Walter Kappe (*12. Januar1905 inAlfeld/Leine; †1944 an der Front) war ein deutscher Journalist und Nationalsozialist, der als Auswanderer in denUSA in den 1930er JahrenPropaganda und Spionage im Sinne derNSDAP betrieb, unter anderem als Chefredakteur derDeutschen Zeitung und als Propagandaleiter imAmerikadeutschen Bund („Bund“). Nach seiner Rückkehr nach Deutschland leitete er alsAbwehr-Offizier dasSabotage-Unternehmen Pastorius.
Walter Kappe wuchs in Deutschland auf und erlebte als Kind denErsten Weltkrieg und die Niederlage des Deutschen Reichs samt der folgenden Revolution. 1922 wurde er Mitglied im nationalistischenJungdeutschen Orden[1] und trat 1923 in dieNSDAP ein. Im März 1924 emigrierte Kappe nach Amerika.[2]
Im Oktober 1924 gründetenFritz Gissibl zusammen mit seinen Brüdern Peter und Andreas, Alfred Ex, Frank von Friedersdorff und Josef (Sepp) Schuster inDetroit dieNationalsozialistische Vereinigung Teutonia. Im Sommer 1925 freundete sich Kappe mit Fritz Gissibl an und wurde in der Teutonia aktiv, die unter den deutschen Immigranten in der Autoindustrie, davon viele ungelernte Arbeiter mit mangelnden englischen Sprachkenntnissen, um Unterstützung fürAdolf Hitler warb. Walter Kappe war Mitgründer[1] und Redakteur der deutschsprachigen Teutonia-ZeitungVorposten (Untertitelzeile: „Nachrichten der deutschen Freiheitsbewegung in den Vereinigten Staaten“), einem nach S. Diamond „schlecht geschriebenen“ Blatt,[2] in dem die Teutonia alle Probleme der Deutschen in Deutschland und im Ausland auf die „jüdische Internationale“ zurückführte, und die „Wahrheit über Deutschland“ verkündete.[2] Daneben arbeitete Kappe als Journalist für die deutschsprachigeAbendpost in Chicago und als Amerika-Korrespondent für denVölkischen Beobachter, das offizielle NSDAP-Blatt in Deutschland.[1] Zum 7. Oktober 1926 schloss er sich erneut der neu gegründeten NSDAP an (Mitgliedsnummer 45.199).[3]
Nach der „Machtergreifung“ 1933 wurde Kappe in der NSDAP auf Anweisung aus Deutschland zum Leiter der Abteilung Abwehr und Aufklärung USA benannt.[4] Von 1933 bis 1936 war Kappe Bundespressewart derFriends of New Germany („Freunde des Neuen Deutschland“), einer Vorläuferorganisation desAmerikadeutschen Bunds.[1] 1934 war Kappe Chefredakteur derDeutschen Zeitung (DZ) inNew York, des Verbandsorgans der Friends of New Germany, das als das Sprachrohr der Nationalsozialisten in Amerika galt. Kappe musste 1934 in einerKongress-Untersuchung (Investigation of Nazi Propaganda Activities…, 73. Kongress, 2. Sitzung.[5]) als Zeuge vor demHouse Committee on Un-American Activities (HUAC) aussagen und wurde vom jüdischen HUAC-VorsitzendenSamuel Dickstein befragt.[6]
Bis 1936 war Kappe schließlich „Hauptschriftleiter“ (Chefredakteur) desDeutschen Weckruf und Beobachters, der offiziellen Zeitung des Amerikadeutschen Bunds,[1] und gleichzeitig Pressewart des Bunds.[7] Kappe arbeitete neben seiner offiziellen Pressearbeit für die Bundesnachrichtenstelle (Bunaste) in derNSDAP/AO, dem Bund-Nachrichtendienst unter der Führung vonHeinz Spanknöbel. Nach dessen Flucht aus den USA fiel die Leitung der Bunaste vermutlich an Kappe.[4]
Kappe kehrte 1936[1] (nach anderen Angaben erst 1937[8]) nach Deutschland zurück und wurde 1937 zum Leiter der Presseabteilung desDeutschen Auslands-Instituts inStuttgart ernannt.[1] 1938 gründeten ehemalige Angehörigen des Amerikadeutschen Bundes und der Freunde des neuen Deutschland, die zurück nach Deutschland gekommen waren, unter der Führung von Fritz Gissibl dieKameradschaft USA (1941 in Amerikadeutsche Kameradschaft umbenannt) mit Sitz in den Räumen des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart. Gissibl arbeitete ebenfalls für das Institut, mit dem die Kameradschaft aber nur lose verbunden war.[9] 1939 – bei Beginn desZweiten Weltkriegs – wurde Kappe als Gefreiter zurWehrmacht eingezogen.[1] Im Januar 1941 übernahm Kappe offiziell die Führung der Kameradschaft USA, nachdem Gissibl 1940 nach Polen versetzt wurde.[10] 1941 versetzte die Wehrmacht Kappe nach Berlin zumAmt Ausland/Abwehr, Abteilung Abwehr II (Sabotage) beimOberkommando der Wehrmacht.[1] Sein Amt als Kameradschaftsführer behielt er trotz fast ständiger Abwesenheit nominell bei, praktisch wurde die Kameradschaft durch Joseph K. Leibl geleitet, einen Bundisten ausCleveland.[10]
Als Abwehr-Offizier im Rang einesOberleutnants leitete er 1941/42 dieSabotage-Operation „Pastorius“, bei dem deutsche Sabotagegruppen Anschläge auf amerikanischen Industriezentren begehen sollten, nachdem sie mit U-Booten an der Ostküste abgesetzt wurden. Kappe suchte geeignete Kandidaten in den Rückwanderer-Akten des Deutschen Auslands-Instituts aus und leitete formell deren Ausbildung. Während der Operation blieb er in Deutschland. Die Operation Pastorius war ein kompletter Fehlschlag: alle acht angelandeten Agenten wurden innerhalb von Tagen festgenommen, sechs wurden hingerichtet und zwei erhielten Haftstrafen. Kappe wird von seinen deutschamerikanischen Agenten in den Vernehmungsprotokollen desFBI als inkompetent für Fragen der Sabotage und Agentenarbeit beschrieben, der nur durch seine NSDAP-Verbindungen als „Alter Kämpfer“ mitGoldenem Parteiabzeichen reüssieren konnte.
1943 kommandierte ihn die Wehrmacht als „Kenner der amerikanischen Verhältnisse“ zurVolksdeutschen Mittelstelle der SS, wo er wahrscheinlich eine Richtlinie zur besonderen Behandlung von „deutschstämmigen Kriegsgefangenen aus Übersee“ ausarbeitete. 1944 fiel Kappe im Fronteinsatz.[1]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kappe, Walter |
| ALTERNATIVNAMEN | Kappe, Werner |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist, Nationalsozialist und Auslandsdeutscher in den USA |
| GEBURTSDATUM | 12. Januar 1905 |
| GEBURTSORT | Alfeld |
| STERBEDATUM | 1944 |