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Walter Baade

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Walter Baade

Wilhelm Heinrich Walter Baade (*24. März1893 inSchröttinghausen; †25. Juni1960 inGöttingen) war ein deutscherAstronom undAstrophysiker.

Leben

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Anfang der Karriere in Deutschland

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Walter Baade, Sohn eines Lehrers, wuchs in Schröttinghausen auf, wo sein Vater an der örtlichenVolksschule unterrichtete. Um dem Sohn den Besuch eines Gymnasiums zu ermöglichen, zog die Familie nachHerford. Am dortigenFriedrichs-Gymnasium legte Baade 1912 seine Reifeprüfung ab und studierteMathematik,Physik,Geophysik undAstronomie an den UniversitätenMünster undGöttingen. Eine angeborene Hüftbehinderung verhinderte den Militärdienst während desErsten Weltkriegs. 1919 promovierte er in Göttingen. Er erhielt eine Anstellung an derHamburger Sternwarte, wo er u. a. 1920 denAsteroidenHidalgo entdeckte.

Bei einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten im Jahre 1925, anlässlich der Beobachtung einerSonnenfinsternis, lernte erHarlow Shapley kennen, der ihm zu einemStipendium verhalf. 1926/27 arbeitete Baade amHarvard-College-Observatorium, amYerkes-Observatorium, amLick-Observatorium sowie amMount-Wilson-Observatorium und untersuchteSternhaufen undSpiralgalaxien.

Nach seiner Rückkehr nach Hamburg erhielt Baade im Januar 1928 den Ruf auf eine Professorenstelle und den Direktorposten desJenaer Observatoriums. Er lehnte ab, weil die gewünschte Ausstattung auch mit Hilfe derCarl-Zeiss-Stiftung nicht realisiert werden konnte.

Noch im selben Jahr wurde er an derUniversität Hamburg zum Hochschullehrer habilitiert. In seiner Antrittsvorlesung im Januar 1929 benutzte Baade den Begriff „Hauptnova“, in damaliger Zeit ein neues Konzept,[1] für die späterSupernova genannte Erscheinung.

Im gleichen Jahr heiratete er Johanna Bohlmann, die als technische Assistentin an derHamburger Sternwarte arbeitete.

1938 wurde er zum korrespondierenden Mitglied derGöttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] In den späten 1930er Jahren versuchte man, Baade als Direktor der Hamburger Sternwarte zu gewinnen, er wollte aber auf die günstigen Beobachtungsmöglichkeiten in Kalifornien nicht verzichten. 1942 wurdeOtto Heckmann Direktor der Hamburger Sternwarte.

Berufung an das Mount-Wilson-Observatorium

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Im Jahre 1931 hatte Baade nämlich eine Berufung an das Mount-Wilson-Observatorium erhalten. Später war er auch amMount-Palomar-Observatorium tätig. AlsRudolph Minkowski nach der Machtergreifung Hitlers Berufsverbot erhielt, holte ihn Walter Baade nach Kalifornien. Damit rettete Baade seinem Freund wahrscheinlich das Leben. Während desZweiten Weltkriegs wurden fast alle Astronomen des Mount Wilson zur Entwicklung von Waffensystemen abgezogen. Baade, der noch immer deutscher Staatsbürger war (man hatte ihm bei seiner Ankunft geraten, Deutscher zu bleiben, um das Institut international zu halten), war hiervon ausgenommen.

So hatte er fast unbegrenzte Beobachtungszeiten und infolge der angeordneten Verdunklung optimale Beobachtungsbedingungen. Durch die fotografische Untersuchung eines Typs vonveränderlichen Sternen, denCepheiden, in anderen Galaxien konnte er deren Entfernungen bestimmen. 1944 gelang Baade mit Hilfe eines 2,5-Meter-Spiegels erstmals die Auflösung der Kernregion desAndromedanebels in einzelne Sterne. 1952 stellte Baade fest, dass die Entfernungen zu den Galaxien mindestens doppelt so groß waren wie bis dahin angenommen wurde. Durch diese Revision desHubble-Parameters verdoppelten sich der Maßstab und das Alter desUniversums. Baade untersuchte die Strukturen derMilchstraße und entdeckte, dass unsere Galaxis ausSternen zweier unterschiedlicherPopulationen besteht. Durch die Beobachtung vonRR-Lyrae-Sternen bestimmte er den Abstand desSonnensystems vom Zentrum der Galaxis. Ebenfalls beschäftigte er sich mit der Identifikation verschiedener kosmischer Radioquellen mit optischen Objekten und fotografierte sie mit dem 5-Meter-Hale-Teleskop auf Mount Palomar.

Baadesches Fenster

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Das Baade’sche Fenster, Aufnahme der Skymapper-Kamera derRaumsonde Gaia. Die Aufnahme enthält ca. 2,8 Millionen Sterne.

Walter Baade fand 1951 dasBaade’sche Fenster. Es handelt sich um ein fast absorptionsfreies, circa 1/4 Quadratgrad (etwa Vollmondgröße) großesgalaktisches Fenster bei den galaktischen Koordinaten l = 0,9° und b = −3,9°. Im Sichtstrahl liegt hier das circa 30.000Lichtjahre entfernte Zentrum der Galaxis, was außerhalb des Baade’schen Fensters aufgrund der Absorption durch Staubwolken nicht sichtbar ist. Im Baade’schen Fenster liegt auch der KugelhaufenNGC 6522 in circa 20.000 Lichtjahren Abstand. Baade entdeckte Anfang der 1930er Jahre den Zentralstern desKrebsnebels, Pulsar PSR B0531+21, entstanden durch eineSupernova im Jahr 1054. Später, in den 1960er Jahren, erkannte man, dass dieser Stern einPulsar undNeutronenstern ist. Dieser Stern wird heuteBaades Stern genannt. Mit dem SchweizerFritz Zwicky prägte er den Begriff „Supernova“, als sie Novae beobachteten. Eine Nova in einer fernen Galaxie erschien ihnen gleichhell wie eine nahe gelegene in unserer Milchstraße. Die Energieabstrahlung der Nova der fernen Galaxie war also ungleich viel größer als die aus unserer Milchstraße.

Bronzeplatte auf dem Grab von Walter Baade

Die Entwicklung deskomafreien Spiegelteleskops geht auf intensive Gespräche und Anregungen zwischen Baade undBernhard Schmidt zurück, als sie 1929 zu einer Sonnenfinsternisexpedition auf die Philippinen reisten. Auch wird Baade als der „Urheber“ derEuropäischen Südsternwarte (ESO) angesehen.[3]

Donald E. Osterbrock, zuletzt Direktor des Lick-Observatoriums, traf Baade erstmals 1950 und war eingenommen, wenn nicht gar bezaubert (entranced), von seiner Persönlichkeit und seiner Art zu sprechen; er gab 40 Jahre nach dem Tod von Walter Baade die Biographie „Walter Baade – A Life in Astrophysics“ heraus.[1] Baade sei über seine außer Frage stehende Eignung hinaus „eine sehr angenehme und liebenswürdige Person“, so hatten ihn schon seine Göttinger Professoren gelegentlich seiner Bewerbung beimObservatorium Hamburg-Bergedorf gegenüber dem Direktor Schorr eingeführt. Eine immer wiederkehrende Beschreibung von Baade sei nämlich: „a very pleasant and amiable person“ (Osterbrock), zur Persönlichkeit s. auch.[4] Osterbrock betont, dass die Entdeckung der gesondertenSternpopulationen, anfänglich alter und junger Sterne, Baades größter Beitrag (1944) zur Astrophysik sei und damit das Forschungsgebiet Sternentwicklung und darüber hinaus eröffnete, wie auch schon Halton Arp in seinemNachruf von 1961 eindrucksvoll betonte: Baade selbst meinte, „Kosmogonie“ oder derUrsprung des Universums seien einer Lösung durchaus zugänglich.

Gedenktafel am Geburtsort

Ab 1951 war Baade korrespondierendes Mitglied derBayerischen Akademie der Wissenschaften.

Ruhestand

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Walter Baade wurde zu Ende Juni 1958 von derCarnegie Institution for Science in den Ruhestand versetzt, mit der Folge, dass er nicht mehr am großen 200-inch-Teleskop observieren durfte. Nun folgte er zum Semester 1958/59 einer länger schon bestehenden Einladung derHarvard University. Die ausgezeichnete Vorlesungsreihe mit vollständiger Behandlung der Struktur der Galaxien und Evolution der Sterne wurde nach seinem Tode mit dem TitelEvolution of Stars and Galaxies nach Aufzeichnungen herausgegeben.[5] Dieses Buch war sogleich weit verbreitet und ein großer Erfolg unter den Astronomen. Während fast zwei Jahrzehnten hatte es großen Einfluss auf die astronomische Forschung.[6]

Nach seiner Rückkehr aus Australien, wo Baade etwa ein Jahr an allen dortigen Universitäten Vorlesungen hielt, trug ihm 1959 die Universität Göttingen dieGauß-Professur an. 1960 verstarb Walter Baade nach einer Operation. Er wurde inBad Salzuflen beigesetzt, wo er mit seiner Frau den Lebensabend verbringen wollte.

Halton Arp schrieb für die Royal Astronomical Society of Canada denNachruf auf Walter Baade; Arp war sein Doktorand gewesen. Walter Baade hatte dieser wissenschaftlichen Gesellschaft als Ehrenmitglied angehört.

Gedenken

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Ende der 1990er Jahre wurde das Grab auf dem Obernbergfriedhof, kurz vor der Einebnung, auf Betreiben amerikanischer und deutscher Astronomen zum Ehrengrab auf Dauer eingerichtet.[7] Seit 2003 ziert eine Inschrift auf einer Bronzeplatte das Grab, die auf die Bedeutung seiner Leistung für die astronomische Wissenschaft hinweist. Hierfür spendeten nicht nur deutsche Bürger, sondern auch deutsche und amerikanische Astronomen aus Kalifornien, Arizona und Hawaii. Frau Gerda-Ilka Borgelt, Vorsitzende der Sternfreunde Bad Salzuflen, verfasste zum 110. Geburtstag einen Artikel über Walter Baade.[4] Im Jahr 2005 wurde die Schulsternwarte der Stadt Bad Salzuflen im Schulzentrum Lohfeld nach ihm benannt.[8] Seit Anfang Dezember 2007 befindet sich eine Gedenktafel an der ehemaligen, von ihm besuchtenDorfschule in Schröttinghausen (Preußisch Oldendorf).[9]

Ehrungen

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Walter Baade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. abDonald E. Osterbrock:Walter Baade – A Life in Astrophysics. Biografie. Princeton University Press, Princeton / Oxford 2001,ISBN 0-691-04936-X, S. 32.
  2. Holger Krahnke:Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (=Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 =Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3. Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001,ISBN 3-525-82516-1, S. 29.
  3. Die ESO feiert ihren 40. Geburtstag. (astronomie.de (Memento vom 14. Februar 2006 imInternet Archive))
  4. abGerda-Ilka Borgelt:Zum [110.] Geburtstag von Walter Baade.astronomie.de
  5. Cecilia Payne-Gaposchkin (Hrsg.): Walter Baade:Evolution of Stars and Galaxies. Harvard University Press, Cambridge MA 1963. Im Jahre 1975 erschien eine Taschenbuchausgabe.
  6. Donald E. Osterbrock:Walter Baade – A Life in Astrophysics. 2001, S. 197–199, 224.
  7. Ansgar Korte:Ein Denkmal für Waalter Baade.astronomie.de
  8. Walter-Baade-Sternwarte der Stadt Bad Salzuflen im Schulzentrum Lohfeld. erbege.de
  9. Andreas Hänel:Gedenktafel für den Astronomen Walter Baade enthüllt. suw-online.de
Personendaten
NAMEBaade, Walter
ALTERNATIVNAMENBaade, Wilhelm Heinrich Walter (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Astronom und Astrophysiker
GEBURTSDATUM24. März 1893
GEBURTSORTSchröttinghausen
STERBEDATUM25. Juni 1960
STERBEORTGöttingen
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