt als einer der am besten informierten Präsidentschaftskandidaten aller Zeiten und kündigte wegen des großenStaatsdefizits an, wer auch immer in der nächsten Legislaturperiode Präsident sei, werdeSteuern erhöhen müssen.[4] Der populäre Amtsinhaber Reagan versprach, ohne höhere Steuern ein ausgeglichenes Budget durch Wachstum zu erreichen, und behauptete sich so deutlich im Amt. Nur gut 40 Prozent der Wähler sprachen sich für Mondale aus, während Reagan knapp 59 Prozent verbuchen konnte. ImWahlmännergremium fiel die Entscheidung noch deutlicher aus, da Mondale lediglich in seinem Heimatstaat Minnesota und inWashington, D.C. die Stimmenmehrheit und damit 13 Wahlmännerstimmen erhielt. Reagan gewann in allen anderen 49 Bundesstaaten und damit eine Mehrheit von 525 der 538 Wahlmännerstimmen.
Mondale kam 2002 kurzfristig als Kandidat für den US-Senat wieder auf die politische Bühne zurück, nachdemPaul Wellstone bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Er verlor die Wahl in Minnesota aber mit 47,3 zu 49,5 Prozent gegen den RepublikanerNorm Coleman. Da er bereits bei den Präsidentschaftswahlen 1984 in allen Bundesstaaten außer Minnesota verloren hatte, machte diese Niederlage Mondale zum bisher einzigen Politiker einer großen Partei, der eine Wahl in allen 50 Bundesstaaten verloren hat.
Mondales Vorfahren kamen ausFjærland inNorwegen, woher – wie vielerorts in Westnorwegen – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren. Seine Urgroßeltern verließen Fjærland 1858 zusammen mit ihrem damals acht Jahre alten Sohn Ole, Mondales Großvater. Als sie sich in den USA niederließen, passten sie die Namensschreibweise an das Englische an. Den Nachnamen Mundal tragen auch heute noch die meisten Einwohner Fjærlands, die im Ortsteil Mundal wohnen.
Mondale reiste im Jahre 1986 in die Heimat seiner Vorfahren, um feierlich einen neuen Straßentunnel zu eröffnen, der Fjærland mit der nördlich gelegenen RegionJølster verbindet.
Jules Witcover:The American Vice Presidency: From Irrelevance to Power. Smithsonian Books, Washington, D. C. 2014,ISBN 978-1-58834-471-7, S. 429–443 (=42. Walter F. Mondale of Minnesota).
Walter F. Mondale & David Hage:The Good Fight: A Life in Liberal Politics. University of Minnesota Press, 2013;ISBN 978-0-8166-9166-1